Obwohl Videospiele seit etlichen Jahrzehnten eine immense Entwicklung durchliefen, waren vor allem die Werke der 1980er-Jahre mit innovativen Ideen angereichert. An diese Zeit erinnert sich Entwicklerstudio Mossmouth und serviert uns fünfzig fiktive Spiele dieser Epoche.
Moment! Ihr fragt euch jetzt sicherlich, warum wir von fünfzig fiktiven Werken sprechen. Die Antwort ist schnell gefunden. Ufo 50, so der Titel der Videospielsammlung, ist eine Kollektion von fünfzig Spielen, die es damals gar nicht gegeben hat. Sie sind inspiriert von Arcade- und Konsolenklassikern und lassen die Epoche der 1980er-Jahre nochmals aufleben. Entwicklerstudio Mossmouth war sichtlich bemüht, einen umfassenden Überblick über das pionierartige Zeitalter zu bieten. Dass dabei nicht jedes Spiel anspricht, liegt an ganz unterschiedlichen Faktoren. In erster Linie setzen die Spiele allesamt auf eine zweckdienliche Steuerung, die zum verhältnismäßig rudimentären Gameplay passt. Hinzu kommt, dass nicht jedes Spiel trotz der überwiegenden Einfachheit der enthaltenen Werke direkt verständlich ist. Viele Mechanismen müssen zunächst einmal durchschaut und mit der Steuerung in Einklang gebracht werden. Noch dazu ist die erste Hälfte der 1980er-Jahre, genauer gesagt die Jahre 1983 bis 1985, geprägt vom sogenannten Video Game Crash. Möglicherweise haben sich die Entwickler diesen Umstand zum Vorbild genommen und die Qualität mancher Werke genau deshalb etwas reduziert. Dies ist aber nur eine reine Vermutung. Falls ihr in den 1980er-Jahren mit Arcade-, Heimcomputer- oder Konsolenspielen aufgewachsen seid, seht ihr das vielleicht ganz anders.
Inspiration durch namhafte Klassiker
Dominierend in der Videospielsammlung Ufo 50 sind vor allem actionlastige Titel, in denen ihr auf bewegliche Ziele feuern könnt. Ein Abenteuereinschlag ist hierbei aber nicht von der Hand zu weisen, denn so erinnern manche Spiele an Klassiker vom Nintendo Entertainment System wie zum Beispiel Metroid, Kid Icarus oder Blaster Master. Schon auf dem Titelbildschirm sagen die Entwickler, dass sie versucht haben, die Integrität der Vorbilder so weit es ihnen möglich war, zu erhalten. Dies ist ihnen in unseren Augen auch sehr gut gelungen, da sie hier und da eigene Ansätze verfolgen. Sprünge an die Decke oder mit Stacheln überzogene Walzen, die von unten alle Elemente auf dem Bildschirm zerstören, sind nur zwei Möglichkeiten, in denen das Gameplay vom Original abweicht. Mit an Bord sind auch Puzzlespiele, die uns tatsächlich noch mehr Spaß machen. Hier müssen wir immer gut überlegen, wie wir das Problem angehen. Unter anderem ist es hierbei unsere Aufgabe, als Koala diverse Blöcke in der richtigen Reihenfolge zu verschieben oder uns in der Rolle eines Chamäleons in der Umgebung zu tarnen, um nicht von Gegnern erwischt zu werden. Ein Spiel scheint sogar vom Handyklassiker schlechthin, namentlich Snake, inspiriert zu sein. Hier müssen wir schleimartige Kreaturen sammeln, verketten und aufpassen, dass Feinde uns nicht zu nahe kommen.
Unerwartete Überraschungen
Trotz allem stechen ein paar Titel heraus, die wir aufgrund des arcadelastigen Ansatzes nicht erwartet hätten. Unter anderem befindet sich ein Rollenspiel mit Westernsetting im Paket, das entfernt an eine Mischung aus Dragon Quest und Wild Arms erinnert. Trotzdem müssen wir in den Kämpfen im richtigen Moment agieren, um zu treffen. Ähnlich reaktionsfreudig geht es in einem Dungeon Crawler zu, in dem wir unseren Helden während der Kämpfe bewegen. Zu guter Letzt hat es noch ein Point-and-click-Adventure in die Sammlung geschafft. Untersuchen, Gegenstände verwenden und Rätsel lösen lautet hier die Devise. All das präsentiert sich in einem wunderbaren 8-Bit-Look, der allen voran an die Grafikleistung des Nintendo Entertainment Systems erinnert. Auch der Soundtrack mancher Spiele geht von der ersten Minute an ins Ohr – und bleibt da eine ganze Weile, abhängig davon, wie lange wir uns in den einzelnen Titeln verlieren. Der Großteil der Spiele bietet kurzweilige Action inklusive Bestenlisten, die leider nur offline funktionieren. Manchmal existiert auch ein Zwei-Spieler-Modus. Im Menü von Ufo 50 können wir die Titel dahingehend sogar sortieren oder unsere Favoriten markieren. Freischaltbare Erfolge motivieren dazu, auch die weniger spannenden Spiele etwas länger auszuprobieren. Für zusätzliche Atmosphäre sorgen fiktive Hintergründe zur Entwicklung der Spiele. Blödsinnig, aber in Anbetracht des Gesamtwerks schon irgendwie genial!
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Nintendo-Switch-Fassung): Seit etlichen Jahren nimmt die Retro-Welle Fahrt auf und ebbt seither auch gar nicht mehr ab. So gibt es etliche Videospielsammlungen bekannter Klassiker und auch neue Projekte, die auf ein altes Erscheinungsbild getrimmt sind, gibt es wie Sand am Meer. Dass ein Entwicklerstudio wie Mossmouth aber auf einmal eine Kollektion mit gleich fünfzig Spielen veröffentlicht, die es in dieser Form in den 1980er-Jahren gar nicht gab, ist ein Novum in der Branche. Mir gefällt diese Idee sehr gut und einige dieser Spiele, die vor allem dem Action- und Puzzlebereich zuzuschreiben sind, motivieren mich langfristig. Es macht Spaß, kleine Rätsel zu lösen oder meine Reaktionsfähigkeit unter Beweis zu stellen, um auf Bestenlisten zu landen. Leider funktioniert das nur offline – dabei hätte ich mich so gerne mit Online-Freunden gemessen. Auch die beiden Ausflüge ins Rollenspiel- oder Point-and-click-Adventure-Genre gefallen mir sehr gut. Mit allen Spielen kann ich aber tatsächlich nichts anfangen, da sich mir manchmal einfach nicht das Regelwerk erschließen will oder das Gameplay für meinen Geschmack dann doch etwas zu stumpf ist. Trotzdem bietet Ufo 50 im Großen und Ganzen sehr viel Abwechslung – und da Geschmäcker bekanntlich verschieden sind, wird da wohl jeder seine eigenen Favoriten finden und damit jede Menge Freude haben.
Vielen Dank an Mossmouth für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Ufo 50!