Review: Artis Impact

Wem nach einem schnellen Einstieg in ein Rollenspiel ist, sich nicht mit einem tiefgründigen Kampfsystem auseinandersetzen möchte und auch noch eine gewisse Cyberpunk-Atmosphäre inhalieren will, sollte sich unbedingt einmal das im Retro-Stil gehaltene Artis Impact ansehen.

Es ist nicht unüblich, dass Rollenspiele auf eine ellenlange Exposition setzen, um in die Story mit ihren meist vielschichtigen Handlungsfiguren einzuführen. Das ist oft ermüdend und lässt das Spiel nur schwerlich in die Gänge kommen. Ob dies nun nötig ist oder nicht, sei an dieser Stelle einmal dahingestellt. Es gibt jedoch auch Spiele, die auf eine große Einführung pfeifen und uns direkt ins Spiel werfen. Artis Impact ist ein solches Spiel, denn ein lautes Geräusch in der Nacht lässt unsere Spielfigur Akane im Bett erwachen und nach dem Rechten sehen. Eine künstliche Intelligenz ist außer Kontrolle geraten und muss besänftigt werden – mit unserem Schwert, versteht sich. Angesiedelt ist Artis Impact in einer Cyberpunk-Welt nicht unähnlich zu Titeln wie dem Klassiker Deus Ex oder das zunächst von Problem geplagte, dann aber zu einem der besten Spiele aller Zeiten avancierten Cyberpunk 2077. Hier und da gibt es zwar ein paar Hinweistafeln, aber grundsätzlich lässt das Spiel viele Fragen offen. Wir müssen das, was uns die Entwickler in Rollenspielform servieren, akzeptieren und genießen. Obwohl dies anfänglich vielleicht etwas ungewohnt ist, funktioniert die Auseinandersetzung mit dem Szenario von Minute zu Minute besser. Wir stellen unsere Fragen zurück und lassen die Handlung einfach auf uns wirken. Das ist keineswegs perfekt, funktioniert aber überraschend gut.

Grobe Gameplay-Schnitzer

Beim Gameplay unterscheidet sich Artis Impact nicht großartig von anderen Vertretern des Rollenspielgenres. Wir unterhalten uns mit Stadtbewohnern, lösen verschiedene Aufgaben, heimsen Belohnungen ein und bekämpfen in einem rundenbasierten Kampfsystem allerhand Gegner. So greifen wir an, nutzen Spielfähigkeiten oder wehren bevorstehende Angriffe ab. Letzteres kann hilfreich sein, um zu verschnaufen. Unterstützung erhalten wir von einer als Bot bezeichnenden Maschine, die uns nicht nur Tipps während des Abenteuers gibt, sondern auch nützliche Funktionen im Kampf einnimmt. Beispielsweise kann sie unsere Wunden jede Runde heilen. Allzu anspruchsvoll sind die Kämpfe allerdings nicht, denn taktisches Überlegen ist nur bedingt gefordert. Für besiegte Feinde erhalten wir nicht nur Items, sondern auch Erfahrungspunkte, die uns im Level aufsteigen lassen. Allerdings kann es schnell zu überraschend unfairen Kämpfen gegen normale Feinde und Bossgegner kommen. Da die Autosave-Funktion für unseren Geschmack zu selten zum Einsatz kommt und Speicherstationen echt rar gesät sind, kann das mitunter zu Frust führen, wenn wir minutenlange Storysequenzen noch einmal über uns ergehen lassen sollen. Bei der Entwicklung hätte dieser Umstand definitiv auffallen müssen. Ein Glück, dass viele andere Eigenschaften des Spiels dies ausgleichen.

Technisch gelungener Retro-Anstrich

In technischer Hinsicht ist Artis Impact trotz zahlreicher Anleihen an Retro-Titeln von Anfang bis Ende gelungen. Beispielsweise geht die Bedienung kinderleicht von der Hand. Nicht nur lässt sich Akane intuitiv durch die Umgebungen lenken, auch die Menüführung ist mit ihrem simplen Design leicht durchschaubar. Das Spiel erinnert auch hier stark an Rollenspiele der 1990er-Jahre, die noch ohne viel Firlefanz drumherum auskommen. Einzigartig ist in jedem Falle der Grafikstil des Spiels. Dies liegt vor allem daran, dass die Umgebungsgrafiken laut Entwicklerangaben allesamt handgezeichnet sind. Ob dies wirklich den Tatsachen entspricht, können wir nicht zweifelsfrei sagen, doch durch die Digitalisierung in Pixelform sieht all das wirklich fantastisch aus. Nicht nur sind die abwechslungsreich gestalteten Umgebungen wie Seitenstraßen oder Waldstücke sofort wiedererkennbar, auch kleine Details wie Lichtschalter, Rauchschwaden und dergleichen springen sofort ins Auge. Das Spiel ist gut lesbar. Ebenfalls gelungen sind die Animationen, die sehr flüssig wirken und zum relativ flotten Spielgefühl passen. Hinzu kommt ein angenehmer Soundtrack, der die meist beruhigende, in manchen Fällen aber auch bedrohliche Stimmung wunderbar zur Geltung bringt. Trotz des einen oder anderen Gameplay-Schnitzers kann Artis Impact in dieser Hinsicht überzeugen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit: Artis Impact ist in seiner Form ein eher schlichtes Rollenspiel, wie es sie in den 1990er-Jahren zuhauf gab. Auch wenn einige Spieler damit heute weniger anfangen können, so habe ich einen Gefallen daran gefunden. Es macht Spaß, die Cyberpunk-Spielwelt zu erkunden, gegen Gegner zu kämpfen und Akane peu à peu zu verbessern. Nicht ganz unschuldig daran sind die verspielten Pixel-Grafiken, die flüssigen Animationen und der Soundtrack, der die meist ruhige Atmosphäre hervorragend wiedergibt. Schade finde ich jedoch, dass es beim Gameplay eine Handvoll grober Schnitzer gibt, die den Spaß mindern. Beispielsweise habe ich das Gefühl, dass ich aufgrund der wirklich kurzen Exposition zu schnell in Gebiete laufe, in denen normale Feinde oder Bossgegner einfach viel zu stark sind. Da die Autosave-Funktion ebenfalls nicht oft genug greift und Speicherstationen im Allgemeinen viel zu selten auftreten, sorgt das zunehmend für Frust. Trotzdem würde ich Genrefans, sollten sie über diese Defizite hinwegsehen können, dennoch zu Artis Impact raten, da das Spiel mit seiner Präsentation und seiner ansonsten sehr guten Spielbarkeit nämlich vieles richtig macht.

Vielen Dank an Feuxon für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Artis Impact!

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