Ein Jahr bevor Martial-Arts-Legende Zhēn Zǐdān alias Donnie Yen seine ikonische Rolle in Ip Man übernahm, mimte er 2007 in Flash Point einen Polizisten auf Verbrecherjagd. Gepaart mit einer Handvoll Martial-Arts-Sequenzen bleibt der generische Filme aber zu bodenständig.
Angesiedelt ist der Actionfilm Flash Point von Regisseur Yé Wěixìn im Jahr 1997. Handlungsort ist die Hafenstadt Hongkong, aber noch bevor sie an die Volksrepublik China zurückgegeben wurde. Dementsprechend muss es sich natürlich um einen Sündenpfuhl handeln, in dem mächtig aufgeräumt wird. Anderthalb Stunden lang darf der Zuschauer deshalb an der Seite von Polizist Mǎ Jūn Verbrecher jagen. Das soll besonders deshalb spannend sein, da Mǎ sich regelmäßig über das Gesetz erhebt und Verletzte und Tote in Kauf nimmt, um den Ganoven das Handwerk zu legen. Deshalb rasselt er ständig mit der Dienstaufsichtsbehörde aneinander, die ihn als Strafe zeitweise zur Polizeikapelle versetzt. Dort terrorisiert er dann wiederum seine Kollegen, die einfach nicht perfekt auf den Instrumenten spielen können. Trotz dieser absurden Handlungsbögen gelingt es dem Film stets zum elementaren Erzählstrang zurückzukehren. Mit seinem Kollegen Huá Shēng ermittelt Mǎ gegen einen vietnamesischen Drogenschmuggelring. Um an die kriminellen Subjekte heranzukommen, wurde Huá schon vor einer ganzen Weile in das Syndikat als Maulwurf eingeschleust. Mǎ und Huá stehen kurz davor, den finalen Schlag gegen die Verbrecher durchzuführen, sie vor Gericht zu zerren und ein für alle Mal ins Gefängnis zu stecken, doch dann wird der Maulwurf als solcher entlarvt.
Generisch, klischeebehaftet und langatmig
Flash Point aus dem Jahr 2007 erzählt eine Geschichte, die absolut generisch und zu alledem klischeebehaftet ist. Sie spielt mit etlichen Motiven, die so schon Jahrzehnte vorher deutlich besser inszeniert wurden. Problematisch ist auch, dass sich die Story unfassbar langsam entfaltet, was den Zuschauer streckenweise zum Gähnen bringt. Während es am Anfang noch ein interessanter Ansatz ist, herauszufinden, wie Polizeiarbeit und Verbrechen miteinander verknüpft sind, zieht sich der Film gerade im Mittelteil wie alter Kaugummi, der kurz davor ist, zu reißen. Abseits von Huás Enthüllung für den Zuschauer kann in Yés Werk wirklich nichts überraschen. Die Verbrecher machen auf cool und die Polizisten auf witzig, doch keine der beiden Seiten verkörpert diese Ansätze glaubhaft. Gut, in letzterem Falle könnte die mittelprächtige deutsche Synchronregie einen nicht unerheblichen Beitrag geleistet haben, aber bis auf ein oder zwei flotte Sprüche entlocken uns die wenigen weiteren Gags des Films kein Lächeln oder gar Lachen. Stellenweise dürfte sich der Zuschauer fragen, was er sich da gerade antut. Nicht unschuldig daran sind auch die Dialoge, die trocken bleiben und bis auf ganz wenige Ausnahmen jegliche Dynamik zwischen den Schauspielern vermissen lassen. Lediglich Gǔ Tiānlè alias Louis Koo und Donnie Yen wissen am Ende ansatzweise zu überzeugen.
Knauserig mit Ballereien und Schlägereien
Mitunter haben Filme mit Martial-Arts-Inhalten öfters Längen, die es zu überbrücken gilt. So glänzen selbst in weniger spannenden Werken aber immer noch die Kampfszenen. Obwohl Flash Point als Actionfilm gilt, ist die Action aber reichlich unterpräsent. Es kommt zwar regelmäßig zu kleinen Schlägereien, aber enden diese so abrupt, wie sie angefangen haben. Auf der einen Seite ist es durchaus als positiv zu betrachten, dass diese Sequenzen in den allermeisten Fällen nicht so überdreht inszeniert sind. Auf der anderen Seite hätte aber gerade dies dem Film gut getan, um die maue Handlung zu kaschieren. Einzig und allein im groß angelehnten Finale wird etwas mehr geballert. Auch fliegen hier mal die Fäuste länger als eine Minute am Stück. Das ist dann aber auch die einzige gute Stelle im Film. Wer nach anderthalb Stunden Langeweile aber immer noch Lust auf Hintergrundinformationen hat, kann sich im Bonusmaterial der Blu-ray-Fassung satte zweieinhalb Stunden anhören und ansehen, warum der Film ja doch so krass sein soll. Das hat den bitteren Beigeschmack, dass der Herausgeber dem Zuschauer schlussendlich doch irgendeinen Mehrwert geben musste. Selbst für die größten Donnie-Yen-Fans ist das alles nur eine Zumutung. Ulkigerweise hat der Regisseur ein Jahr später mit Ip Man bewiesen, dass doch noch nicht Hopfen und Malz bei ihm verloren ist.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): In den 2000er-Jahren war Donnie Yen für seine Rollen in Martial-Arts-Filmen gleichermaßen beliebt wie gefragt. Flash Point dürfte aber einer der Filme sein, die der steilen Karriere der Martial-Arts-Legende einen Knacks verpasst haben. Weder inhaltlich noch inszenatorisch ist diesem Film irgendetwas abzugewinnen. Die Story ist generisch und mit Klischees durchzogen. Selbst der Humor kann, zumindest in der deutschen Synchronisation, absolut nicht punkten und bleibt zu sehr gewollt. Nicht einmal die viel zu kurzen Actionszenen helfen dabei, diese gravierenden Defizite zu kaschieren. Immerhin bietet die Blu-ray-Fassung des Films über zweieinhalb Stunden Bonusmaterial, was in Anbetracht des mauen Gesamtpakets aber eher eine Zumutung ist. Flash Point ist ein Film, den selbst die größten Donnie-Yen-Fans getrost überspringen können.
Vielen Dank an Plaion Pictures für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Flash Point!