Review: Kirby und das magische Garn

Kirby-Spiele stehen nicht gerade dafür ein, dass sie mit einem hohen Schwierigkeitsgrad daher kommen. Diese Tradition bricht auch Kirby und das magische Garn nicht. Entwickler Good-Feel hat sich bei diesem Spiel allerdings einen neuen Stil ausgedacht, mit dem uns der Edelknödel ab der ersten Minute an bezaubert.

Als Kirby eines Tages durch das Dream Land schlendert und eine Metamomate aufsaugen möchte, erregt er das Ärgernis eines gemeinen Zauberers namens Grimmgarn. Dieser ist wütend und transportiert den kugelrunden Helden durch eine magische Socke in das sogenannte Stoffland. Kurz nach seiner Ankunft trifft Kirby auf Prinz Plüsch. Obwohl Kirby am liebsten wieder sofort zurück nach Hause möchte, hilft er seinem neuen Freund bei dessen Problemen. Das Stoffland wurde in mehrere Stücke zerrissen. Die magischen Fäden, welche das Stoffland zusammenhalten, sind nun im Besitz hinterhältiger Kreaturen. Gemeinsam brechen sie auf, um die fiesen Bossgegner wie einem feuerspeienden Drachen, einem riesigen Kraken oder einem kürbisköpfigen Showmaster, zu besiegen und das Stoffland wieder zusammen zuflicken. Indessen sorgt Grimmgarn im Dream Land für Aufsehen. König Dedede und Meta-Knight treffen auf ihren neuen Feind, mit dem sie sich konfrontiert fühlen dürfen. Das Schicksal zweier Welten steht zwar auf dem Spiel, doch bleibt die Geschichte, die durch einen deutschsprachigen und sehr sympathischen Erzähler geschildert wird, eher verdeckt im Hintergrund. Auch in diesem Spiel aus dem Hause Nintendo zählt zuerst das Gameplay!

Kirby, der Fallschirmspringer

In Kirby und das magische Garn können wir nicht wie aus früheren Teilen der Serie gewohnt unsere Gegner auf Knopfdruck einsaugen und ihre Fähigkeiten erlernen. Stattdessen besteht auch unser Held Kirby aus diversen Fäden, mit denen er sich seine Feinde krallen kann, um diese zu einem kleinen Wollball zusammen zu spinnen, um diese wiederum anschließend auf Gegner zuwerfen oder Blöcke zu zerstören. Von Haus aus verfügt der Edelknödel nun auch über drei Fähigkeiten, wie die Gabe sich in einen Sportflitzer zu verwandeln. So sind Abgründe schnell überwunden und wird es doch einmal brenzlig, kann sich Kirby einfach in einen Fallschirm verwandeln, um langsam aber sich auf die entfernte Plattform zu gelangen. Entdecken wir einen geheimen Raum unter Kirbys Füßen, der mit einer Decke aus Blöcken gesegnet ist, verwandeln wir Kirby einfach in ein Gewicht und lassen uns auf die Blöcke fallen. Im größten Teil der hübsch designten Levels erwarten uns auch noch weitere Verwandlungsmöglichkeiten. Haben wir mit dem rosafarbenen Etwas die Gestalt eines Feuerwehrautos angenommen, dürfen wir Brände löschen und Edelsteine vom Himmel putzen. Später dürfen wir Kirby auch noch in ein Ufo, ein Flugzeug, einen Delfin und sogar in einen surfenden Pinguin verwandeln. Abwechslung wird hier großgeschrieben!

Kirby, der Wohnungseigentümer

Zu Beginn des Spiels landen wir in der Stadt Filzingen. Dort angekommen, dürfen wir uns in einer Wohnung einnisten. In jedem Level sind zwei Möbelstücke gut versteckt. Finden wir ein solches Möbelstück, dürfen wir es später frei in unserer Wohnung platzieren. Einen Nutzen ziehen wir daraus nicht, doch die Spielerei entschlackt den Alltag und wir fühlen uns schon bald richtig heimisch im Stoffland. In Filzingen entdecken wir schon bald den Stoff- und den Möbelladen. Während wir uns im Stoffladen – wie könnte es auch anders sein – mit neuen Stoffen eindecken, welche die Rolle des Fußboden und der Tapete einnehmen, erwerben wir im Möbelladen neue Möbelstücke, wie Schränke oder Fernsehgeräte. Je weiter wir ins Spiel vorrücken, desto größer wird das Wohnheim und mehr Wohnungen stehen zur Verfügung. Um neue Mieter anzulocken, dürfen wir bestimmte Möbelstücke an vordefinierten Stellen platzieren. Die neuen Bewohner des Hauses erteilen uns dann wiederum Nebenaufträge, für die neue Stoffe als Belohnung winken. So dürfen wir in abgetrennten Gebieten der jeweiligen Spielabschnitte eine gewisse Anzahl an Perlen einsammeln, ein Wettrennen durch das Level veranstalten, fünf bestimmte Charaktere suchen oder eine bekannte Anzahl an Gegnern in einer bestimmten Zeit besiegen. Diese Aufgaben sind allerdings nur Nebensache – ob wir sie nun absolvieren oder nicht, hat keine Auswirkungen auf das eigentliche Spielerlebnis.

Kirby, der Fädenzieher

Der Stil des Spiels gehört zu den schönsten der letzten Jahre. Kaum ein anderes Spiel weiß so zu überzeugen, wie Kirby und das magische Garn. Alles wirkt wie aus einem Guss und bietet die gewohnte Abwechslung. Das freundliche Grasland, das feurige Hitzland, das kunterbunte Hurraland und das futuristische Kosmoland sind nur eine kleine Auswahl und zeigen gut, dass es uns auf unserer Reise durch das Stoffland niemals langweilig wird, zumal auch jeder Level in den abwechslungsreichen Welten ebenfalls große Unterschiede mit sich bringt. In einem Level hängen wir uns beispielsweise an eine fliegende Pusteblume und in einem anderen Spielabschnitt reißen wir einem Teddy die Fäden aus. Zudem überzeugt das Spiel mit einem bezaubernden und zugleich charmanten Soundtrack, den wir so nur selten erlebt haben. Wir können durchaus behaupten, dass sich die Melodien mit denen eines Super Mario Galaxy messen können. Die Bedienung erfolgt bei Kirby und das magische Garn ausnahmslos über die Wii Remote. Der Nunchuck oder der Classic Controller wird leider nicht unterstützt, doch das macht nichts. Die Steuerung geht butterweich von der Hand und funktioniert zu jeder Zeit sehr gut, auch an den kniffligen Stellen des Spiels.

Kirby, das Leichtgewicht

Grundsätzlich überzeugt Kirby und das magische Garn auf voller Linie, wäre da nicht der viel zu leichte Schwierigkeitsgrad. So wird auf eine Lebensenergieanzeige komplett verzichtet. Fällt Kirby mal in einen Graben, wird er von Angie (damit ist glücklicherweise nicht unsere Kanzlerin gemeint), einem Engel, wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Bestraft werden wir trotzdem, denn fallen wir in einen Abgrund oder werden wir von einem Gegner in irgendeiner Weise getroffen, verlieren wir einige Perlen, die wir im jeweiligen Level bereits sammeln durften. Spielentscheidend ist auch dieses Element nicht, doch wenn wir mit einer ausreichenden Anzahl an Perlen die Zielglocke läuten, können wir je nachdem mit einer Bronze-, Silber- oder Goldmedaille punkten. Außerdem kosten neue Stoffe und Möbelstücke ebenfalls Perlen. Wer also eine möglichst heimelige Wohnung besitzen möchte, stellt gerne neue Rekorde auf und trotzt allen Gefahren. Obwohl dieser zu leichte Schwierigkeitsgrad gegen den Kauf des Spiels sprechen würde, können wir euch trotzdem raten, das Spiel einmal anzuspielen. Wer sich einmal in den knuddeligen Look des Spiels verliebt hat, möchte den Controller so schnell nicht mehr aus der Hand geben!

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit: Seitdem ich mich für Videospiele interessiere, stellten diese für mich auch schon immer eine Herausforderung dar. Ich möchte in einem Spiel an meine Grenzen getrieben werden und möglichst schwierige beziehungsweise knifflige Passagen meistern. Diese gibt es auch in Kirby und das magische Garn, doch kommen sie meiner Meinung nach zu wenig und dann meistens auch nur in den Nebenaufgaben vor. Trotzdem hat mich das Spiel auf ganzer Linie überzeugen können. Der süße und zugleich verspielte Stil des Titels ist den Entwicklern unglaublich gut gelungen. In jedem Spielabschnitt entdecke ich innovative Ideen, die es zwar schon mal gab, aber in dieser Form noch nicht umgesetzt wurden. Dazu kommt der wirklich herausragende Soundtrack, der mich in jedem Level bei Laune hält. Selten hat mich ein Spiel in den letzten Jahren so begeistert, wie Kirby und das magische Garn. Da vergesse ich gerne, dass das Spiel viel zu leicht geraten ist – allerdings bemängle ich diese Tatsache an dem Titel auch. Ist es denn so schwer, optionale Schwierigkeitsgrade anzubieten? Nintendo predigt doch immer wieder, dass sie jeden Spielertypen ansprechen wollen – auf der anderen Seite arbeiten sie nur wenig daran. Ich hoffe wirklich, dass das in den nächsten Jahren mal besser wird. Bis dahin erledige ich auch vielleicht mal die restlichen Nebenaufgaben, denn bis auf den einen oder anderen Stoff habe ich das Stoffland rauf und runter komplett erforscht – und auch das schaffen bei mir nur wenige Titel zu erreichen. Wer den Edelknödel Kirby mag, sollte unbedingt einen Blick riskieren!

Vielen Dank an Nintendo für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

4 Kommentare zu “Review: Kirby und das magische Garn

  1. Sehr gut geschrieben, Eric.
    Was den optionalen Schwierigkeitsgrad angeht: In Kirby’s Dreamland (Game Boy) gab es sehr wohl einen erhöhten, im Normalfall nach erstmaligen Durchspielens des Titels, Schwierigkeitsgrad. Sieh dir den ruhig mal an, LEICHT ist das „zweite Abenteuer“ bei Kirby’s Dreamland nämlich in keinem Fall. 😉 Es gibt deutlich mehr Gegner als auch andere Angriffsmuster derselben.

    Natürlich kannst du auch direkt im schweren Abenteuer aka „EXTRA GAME“ starten, indem du im Titelbildschirm auf einmal drückst.

    • @Odin
      Vielen Dank für diesen Vorschlag. Kirby’s Dreamland habe ich damals zwar durchgespielt, aber nicht im zweiten Durchlauf. Sollte das Spiel demnächst auch mal für die Virutal Console des Nintendo 3DS erscheinen, werde ich das unbedingt mal ausprobieren müssen! ^^

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