Review: Kickers (Gesamtausgabe)

Vor vielen Jahren gab es eine Zeit, in der auf RTL 2 noch viele Animes der alten Schule ausgestrahlt wurden. In dieser längst vergangenen Zeit haben sich auch die Kickers in die Herzen vieler Fußballfreunde und Anime-Fans geschlichen, doch auch heute noch vermittelt diese klassische Serie wichtige Werte, die wir nie vergessen dürfen.

Die Handlung der sechsundzwanzigteiligen Serie setzt ein, wo der junge Fußballer Gregor mit seiner Familie in die Stadt zieht. An seiner neuen Schule angekommen, möchte er sich auch gleich der hiesigen Fußballmannschaft anschließen – den Kickers. Diese sind allerdings alles andere als gut, nicht sonderlich motiviert und am Training eindeutig desinteressiert. Kapitän und Torwart der Kickers Mario steht kurz davor, das Handtuch zu werfen. Gregor schafft es, in den Köpfen der munteren Truppe neuen Kampfgeist zu wecken. Fortan trainieren sie jeden Morgen und jeden Abend, um ihre Stärke zu verbessern und ihre Techniken zu verfeinern. Schon bald treten sie gegen verschiedene Mannschaften an, um ihren Namen reinzuwaschen, später gar an einem großen Turnier der besten Teams teilzunehmen. Meistens verhält es sich dann so, dass ihre Gegner eine Spezialtechnik gemeistert haben, welche sie zunächst erkennen müssen, um anschließend Fehler auszumerzen, um das Spiel noch gewinnen zu können. So müssen die Kickers unter anderem den Teufelsdreier der Teufel durchschauen oder sich gegen ein Team durchsetzen, dass die Taktiken der Kickers im Voraus mittels Computer vorberechnen konnte. Die Nebenhandlungen (in den meist abgeschlossenen, circa dreiundzwanzigminütigen Episoden) sind ebenfalls durchaus sehenswert. So gibt es neue Kameraden, die das Zusammenspiel nicht ganz so ernst nehmen und auch (sehr sanfte) Liebesgeschichten zwischen Mario und Gregors Schwester Elsa sind nicht ausgeschlossen.

Verkörperung von wichtigen Werten

Viel wichtiger sind aber die Aussagen, die uns die Serie näherbringen möchte. Die Geschichte vermittelt in erster Linie die Freundschaft untereinander, dass man zu seinen Freunden stehen soll und sich gemeinsam für eine gute Sache entscheidet. Aber auch, dass man Spaß am Sport haben und immer fair spielen soll, ist eine der wichtigsten Kernaussagen des Animes. Auf lustige Art und Weise werden uns diese Informationen übermittelt, denn witziger könnten die Charaktere nicht ausfallen. Der muntere Gregor, der Vielfraß Sascha, die liebreizende Conny oder auch ihr zielorientierter Bruder Victor tragen zum heiteren Gesamtbild der Geschichte bei. Bei den Namen der Persönlichkeiten fällt übrigens direkt auf, dass man die Charaktere im Gegensatz zur japanischen Originalfassung umbenannt hat. Aus Masaru wurde Mario, aus Hideo Tino und aus Shinsuke entstand in der deutschen Fassung Benjamin. Bei der Aussprache orientierten sich die Übersetzer allerdings entweder beim deutschen Pendant (am Beispiel von Sascha) oder fügten einen englischen Akzent (als Beispiel nennen wir hier Gregor) hinzu. Für jüngere (deutschsprachige) Zuschauer ist das natürlich eine Erleichterung, Fans des Originals stoßen bitter auf, zumal nur die deutsche Tonspur auf den insgesamt vier DVDs enthalten ist. Eine japanische Sprachausgabe sucht man vergebens, selbst deutsche Untertitel haben es nicht auf die Datenträger geschafft. Hörgeschädigte werden mit der Gesamtausgabe der Kickers nicht glücklich werden.

Eine klasse Serie mit Mängeln

Bonusmaterial findet man ebenfalls nicht in dieser Kollektion, nur einige Trailer zu diversen Animes wie Ranma ½ haben ihren Weg auf die DVDs gefunden – ein schwacher Trost. Die Qualität der Synchronisation befindet sich auf einem guten Mittelmaß, altersbedingt gibt es hier und da ein paar (kleinere) Aussetzer. Die Synchronsprecher wurden gut gewählt und passen zu den ihnen zugewiesenen Rollen. Unverzeihbar ist nur, dass selbst Synchronstimmen von wichtigen Protagonisten wie Victor, Sascha, Philipp oder Tinos Vater auch für andere Nebencharaktere genutzt werden – oft sogar in ein und derselben Episode. Das kostet Punkte bei der Atmosphäre. Die Bildqualität ist ebenfalls nicht gerade das Gelbe vom Ei, gelegentlich gibt es ein paar Aussetzer bei der Wiedergabe in Form von Schlieren, die man sonst nur noch von alten VHS-Kassetten kennt. Eine digitale Überarbeitung fand bei dieser Serie nicht statt. Das mag Nichtkennern missfallen, doch Kenner früherer Fernsehausstrahlungen möchten die Serie vielleicht nicht anders aufnehmen. Übrigens wird die Gesamtausgabe in einer schicken Box geliefert, die mit einer dicken Pappe sehr robust wirkt. Die einzelnen DVDs befinden sich sogar in den üblichen DVD-Schachteln, wie man sie sonst nur von Kinofilmen her kennt. Jede DVD wird mit einem Wendecover ohne FSK-Logo geliefert, die eigentliche Box weist dieses Manko erst gar nicht vor und kommt direkt ohne FSK-Symbol daher. Wer sich mit den Makeln zufrieden geben möchte, bekommt eine großartige Serie vorgesetzt, die auch ein Vierteljahrhundert nach ihrer ersten Ausstrahlung in Japan immer noch sehenswert ist.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit: Fußball ist für mich genauso interessant, als wenn in China ein Sack voller Reis umkippen würde. Ich kann dieser Sportart einfach nichts abgewinnen, doch trotzdem habe ich mir die Kickers gerne angeschaut. Das liegt zum einen daran, dass es sich hierbei um einen Anime handelt, des Weiteren ist die Sportart Fußball in dieser Serie übertrieben dargestellt. So springen einzelne Spieler meterhoch, feuern den Fall mit Lichtgeschwindigkeit ins Tor und die aberwitzigen Taktiken, welche in diesem Anime behandelt werden, machen das Ganze schnell wieder interessant. Wenn Fußball so in Wirklichkeit wäre, würde ich mir auch das eine oder andere Spiel anschauen oder selbst anfangen zu spielen. In kurzer Zeit habe ich die vielen verschiedenen Charaktere lieb gewonnen und nebenbei auch Lust auf Inazuma Eleven, ein Fußballrollenspiel für den Nintendo DS bekommen (Review folgt in Kürze). In der Serie werden viele tolle und kleine Geschichten erzählt, welche den Anime herausstechen lassen. Leider werden nur wenige Handlungsstränge über mehr als eine Episode hinweg erzählt. In einem Großteil aller Fälle ist es so, dass nach einer Episode die Nebenhandlung beendet wird und in der nächsten Folge ein neues Kapitel aufgeschlagen wird. Möchte man sich nur schnell eine Folge anschauen, ist dieses Vorgehen natürlich sinnvoll. Schaut man sich aber mehrere Episoden am Stück an, kommt gelegentlich schnell Langeweile auf – zumindest war das bei mir der Fall. Trotzdem blieb ich am Ball und schaute mir alle 26 Episoden an – und wenn das ein Anime bei mir schafft, dann kann ich ihn auch nur wärmstens weiterempfehlen.

Vielen Dank an Anime Virtual für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars der Kickers-Gesamtausgabe!

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