Manche Spielkonzepte sind einfach so außergewöhnlich, dass man blind erkennen kann, dass sie für den japanischen Markt zugeschnitten sind. Dodonpachi Resurrection gehört zu jenen Titeln, die es aber dennoch aus dem Land der aufgehenden Sonne zu uns geschafft haben.
Ursprünglich erschien Dodonpachi als Spielhallenausgabe im März 2008, bis nur ein Quartal später Version 1.5 in den Arkaden stand. Zwei Jahre später wurde der Titel dann auch auf der Xbox 360 veröffentlicht, was allerdings ziemlich ungewöhnlich ist, verkauft sich Microsofts Konsole in Japan doch relativ gelassen. Im November 2011 fand der Titel seinen Weg in die hiesigen Gefilde und zwar direkt in einer Deluxe Edition mit mehreren Versionen des Spiels und einer beigelegten Soundtrack-CD mit 16 Tracks. Die Handlung des Spiels ist grundsätzlich vollkommen egal, da sich der Titel eher auf pure Ballerorgien einlassen möchte. Zudem wird die Story im Spiel nur an sehr wenigen Stellen erläutert, Schlüsse lassen sich daraus nicht ziehen. Jedenfalls entdeckt das Dodonpachi-Korps laut Spielanleitung sechs Jahre nach der großen Schlacht von Lunapolis einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum. Sie finden heraus, dass durch diesen Riss Datenmaterial geschickt wurde, welches die Gegenwart merklich verändern sollte. So springt das Team durch die Tore in die Vergangenheit, um die Katastrophe zu verhindern. Auf der anderen Seite (im Mai 2008) erwarten sie allerdings schon allerhand Gegner, die es zu bekämpfen gilt. Es wird einmal mehr deutlich, dass der Titel ursprünglich nur als Arcade-Version gedacht war und nicht etwa für das heimische Wohnzimmer. Einen Vorteil hat das Ballervergnügen aber: Wir müssen nicht ständig für jeden neuen Versuch weitere Münzen nachschmeißen. In Dodonpachi Resurrection kontrollieren wir nur eines aus drei wählbaren Vehikeln, die sich zwar nur geringfügig, aber merklich unterschiedlich spielen lassen.
Das schwierig leichte Spiel
Der Deltasword-Kampfflieger hat ein schmales Schussfeld, allerdings verfügt es über die größte Angriffskraft der drei. Von der Seite ist das Vehikel dafür umso verwundbarer. Der BI-AXE-Sturmhelikopter hingegen ist für eine größere Masse an Spielertypen gedacht, denn hier ändert sich die Schussrichtig parallel zu unserer Flugrichtung. Abschließend sei noch der Spearhead-Kampfbomber erwähnt. Mit diesem Bomber haben wir zwar nur wenige Chancen, Combo-Ketten aufzubauen, doch können wir mit ihm fast den ganzen Bildschirm auf einmal ausradieren, da sein Schussfeld am größten ist. Wir fliegen mit unserer Maschine immer nur gerade aus, gelegentlich auch mal seitwärts oder zurück, je nachdem wohin das Blickfeld der vordefinierten Kamera fällt. Es ist dabei aber äußerst wichtig, jeden auftauchenden Gegner möglichst schnell zu töten, da wir selbstverständlich nicht über unendlich viel Energie verfügen. Sobald der Feind auf dem Bildschirm erscheint, hat er uns als sein Ziel bereits erfasst und schießt Lasersalven auf uns, denen wir (mit den nötigen Reflexen) zwar ausweichen können, aber meistens nicht ohne kleinere Schäden davon kommen. Ist unsere Lebensanzahl erschöpft, fragt uns der Titel sogar direkt, ob wir sofort wieder in das Spiel einsteigen möchten. Die Verwendung eines Continue hat zudem keine spielentscheidenden Nachteile auf uns, weshalb der Titel einerseits schwierig und auf der anderen Seite wiederum viel zu leicht erscheint. Sobald mehr als nur ein Gegner den Bildschirm einnimmt, ist unser Todesurteil schon fast unterzeichnet. Es fallen mitunter hunderte Schüsse auf einmal, denen wir dann in der Regel nicht mehr ausweichen können. Was bei einigen unter euch auf Entsetzen stoßen dürfte, ist bei Titeln dieser Art keine Seltenheit. Wer bereits Schwierigkeiten mit Kyotokei (WiiWare) hatte, wird mit Dodonpachi Resurrection sicherlich keine Freude haben.
Japanophiler Geheimtipp
Der Titel richtet sich in erster Linie an Vielspieler, die hierzulande nur selten in den Genuss solch eines Titel kommen können und ihn somit umso mehr genießen dürfen. Optisch macht der Titel, obwohl weniger als die Hälfte des Bildschirms für das eigentliche Geschehen genutzt wird, einiges her. Während im Hintergrund einfach nur ein Artwork des Titels zu sehen (und ausgewechselt werden kann), blinken in der Mitte des Bildschirms tausende Lichter auf, schön unterlegt mit Ballergeräuschen und einem fetzigen Soundtrack, der das Geschehen bestens untermalt. Egal ob wir mit Bomben gleich eine ganze Heerschar von Feinden ausradieren oder Laserstrahlen mit unseren eigenen Lasern kontern, wir müssen dem Titel jede Zehntelsekunde unserer Aufmerksamkeit schenken, um größtmögliche Erfolge zu erzielen und Combo-Ketten aufzubauen. Der Titel kommt außerdem mit einem Kooperationsmodus daher, welcher allerdings nicht gerade gut in das Spiel integriert ist. Anstatt jedem Spieler einen eigenen Bildschirm zu geben (Platz wäre genügend vorhanden), kämpfen sich beide Teilnehmer auf dem dünnen Schlachtfeld weiter voran, während sich die Kamera selbst weiterbewegt. Das ist mitunter auch der größte Knackpunkt am Spiel. Wir verstehen nicht, warum die Entwickler den Titel einfach nur auf die Konsole mit ein paar Änderungen portiert haben, anstatt ihn völlig an die Hardware der Xbox 360 und den Anforderungen der Spieler anzupassen. Zumindest kann man auch online zusammen mit Freunden Jagd auf den Feind oder Aufzeichnungen absolvierter Levels für diese zugänglich machen. Japanophilen Spielern können wir Dodonpachi Resurrection sehr empfehlen, alle anderen sollten sich erst einmal leichte Kost wie Kyotokei anschauen, um keine voreiligen Kaufentschlüsse zu fassen.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Xbox-360-Fassung in der Deluxe Edition): Wenn Spiele mit bunten Farben und aufleuchtenden Lichtern auf sich aufmerksam machen, schaffen sie das bei mir in vielen Fällen auch. Für mich heißt das nämlich fast schon automatisch, dass hier ein Stück der Pop-Kultur Japans schlummert und als schwärmender Fan des Landes muss ich dann auch unbedingt einen Blick riskieren. Im Falle von Dodonpachi Resurrection werde ich zufriedengestellt, wenn auch nicht überragend. Ich finde es zwar toll, einen modernen Spielhallenklassiker bei mir daheim spielen zu können, ohne für jedes Continue eine Münze nachzuwerfen, aber ich frage mich tatsächlich, warum die Entwickler den Titel nicht massentauglich und an die Hardware der Konsole angepasst haben. Ich kann zwar die Größe des Spielbildschirms verändern, aber das bringt mir im Endeffekt nur wenig. Die Entfernungen bleiben dieselben wie vorher und so ändert sich im Grunde fast nichts, nur die Anzeigen sind dann besser zu entziffern. Lieblos ist auch die Einführung in den Titel. Es gibt zwar so etwas wie einen Übungsmodus, aber etwas lernen kann man da nicht wirklich, viel mehr lerne ich aus meinen eigenen Erfahrungen in den Spielmodi und ich denke dass ist es, was den Titel ausmacht. Es ist ein Spiel der alten Schule, wo man noch selbst mitdenken muss und mit der Zeit immer besser wird, sich sogar selbst verbessern will. Ich werde jedenfalls nicht so schnell meine Finger von Dodonpachi Resurrection lassen und werde als nächstes auch einmal meinen Arcade Stick an die Xbox 360 anschließen, um ein wenig das Flair einer Spielhalle aufzubauen. Die Münzen kann ich mir dann trotzdem sparen.
Vielen Dank an Rising Star Games für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Dodonpachi Resurrection (Deluxe Edition)!