Die Erwartungen an Aliens: Colonial Marines wurden nach Bekanntgabe der Entwicklung des Titels anhand verschiedener Trailer und Demos hoch angesetzt, denn schließlich ist die Aliens-Saga für Filmkenner eine wahre Legende.
Vor allem die Vorgeschichte zu Aliens, Prometheus, welche letztes Jahr im Kino anlief, ließ die Herzen der Fans einmal höherschlagen und das Verlangen nach neuen medialen Inhalten der Geschichte rund um die schleimigen Viecher wachsen. Aber ob das neue Spiel aus dem Hause Gearbox Software uns nach fünf Jahren Entwicklungszeit befriedigen kann, ist eine sehr gute Frage, denn schließlich ist erst vor kurzem Duke Nukem Forever mit einer ewigen Entwicklungsphase mehr schlecht als recht erschienen und somit sehen wir erst mal mit einem skeptischen Blick auf das Spiel und wollen uns positiv überraschen lassen. Dieses knüpft an die Ereignisse des zweiten Films an. Genau elf Monaten nach den Geschehnissen des zweiten Teils wird ein Funkspruch abgefangen und der Spieler wird mit seiner Einheit auf die U.S.S. Sulaco geschickt um zu erfahren, was dort mit der Besatzung geschehen ist. Jedoch wird nicht nur unsere Einheit dorthin entsandt, sondern auch Söldner der Weyland-Yutani-Gesellschaft. Daraus erfolgt ein Gefecht zwischen drei Parteien, die alle um das nackte Überleben kämpfen. Während die menschlichen Parteien sich gegenseitig beschießen, gibt es dann auch noch die Xenomorphs, welche natürlich aus ihrem instinktiven Trieben heraus versuchen alles und jeden zu erledigen. Hin und wieder finden wir im Spielverlauf des Öfteren Andeutungen und Übereinstimmungen zu dem Spielfilm, welche unser Fanherz wieder erinnern lassen.
Enttäuschung auf den ersten Blick
Nachdem das Entwicklerstudio viele wunderbare Trailer gezeigt hatte und sogar eine Demo veröffentlicht wurde, welche die Eindrücke einer authentischen Kulisse bestätigt hat, sind wir von dem Endergebnis jedoch stark enttäuscht. In der Demo sahen wir noch wunderbare Lichteffekte, welche für ein Horrorgefühl wie in den erstklassigen Spielen und Filmen sorgen. Gerade die dynamischen Effekte des Lichtes waren mit das Beste in der Demoversion und in jedem Trailer gab es neues Material, welches die Atmosphäre abermals verdichten ließ. Umso mehr sind wir enttäuscht von der fertigen Version des Spiels, da so ziemlich alles, was uns gezeigt und versprochen wurde, einfach fehlt. Prinzipiell wurde mit einem komplett anderem Spiel geworben als es im Endeffekt wirklich ist. Hier stellt sich die Frage, ob dies überhaupt gesetzliche Nachfolgen haben könnte, wenn die Fangemeinschaft dagegen Stunk läuft. Es wurden nahezu alle Lichteffekte entfernt und selbst die Gesichter der Charaktere haben sich im Gegensatz zur Demo stark verschlechtert. Wir stellen uns die Frage, wieso sich ein Spielentwickler die Mühe einer solchen Demo abverlangt, wenn er nicht einmal diese Qualität in seinem fertigen Produkt präsentieren möchte oder gar will. Schon vorab können wir jetzt festhalten, dass eine Menge an Atmosphäre verloren geht und das gerade Kennern der Demo damit einiges abverlangt wird, wenn man sich den Unterschieden bewusst ist.
Negativpunkt Grafik
Dass die Lichteffekte fehlen sind anbei nicht die einzigen negativen Punkte in Sachen Grafik. Wir bekommen eine Pixelwand nach der anderen geliefert und viele schmierige Texturen. Wir fühlen uns so, als ob wir einfach mal in der Zeit um mehrere Jahre zurückgereist sind. Es ist das gleiche Schicksal, welches der Duke ergriff. Eine viel zu lange Entwicklungszeit und das Ergebnis einer alten und nicht verfeinerten Engine. Es mag durchaus hart klingen nach einer so langen Entwicklungszeit, aber schon der Anfang des Spiels vermiest dem Spieler jeglichen Spielspaß. Wir setzen unser Hauptaugenmerk nicht auf die Grafik oder knallige Effekte, jedoch erhoffen wir uns ein zeitlich angepasstes Spiel und kein Spiel alternder Erscheinung – das ist schon echt harter Tobak! Die Texturen sind an allen Ecken und Kanten schlecht aufgelöst, blass und sehr farbarm gehalten, wie es uns seit Jahren schon nicht mehr begegnet ist. Dazu bewegen sich die Charaktere so, als hätten sie einen Stock im Hintern und die Gesichter sehen nahezu aus wie die von Porzellanpuppen. Selbst die Bluteffekte können wir nur als altbacken abstempeln, da diese aussehen wie Ketchupspritzer an einer Decke. Wir reden hier definitiv nicht von einem alten Gruselfilm! Hinzu kommen noch ein paar große Clipping-Fehler und fertig ist das Meisterwerk. Als Verbraucher darf man sich zurecht fragen, was die Entwickler hier fabriziert haben, aber sicherlich nicht sinnvoll am Spiel gearbeitet.
Spielerische Feinheiten
Positiv können wir aber hervorheben, dass die Xenomorphs ein wirklich gutes Design haben und jederzeit zu überzeugen wissen. Hier kommt für uns das erste Mal richtiges Aliens-Feeling auf und so identifizieren wir das Spiel mit den Kino-Klassikern. Komisch hingegen finden wir, warum die Aliens wesentlich besser animiert in ihren Bewegungsmustern sind als die Menschen. Es macht den Eindruck, als ob man die ganze Energie auf die Entwicklung deren Aussehens gesetzt hat. Gelungen sind zudem kleinere Details wie zum Beispiel der Motiontracker, welchen man auch aus dem Film kennt. Mit diesem Sensor können wir die Aliens in unserer Nähe sehen und aufspüren. Schön anzusehen ist auch, dass wir das Gewehr genau wie im Film aufschultern und das vor allem der Sound unserer Waffe so wunderbar und unverfälscht klingt wie in der Vorlage. Jede einzelne LED-Anzeige ist dort, wo sie hingehört. Wir fragen uns, ob dies wirklich die Highlights sind, die ein ganzes Spiel vor einer schlechten Rezession bewahren. Es fällt uns auch noch ein weiteres Highlight ein. Die Lebensanzeige ist endlich nicht mehr wie in den meisten Ego-Shootern regenerativ, sondern muss ganz nach der alten Schule mit Medipaks aufgeladen werden. Wir verlieren nach unseren Schilden das Leben, welches in drei Balken eingeteilt ist. Ist einer dieser Balken verbraucht, so können wir diesen nur anhand von Medizinkisten wieder auffüllen – wenigstens etwas Erfreuliches!
Lichtblick Multiplayer-Modus
Den einzigen Spaß mit diesem Spiel hatten wir im Mehrspielermodus. In klassischer Manier schlüpfen wir in die Rolle eines Marines oder in die eines Aliens. Dabei stehen uns natürlich verschiedene Klassen zur Auswahl, welche wir selbst kreieren können. Bei den Marines suchen wir uns verschiedene Waffen aus, welche wir mit Aufsätzen wie dem Flammenwerfer oder Zielobjekten verfeinern. Bei den Xenomorphs hingegen schalten wir mit Levelaufstiegen neue Nahkampffähigkeiten frei, welche wir ausrüsten können. Die Mehrspielerkarten bieten eine Vielfalt an Variation und somit haben wir die Möglichkeit auf Maps mit einer sehr offenen Spielwelt zurückzugreifen oder Karten zu spielen, welche uns in dunkle und enge Gebiete eines Raumschiffs spielen lassen. Dabei müssen wir mit den Marines natürlich immer sehr eng zusammenbleiben, um uns zu verteidigen, wohingegen die Xenomorphs natürlich auf den richtigen Moment warten sollten, um blitzschnell zuzuschlagen. Dabei lassen sich die Aliens sehr schnell und wenig spielen, halten jedoch nicht viel aus. Hier haben wir die besten Möglichkeiten, wenn wir nur einem Marine schnell und mit viel Wendigkeit nahe kommen und ausschalten. Leider bietet der Mehrspielermodus nur wenig Möglichkeiten, den Spielspaß auf lange Zeit hoch zu halten. Hier fehlt es uns vor allem an Abwechslung und verschiedenen Spielmodi. Es fehlt hier und da ganz einfach an Balance im Spielverhalten. Tödlich!
Geschrieben von Axel Gutsmiedl
Axels Fazit (basierend auf der PC-Fassung): Selten wurde ich von einem Spiel so dermaßen enttäuscht und ich finde es eine Unverschämtheit, dass der Entwickler mit einem Produkt geworben hat, welches ich jetzt absolut nicht in der Hand halte. Ich frage mich gerade nach den Enttäuschungen der letzten Spieltitel, was sich die Entwickler dabei gedacht haben beziehungsweise was geschehen ist. Es fehlt der kreative Geist, mal etwas Neues zu versuchen, etwas zu riskieren, einfach etwas Besonderes zu machen. Entweder etwas, was die Grafikfreaks beeindruckt, etwas was eine unglaublich dichte Atmosphäre schafft oder eine Story, die einfach unvergleichlich ist. Ich habe das Gefühl, dass wir sehr oft nur noch Einheitsbrei geliefert bekommen, welchen man durch eine große Werbekampagne und jeder Menge Lügen über Innovation an die Masse verkaufen möchte, um nur noch einen großen Profit zu erzielen. Da fragt man sich wirklich, wieso nur so selten tolle Spiele wie Mass Effect 3, Assassin’s Creed III oder Hitman: Absolution auf den Markt kommen und dabei in meinen Augen immer noch einen frischen Wind mit in den Videospielmarkt bringen und auf ihre Art zu begeistern wissen. Ich bin vor allem enttäuscht, da Alien: Colonial Marines ein riesiges Potenzial hat und die Entwickler geworben haben, dieses Potenzial zu kennen und nutzen zu wollen. Stattdessen werden Filmlizenzen immer verhunz! Es sah doch alles so gut aus in der Demo, alles so stimmig! Man hat eindeutig das Konzept verraten. Ich fühle mich einfach nur um ein Produkt durch manipulierte Werbung betrogen, mehr möchte ich dazu nicht sagen!
Vielen Dank an Sega und Deep Silver für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Aliens: Colonial Marines!