Mit The Legend of Zelda: Tri Force Heroes versucht Nintendo abermals mit der Action-Adventure-Reihe in Mehrspielergefilde voranzuschreiten – schließlich gehört so etwas wie eine Einzelspielerkampagne laut der großen Konkurrenz schon lange zum alten Eisen.
Tri Force Heroes ist jedoch nicht Nintendos erster Ausflug in die Mehrspielerwelt der The-Legend-of-Zelda-Serie. Bereits 2002 erschien die Game-Boy-Advance-Portierung von The Legend of Zelda: A Link to the Past zusammen mit dem Mehrspieler-Modus The Legend of Zelda: Four Swords, welcher 2004 in The Legend of Zelda: Four Swords Adventures in einem eigenen Spiel auflebte. Damals wurde Link in gleich vier Figuren gespaltet, die dann von bis zu vier Spielern gesteuert werden konnten. Dieses besondere Erlebnis werden jedoch nur die wenigsten Fans von Hylianer Link erlebt haben, da man zum Spielen vier Game Boy Advance mit ebenso vielen GameCube-Game-Boy-Advance-Linkkabeln benötigte. Das Konzept hätte funktionieren können, scheiterte jedoch an der nicht vorhandenen Massenkompatibilität. Mehr als eine Dekade später hat sich die Videospielwelt sehr verändert. Heutzutage ist es durch die ausgefeiltere Technik sehr viel einfacher zu bewerkstelligen, Mehrspielerpartien auszurichten. Lokal benötigt man nun nur noch seinen eigenen Handheld; sogar die Cartridge wird für Tri Force Heroes nicht zwangsweise vorausgesetzt. Wer keine Freunde hat, die mit einem 3DS bewaffnet durchs Leben gehen, müssen nicht verzagen, da der Titel auch über einen Online-Modus verfügt. Trotz der neuartigen Möglichkeiten scheitert leider auch dieses Konzept.
Alleine und gemeinsam zu dritt
Wir sollten nun aber sagen, dass der Titel auch vollkommen alleine bis zum Abspann gespielt werden kann. Tri Force Heroes erzählt nämlich ebenfalls eine Geschichte, die ohne Held Link nicht auskommen kann. Diesmal verschlägt es ihn ins Fantasy-Reich Textilia, wo Prinzessin Rüschlinde von der bösen Hexe aus dem Lumpenland mit einem Fluch belegt wurde. Es darf jedoch nicht jeder dahergelaufene Möchtegernweltenretter die Prinzessin von diesem Fluch befreien, denn dazu bedarf es einen Helden, den die Bewohner von Textilia schnell in Link entdecken. Eine weitläufige Oberwelt wie in den meisten anderen Ablegern der Serie gibt es in Tri Force Heroes allerdings nicht. Wenn wir die Spielwelt erkunden wollen, müssen wir dazu jedes Mal ins hiesige Schloss watscheln, um dort über ein Portal in die entlegensten Winkel des Reiches zu gelangen. Serientypisch gibt es hier dann Wälder, Höhlen und Tempel zu erkunden. Das würde durchaus Spaß machen, wenn die ganzen Rätsel nicht auf drei Spieler ausgelegt wären. Stattdessen folgen uns zwei Puppen in die verschiedenen Spielabschnitte. Diese bewegen sich allerdings nicht autark. Stattdessen müssen wir über den Touchscreen mit Magie die Rolle wechseln. Das heißt, dass wir drei Figuren gleichzeitig steuern müssen. Da die Gegneranzahl nie angepasst wird, ist das in brenzligen Situation hektisch und umständlich.
Auf zum Totem!
Die Kämpfe laufen ebenfalls serientypisch ab. Mit dem Schwert hauen wir auf die Gegner ein und mit Spezialgegenständen wie dem Bogen, Bomben oder dem Bumerang greifen wir sie aus der Ferne an. Schilde haben ausgedient, weshalb fliegenden Geschossen ausgewichen werden muss. Um größere Gegner zu attackieren oder höher gelegene Schalter zu aktivieren, müssen wir uns gegenseitig huckepack nehmen. Während ein Link dann mit zwei Gesellen auf dem Kopf umherlaufen kann, kann der mittlere Spieler den Spieler über ihn nur noch werfen. Der Spieler am oberen Ende dieses sogenannten Totems kann dann immerhin noch sein Schwert und seine Items verwenden. Man merkt also, dass in Tri Force Heroes die Einzelspielerkampagne im Grunde keinen Sinn ergibt, da sie zu umständlich für einen einzelnen Spieler ausfällt. Wer es dann dennoch schafft, zwei Freunde zusammen zu trommeln, kann sich aber auf einige spaßige Runden freuen. Schließlich kann man sich von Angesicht zu Angesicht schnell alle wichtigen Informationen zuspielen – sofern die Mitspieler mit der Action-Adventure-Reihe vertraut sind. Online funktioniert die Kommunikation lediglich über acht verschiedene Emoticons, die Freude und Verzweiflung ausdrücken sollen. In dutzenden Online-Sessions haben wir bemerkt, dass diese Absprache nur rudimentär funktioniert.
Kommunikationsprobleme
Ein Sprachchat hätte hier sicher Abhilfe geschaffen, doch weigert sich Nintendo selbst 2015 noch, diesen und sogar einen Textchat zu ermöglichen. Die verschiedenen Spielabschnitte dauern, wenn alle Spieler gut zusammenarbeiten, selten länger als zehn Minuten. Wenn wir dann jedoch alleine zehn Minuten im Feuertempel verbringen und die Partie abbrechen müssen, weil einer der Mitspieler nicht versteht, dass ein großer Block nur zu dritt verschoben werden kann, dann ist das definitiv ärgerlich und sorgt für jede Menge Frust. Einen Spieler aus der Gruppe zu werfen ist nämlich ebenso wenig möglich, wie in ein laufendes Spiel einzusteigen. Sollte also ein Spieler die Gruppe verlassen, so wird die Runde für beendet erklärt. Dies passierte sogar bei Bosskämpfen, die fast gewonnen waren. Ein Matchmaking-System, welches Spieler in Anfänger und Experten unterteilt, hätte hier Wunder bewirkt. Zwar bietet Nintendo mit der Schwarzen Liste eine Möglichkeit, Spieler auf diese zu setzen, damit wir nicht mehr mit diesen konfrontiert werden müssen, doch ist die Liste bei der Spielermasse und dem Auswahlsystem ohnehin fast sinnlos. Schließlich werden wir wahllos mit fremden Spielern zusammen geschmissen, mit denen wir nicht kommunizieren können. Wer online mit Freunden spielen will, sollte während der Partie PC-Programme wie Skype hinzuschalten.
Nur im Kern: The Legend of Zelda
Wer länger Spaß mit Tri Force Heroes haben will, kommt um Freunde oder Bekannte, die man zum Beispiel in Foren kennenlernen kann, nicht herum. Wer dann einmal eine Gruppe gefunden hat, mit der er regelmäßig spielen kann, freut sich auch über die vielen Ideen im Spiel, die uns in der Testphase ebenfalls motiviert haben. So gibt es verschiedene Kostüme in der Stadt zu kaufen, für die wir bestimmte Materialien brauchen, die wir beim Abschluss eines Levels erhalten oder auf dem Basar für einen horrenden Rubinbetrag erwerben können. Diese Kostüme bieten dann unterschiedliche Fähigkeiten, welche die verschiedenen Ausflüge in die Spielwelt noch unterhaltsamer machen. Mit dem Kokiri-Gewand können wir, bewaffnet mit einem Bogen, gleich drei Pfeile auf einmal abschießen. Kostümiert als Gorone nehmen wir hingegen keinen Schaden, wenn wir mit Feuer und Flamme in Berührung kommen. Ihr merkt also, dass das Spiel grundsätzlich die typischen The-Legend-of-Zelda-Merkmale gekonnt miteinander verknüpft und zu einem eigentlich runden Spiel formt. Auch dass Gegenstände begrenzt eingesetzt werden können und sich mit der Zeit regenerieren, passt hervorragend in das eigentlich runde Spielkonzept. Damit dieses Konzept allerdings Akzeptanz findet, muss Nintendo den Chat wesentlich überarbeiten, damit durchgehend Spielspaß aufkommt.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit: Ich habe mich sehr auf The Legend of Zelda: Tri Force Heroes gefreut, denn ich bin sowohl ein Bewunderer der eigentlichen Reihe, als auch ein Fan von The Legend of Zelda: Four Swords Adventures. Letzteres konnte ich damals leider nie komplett durchspielen, da auch hier der Langzeitspaß davon abhält, ob man es zusammen mit Freunden spielt. Umso mehr habe ich meine Hoffnung in Tri Force Heroes gesetzt und wurde leider auf ganzer Linie enttäuscht. Der Einzelspielermodus ist durchgehend unbrauchbar. Es ist definitiv zu umständlich und zu hektisch, über den Touchscreen statt mit Tastendruck die Links besonders in brenzligen Situationen zu wechseln. Man merkt deutlich, dass das Spiel niemals für nur einen Spieler entwickelt wurde. Nintendo hätte aber in der Qualitätssicherung feststellen müssen, dass der Titel in diesem Aspekt noch mehr Entwicklungszeit hätte gebrauchen können. Dafür kann der Mehrspielermodus des Titels durchaus begeistern, sofern man denn lokal mit – und das möchte ich deutlich betonen – erfahrenen Freunden spielt. Online kann das Spiel mit Freunden auch funktionieren, wenn denn Skype an einem anderen Gerät parallel eingeschaltet ist. Mit unbekannten Spielern zu spielen ist hingegen in der Regel fatal. In den seltensten Fällen kommt hier eine funktionierende Gruppe heraus. Meistens handelt es sich bei den Mitspielern um Anfänger, die anscheinend noch keinen Teil der Reihe gespielt haben. Das merkt man daran, dass sie sich selbst in die Luft sprengen, nicht wissen, wie ein Block verschoben wird oder die Schwachstelle des Bossgegners selbst beim dritten und letzten Versuch nicht erkennen. Wäre die Chatfunktion von Tri Force Heroes funktionsfähig, so wären all diese Makel nicht vorhanden und ich könnte sehr wohl über den schwachen Einzelspielermodus hinwegschauen. Man sollte sich den Titel derzeit nur zulegen, wenn man mindestens zwei Freunde kennt, die ebenfalls Interesse am Spiel haben. Andernfalls rate ich dringend davon ab, da sich so einfach kein Langzeitspielspaß einstellen will.
Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von The Legend of Zelda: Tri Force Heroes!