Wie schon bei der sechsten Volume von Tōkyō Ghoul:re dauerte es auch beim mittlerweile siebten Episodenpaket lediglich einen Monat, bis Kazé Anime die Ghule auf die Zuschauer losgelassen hat. Am schwierig zu verstehenden Serienkonzept ändert das leider nur wenig.
In der siebten Volume von Tōkyō Ghoul:re bricht die zweite Staffelhälfte der Season an. Die Staffel verlagert das Geschehen vom Gefängnis hin in die Straßen des 23. und 24. Bezirks von Japans Hauptstadt. An ein Ende der Kämpfe zwischen den Ermittlern und den Ghulen ist noch nicht zu denken, weshalb auch die Ereignisse in der siebten Ausgabe blutig bleiben. Dennoch lassen sich die drei Folgen genug Zeit, um die Charaktere verschnaufen zu lassen. Insbesondere für den Protagonisten ist dies von essentieller Bedeutung, denn schon in der 19. und damit ersten Episode dieser Volume wird er gefragt, ob er noch Jungfrau sei. Kirishima Tōka stellt Kaneki Ken diese Frage nicht umsonst, hegen die beiden doch Gefühle füreinander. So steht in der 19. Episode vor allem die „zwischenmenschliche“ Beziehung der beiden Charaktere im Fokus der Erzählung. Lange währt das Glück der beiden jedoch nicht, denn in der 20. Episode verdunkelt sich schon wieder der Himmel. Was in der 21. Folge auf den Zuschauer wartet, soll an dieser Stelle aber nicht verraten werden. Die Entwicklung dürfte für den einen oder anderen Zuschauer allerdings sehr abstrus sein, was doppelt schade ist. Gerade, wo die Anime-Serie Tōkyō Ghoul:re wieder beginnt, Form anzunehmen, wird die Story mit einer ordentlichen Dosis Kaijū auf die Spitze getrieben. Es ist wirklich nur noch zum Kopfschütteln.
Düstere Gestaltungsmerkmale
Tōkyō Ghoul:re bietet im siebten Episodenpaket unter technischen Gesichtspunkten – wenig überraschend – die gleichen Stärken und Schwächen wie die beiden vorherigen Ausgaben. Dem japanischen Animationsstudio Pierrot ist es wichtig, Charaktermodelle und Hintergründe farblich miteinander zu kombinieren. So agieren die in dunklen Farben gehüllten Figuren eher vor schwarzen, grauen oder anderweitig tristen Hintergründen. Das passt zusammen mit den gekonnt eingesetzten Licht- und Schatteneffekte hervorragend zur düsteren Grundstimmung der Anime-Serie. Schade ist allerdings, dass die Animationen der Charaktere und so manche grafischen Effekte im bildschirmfüllenden 16:9-Format und in der Auflösung von 1080p selten positiv auffallen. Hier fühlt sich Tōkyō Ghoul:re ganz so an, als hätte das Studio Kosten einsparen müssen. Ganz anders sieht oder besser gesagt hört sich das bei der Akustik der Serie an. Im Tonformat DTS-HD Master Audio 2.0 wirkt jeder Soundeffekt kristallklar und die Musik passt ebenfalls jederzeit zum Geschehen. Allerdings lässt sich hier sagen, dass die deutsche Tonspur ein wenig zu dumpf klingt. Wer sich die Serie anschauen will, sollte also unbedingt die klangvolle japanische Tonspur aktivieren. Die Synchronstimmen passen aber sowohl im Deutschen als im Japanischen, auch wenn das Original etwas authentischer klingt.
Mageres Bonusmaterial
Beim Bonusmaterial von Tōkyō Ghoul:re hat sich seit der sechsten Ausgabe nichts getan. So dürfen sich die Zuschauer abermals darüber ärgern, dass kein digitales Bonusmaterial auf der Blu-ray Disc vorhanden ist. Stattdessen können sie sich erneut über das beiliegende und leider nur acht Seiten umfassende Booklet freuen, das für den einen oder anderen Geschmack allerdings ebenfalls sehr dürftig erscheinen könnte. Gelesen wird es, ganz nach japanischer Leseweise, von hinten nach vorne. Auf den ersten Seiten des Heftes kommt der Zuschauer in den Genuss einer Übersicht, die die in den drei Episoden der siebten Volume wichtigen Charaktere vorstellt. Diese Informationen sind jedoch kurz und knapp gehalten und geben daher nur einen ungefähren Einblick in das Innenleben und die Verhaltensweisen der jeweiligen Figuren. Darauf folgt ein Interview mit Regisseur Watanabe Toshinori, der Hintergründe zur Umsetzung der Anime-Serie gibt. Wer also wissen will, mit welchen Soundeffekten er gerne spielt und welche Motive er in Tōkyō Ghoul:re hier und da eingebaut hat, wird sicherlich fündig werden. Fraglich ist aber, warum hier auf einmal die europäische Seitenreihenfolge verfolgt wird, obwohl die japanische Struktur des Booklets dem entgegensteht. Zu guter Letzt gibt es noch einen Episodenguide, in dem die Ereignisse halbwegs gut zusammengefasst sind.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Tōkyō Ghoul:re ist ein zweischneidiges Schwert und dies gilt ganz besonders für die siebte Volume der Anime-Serie. In der zweiten Staffelhälfte der zweiten Season gelingt es der Geschichte endlich wieder Fahrt und vor allem Form anzunehmen. Genau in diesen Moment dreht die Story jedoch mit unnötigen Elementen auf, die die Handlung auf die Spitze treiben, aber bei dem einen oder anderen Zuschauer für Kopfzerbrechen sorgen dürften. Ein Franchise, das einst sehr bodenständig begann, wird so nur noch ins Absurde gezogen. Neben dem dürftigen Bonusmaterial und der weniger ausgereiften Technik bleibt schlussendlich nur zu hoffen, dass die zweite Staffel von Tōkyō Ghoul:re in der nächsten Volume mit dem Finale noch die Kurve bekommt. Die Zeichen dafür stehen nach dem Anschauen der vorliegenden Folgen aber mehr schlecht als recht.
Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Tōkyō Ghoul:re (Vol. 7)!