Review: Tales of Arise: Beyond the Dawn [DLC]

Im September 2021 erschien mit Tales of Arise auf der PlayStation 5, der Xbox Series X und dem PC der bis dato aktuellste Serienteil des Franchises. Zwei Jahre später erschien mit Tales of Arise: Beyond the Dawn ein Zusatzinhalt, der die Handlung ein klein wenig fortführt.

Es sind verrückte Zeiten. Da gibt es Spiele wie Cyberpunk 2077, die mit etlichen Patches und nicht zuletzt einer Story-Erweiterung das Grundgerüst des Spiels umkrempeln und detailreich erweitern. Selbst das aufgeblähte Xenoblade Chronicles 3 erhielt eine wunderbare Ergänzung. Wer erweiterte Fassungen von Tales-of-Spielen erleben wollte, musste bisher auf definitive Versionen der Titel zurückgreifen. Tales of Arise ist das erste Spiel der Rollenspielmarke, das auf einen storyträchtigen Download-Inhalt setzt. Kurz fällt dieser, zumindest wenn wir ihn möglichst vollständig und mit allen Trophäen durchspielen wollen, aber nicht aus. Um die 25 Stunden werdet ihr beschäftigt sein, wollt ihr den neuen Endboss mit den besten Waffen erledigen. Allerdings solltet ihr euch von der Story-Erweiterung nicht zu viel versprechen, denn diese bietet im Grunde kein großartig anderes Gefühl wie das Hauptspiel. Zudem könnt ihr die Erweiterung aus dem Hauptmenü des Spiels heraus starten, ohne die eigentliche Geschichte von Tales of Arise abgeschlossen zu haben. Empfohlen wird das weder von uns, noch von Publisher Bandai Namco selbst. Umso verrückter ist es, dass Tales of Arise: Beyond the Dawn nach den Geschehnissen des Hauptspiels ansetzt. Inzwischen ist ein Jahr vergangen. Auf dem Weg zur Reunion mit ihren Freunden Dohalim il Qaras, Kisara, Law und Rinwell, retten Held Alphen und seine Freundin Shionne Vymer Imeris Daymore ein junges Mädchen.

Suche nach Veränderungen mit der Lupe

Nazamil, so der Name des Mädchens, ist die Tochter des verschiedenen renäischen Lords Urwagil Hildris und einer nicht näher genannten dahnäischen Frau. Durch den Zusammenbruch der bekannten Gesellschaft am Ende von Tales of Arise bewegt sie sich zwischen zwei gesellschaftlichen Welten, die sie beide unter rassistischen Gesichtspunkten ausschließen. Dementsprechend ist Nazamil eine tragische Figur, die von Alphen und den anderen aus dem Hauptspiel bekannten Figuren tatkräftig unterstützt wird. Nichtsdestotrotz verschwindet Nazamil alsbald und setzt eine Kette von unglücklichen Ereignissen in Kraft, die es aufzuhalten gilt. Die Welt möchte einmal mehr gerettet werden. Einen Auftrag, den wir zu Beginn nur zu gerne annehmen. Je mehr Zeit wir jedoch in Tales of Arise: Beyond the Dawn stecken, desto langatmiger und anstrengender fühlt sich die Story an. So fehlen zwischen einzelnen Handlungsorten plötzlich Gebiete und in den 25 Stunden Spielzeit kommen wir lediglich in den Genuss eines kleinen, eines mittelgroßen und eines großen, aber zusammengewürfelt wirkenden Dungeons am Schluss. Dort bekämpfen wir auch haargenau die Gegnertypen, die wir schon im Hauptspiel etliche Male bekämpft haben. Weitere Nebenfiguren, die für die Story von Relevanz sind, gibt es ebenfalls nicht. Der Zusatzinhalt fühlt sich eher wie ein stark aufgeblähtes Nebenquest-Paket an, das uns lieber mit Nebensächlichkeiten bei Laune halten will.

Bandai-Namco-Sparpaket

Leider war das noch nicht alles, denn Bandai Namco hält es nicht einmal für nötig, das Mindeste zu tun, was wir von einem dreißig Euro teuren Download-Paket erwarten können. Bei Nazamil handelt es sich schlicht um einen Nicht-Spieler-Charakter. Es gibt somit keinen neuen Helden. Darüber hinaus können aufs Maximum gelevelte Recken aus dem Hauptspiel nicht importiert werden. Wir starten das Abenteuer auf Level 65 und erreichen bei Abschluss der Kampagne etwa Stufe 93. Das heißt auch, dass ein Teil der gelernten Fähigkeiten erst wieder mit gesammelten Fähigkeitspunkten freigeschaltet werden müssen. Zudem gibt es keine neuen Fähigkeiten oder Artes, so die Bezeichnung der Angriffe und Zaubersprüche, zu erlernen. Artes müssen ebenfalls wieder durch mühseliges Grinden aufgestuft werden, um effektiver zu sein. Nötig ist das zwar nicht, aber auf so einfache Ideen wie die Stufenobergrenze zu erhöhen, neue Fähigkeiten einzubauen, vielleicht ein bis zwei neue spielbare Charaktere hinzuzufügen und deutlich mehr Gebiete einzuführen – auf die Idee kommen die Entwickler nicht. Dafür hätte Bandai Namco sicherlich auch etwas mehr Geld locker machen müssen, doch ist das dem Konzern, wie anhand der letzten Umsetzungen von Tales of Symphonia oder Baten Kaitos I & II für die Nintendo Switch zu sehen ist, einfach nicht mehr wirklich zuzutrauen.

Audiovisuell einwandfreies Rollenspiel

Am etablierten technischen Grundgerüst gibt es in Tales of Arise: Beyond the Dawn aber nicht zu meckern. Kein Wunder, funktionierte dies auch schon im Hauptspiel hervorragend. Nach wie vor können die Charaktere mit ihren knalligen Outfits überzeugen und auch die Umgebungsgrafiken sehen fantastisch aus. Hier muss sich das Hauptspiel wie die Gebiete der Erweiterung nicht vor modernen Klassikern wie Dragon Quest XI: Streiter des Schicksals verstrecken. Der Anime-Look passt einfach wie die Faust aufs Auge zum Tales-of-Franchise. Erfreulich ist auch, dass die bekannten japanischen Sprecher aus dem Hauptspiel wieder mit von der Partie sind. So fühlen wir uns direkt heimisch. Beim Soundtrack wird hingegen auf die mehr oder weniger bekannten Stücke von Sakuraba Motoi zurückgegriffen, die das Geschehen hervorragend unterlegen. Dem Komponisten ist aber kein Vorwurf zu machen, dass die Story nur am Anfang und am Ende so richtig zündet, ohne jedoch eine neue Glanzleistung der Rollenspielgeschichte zu fabrizieren. Selbst bei den unzähligen Gesprächen unterhalb der Charakterriege befindet sich noch Luft nach oben. Gerade Alphens Hochzeitspläne hätten ein wenig besser erzählt werden können. Stattdessen bleiben sowohl die Haupthandlung als auch die Nebengeschichten platt. Unterm Strich eignet sich Tales of Arise: Beyond the Dawn nur für euch, wenn ihr ganz, ganz große Fans des Hauptspiels seid. Wer das schon nicht mochte, kann sich den verhältnismäßig horrenden Preis von dreißig Euro für den Download sparen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der PlayStation-5-Fassung): Für mich bildet Tales of Arise leider den Tiefpunkt der Reihe. Die Umgebungen sind zu leer, die Dialoge platt wie eine Flunder und die Story kommt einfach nicht richtig in Fahrt. Immerhin mag ich die sechs Charaktere, denen es meiner Meinung nach jedoch an Zuwachs fehlt. Als die Story-Erweiterung angekündigt wurde, hatte ich große Hoffnung, dass das Spiel ähnlich gut gerettet werden würde wie etwa Cyberpunk 2077. Pustekuchen! Das Add-on bietet gerade einmal drei neue Dungeons, die durchaus etwas abwechslungsreicher hätten sein dürfen, und mit Nazamil eine neue wichtige Nebenfigur. Neue spielbare Charaktere, neue Fähigkeiten, ein höhere Obergrenze zum Aufstufen oder dergleichen suche ich vergebens. Stattdessen schickt mich das Spiel in dutzende neue Nebenquests, die genauso flach erzählt werden wie im Hauptspiel. Wer mehr vom gleichen sucht und zumindest etwas mehr Zeit mit den liebevoll gestalteten Helden verbringen will, wird mit Tales of Arise: Beyond the Dawn durchaus glücklich werden. Sucht ihr allerdings neue Erfahrungen oder gar Verbesserungen der Defizite des Hauptspiels, könnt ihr auf den Download getrost verzichten. In meinen Augen bietet er schlicht keinen Mehrwert.

Vielen Dank an Bandai Namco für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Tales of Arise: Beyond the Dawn!

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