Preview: The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom

Obwohl die titelgebende Prinzessin bereits die Hauptrolle in zwei Spielen für das von Nintendo totgeschwiegene Philips CD-i übernahm, darf sie sich in The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom Ende September 2024 höchst offiziell in ihr erstes Nintendo-Abenteuer werfen.

Jahrzehntelang wirbt die Marke mit Prinzessin Zelda im Titel, doch tatsächlich spielt die adlige Figur nicht einmal in jedem Serienteil eine tragende Rolle. Wenigstens eine Referenz muss es geben, steht wohl im Leitfaden der jeweils zuständigen Entwickler. Bis auf die inoffiziellen Spiele, die in den 1990er-Jahren für das Philips CD-i erschienen und von Nintendo nicht einmal eine Randnotiz in der Hyrule Historia wert sind, war Zelda jedoch nie in einem Hauptteil der Reihe spielbar. Dies ändert sich am 26. September 2024 mit The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom für die Nintendo Switch. Schon Mitte Juni bei der Enthüllung des Titels während einer Nintendo-Direct-Ausgabe hat uns Aonuma Eiji, seines Zeichens amtierender Produzent der The-Legend-of-Zelda-Reihe verraten, dass die neue Episode einiges anders machen soll. Quasi eine Suche nach der Innovation, da es davon in The Legend of Zelda: Breath of the Wild und The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom anscheinend immer noch nicht genug gibt. Erzähltechnisch dürft ihr vermutlich kein episches Meisterwerk erwarten, doch dürfte die Story ausreichen, um uns bei Laune zu halten und Zelda einen Sinn für ihre Heldenreise zu geben: Überall im Land tauchen Risse auf, welche die Bewohner von Hyrule verschlucken. Die Monarchin muss Link und andere Gefolgsleute retten und den Frieden wiederherstellen.

Rätselspaß mit Zelda

Wodurch diese Risse ausgelöst werden, ist bislang nicht bekannt. Dies dürfte aber sehr wohl unsere Aufgabe sein, herauszufinden. Zumindest sind wir schon überaus gespannt darauf, das Geheimnis dahinter zu lüften. Schon immer wesentlich stärker als die Geschichte ist das Gameplay, auf das Nintendo großen Wert legt. In dessen Mittelpunkt steht diesmal der ominöse Tri-Stab, den die Prinzessin womöglich zu Beginn des Abenteuers von der Fee Tri erhält. Mit diesem magischen Stab ist es möglich, Gegenstände zu kopieren und damit die titelgebenden Echos zu erschaffen. Beispielsweise kann Zelda in Echoes of Wisdom auf diese Weise Kisten herbeirufen, um an diversen Stellen nicht vom Sturm weggeblasen zu werden. Auch ist es möglich, an einem Abhang Blöcke aus Wasser erscheinen zu lassen und in diesen Kuben nach oben zu schwimmen! Auch wenn wir uns nicht sicher sind, ob dieses Konzept in Anbetracht diverser Spielszenen, in denen etliche hintereinander herbeigerufene Betten eine Brücke bilden, durchweg gut funktioniert, stecken sicherlich viele kreative Ideen darin. Neben den Echos gibt es auch noch die Einklangfunktion, durch die sich Objekte parallel zu Zelda bewegen lassen oder sie sich automatisch zu beweglichen Dingen im Raum bewegt. Hier können wir uns schon eher viele interessante Rätsel vorstellen, die in das Action-Adventure passen.

Veraltetes Rollenbild

Unklar ist allerdings, wie gut das Konzept am Ende mit der Kampfmechanik harmoniert. In den Abenteuern mit Protagonist Link gehört das Schwingen des Schwertes zum guten Ton – nur ist sich die Prinzessin dafür wohl zu fein. Zumindest ist Nintendo der Ansicht, dass Zelda wohl eher Köpfchen statt Muskelmasse steht. Grundsätzlich ist eine Abweichung von der Norm, um einen neuen Weg auszuprobieren, immer ein guter Ansatz. Problematisch ist aber, dass Nintendo im Jahr 2024 alte Frauenklischees aus der Mottenkiste kramt, obwohl der Konzern gerade in den letzten Jahren mit Peach aus dem Super-Mario-Universum gezeigt hat, dass starke Frauen durchaus Kämpferinnen sein können. In Echoes of Wisdom haben wir bislang eher gesehen, wie die Prinzessin Steine beschwört und sie auf Gegner wirft. Letztere lassen sich nach dem Ableben ebenfalls mit dem Tri-Stab kopieren und in weiteren Kämpfen zu Hilfe rufen, was die adlige Protagonistin aber nur noch weiter in die Defensive drängt und damit ein veraltetes Rollenbild zeichnet. Ein wenig erinnert dies an Ni no Kuni: Der Fluch der Weißen Königin, da der Held auch hier nicht wirklich aktiv in den Kampf eingreifen kann. Wir hoffen, dass sich Nintendo den beschränkten Schwerteinsatz sehr wohl überlegt hat. Negative Kommentare werden so oder so kommen. Fragt sich nur noch, in welcher Höhe.

Von Smoothies, Pferden und Wegfreunden

Wir wollen auch gar nicht den Spaß an Echoes of Wisdom im Vorfeld vermiesen. Dies ist nur ein Detail von vielen – und andere Punkte machen deutlich Lust auf mehr. Laut dem im August veröffentlichten Trailer sollen beispielsweise Missionen einen elementaren Teil der Spielerfahrung ausmachen. Ähnlich wie in Breath of the Wild oder Tears of the Kingdom tauchen die Quests in einem Tagebuch auf, das wir dann in Ruhe abarbeiten können. Über die inhaltliche Qualität der Aufgaben können wir zum aktuellen Zeitpunkt nur mutmaßen, aber durch die kreativen wie intuitiven Möglichkeiten, verschiedene Rätsel im Spiel zu lösen, sind wir zuversichtlich, dass die Milchmädchenrechnung aufgehen kann. Damit wir schnell von einem Ort zum anderen reisen können, stehen am Wegesrand die sogenannten Wegfreunde bereit. Aktivieren wir diese, stehen sie uns später als Reisepunkte zur Verfügung. Sobald wir Möhren mit dem Tri-Stab erscheinen lassen können, dürfen wir auch auf dem Rücken eines Pferdes Platz nehmen. Das ist gerade deshalb cool, da die letzten Reittiere in einem Serienteil aus der Vogelperspektive 2001 im The-Legend-of-Zelda-Doppelpack Oracle of Ages und Oracle of Seasons aufgetreten sind. Zu guter Letzt können wir bei Händlern Smoothies aus gesammelten Zutaten mixen und Items wie Zora-Flossen erwerben, um unsere Fähigkeiten zu steigern.

Visuell abwechslungsreiche Spielwelt

Visuell setzt Echoes of Wisdom auf den knuffigen Look vom Remake von The Legend of Zelda: Link’s Awakening. Erneut abwechslungsreich fällt das Fantasy-Königreich Hyrule aus. Hier gibt es zum Beispiel die mit Ruinen und Dünen durchzogene Gerudo-Wüste, in der offenbar Sandstürme toben. Auch eine Oase gehört zur Einöde dazu. Wasser zuhauf gibt es wiederum in den Jabul-Gewässern, in denen wir mit der Protagonistin plantschen dürfen. Nicht weniger nass und dafür modriger scheinen die Phirone-Sümpfe zu sein. Der Vulkan Eldin wird als Region vorgestellt, die mit lebensgefährlichen Pfaden durchzogen ist. Im Trailer ist darüber hinaus von der zentralen Hochebene die Rede, auf der sich auch der Regierungssitz der titelgebenden Prinzessin befindet. Wir gehen davon aus, dass die unterschiedlichen Gebiete von dieser Ebene aus erreichbar sind. Ob die Spielwelt aber so offen wie in Breath of the Wild oder Tears of the Kingdom ausfällt oder wir die Regionen erst nach und nach mit Hilfe neuer Fähigkeiten beziehungsweise Zaubereien erreichen können, lässt sich final noch nicht einschätzen. Fakt ist, dass das Land erneut von unterschiedlichen Ethnien wie den menschenähnlichen Hylianern, den im feuchten Nass lebenden Zoras oder den felsenmampfenden Goronen bewohnt wird. Ein gutes Zeichen, um ab Herbst in die Fantasy-Welt einzutauchen!

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Prognose (basierend auf dem veröffentlichten Videomaterial): Mit den letzten beiden The-Legend-of-Zelda-Spielen konnte ich bekanntlich nur wenig anfangen. Sonderlich überzeugt bin ich von The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom nach reichlicher Überlegung noch nicht. Zwar gefällt mir der knuffige Grafikstil und die grundlegenden Ideen scheinen viel Spielspaß zu bringen, doch das habe ich bei den letzten beiden Malen vorher auch gedacht. Durch Breath of the Wild habe ich mich durchgequält und Tears of the Kingdom nach zehn Stunden endgültig abgebrochen. Seit über einem Jahrzehnt baut das Franchise meiner Meinung nach Stück für Stück ab. Es wird fast schon zwanghaft nach Innovationen gesucht, wo es eigentlich keine geben müsste. Zumindest nicht in diesem Umfang. Dies zeigen mir abermals Spielereien im Trailer wie das Heraufbeschwören von etlichen Betten, um über diese balancierend einen Abgrund zu überwinden. Hinzu kommt, dass Zelda offenbar weniger aktiv, sondern mehr passiv kämpft. Da war Nintendo selbst in den 1990er-Jahren fortschrittlicher. Ärgerlich ist das gerade deshalb, da der japanische Konzern erst kürzlich mit Peach gezeigt hat, dass es auch anders geht. Trotz vieler guter Ansätze bin ich nicht sonderlich überzeugt von Echoes of Wisdom, werde dem Titel aber dennoch eine Chance geben. Zumindest glaube ich nicht, dass das Spiel annähernd so groß wird wie Links letzte Abenteuer auf der Switch – und ein gut dosierter Umfang funktioniert in meinen Augen selbst bei weniger guten Spielen deutlich besser.

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