Review: The Legend of Zelda: Encyclopedia

Nachschlagewerke sind heutzutage eine Seltenheit und oft nur vereinzelt in Fachbereichen zu finden. Obwohl es auch zum The-Legend-of-Zelda-Franchise das eine oder andere Lexikon in den Weiten des Internets gibt, ist die The Legend of Zelda: Encyclopedia dennoch einen Blick wert.

Ursprünglich wurde die The Legend of Zelda: Encyclopedia bereits am 1. März 2017 in Japan vom Verlag Tokuma Shoten veröffentlicht. Damit lag das Veröffentlichungsdatum gerade zwei Tage vor dem Release von The Legend of Zelda: Breath of the Wild. Obwohl die ins Deutsche übersetzte Fassung erst am 2. April 2019 von Tokyopop veröffentlicht wurde, erfolgte keinerlei inhaltliche Erweiterung des Werks. Breath of the Wild hat bis auf Impressum und Nebensätze keinerlei Bedeutung für die Enzyklopädie, weshalb ihre Aktualität leider nur bis zum Frühjahr 2017 zurückreicht. Was für die allergrößten The-Legend-of-Zelda-Fans sicherlich ein kleiner Dorn im Auge sein dürfte, ist im Endeffekt aber wirklich nur der kalte Tropfen auf den heißen Stein. Auf über dreihundert Seiten erfährt der Leser zahlreiche Hintergründe vom schlicht als The Legend of Zelda betitelten ersten Serienteil bis hin zur HD-Neuauflage von The Legend of Zelda: Twilight Princess. Damit deckt die Enzyklopädie einen Zeitraum von circa dreißig Jahren ab – und das ist auf jeder einzelnen Seite des Buches zu spüren. Gegliedert ist das Nachschlagewerk grob in drei Bereiche: Beginnend mit den historischen Aufzeichnungen über die Spielwelt und ihre Hintergründe, folgt eine Datenbank zu Städten, Items, Dungeons und Monstern, und schließlich ein Archiv über Informationen zu den einzelnen Serienteilen.

The Legend of Zelda im Wandel der Zeit

Jeder dieser drei Gliederungspunkte nimmt grob ein Drittel der insgesamt 329 Seiten ein und unterteilt sich wiederum in mehrere Aspekte. Zu den historischen Aufzeichnungen gehören beispielsweise Charaktervorstellungen zu Held Link, Prinzessin Zelda und auch Bösewicht Ganondorf. Ebenso wird das Königreich Hyrule vorgestellt und die Geschichte des Landes in einen mythologischen Kontext gesetzt. Da die The-Legend-of-Zelda-Reihe auch außerhalb von Hyrule spielt, widmet sich der nächste Unterpunkt des Kapitels Schauplätzen wie den Parallelwelten von Hyrule, der Insel Cocolint und weiteren Handlungsorten auf dem Ozean. Da das Universum beziehungsweise Multiversum von The Legend of Zelda nicht ohne die zahlreichen Völker auskommt, haben auch Gerudo, Goronen und Zoras ihre eigenen Abschnitte in den historischen Aufzeichnungen. Da sich die Spielwelt von einem Titel der Reihe zum anderen stets in ihrer Geografie und Topografie verändert und auch die Natur eine wichtige Rolle spielt, kann die Enzyklopädie auf diesen Teilaspekt ebenso wenig verzichten wie die Vorstellung vom kulturellen Leben. Zu guter Letzt beschäftigen sich die historischen Aufzeichnungen mit der Entwicklung einzelner Waffen wie dem Master-Schwert oder den bekanntesten Monstern des Franchises wie beispielsweise den skelettartigen Stalfos.

Zahlreiche Informationen sofort griffbereit

Im zweiten Teilbereich ab Seite 108 widmet sich das Nachschlagewerk sowohl einzelnen Städten und Dörfern als auch Dungeons. Diese werden zum einen in der korrekten zeitlichen Abfolge nach der Erstveröffentlichung des Spiels und zum anderen in der chronologischen Reihenfolge, wie der Spieler sie bei seinem jeweiligen Abenteuer erlebt, vorgestellt. Items und Monster sind hingegen alphabetisch geordnet. Diese unterschiedlichen Systematiken innerhalb eines Werks fallen im ersten Moment möglicherweise negativ auf, bei genauerer Betrachtung ist es aber gar nicht so schlimm. Wer beispielsweise kurze Informationen zu Gegenständen wie Kafeis Maske oder Feinden wie Irrlichtern sucht, kommt in der Praxis genauso schnell zum gesuchten Ergebnis wie bei den chronologisch sortierten Dungeons und Städten. Im Anschluss an die Datenbank folgt ab Seite 218 das Archiv, in dem von The Legend of Zelda aus dem Jahr 1986 bis zu The Legend of Zelda: Tri Force Heroes aus dem Jahr 2015 alle Hauptteile der Serie vorgestellt werden. Diese Vorstellung beinhaltet zunächst eine ausführliche Einführung in die Story, einen kurzen Umriss der Welt und eine Erläuterung der Charakterbeziehungen. Es kommt hinzu, dass alle Einträge in der The Legend of Zelda: Encyclopedia mit sehr interessanten Kommentaren seitens der Entwickler ergänzt werden.

Sorgfältige Zusammenstellung

Obwohl die Hauptteile der The-Legend-of-Zelda-Reihe in diesem Werk allesamt umfangreich dargestellt sind, ist es ein wenig schade, dass den Spin-offs und Gastauftritten nur sehr wenig Beachtung geschenkt wurde. Spiele wie Soul Calibur II und Hyrule Warriors werden jeweils in einem kurzen Absatz zusammengefasst, Verweise auf Animal Crossing, Super Mario RPG: Legend of the Seven Stars und Co nur in einer kurzen Tabelle aufgelistet. Gerade hier wären weitere Abbildungen hilfreich gewesen. Den sonst positiven Gesamteindruck schmälert das aber kaum, da alle anderen Informationen sorgsam recherchiert sind. Wer beispielsweise wissen möchte, warum die Hylianer lange spitze Ohren haben, findet in diesem Werk definitiv die Antwort. Alle Texte wurden aus dem Japanischen von Kaja Chilarska, Lasse Christian Christiansen, Miryll Ihrens und Hana Rude ins Deutsche sehr gut übersetzt, auch hier wirkt das Werk sorgsam aufbereitet und verständlich. Selbst haptisch und optisch ist das Buch ein wahrer Genuss, denn jede einzelne Seite ist auf sehr hochwertigem Papier gedruckt. Noch dazu ist die Druckqualität exzellent, auch bei den alten Artworks aus den späten 1980er- und den frühen 1990er-Jahren besticht die Qualität. Da das Buch zudem in Hardcover gebunden ist, kann das Werk mit seinem Buchrücken auch im Regal neidische Blicke auf sich ziehen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der ersten Auflage): Die The Legend of Zelda: Encyclopedia ist mit Sicherheit eines der schönsten und interessantesten Nachschlagewerke, die es zu Videospielen gibt. Auf den ersten Blick mag die Gliederung des Werkes ein wenig holprig wirken, bei der schier unglaublichen Anzahl an Hintergrundinformationen ist es an manchen Stellen jedoch gar nicht anders möglich, die Enzyklopädie in Buchform zu gestalten. Es gibt wirklich nur sehr wenig, was dem Buch aus dem Hause Tokyopop negativ angekreidet werden kann. So leugnet Nintendo seit jeher die Philips-CDi-Eskapaden Link: The Faces of Evil, Zelda: The Wand of Gamelon und Zelda’s Adventure, die in diesem Werk entsprechend keine einzige Erwähnung finden. Da das Nachschlagewerk aber eine gewisse Vollständigkeit erhebt und als solche die Geschichte der Videospiele nicht leugnen oder gar neu schreiben sollte, ist das ein unverständliches Ärgernis. Abgesehen davon und teils eher zu kurz geratenen Zusammenfassungen von weniger wichtigen Hintergründen, weiß das Nachschlagewerk aber definitiv zu gefallen. Vor allem wer bereits die Werke The Legend of Zelda: Hyrule Historia und The Legend of Zelda: Art & Artifacts im Regal stehen hat, wird die Lagervorrichtung mit der The Legend of Zelda: Encyclopedia für den wirklich fairen Preis von circa dreißig Euro deutlich aufwerten können.

Vielen Dank an Tokyopop für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von The Legend of Zelda: Encyclopedia!

 

Ein Kommentar zu “Review: The Legend of Zelda: Encyclopedia

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