Ende Januar 2025 wurde Ridge Racer 64 dem Videospielkatalog von Nintendo Switch Online hinzugefügt. Das Nintendo-64-Rennspiel aus dem Jahr 2000 lässt nostalgische Gefühle in uns aufkommen, zeigt aber im gleichen Atemzug, dass damals eben doch nicht alles besser war.
1995 lockte der Videospielhersteller Namco mit dem ersten Serienteil der Ridge-Racer-Reihe in die japanischen Arcade-Hallen – und sorgte dort für Furore. Es folgten etwaige Fortsetzungen für Arcade-Automaten und Sonys PlayStation. Im Jahr 2000 vergab Namco die Lizenz an Nintendo, die an einem eigenen Ableger für die hauseigene 64-Bit-Konsole arbeiteten. Herausgekommen ist ein genauso unkompliziertes Rennspiel, wie es auch schon die Vorgänger waren. Dies zeigt bereits der erste Modus, den wir im Hauptmenü auswählen dürfen. Klicken wir auf Quick Play, entscheidet das Spiel für uns Fahrzeug und Rennstrecke. Zudem lädt Ridge Racer 64 für seine Zeit die Piste rasant. Unverzüglich finden wir uns auf dem Kurs wieder und warten auf das Startsignal. Wir drücken aufs Gas und konkurrieren fortan mit unseren elf Kontrahenten. Nach und nach mischen wir das Fahrerfeld von hinten auf und erobern einen Platz nach dem anderen. Damals wie heute setzt Ridge Racer 64 auf Tempo – und das wissen auch unsere Rivalen. Es gilt sie geschickt zu überholen, Plätze gutzumachen und möglichst nicht den Fuß vom virtuellen Gaspedal zu nehmen. Selbst in den schärfsten Kurven dürfen wir beim Driften nicht zu lange trödeln, aber auch nicht zu wenig Zeit verstreichen lassen, um das für uns perfekte Manöver hinzulegen. Das kann durchaus sehr, sehr anspruchsvoll sein!
Mit Muße freischaltbare Inhalte
Schauen wir uns im Hauptmenü weiter um, fällt uns auf, dass zu Beginn nur wenige Inhalte freigeschaltet sind. Neben dem Quick Play stolpern wir zunächst über den Grand-Prix-Modus. Wider Erwarten absolvieren wir im Grand Prix allerdings nicht mehrere Strecken hintereinander. Auch werden hier keine Punkte gesammelt. Stattdessen ist es unsere Aufgabe, auf jeder einzelnen Piste den ersten Platz zu belegen. Anfangs sind jedoch nur wenige Strecken und Fahrzeuge auswählbar. Immer dann, wenn wir alle verfügbaren Kurse absolviert haben, schaltet das Spiel ein Bündel weiterer Strecken frei. Hier düsen wir dann durch die Stadt, die Wüste, eine Berglandschaft oder am Ozean vorbei. Die Rennboliden von Ridge Racer 64 sind ebenso fiktiv und lehnen sich vage an echten Fahrzeugen an, die sich vor allem in ihren Attributen wie Tempo oder Beschleunigung unterscheiden. Im gleichen Atemzug zu den neuen Rennstrecken werden auch weitere Rennwagen freigeschaltet, sofern wir einen gegnerischen Fahrer mit dem entsprechenden Fahrzeug im Car-Attack-Modus überlisten. Ansonsten gibt es noch den Time-Attack-Modus, bei dem es darum geht, ohne Kontrahenten auf der Strecke eine Bestzeit aufzustellen. Im Mehrspielermodus können wir hingegen bis zu drei Freunde lokal herausfordern. Nett, aber dennoch weit vom Spaßfaktor von Mario Kart 64 entfernt.
Driften mit Hindernissen
Wer eine vollständige Version, sprich mit Verpackung oder zumindest der Bedienungsanleitung von Ridge Racer 64 in die Hände bekommt, dürfte deutlich weniger Probleme haben, um ins Spiel eintauchen zu können als jene, die lediglich Zugriff auf die Nintendo-Switch-Online-Variante haben. Tutorials gibt es nämlich keine. Zwar ist die Steuerung recht unkompliziert, da wir nur über einen Aktionsknopf Gas geben und mit dem Analog-Stick lenken, doch gerade das Driften entpuppt sich als fummelig. So müssen wir kurzzeitig vom Gas gehen und wenig später beschleunigen und einlenken. Die darauffolgende Driftanimation ist aber selbst für das Jahr 2000 derart steif, dass es uns schwer fällt, das Auto unter Kontrolle zu behalten. Ebenso gibt es kein Schadensmodell. Sollten wir mit der Bande oder anderen Fahrzeugen kollidieren, verlieren wir höchstens an Tempo. Spannender ist dieses Konzept, wenn wir vom automatischen zum manuellen Schalten übergehen. Außerdem empfehlen wir, in den Optionen auf das Kollisionsmodell von Ridge Racer Revolution umzustellen, um den Kontakt mit den Rivalen etwas weniger nervig zu gestalten. Technisch läuft das Spiel mit angenehmer 3D-Grafik, einer stabilen Bildwiederholrate und passendem, wenn auch eintönigem Soundtrack ansonsten ziemlich rund. Andere Rennspiele wie F-Zero X überflügeln Ridge Racer 64 aber.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Nintendo-Switch-Online-Fassung): In den 1990er-Jahren fand ich Rennspiele bis auf wenige Ausnahmen ziemlich langweilig. Mehr als bloß im Kreis fahren haben die meisten Ableger für mich nicht geboten. Ridge Racer 64 fällt leider genau in diese Kerbe, wie ich ein Vierteljahrhundert nach der Erstveröffentlichung feststellen darf. Mir gefallen zwar die fiktiven Fahrzeuge und mit Ausnahme der nächtlichen und damit viel zu dunklen Ausflüge auch die eigentlichen Rennstrecken, doch ist das Gameplay in meinen Augen viel zu lahm. Es mag motivierend sein, die einzelnen Elemente nach und nach freizuschalten, doch fühlen sich die Vehikel bis vielleicht auf ihre attributiven Eigenschaften viel zu gleich an. Hinzu kommt, dass die Kollisionsberechnung schwach ausfällt, die unterschiedlichen Möglichkeiten zum Driften eher eine Zumutung sind und der Soundtrack zu eintönig bleibt. Es ist durchaus möglich, Spaß mit dem Rennspiel zu haben, sofern ihr wirklich unkomplizierte und auch schnelle Genrevertreter mögt. Auch im Mehrspielermodus könnte Ridge Racer 64 für euch interessant sein. Wollt ihr aber einfach nur in Nostalgie schwelgen, eignen sich vergleichbare Titel wie das deutlich schwierigere F-Zero X aber einfach besser dazu.
Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung von Nintendo Switch Online + Erweiterungspaket!