Review: Death Stranding 2: On the Beach

2019 erschien mit Death Stranding ein Videospiel, an dem sich bis heute die Geister scheiden. Die einen lieben den verrückten Genremix von Entwicklerlegende Kojima Hideo, die anderen verteufeln das Spiel aufgrund von Eintönigkeit. Daran ändert auch die zweite Episode nichts.

Mit dem Ende Juni 2025 veröffentlichten Death Stranding 2: On the Beach führt Entwicklerstudio Kojima Productions die Geschichte des Vorgängers fort. Fast ein ganzes Jahr nach den Geschehnissen des Seriendebüts hat sich Protagonist Sam Porter Bridges ins Exil zurückgezogen. Verborgen mit seiner Ziehtochter Lou lebt er an der Grenze zu Mexiko. Von Ost nach West hat Sam bereits die Vereinigten Städte von Amerika an das chirale Netzwerk angebunden – für Boten wie ihn gibt es innerhalb dieser Grenzen keine Arbeit mehr. Plötzlich und unerwartet taucht die mysteriöse Fragile in seinem Unterschlupf auf und bittet ihn, auch den Süden ans Netzwerk anzuschließen, um die Menschen miteinander zu verbinden. Im weiteren Handlungsverlauf tauchen alte sowie neue Charaktere auf, die Sam bei seiner Arbeit unterstützen und versuchen, diese zu torpedieren. In diesem Aspekt liegt auch die eindeutige Stärke von Death Stranding 2. Erzähltechnisch sind sowohl die Spielwelt als auch ihre Bewohner gut wie interessant geschrieben. Genauso wie im ersten Serienteil sind wir stets motiviert, mehr über die Welt, die ominösen gestrandeten Dinge und alle Zusammenhänge zu erfahren. All diese Informationen erhalten wir großzügig verstreut in den tiefgründigen Dialogen zwischen den Figuren und einem sich peu à peu füllenden und jederzeit aufrufbaren Nachschlagewerk.

Paketbotensimulator 2.0

Während es Laune macht, den Gesprächen aufmerksam zu folgen, inszenatorisch wunderbare Zwischensequenzen zu erleben oder sich am brillanten Sounddesign zu ergötzen, so schmerzhaft fällt abermals das selten unterhaltsame Gameplay aus. Auch in Death Stranding 2 ist es unsere hauptsächliche Aufgabe, Botengänge von einem Ort zum anderen zu absolvieren. Das heißt, dass wir Pakete auf unseren Rücken, unsere Schultern oder unsere Beine schnallen, grob eine Route festlegen und uns anschließend durch selten ebenes Terrain vorkämpfen. Im ersten Moment klingt das womöglich spannend, doch die physikalischen Gesetze machen uns häufig einen Strich durch die Rechnung. Trotz ausreichender Tragekapazität müssen wir unsere Pakete sinnvoll übers Körpergewicht verteilen, denn sonst beginnt Sam nach links, rechts oder vorne zu kippen. Stürzen wir, nehmen die Pakete wie schon im Seriendebüt Schaden. Auch der Zeitregen, der hin und wieder einsetzt und für das dystopische Erscheinungsbild der Welt sorgt, nagt an der Haltbarkeit der Pakete. Mit Seilen und Leitern können wir zudem die Topografie austricksen, indem wir uns an Abhängen sicher abseilen oder reißende Ströme überqueren – vorausgesetzt, dass wir die nötigen Materialien mit uns herumschleppen. Letztere müssen wir in Death Stranding 2 wie jedes andere Paket an unserer Ausrüstung befestigen.

Eingeschränkte Bewegungsfreiheit

Mit der Zeit können wir uns jedoch auch Fahrzeuge organisieren, womit das Austragen der Pakete ein wenig angenehmer ausfällt. Bis dahin dauert es jedoch ein paar Stunden, denn zunächst müssen etliche wie repetitive Laufwege in Kauf genommen werden. Noch dazu wollen uns Banditen an den Kragen, denen wir uns mit Waffengewalt erwehren können. Ebenfalls ist es möglich, sich lautlos an die Feinde heranzuschleichen und sie still und leise auszuschalten. Sonderlich anspruchsvoll sind die Kämpfe allerdings nicht. Wer ein wenig mehr gefordert werden möchte, sollte also am besten direkt auf den höchsten der insgesamt vier Schwierigkeitsgrade wechseln. Gelegentlich tauchen in Death Stranding 2 auch die bereits erwähnten gestrandeten Dinge aus dem Teer auf. Diese bösartigen Kreaturen halten deutlich mehr Treffer aus und sind dementsprechend etwas schwieriger zu bekämpfen. Mit ein paar Granaten im Gepäck sind aber auch die größeren gestrandeten Dinge mit etwas Übung kein großes Problem. Nichtsdestotrotz zeigt sich hierin erneut, dass es nicht sonderlich sinnvoll ist, sich zu überladen, da dies die Bewegungsfreiheit oder zumindest die Bewegungsstabilität sehr einschränkt. Ein wenig beißen sich also auch dieses Mal die Spielmechaniken. In Anbetracht früherer Kritik ist es schon ein wenig verwunderlich, dass hieran kaum geschraubt wurde.

Inszenatorisches Überschatten

Als Resultat ist auch die überladene und teils fummelige Steuerung ein spielspaßbremsendes Hindernis. Im Gegensatz zum langwierigen, mühseligen und arg repetitiven Gameplay springt jedoch der Funken bei der Prämisse von Death Stranding 2 ab der ersten Minute über. Die Landschaften von Mexiko und des zweiten großen Areals, über das wir Stillschweigen bewahren, sehen in ihrer digitalen Form auf der PlayStation 5 einfach traumhaft aus. Selbiges gilt für die Charaktere, die detailliert gestaltet und animiert sind. Dabei ist es egal, ob es sich um menschliche Figuren oder künstliche Kreaturen wie eine sprechende Holzpuppe handelt. Richtig gelesen: Das visuelle Design ist abgedreht und macht Kojimas Werk in gewisser Weise besonders. Dass der Japaner auch ein großer Bewunderer des cineastischen Bewegtbildes ist, zeigt sich in den etlichen Zwischensequenzen. Diese stehen Kinofilmen in manchen Einstellungen in nichts nach. Hierzu passt auch die musikalische Untermalung, die zum Teil auch auf echte Songs setzen, wie etwa den von Billy Joe Thomas gesungenen Ohrwurm Raindrops keep fallin‘ on my Head. Genau dies sind die Momente, die das Action-Adventure trotz aller Absurditäten so einzigartig machen. Fans des Vorgängers können daher bedenkenlos auch bei der zweiten Episode zugreifen. Wer jedoch schon beim ersten Teil die Augen verdreht hat, dürfte auch mit Death Stranding 2 verständlicherweise leider nicht sehr viel Freude haben.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit: Als Death Stranding im Jahr 2019 erschien, hatte ich nur bedingt Spaß mit dem Titel. Einerseits erlebe ich in diesem Spiel starke Charaktere, tolle Dialoge, eine facettenreiche wie ausgeklügelte Welt und reichlich absurde Ideen, die den Titel einzigartig machen. Andererseits stört mich das Gameplay mit ansteigender Spielzeit immer mehr, da es mir viel zu repetitiv, langwierig und teilweise auch sehr mühselig vorkommt. Über Death Stranding 2: On the Beach kann ich im Grunde genau dasselbe sagen. Es ist äußerst mutig, dass sich Kojima Hideo nicht beirren lässt und seine Vision rigoros fortführt. Sowohl die inszenatorische Wucht als auch die spielmechanische Enttäuschung gilt es hier zu erwähnen. Es motiviert mich von der ersten Minute an, mehr über die Hintergründe der Spielwelt herauszufinden. Allerdings geht mir das Gameplay spätestens ab dem zweiten Botengang wieder derart auf die Nerven, dass ich mich regelrecht zwingen muss, weiterzuspielen. Daher kann ich leider auch den zweiten Serienteil nicht jedem empfehlen. Falls ihr kein Problem mit dem schwachen Gameplay habt und vielleicht sogar den ersten Teil sehr mochtet, könnt ihr bedenkenlos zuschlagen. Alle anderen machen auch um Death Stranding 2 einen großen Bogen und suchen sich entsprechende Alternativen!

Vielen Dank Sony Interactive Entertainment für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Death Stranding 2: On the Beach!

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