Review: Dragon Quest Heroes: Der Weltenbaum und der Tyrann aus der Tiefe

Dragon Quest Heroes - Der Weltenbaum und der Tyrann aus der Tiefe (1)Das Musō-Spielprinzip, unter anderem bekannt aus Samurai Warriors 4, wurde in den letzten Jahren mit unterschiedlichen Videospielserien gekoppelt. Square Enix ist sich der entflammten Popularität des Spielprinzips bewusst und schickt die Dragon-Quest-Serie ins Rennen!

Dragon Quest Heroes - Der Weltenbaum und der Tyrann aus der Tiefe (2)Spätestens nachdem sich Nintendo mit Hyrule Warriors geöffnet und eine wertvolle Lizenz in die Hände externer Entwickler gelegt hat, haben die bis zu dem Zeitpunkt gerne mal belächelten Videospielserien aus dem Hause Koei Tecmo neuen Aufwind erhalten. Das Spielprinzip von Dynasty Warriors mit neuen Marken zu verbinden, tut sowohl Koei Tecmo, als auch dem jeweiligen Publisher gut. Anfang 2015 veröffentlichte Square Enix Dragon Quest Heroes: Der Weltenbaum und der Tyrann aus der Tiefe in Japan. Seit Ende letzten Jahres dürfen auch europäische Spieler, die auf einen Import verzichteten, sich am Titel erfreuen. Wie die Hauptserie erzählt auch das Spin-off eine märchenhafte Geschichte. In der Spielwelt können Monster und Humanoide zwar friedlich nebeneinander koexistieren, doch eines Tages wird die Idylle durch das Einfallen einer Monsterhorde im Schloss der Stadt Arboria getrübt. Haben wir uns zu Beginn für eine der beiden Hauptfiguren, Lucian und Rita, entschieden, verscheuchen wir zugleich im Auftakt des Spiels die Monster aus der Stadt. Gemeinsam mit König Dorik ziehen wir los, um die Ursache des Vorfalls zu ergründen. Mit der Zeit erfahren wir, dass das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse aus den Fugen gerät. Unser Ziel ist es, mehr über die ominösen Kinder der Finsternis herauszufinden und schlussendlich ihren Plan zu vereiteln.

In achtzig Tagen um die Welt

Dragon Quest Heroes - Der Weltenbaum und der Tyrann aus der Tiefe (3)Auf unserer Reise lernen wir nicht nur gänzlich neue Charaktere kennen, sondern treffen auch alte Gesichter wieder – sofern wir denn frühere Dragon-Quest-Episoden gespielt haben. Bei den Namen Alena, Maya, Kyrill, Bianca, Nera, Vincent, Yangus und Jessica dürfen Fans jetzt gerne in Jubelschreie ausbrechen. Wie die Charaktere aus den anderen Dimensionen innerhalb des Dragon-Quest-Universums überhaupt in Lucians und Ritas Welt gekommen sind, wird nur sehr marginal erklärt. Das tut der märchenhaften Geschichte zwar keinen Abbruch, doch hofft man hier teilweise zu sehr auf die Fantasie des Spielers. Während wir in den ersten zwei bis drei Spielstunden noch einem roten Faden durch die Spielwelt folgen, steht uns, nachdem wir Ingenieurin Eila aufgesammelt haben, ein Luftschiff zur Verfügung. In dem Wolkenhort genannten Transportmittel können wir uns mit neuen Waffen ausrüsten, Alchemie betreiben, die Gruppe verwalten und natürlich die nächsten Ziele anwählen. Entweder entscheiden wir uns hier an einem Kartenterminal für den nächsten Story-Abschnitt, deckten versteckte Höhlen auf oder erledigen in bereits besuchten Gegenden Nebenaufträge. Bei diesen Aufträgen ist es unsere Aufgabe, verschiedene Ingredienzien zu sammeln oder eine bestimmte Anzahl von Monstern ins Jenseits zu befördern. Besonders vielfältig sind diese Missionen also nicht.

Bekannte Dialogproblematik

Dragon Quest Heroes - Der Weltenbaum und der Tyrann aus der Tiefe (4)Die Handlung wird dabei meistens in Dialogen vorangetrieben, die an Bord des Wolkenhorts stattfinden. Nicht immer sind diese auf Englisch oder Japanisch vertont; manche müssen in eingedeutschten Textkästen weitergedrückt werden. In den Massenschlachten selbst wird die Geschichte gelegentlich mal vor oder nach dem jeweiligen Spielabschnitt mit Zwischensequenzen vorangetrieben. Das sieht pompös aus, doch da nur die wirklich wichtigen Momente so eingefangen werden, sind diese Sequenzen entsprechend selten. Während der Schlachten tauchen in der oberen linken Bildschirmecke ebenfalls Textnachrichten auf. Glücklicherweise werden diese in den hitzigen Schlachten auch von den Synchronsprechern vorgetragen. Wer des Japanischen oder Englischen nicht mächtig ist, hat hier jedoch das Nachsehen. Die Inhalte werden weder protokolliert, noch kann man das Geschehen so pausieren, dass man die Texte in Ruhe lesen kann. Ein Manko, welches bereits frühere Musō-Spiele plagt und bis heute noch nicht korrigiert wurde. Wer auf die Zusatzinformationen verzichten kann, kommt aber umso mehr in den Genuss der wirklich motivierenden und spaßigen Massenschlachten. Anspruchsvoll werden diese dadurch zwar noch lange nicht, doch macht es einfach Spaß, auf der Suche nach Alchemie-Rezepten, Zutaten und Goldmünzen, quer durch die Gegnerhorden zu rasen.

Dragon Quest Monsters

Dragon Quest Heroes - Der Weltenbaum und der Tyrann aus der Tiefe (5)In den Schlachten hauen wir also altbekannt auf die Knöpfe des Controllers und lösen, je nach Charakter, unterschiedliche Spezialangriffe aus. Flammensäulen und Bumerangs sind dabei nur zwei Möglichkeiten, wie wir den Gegnern einheizen können. Sehr früh im Spiel erhalten wir zudem die Fähigkeit, von besiegten Feinden hinterlassene Monster-Medaillen zu sammeln. Diese können wir dann nur in der jeweils laufenden Schlacht einsetzen und Monster beschwören. Wer dabei an die Spin-off-Reihe Dragon Quest Monsters denkt, liegt gar nicht mal so falsch. Schleime, Tyrannosaurier oder Waffendämonen lassen sich so herbeirufen, dass sie an der jeweiligen Stelle verharren und plötzlich auftauchende Gegner von ihrem Ziel, ein Tor oder eine Blockade zum Fall zu bringen, abzulenken. Andere Monstersorten füllen unsere Lebensenergie auf oder verleihen uns kurzzeitig positive Statuseffekte. In späteren Spielstunden kann das Beschwören von Monstern zu einem heillosen Durcheinander führen. Obwohl unsere Gefährten mit illustren Namen gekennzeichnet werden, findet man sich als kleiner Mensch zwischen den Kolossen einfach nicht zurecht. Einen spürbaren Vorteil erhält man durch die herbeigezauberten Monster auch nicht. Ebenfalls nicht durch die anderen drei Gruppenmitglieder, in die wir jederzeit wechseln dürfen. Der Erfolg hängt immer nur von uns ab!

Künstliche Dummheit

Dragon Quest Heroes - Der Weltenbaum und der Tyrann aus der Tiefe (6)Beispielsweise laufen unsere Mitstreiter gerne mal in einen Flächenangriff unseres Gegners oder schaffen es nicht, rechtzeitig aus diesem Radius zu entkommen. Ebenfalls befremdlich wirken Momente, in denen um unsere Kampftruppe keine relevanten Kämpfe stattfinden und unsere Kameraden einfach in der Gegend herumstehen, während wir auf einen gefährlichen Gegner eindreschen, der in diesem Moment das einzige wichtige Ziel darstellt. Während man in anderen Spielen aus dem Hause Koei Tecmo das Problem wenigstens durch einen Zwei-Spieler-Modus umgehen konnte, suchen wir diesen diesmal vergebens. Selbst online bietet der Titel so etwas nicht. Stattdessen werden wir an Wochenenden zu bestimmten Tageszeiten mit zusätzlichen Goldmünzen, Erfahrungspunkten oder einer höheren Wahrscheinlichkeit, seltene Zutaten zu finden, entschädigt. Über letzteres freuen wir uns besonders, da wir so für seltene Ingredienzien keine der seltenen Mini-Medaillen ausgeben müssen. Die rar gesäten Zutaten erhalten wir nämlich oft nur von teilweise schwierig zu besiegenden Gegnern. Im Grunde stellen diese zwar nur ein etwas größeres Intermezzo für unser Schwert dar, doch in seltenen Fällen attackieren diese Gegner dann mit unfairen und nicht durchbrechbaren Angriffskombination, die wir öfters als uns Lieb ist mit dem Leben bezahlen. Sehr ärgerlich.

Zweischneidiges Spielende

Dragon Quest Heroes - Der Weltenbaum und der Tyrann aus der Tiefe (7)Auf der optischen Seite besticht der Titel mit abwechslungsreichen Landschaften. Wälder, Wüsten, Städte, Tempel und Höhlen – da ist alles dabei, was man sich als Fan des Franchises nur wünschen kann. Die hochauflösenden Texturen, zumindest in der PlayStation-4-Fassung (die PlayStation-3-Version ist hierzulande nicht erschienen) unterstützen dieses Bild ungemein. Zudem gefallen uns die dreidimensionalen Modelle der Monster und Charaktere, für deren Design sich abermals Dragonball-Schöpfer Toriyama Akira verantwortlich zeigt. Einzig und allein die Animationen sind zu starr und wiederholen sich zu oft. In Kombination mit der teils fragwürdigen Kollisionsabfrage fällt dies doppelt auf. Dafür bietet das Spiel wunderschöne Melodien, die unter anderem auf bekannten Musikstücken der Rollenspielreihe basieren. Die meisten Tracks entwickeln sich zudem schnell zu Ohrwürmern, weshalb man an vielen Stellen im Spiel fröhlich mitsummt. Bis der Weltenbaum Yggdrasil von den Schergen der Finsternis befreit und der Tyrann aus der Tiefe besiegt ist, vergehen gut und gerne dreißig Stunden. Dann fühlt sich der Titel wie ein zweischneidiges Schwert an, da die nun freigeschalteten Nebenaufträge selbst für eine durchtrainierte Truppe zu schwierig sind. Will man alles vom Spiel sehen, muss man es tatsächlich dank Neues-Spiel-Plus-Funktion ein zweites Mal durchspielen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der PlayStation-4-Fassung): Die Dragon-Quest-Reihe hatte schon immer ein Faible fürs Erzählen von märchenhaften Geschichten. Auch wenn sich Dragon Quest Heroes: Der Weltenbaum und der Tyrann aus der Tiefe eher wie eine Ansammlung verschiedener alter Helden anfühlt, kann sich trotzdem eine schöne Handlung entfalten. Zumindest solange, bis sie von den Massenschlachten unterbrochen wird und dann etwas an ihrer Faszination verliert. Die Schlachten machen dann jedoch sehr viel Spaß und motivieren mich dank des hervorragenden Dragon-Quest-Stils, der mit markanter Optik und Akustik sofort ins Auge beziehungsweise Ohr springt, stundenlang. Allerdings gibt es auch hier Punkte, die nach unzähligen Versuchen zuvor, einfach nicht mehr gehen. Beispielsweise könnte ich mich vor allem im letzten Spieldrittel über die dämliche künstliche Intelligenz der Gruppenmitglieder aufregen, die einfach nicht mit meinem Helden zusammenarbeiten wollen, obwohl diese ein Interesse daran haben sollten, die Welt zu retten. Außerdem kann ich es nicht verstehen, dass auf einen Mehrspielermodus, sowohl lokal, als auch online, verzichtet wurde. Zu zweit hätte das Spiel noch sehr viel länger unterhalten! Da hilft auch die Neues-Spiel-Plus-Funktion, die man nach dem Abspann freischaltet, nicht. Diese will die Spielzeit im Angesicht dessen, dass ich die neuen Nebenaufträge selbst mit einer durchtrainierten Gruppe nicht schaffe, nur künstlich strecken. Bis zu diesem Zeitpunkt kann der Titel aber mit ein paar kleinen Abstrichen wunderbar bei Laune halten. Wer dem Musō-Spielprinzip nicht abgeneigt ist und seit jeher Dragon-Quest-Fan ist, kommt um den Kauf des Spiels definitiv nicht herum!

Vielen Dank an Square Enix für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Dragon Quest Heroes: Der Weltenbaum und der Tyrann aus der Tiefe!

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