Bayonetta aus dem Jahr 2009 war leider nicht der große Erfolg vergönnt. Ein Nachfolger war damit erst einmal ausgeschlossen. Dank Nintendo erhielt die titelgebende Hexe im Jahr 2014 eine zweite Chance. Der einstmals exklusive Wii-U-Titel erschien 2018 auch für die Switch.
Wer die Ankündigung des Spiels im Jahr 2012 mitbekommen hat, wird sich noch gut an die Unkenrufe der Fans erinnern. Ein derartiges Spiel auf einer zum Ankündigungszeitpunkt noch gar nicht erhältlichen Konsole zu veröffentlichen, die sich kein Xbox-360- und PlayStation-3-Besitzer zulegen will, war bis dahin völlig undenkbar. Dies änderte sich auch in den darauffolgenden Jahren nicht, als sich immer mehr abzeichnete, dass Dritthersteller immer weniger für die Konsole produzieren würden und selbst Nintendo kaum mehr Ideen für die Nutzung des zweiten Bildschirms hatte. Dennoch blieb es zumindest bis 2018 bei der Exklusivität für die Wii U. Wer den ersten Teil nicht gespielt hat, wird sich zunächst nur schwerlich in Bayonetta 2 zurechtfinden. Eine vernünftige Exposition, in denen die bekannten Charaktere eingeführt werden, bleibt uns Entwicklerstudio Platinum Games schuldig. Gut, auch das Seriendebüt aus dem Jahr 2009 wirft uns einfach so ins Geschehen, was aber allen voran an der konfusen Story liegen dürfte. Bayonetta 2 führt das Konzept gnadenlos weiter. Während der Weihnachtseinkäufe in New York City werden Bayonetta und Hexenkollegin Jeanne von Engeln attackiert. Ein Dämon nutzt die Gelegenheit schamlos aus und entführt im Tohuwabohu die Seele von Jeanne und zieht damit in die Hölle davon. Bayonetta und uns bleiben anschließend vierundzwanzig Stunden Zeit, Jeannes Körper und Seele wieder zusammenzuführen.
Faire und flüssige Kämpfe
Unterwegs erhält sie Unterstützung vom Kleinganoven Enzo und Barkeeper Rodin. Neuzugang Loki, der ebenfalls über magische Fähigkeiten verfügt, begleitet sie jedoch ein gutes Stück länger. Gemeinsam erkunden sie die unterschiedlichen Sphären, bereisen Himmel und Hölle und versuchen nebenher Lokis lückenhaftes Gedächtnis wiederherzustellen. Gespielt wird Bayonetta 2 wie schon der erste Serienteil aus der Verfolgeransicht. Hauptaugenmerk liegt einmal mehr auf den zahlreichen Kämpfen, in denen wir mit der mit Pistolen in Händen und Stilettos bewaffneten Hexe richtig austeilen dürfen. Dazu stehen uns etliche Angriffskombinationen zur Verfügung, die wir mit gesammelten Heiligenscheinen, der Währung des Spiels, in Rodins Bar noch erweitern können. Sammeln wir fleißig Schallplatten für den Clubbesitzer, schenkt er uns neue Waffen, die in den Kämpfen für weitere Abwechslung sorgen. Im Gegensatz zum ersten Teil, dessen Schwierigkeitsgrad eine ganze Ecke knackiger ausfällt, fühlt sich Bayonetta 2 wesentlich fairer und darüber hinaus etwas flüssiger an. Vielleicht liegt das an den erworbenen Skills aus dem Vorgänger, aber grundsätzlich rasen wir nur so von einer Stelle auf dem Schlachtfeld zum nächsten und malträtieren Engel und Dämonen mit unserer Hexenkraft. Das Gegnerdesign ist den Entwicklern hierbei wieder äußerst gut gelungen, sodass wir neben bekannten auch neuen Gesichtern das Fürchten lehren können.
Gesunder Erkundungsdrang belohnt
Während Bayonetta von 2009 auf sehr lineare Levels setzt, die nur wenig Platz zum Erkunden lassen, ist der zweite Serienteil in dieser Disziplin ein wenig verspielter. Zwar wissen wir direkt, wo wir als nächstes hinlaufen müssen, aber oft gibt es die eine oder andere Abzweigung oder Ecke, in denen wir hilfreiche Boni finden. Das Erkunden macht durchaus Spaß, denn so müssen wir manchmal, um eine Truhe zu öffnen, auch fünf herumschwebende Elemente in einer bestimmten Zeit einsammeln. Als Belohnung winken Teile von Hexenherzen und Mondperlen, die unsere Gesundheitsanzeige und unseren maximalen Magievorrat aufstocken. Hinzu kommen die aus dem ersten Teil bekannten Nebenaufgaben, in denen wir mit weniger Energie alle Gegner besiegen müssen, keine zeitverlangsamende Hexenzeit einsetzen können oder nicht den Boden berühren dürfen. Auch hier gelingt es den Entwicklern, den Schwierigkeitsgrad in Bayonetta 2 humaner zu halten, was für ein schnelleres Tempo sorgt und mehrfache Wiederholungen einer Aufgabe eher die Ausnahme denn die Regel sind. Noch dazu gibt es überall hilfreiche Notizen zu sammeln, die in einem wunderbar designten, wenn auch nur virtuellen Buch, nachgelesen werden können. So bekommen viele Örtlichkeiten und vor allem sämtliche Gegner ihre eigenen Einträge. All diese Boni führen uns nur noch tiefer in den Kaninchenbau, aus dem wir circa 14 Spielstunden lang einfach nicht mehr entkommen wollen.
Ausgewogener Höhepunkt der Reihe
Darüber hinaus spielt sich Bayonetta 2 unglaublich gut. Jeder Angriff und jedes Ausweichmanöver wird auf Knopfdruck unverzüglich ausgelöst. Bei einem Spiel mit einer sehr hohen Geschwindigkeit im Gameplay ist dies auch zwingend notwendig. Platinum Games enttäuscht nicht. Außerdem läuft das Actionspiel auf der Wii U zumindest gefühlt beeindruckend flüssig, obwohl die Bildrate vor allem in den Kämpfen zwischen vierzig und sechzig Bildern pro Sekunde schwankt. In dieser Disziplin ist die Switch-Fassung noch einmal etwas besser und fällt selten unter fünfzig Bilder pro Sekunde. Die Probleme mit der Bildsynchronisation des Seriendebüts, unter denen die Xbox-360-Fassung zum Beispiel hier und da leidet, sind endlich Geschichte. Egal auf welcher Konsole ihr Bayonetta 2 spielt, optisch bekommt ihr einen kleinen, wenn auch nicht überragenden Leckerbissen spendiert. Ebenfalls gelungen ist der Soundtrack, der jede Situation bestens unterstreicht. Auch die englische Synchronisation weiß zu überzeugen. Hellena Taylor spricht Hexe Bayonetta wirklich fantastisch und auch alle anderen Sprecher verleihen ihren Figuren wie schon im ersten Serienteil unglaublich viel Charakter. Unterm Strich macht Bayonetta 2 bis auf das weniger abgedrehte Finale, wie es im der ersten Teil der Fall ist, alles richtig. Auch nach der Veröffentlichung von Bayonetta 3 im Jahr 2022 bleibt Bayonetta 2 für uns der Höhepunkt der Reihe, den wir nicht vergessen werden.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Wii-U-Fassung): Bayonetta ist für mich ein Spiel, bei dem ich zwar verstehen kann, dass es seine Fans hat, doch werde ich dafür die überwiegend positiven Kritiken niemals verstehen. Es bleibt für mich schlicht ein mittelmäßiges Spiel, das mit sich selbst und mit mir zu kämpfen hat. So überraschte es mich selbst, wie gut Bayonetta 2 im Gegensatz zum Seriendebüt geworden ist. Dadurch, dass ich als Kenner der ersten Episode die Charaktere schon kenne, stört mich die fehlende Exposition nicht wirklich. Als Einstieg in die Reihe ist der zweite Teil aber nicht gedacht, denn insbesondere das Ende werden Nichtkenner des Seriendebüts nicht ganz verstehen können. Darüber hinaus gibt es im zweiten Teil keine nervigen Wiederholungen beim Leveldesign. Die Kämpfe laufen von Beginn an um einiges flüssiger und das Erkunden der etwas offeneren Spielwelt macht deutlich mehr Spaß. Beide Elemente halten sich hervorragend die Waage. Auch dass der Schwierigkeitsgrad auf der mittleren Stufe überaus fair ist, gefällt mir sehr gut. So habe ich mich selten bis gar nicht dabei ertappt, wie ich den Fernseher, das Spiel oder beides zusammen verfluche. Bayonetta 2 ist ein wirklich gutes Actionspiel, das jeder Genrefan einmal gespielt haben sollte, sofern er sich denn vorher den mittelmäßigen ersten Teil über sich hat ergehen lassen. Zusammen bilden die beiden Teile auf jeden Fall ein wunderbares Gesamtbild.
Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Bayonetta 2!