Review: Star Wars – Jedi: Survivor

Ende 2019 erschien mit Star Wars – Jedi: Fallen Order eine regelrechte Überraschung. Die Mischung aus den Genres Souls-like und Action-Adventure sorgte bei Star-Wars-Fans für Begeisterung. Star Wars – Jedi: Survivor baut auf diesen Grundlagen weitgehend gut auf.

Wenige Jahre nach den Ereignissen von Jedi: Fallen Order haben die Freunde rund um den Protagonisten Cal Kestis getrennte Wege eingeschlagen. Zu Beginn des Abenteuers muss sich die Hauptfigur Cal, ein vom Imperium verfolgter Jedi, aus den Fängen seiner Widersacher befreien. Zusammen mit rebellierenden Verbündeten versucht er, an Pläne des Imperiums zu gelangen. Hierbei geht jedoch einiges schief. Mit letzter Kraft gelingt es dem Jedi zu entkommen und auf dem Planeten Koboh notzulanden, um bei seinem Freund Greez Dritus unterzutauchen. Auf Koboh entdeckt Cal Hinweise auf die Zeit der Hohen Republik und einen geheimnisvollen Planeten, der allerdings nicht ohne Weiteres zu erreichen ist. Mehr wollen wir an dieser Stelle nicht verraten, doch kämpft Jedi: Survivor an dieser Stelle mit seiner Story. Diese bietet zwar ein paar Höhepunkte, doch sind diese anfangs noch rar gesät sind. Erst zum Ende des auf dutzende Spielstunden angelegten Action-Adventures nimmt die Handlung mit der einen oder anderen und noch dazu kaum vorhersehbaren Wendung Fahrt auf. Dafür bietet das Spiel einige neue Nebencharaktere, die sich in Pyloon’s Saloon auf Koboh tummeln und ihre interessanten Hintergrundgeschichten zum Besten geben. Auch die alten Hauptcharaktere aus dem Vorgänger haben in unterschiedlicher Form ihre Auftritte in Jedi: Survivor.

Altbekanntes, aber funktionierendes Gameplay

Am Gameplay hat sich kaum etwas verändert. Im Kern ist Jedi: Survivor immer noch ein Action-Adventure, in dem wir unsere Spielfigur aus Verfolgerperspektive steuern. Auf den unterschiedlichen Planeten der Galaxis legen wir uns mit Hilfe unseres Lichtschwertes nicht nur mit den Truppen des Imperiums an, sondern versuchen auch unterschiedliche Rätsel zu lösen. Hierfür nutzen wir, wie es sich für einen Jedi gehört, nicht selten die Macht. Um beispielsweise auf dem Wüstenplaneten Jedha an ein Upgrade für Cal zu gelangen, müssen wir mehrere Kugeln in der richtigen Reihenfolge in einer Kugelbahn anstoßen oder heranziehen. An anderer Stelle müssen wir uns hingegen Geschicklichkeitseinlagen stellen. Hier müssen wir mit dem richtigen Timing über Abgründe springen, an Wänden entlanglaufen oder Wandsprünge ausführen. Wie schon bei Nintendos Metroid-Reihe öffnet sich die Spielwelt peu à peu mit neuen Upgrades. Sobald wir zum Beispiel den Greifhaken erhalten, können wir uns an Vorsprünge heranziehen. Später erinnert sich Cal hingegen an einen kurzen Temposchub, um nach einem Doppelsprung noch ein Stückchen weiterzukommen. Jedi: Survivor motiviert also auch nach etlichen Stunden, an bereits besuchte Orte zurückzukehren. Hierbei hilft die jederzeit einsehbare dreidimensionale Karte, die uns nicht weit entfernt an Metroid Prime erinnert.

Souls-like mit Kampfstilen

Bei den Kämpfen zwischen Cal und Sturmtruppen, Droiden oder der bestialischen Fauna der verschiedenen Planeten kommt die zugegebenermaßen seichte Souls-like-Mechanik ins Spiel. Für jeden Gegner, den wir besiegen, erhalten wir hilfreiche Erfahrungspunkte, die uns summiert einen Fähigkeitspunkt spendieren. Diese können wir an Meditationspunkten entsprechend ins Erlernen neuer Fähigkeiten investieren. Fallen wir jedoch im Kampf, verlieren wir temporär alle Erfahrungspunkte, die wir seit dem letzten Fähigkeitspunkt verdient haben. Laufen wir dem Feind, der uns ins Jenseits geschickt hat, aber erneut über den Weg, erhalten wir die Erfahrungspunkte zurück. Sterben wir in der Zwischenzeit aber ein weiteres Mal, sind die Punkte unwiderruflich verloren. Ruhen wir uns im Übrigen an einem Meditationspunkt aus, so kehren genauso wie nach unserem Ableben alle besiegten Gegner zurück. So heftig wie Souls-likes wie Sekiro und Co ist Jedi: Survivor aber nicht. Mit Ausnahme größerer Brocken agieren alle Feinde recht human. Die neu hinzugekommenen Kampfstile tun ihr Übriges, damit jeder Spieler auf lange Sicht seinen Spaß hat. So können wir mit Lichtschwert, zwei Klingen gleichzeitig, einer Doppelklinge, Schwert und Blaster oder einer Parierstange angreifen. Jeder Kampfstil funktioniert etwas anders, geht aber sehr schnell in Fleisch und Blut über.

Ausbalanciertes Spielgefühl

Ein im Jahr 2023 längst überfälliges Novum für das Subgenre ist der regulierbare Schwierigkeitsgrad von Jedi: Survivor. Wenn ihr also merkt, dass euch die ganzen Kämpfe oder auch nur eine einzelne Auseinandersetzung zu schwierig sind, dann könnt ihr in den Optionen vom Jedi-Ritter auch zum Jedi-Padawan oder gleich zum Story-Modus wechseln. Auf das Freischalten von Trophäen hat dies übrigens keinen Einfluss. Wir begrüßen diesen Schritt sehr, da sich so jeder Spieler selbst die Herausforderung setzen kann. Selbiges gilt im Übrigen auch für die Spieler, die sich unterfordert fühlen. Diese können den Härtegrad auch nach oben korrigieren. Das Anpassen des Schwierigkeitsgrads gilt jedoch lediglich für die Kämpfe. Sämtliche Geschicklichkeitseinlagen und auch alle Rätsel müsst ihr mit euren Skills respektive eurem Grips selbst meistern und lösen. Wirkliche Kopfnüsse sind in Jedi: Survivor aber kaum bis gar nicht anzutreffen. Wenn Cal und sein kleiner Droide BD-1 zulange an einem Rätsel hängen, können wir auf Knopfdruck auch nach einem Hinweis verlangen. Dieser hilft in der Regel weiter, doch gibt es auch dann noch das eine oder andere Rätsel, bei dem wir ein wenig mehr grübeln müssen. So oder so ist Jedi: Survivor aber ein Spiel geworden, das in puncto Kämpfen und Rätselkost unglaublich gut für jedweden Spielertypen ausbalanciert ist.

Gravierende technische Mängel

So gut uns der Titel in spieltechnischer Hinsicht überzeugt, so sehr müssen wir die Technik von Jedi: Survivor kritisieren. So schmettert uns das Spiel regelmäßig matschige Texturen, die noch dazu zeitverzögert nachladen, und eine stotternde Bildwiederholrate unverfroren ins Gesicht. Diese technischen Macken hängen selbstverständlich davon ab, auf welchem der Handvoll Planeten und in welchem Areal auf diesem wir gerade unterwegs sind. Weitläufige Areale leiden deutlich stärker unter diesen Problemen als Innenräume. Hier kann die Framerate sogar ungeahnte Höhen erreichen. Selbst wenn wir im Leistungsmodus spielen, bei dem die Grafik gemindert dargestellt wird, treten dennoch auf der PlayStation 5 solche heftigen Probleme auf. Hinzu kommen gelegentliche Abstürze, die aber dadurch, dass nur an Meditationspunkten gespeichert wird, manchmal äußerst nervenaufreibend sind. Noch dazu gibt es Bugs, die unter anderem verhindern, dass Nebenquests zur Gänze abgeschlossen werden können. Darunter leiden vor allem Trophäenjäger. Electronic Arts kann uns nicht erzählen, dass all diese gravierenden Mängel in der Qualitätssicherung nicht aufgefallen sind. Jedi: Survivor mag ein gutes Spiel sein, das in dieser Form aber nicht hätte erscheinen dürfen und ein paar Monate mehr Entwicklungszeit gebraucht hätte. Da hilft leider nicht einmal der angemessene Soundtrack, der fünfzig bis sechzig Spielstunden lang für die Star-Wars-Atmosphäre sorgt.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der PlayStation-5-Fassung): Star Wars: Jedi – Fallen Order ist ein Spiel, das sich jeder Star-Wars-Fan einmal anschauen sollte. Gerne würde ich dasselbe über den zweiten Teil sagen, aber die technischen Mängel können den Spielspaß von Star Wars: Jedi – Survivor unerwartet stark mindern. Dabei macht es so viel Spaß, Cal und BD-1 bei ihrem Abenteuer zu begleiten und jede Menge Rätsel zu lösen. Auch die zahlreichen Auseinandersetzungen machen durch die verschiedenen Kampfstile noch sehr viel mehr Spaß als im Vorgänger. Wenn das Spiel dann aber selten flüssig läuft, mit matschigen Texturen einen Schrecken einjagt, zwischendurch immer mal wieder abstürzt oder Bugs beinhaltet, durch die nicht alle Nebenquests abgeschlossen werden können, trübt dies das Gesamtbild enorm. Wer sich auf Jedi: Survivor einlassen will, sollte mit dem Kauf so kurz nach Release unbedingt abwarten. Wenn Entwicklerstudio Respawn Entertainment die technischen Mängel allesamt beheben kann, dann ist der Titel aber unbedingt zu empfehlen. Electronic Arts sollte darüber hinaus aber die eigene Veröffentlichungspolitik überdenken, denn am Ende sind es nicht nur die Star-Wars-Fans und Spieler, die darunter leiden, sondern auch das Spiel als Kunstwerk, das mehr Liebe und Sorgfalt verdient hätte.

Vielen Dank an Electronic Arts für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Star Wars – Jedi: Survivor!

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