Im Jahr 2002 erschien der erste Teil der Metroid-Reihe in 3D. Experten waren sich zuvor uneins darüber, ob die Serie den Sprung in die dritte Dimension schaffen kann. Auf dem GameCube setzte Metroid Prime nicht nur spieltechnisch, sondern auch grafisch neue Maßstäbe.
Während es sich bei den vorherigen Serienteilen um zweidimensionale Action-Titel handelt, ließen sich die Entwickler der Retro Studios dazu hinreißen, aus Metroid Prime ein Abenteuer aus der Ego-Perspektive zu gestalten. Zeitlich angesiedelt ist der Titel nach dem ersten Seriendebüt vom Nintendo Entertainment System. Obwohl Kopfgeldjägerin Samus Aran den Weltraumpiraten das Handwerk gelegt hat, kehren diese schneller als erwartet auf die Bildfläche zurück. Auf einem Raumschiff der Weltraumpiraten entdeckt sie, dass ihre Widersacher an Gen-Experimenten gewerkelt haben, die außer Kontrolle geraten sind. Ihre Ermittlung führt sie auf den nicht weit entfernten Planeten Tallon IV. Dort findet sie nicht nur Hinweise auf den Verbleib der restlichen Weltraumpiraten, sondern erfährt auch vieles vom untergegangenen Volk der Chozo. Darüber hinaus dreht sich Metroid Prime um eine mysteriöse Substanz namens Phazon, die früher oder später den Planeten verschlingen wird. Entsprechend ist es unsere Aufgabe, das drohende Unheil abzuwenden. Die Handlung selbst wird dabei hauptsächlich über Logbucheinträge und Co vermittelt. Es gibt zwar wenige Zwischensequenzen, doch die allermeisten dieser Szenen kommen ohne gesprochenen Text aus und werden eher dazu genutzt, um die vielen Actionsequenzen von Metroid Prime miteinander zu verketten.
Gameplay-Portierung in die Dreidimensionale
Wie für ein Spiel aus dem Hause Nintendo typisch, steht weniger die Story und dafür deutlich mehr das Gameplay im Mittelpunkt der Inszenierung. Den Retro Studios ist es 2002 gelungen, die herausragenden Spielmechaniken des 1994 für das Super Nintendo veröffentlichte Super Metroid in ein dreidimensionales Korsett zu zwängen, ohne dass es zwickt und zwackt. So erkunden wir aus der ersten Person den Planeten und seine fünf Areale. Diese fallen vor allem optisch abwechslungsreich aus. Während die Oberfläche des Planeten mit dichtem Dschungel bewachsen ist, fühlen sich die Chozo-Ruinen steppen- und fast schon wüstenartig an. Magmoor besteht hingegen aus unterirdischen Höhlen, die mit Feuer, Flammen und Lava gefüllt sind. Bei Phendrana handelt es sich um eine Eislandschaft. Die Phazon-Minen sind wiederum von der namensgebenden Substanz durchzogen. Spieltechnisch legen zwar alle Themenwelten verschiedene Schwerpunkte, doch nehmen sie sich diesbezüglich gegenseitig nichts. Damit wir in Metroid Prime stetig vorankommen, müssen wir alle Gebiete mehrfach erkunden. Auch in diesem Teil der Reihe greift das alte Konzept, dass wir mit neuen Gegenständen und somit neuen Möglichkeiten an bereits besuchte Orte zurückkehren, um zuvor unzugängliche Wege zu nehmen. So erschließt sich uns Tallon IV mit ansteigender Spielzeit mehr und mehr. Toll!
Hervorragender Einstieg mit vielen Möglichkeiten
Ausgerüstet ist Samus Aran mit einem Beam, der in ihrem Anzug verbaut ist. Damit schießen wir nicht nur auf alles, was sich uns in den Weg stellt, sondern öffnen mit einem Schuss auch Türen zu neuen Räumen. Manche Türen erfordern jedoch ein Upgrade für die Schusswaffe, sonst bleiben sie für uns verschlossen. An anderer Stelle benötigen wir wiederum den Grapple Beam, damit wir ähnlich wie Link in The Legend of Zelda: The Wind Waker über Abgründe schwingen können. Per Morphball können wir uns auch zusammenrollen, damit wir durch enge Gänge kriechen beziehungsweise rollen können. Metroid Prime ist in puncto Fähigkeitsarsenal gleich in mehrerlei Hinsicht großartig. Einerseits lassen sich so gut wie alle Fähigkeiten sowohl im Kampf als auch zum Lösen von Rätseln einsetzen. Andererseits gelingt dem First-Person-Adventure ein Spagat, den so nur wenige Videospiele hinbekommen. Zu Beginn des Abenteuers verfügt Samus Aran bereits über einige Fähigkeiten, verliert diese storybedingt aber, sodass wir die Ausrüstungsgegenstände auf Tallon IV erst zusammensuchen müssen. Metroid Prime lässt uns also direkt ab der ersten Spielminute die Fähigkeiten der Protagonistin ausprobieren, nur um sie uns daraufhin wieder zu nehmen. Sehen wir dann jedoch bestimmte Stellen in der Spielwelt, wissen wir auf Anhieb, welches Item wir hier benötigen – und wissen wir einmal nicht weiter, scannen wir Gegner und Umgebung für Hinweise.
Besonderheiten der Steuerungsmethoden
Zu Zeiten des GameCubes waren Twin-Stick-Shooter noch Mangelware und kamen erst mit der darauffolgenden Generation so richtig in Mode. So ist es nicht verwunderlich, dass wir uns in der GameCube-Fassung erst dann umschauen können, wenn wir die rechte Schultertaste gedrückt halten. Der C-Stick wird hingegen zum schnellen Wechsel des Beams benutzt, was vor allem in späteren Kämpfen unbedingt nötig ist. Da ist es kein Wunder, dass diese Steuerungsmethode auch im Remaster auf der Nintendo Switch auswählbar ist. Voreingestellt ist jedoch, dass wir uns mit dem rechten Stick umsehen können. Im direkten Vergleich ergibt dies natürlich Sinn, da auch bei dieser Option die linke Schulteraste zum Anvisieren eines Gegners benutzt wird. So können wir uns jederzeit auf einen Feind konzentrieren, der uns an den Kragen will. Viele Ego-Shooter, besonders aus den frühen 2000er-Jahren, verzichten auf diese Methode. Die Lock-on-Funktion macht Metroid Prime aber zu etwas Besonderem. Schade ist jedoch, dass dadurch der recht intuitive Beam-Wechsel auf der Switch abgeschwächt wird. So müssen wir die X-Taste gedrückt halten und dann mit dem rechten Stick den Beam wählen. Insbesondere in hektischen Kämpfen kann dieser Wechsel wertvolle Sekunden und somit Lebensenergie kosten. Hier hätten wir vom Remaster mehr erwartet.
Genüsslicher Klassiker
Wer mag, kann auch zur Bewegungssteuerung greifen, die ähnlich funktioniert wie in der Metroid Prime Trilogy auf der Wii. Nintendo hat begriffen, dass durch das Anbieten vieler Möglichkeiten so gut wie alle Spielertypen angesprochen werden. Wir begrüßen diese Entscheidung. Dennoch gibt es bei Metroid Prime: Remastered Kritikpunkte. Zum Beispiel wurde das Speichersystem ähnlich wie im Remaster von Project Zero: Die Maske der Mondfinsternis nicht überarbeitet, was bedeutet, dass wir möglichst oft selbst speichern müssen. Eine Autosave-Funktion würde gerade in der Forschungsstation in Phendrana und in den Phazon-Minen Nerven sparen. Zudem ist uns die künstliche Intelligenz der Gegner ein Dorn im Auge. Während Tierwesen harmlos und berechenbar agieren, gehen uns Weltraumpiraten öfters auf den Geist. So gehen sie gelegentlich in Rudeln in den Nahkampf über und drängen uns in Ecken, aus denen wir nur schwer entkommen können. Das macht aus dem Titel zwar kein schlechtes Spiel, aber dieser Umstand war schon 2002 alles andere als gut. Technisch läuft das Spiel auf der Switch dafür einwandfrei und durchweg flüssig. Lediglich, dass das Spiel weitgehend mit dunklen Farben auskommt und es keinen Helligkeitsregler gibt, könnte tagsüber stören. Der Handheld-Modus schafft hierbei Abhilfe. Es ist jedoch egal, wie wir Metroid Prime spielen – durch den fabulösen Soundtrack bleibt das Spiel auch beim gelegentlichen Backtracking gegen Ende der circa fünfzehnstündigen Kampagne fast immer ein Genuss.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der GameCube- und Switch-Fassung): Metroid Prime ist nicht nur eines der besten GameCube-Spiele und Action-Adventures. Es ist eines der Paradebeispiele dafür, dass zweidimensionale Videospiele einen Sprung in die dritte Dimension verdienen. Nicht umsonst findet sich der Titel stets in den obersten Plätzen von einschlägigen Bestenlisten. Es macht einfach jede Menge Spaß, die Spielwelt von Metroid Prime zu erkunden, mit neuer Ausrüstung an bis dahin unbekannte Orte zu gelangen, Upgrades zu sammeln, sich durch die fünf Themenwelten zu ballern und die Schauplätze nach neuen Informationen abzuscannen. Grafisch ist das Spiel auf der Nintendo Switch natürlich nicht mehr taufrisch, doch zu GameCube-Zeiten gehörte der Titel definitiv zu den hübschesten Titeln der Konsolengeneration. Unansehnlich ist das Spiel aber auch auf der Switch nicht – und akustisch ist es sowieso zeitlos. Wer den Titel noch nicht gespielt hat oder unbedingt einmal in HD erleben will, sollte bei Metroid Prime: Remastered zugreifen. Habt ihr den Titel bereits mehrfach auf dem GameCube oder der Wii durchgespielt, sieht die Sache anders aus. Es gibt einfach zu wenige Neuerungen oder Qualitätsverbesserungen, die einen erneuten Kauf rechtfertigen.
Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Metroid Prime: Remastered!