Review: The Last of Us: Part II – Remastered

Im Juni 2020 erschien The Last of Us: Part II als eines der letzten Spiele für die PlayStation 4. Ein Jahr später erschien ein Patch, damit der Titel auf der PlayStation 5 ein Stückchen besser läuft. Anfang 2024 kam mit The Last of Us: Part II – Remastered gar eine Neuauflage hinzu.

Mit einem Golfschläger! Kenner des einstigen PlayStation-4-Titels wissen, worauf sich diese Anspielung bezieht. Allen anderen wollen wir an dieser Stelle eine besondere Handlungswendung nicht vorwegnehmen. The Last of Us: Part II knüpft ein paar Jahre nach den Geschehnissen des ersten Teils an die Geschichte um die Überlebenskämpfer Ellie Williams und Joel Miller an. Diese haben es sich inzwischen im idyllischen Örtchen Jackson im früheren US-Bundesstaat Wyoming gemütlich gemacht. Die Welt außerhalb der Mauern der Stadt können sie aber keineswegs vergessen, denn der parasitäre Pilz Ophiocordyceps unilateralis wütet weiter. Die Welt wird nie mehr so sein, wie sie einst war. Heilung ist nicht in Sicht – und das aus einem guten Grund, den ihr vor allem dann versteht, wenn ihr den Vorgänger durchgespielt habt. Auch an dieser Stelle wollen wir nicht zu sehr ins Detail gehen, gehört die Story doch zum Besten, was das Survival-Horror-Spiel zu bieten hat. Während wir im ersten Teil hauptsächlich in die Haut von Joel schlüpfen, der Ellie von einem Ort zum anderen transportiert, ist nun die tapfere Ellie an der Reihe. Sie ist alt genug, um sich gegen Infizierte, Söldner und andere Gruppierungen zu wehren. Joel spielt nach wie vor eine tragende Rolle, lässt sich in The Last of Us: Part II aber nicht mehr spielen. An seine Stelle rückt Abigail Anderson.

Altbekannte Gameplay-Formel

Beide Protagonistinnen erleiden einen schweren Schicksalsschlag, den sie auf ihrer persönlichen Reise verarbeiten müssen. Dass dies offenbar nicht so leicht und mit sehr vielen Hindernissen verbunden ist, dürfte anhand der überaus langen Einmalspielzeit von etwa vierzig Stunden liegen. In alternierenden Spielabschnitten kämpfen beide Frauen ums nackte Überleben. Das heißt, sie müssen zahlreiche Kämpfe gegen Infizierte und weitere Feinde bestehen, Ressourcen sammeln und damit ihre Ausrüstung verbessern oder auffüllen. Fühlen wir uns in The Last of Us: Part II anfangs noch etwas hilflos, lernen wir mit der Zeit immer effektivere Fähigkeiten, mit denen das Spiel immer zugänglicher wird. Ob wir dabei brachial oder schleichend vorgehen, ist in den allermeisten Fällen uns selbst überlassen. Wir können aber eher dazu raten, letzteren Weg zu priorisieren. Je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad und eigenen Skills können die Ressourcen derart knapp bemessen oder verbraucht sein, dass manchmal sogar ein Kampf ausgeschlossen sein dürfte. Habt ihr den Vorgänger gespielt, werdet ihr beim Gameplay keine großen Änderungen bemerken. Ähnlich wie bei der Uncharted-Reihe verlässt sich Entwicklerstudio Naughty Dog auf das geschaffene Grundgerüst. Da das Spiel mit vierzig Stunden einerseits sehr lang und andererseits sehr linear ausfällt, ist das echt bedauerlich.

Unterstützung durch Plaudertaschen

Gar keine Frage; The Last of Us: Part II macht auch mit dem stets gleichen Gameplay immer noch sehr viel Spaß. Dies liegt vor allem an den gut geschriebenen Dialogen, denn weder Ellie noch Abigail müssen die ganze Zeit in Einsamkeit auskommen. Es gesellen sich wiederkehrende Figuren zu den Protagonistinnen hinzu, mit denen das Erkunden der zerstörten, verfallenen und trostlosen Spielwelt nicht ganz so eintönig ausfällt. So wird Ellie ein gutes Stück von ihrer Partnerin Dina oder deren Exfreund Jesse begleitet, während Abigail Hilfe von Verbündeten aus ihrer militärisch geprägten Organisation bekommt. Hauptsächlich spielt sich das Geschehen jedoch nicht in Wyoming ab. Stattdessen machen wir Seattle an der Westküste Nordamerikas unsicher. Ähnlich wie in Uncharted 4: A Thief’s End existiert dort auch ein Spielabschnitt, der an eine offene Spielwelt im Kleinformat erinnern soll. Für uns ist dies einer der wenigen Höhepunkte, denn hier kann sich die beklemmende Atmosphäre richtig entfalten. Anstatt der linearen Levelarchitektur zu folgen, erleben wir in The Last of Us: Part II hier mehrere Mini-Abenteuer, die wie ein Zusammenschnitt einer Fernsehserienepisode wirken. Es bleibt handlungsbedingt aber bei diesem einen Areal. Hier verspielen die Entwickler von Naughty Dog jede Menge Potenzial. Ein wenig mehr Freiheit hätte dem Spiel gut getan.

Clever Gegner, dämliche Begleiter

Dennoch müssen wir die Entwickler loben, denn in unseren Augen fühlt sich der zweite Serienteil trotz seiner starken Ähnlichkeiten zum Vorgänger sehr viel zugänglicher an. Gerade Neulinge, die die Geschichte des ersten Teils vielleicht kennen, diesen aber nicht gespielt haben oder auch nicht nachholen wollen, werden noch etwas mehr an die Hand genommen. Auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad haben wir kaum bis keinerlei Probleme und sterben zudem nur selten, was in den meisten Fällen auch nur an der eigenen Unachtsamkeit liegt. Die Gegner sollten wir in The Last of Us: Part II stets im Auge behalten, denn diese machen Gebrauch davon, uns zu flankieren. Besonders die Infizierten, von denen uns ein paar sogar mit einem Bissen ausschalten können, sind uns hier ein Dorn im Auge. Wir können euch vergewissern, dass ihr mit der Zeit immer besser werdet – und dann stellen diese Viecher keine großen Bedrohungen mehr dar. Während die Infizierten und auch ein Teil der menschlichen Widersacher wirklich clever agieren, so dämlich stellen sich unsere Begleiter an. Oft genug verstecken sie sich hinter Barrikaden oder im hohen Gras und schalten Gegner nicht lautlos aus, obwohl sie die Gelegenheit dazu hätten. Das heißt, dass wir uns um fast alles selbst kümmern müssen. Darunter leidet ein wenig die Immersion, auch wenn das Gameplay dafür meistens flutscht.

Markerschütternde Soundkulisse

Unter technischen Gesichtspunkten lockt The Last of Us: Part II Besitzer des PlayStation-4-Originals nicht unbedingt hervor. Die grafischen Verbesserungen beschränken sich auf ein Minimum und müssen weitgehend mit der Lupe gesucht werden. Allerdings fällt gerade die Tiefenschärfe positiv auf, denn auf der PlayStation 5 können wir auch in weiter Entfernung alles gut erkennen. Je nach bevorzugter Auflösung läuft das Spiel in stabilen dreißig oder gar sechzig Bildern pro Sekunde. Soll heißen, dass das Geschehen flüssig zu erkennen ist und die Spielbarkeit an keiner einzigen Stelle unter technischen Problemen leidet. Ein leider nur sehr schwach genutzter Vorteil auf der PlayStation 5 sind die Features des DualSense-Controllers. Regnet es, spüren wir leichte Vibrationen auf der Haut. Spannen wir unseren Bogen, gibt es einen leichten Widerstand auf der rechten Schultertaste. Hier wäre in unseren Augen noch deutlich mehr möglich gewesen; die dichte Atmosphäre wird dadurch nur wenig verbessert. Der Soundtrack bleibt meistens im Hintergrund und nur wenige Stücke, die auf Gitarrenklänge setzen, können wirklich hervorstoßen. Dafür sind die deutschen Synchronsprecher gut gewählt, die den Charakteren reichlich Leben einhauchen. Auch die eigentliche Soundkulisse, beispielsweise das Stöhnen und Klicken der Infizierten, lässt das Blut in uns gefrieren.

Zusätzliche und erweiterte Inhalte

Haben wir die Story durchgespielt, können wir uns auch in den Kein-Zurück-Modus wagen. In diesem Modus schlüpfen wir in die Rolle verschiedener Charaktere des Spiels und müssen in Rogue-like-Abschnitten unter anderem eine Horde Infizierter abwehren, Gegner lautlos ausschalten oder unbemerkt einen Tresor öffnen. Am Ende eines Durchgangs erwartet uns zu alledem auch ein Bosskampf. Damit wir für diesen gewappnet sind, erlernen wir in jedem neuen Durchgang von der Pike auf durch Talentbücher neue Fähigkeiten und erhalten Material, um unsere Waffen zu verbessern. Für schwache Nerven ist dieser Modus absolut nichts, denn sobald wir auch nur einmal den Löffel abgeben, müssen wir einen neuen Durchgang starten und verlieren entsprechend alle Inhalte, die wir erspielt haben. Es ist jedoch mehr als bloß bedauerlich, dass sich dieser Modus nicht kooperativ im Splitscreen spielen lässt. So hätte uns der Titel noch einige Zeit mehr vor den Bildschirm locken können. Je besser wir uns übrigens anstellen, desto mehr Bonusinhalte wie Gameplay-Modifikationen, zusätzliche Filter und Artworks können wir freischalten. Unter dem Bonusmaterial befinden sich neben drei spielbaren Levels, die es nicht ins Spiel geschafft haben, auch ein Gitarren-Minispiel, eine fast zweistündige Dokumentation, die Einblicke in die Entwicklung gibt. Wer den Titel auf der PlayStation 4 verpasst hat, bekommt mit The Last of Us: Part II – Remastered das beste Gesamterlebnis des Spiels.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der PlayStation-5-Fassung): Wie der Vorgänger ist auch The Last of Us: Part II – Remastered in meinen Augen ein eher mittelmäßiges Spiel. Es ist aber dennoch ein Spiel, mit dem ich trotz aller Defizite meinen Spaß haben kann. Die Handlung lässt sich alle Zeit der Welt und zeigt die Geschichten von Ellie und Abigail in mehreren Entwicklungsphasen, die sich bis zum bedrückenden Finale aufbauen. Packend ist diese Inszenierung, denn der Weg beider Protagonistinnen ist mit Leichen gepflastert. Schonungslos wird die rohe Welt dargestellt, in der sich die Akteure bewegen. All das sieht für PlayStation-4-Verhältnisse auch absolut großartig aus. In der PlayStation-5-Fassung gibt es allerdings nur wenige grafische Verbesserungen, die spürbar ins Gewicht fallen. Auch beim Gameplay bleibt alles beim Alten. Naughty Dog verlässt sich viel zu sehr auf die Grundlagen des Seriendebüts. Zum Beispiel gibt es nur ein Areal, das etwas offener gestaltet ist. Genau hiervon hätten die Entwickler mehr bringen sollen, um aus dem immer gleichen Ansatz der schlauchartigen Levels auszubrechen. Auch ansonsten finde ich mich ziemlich schnell im bekannten Rhythmus von Materialien sammeln und Gegner besiegen wieder – und erst nach vierzig Stunden diesem engstirnigen Trott entkommen zu können, ist schon ziemlich hart. Wer den ersten Teil trotz seiner klaren Defizite mag, dürfte auch den zweiten Teil verschlingen. Gerade die vielen Story-Momente, in denen die Autoren überraschend endgültige Entscheidungen getroffen haben, wissen zu begeistern – und diese bleiben noch lange nach dem Abspann im Gedächtnis haften! Wer den zweiten Teil auf der PlayStation 4 bereits gespielt hat, kann sich das Upgrade aber sparen, denn dafür bietet es zu wenige Neuerungen oder Verbesserungen.

Vielen Dank an Sony Interactive Entertainment für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von The Last of Us: Part II – Remastered!

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