Review: The Prosecutor

Obwohl Schauspiellegende Zhēn Zǐdān, besser bekannt unter seinem Alias Donnie Yen, in den letzten Jahren nicht mehr in so vielen Filmen wie in den 2000er- und 2010er-Jahren mitgewirkt hat, zeigt The Prosecutor von 2024, dass er mehr ist als bloß der einstige Actionstar.

Martial-Arts-Filme erfreuen sich unter Fans des fernöstlichen Kinos immer noch sehr großer Beliebtheit, auch wenn altbekannte Leinwandhelden wie Chéng Lóng alias Jackie Chan, Hóng Jīnbǎo alias Sammo Hung oder Donnie Yen altersbedingt langsam, aber sicher Platz für eine neue Kampfsportgeneration machen. Für ihre lebenslangen Arbeiten an Choreographien werden sie unvergessen bleiben. Auf ihre alten Tage erfinden sich Schauspielgrößen aber gerne neu, was Donnie Yen im Action-Thriller The Prosecutor eindrucksvoll unter Beweis stellt. In einer Welt, in der es Verbrechen gibt, muss es auch Polizei und Gerichte geben, welche Recht und Unrecht feststellen. Huò Zǐháo, gespielt von Donnie Yen, ist zu Beginn des Films als durchtrainierter Beamter des Polizeiapparats unterwegs. Vor Gericht wird der Angeklagte, den er zuvor dingfest machen konnte, jedoch freigesprochen. Er tritt vom Dienst zurück und studiert, um stattdessen als Staatsanwalt Verbrecher hinter Schloss und Riegel zu bringen. Schnell muss Huò jedoch feststellen, dass auch im Gerichtssaal Regeln gelten, die er nicht so einfach aushebeln kann. Während Mǎ Jiājié dafür verurteilt wird, ein an ihn adressiertes Drogenpaket angenommen zu haben, geht der Drogendealer straffrei aus. So ermittelt Huò in The Prosecutor trotz der Rolle als Staatsanwalt auf eigene Faust, damit Mǎ Gerechtigkeit erfährt.

Law and Order in Hongkong

Aufgrund des Szenarios ist es verständlich, dass ein Teil des Films im Gerichtssaal spielt und sich die Staatsanwaltschaft mit den Anwälten der Verteidigung, dem Richter und nicht zuletzt den Zeugen ein Wortgefecht nach dem anderen liefern. Das ist spannend inszeniert und dürfte selbst Fans von US-amerikanischen Fernsehserien wie Law and Order keineswegs kalt lassen. Wissen über das Strafrechtsystem in Hongkong, dem Handlungsort des Films, wird zumindest in der deutschen Synchronisation nicht erwartet. Die gut übersetzten Dialoge setzen auf ein verständliches Fachvokabular. Chinesische Texteinblendungen inklusive deutscher Untertitel geben dem Zuschauer zu Beginn jedes Abschnitts der Gerichtsverhandlung im Falle Mǎ klare Informationen darüber, was passiert. Dennoch bleibt The Prosecutor nicht einseitig erzählt. Während Huò ermittelt und zuweilen auch seine neuen Kollegen von der Staatsanwaltschaft wie seine Freunde bei der Polizei einbezieht, wechselt das Geschehen gelegentlich auch zu Mǎ. Peu à peu setzt sich hier ein deutliches und gar nicht so kompliziertes Gebilde zusammen, dass Mǎ von seinen Anwälten falsch beraten wird. Zu sehr soll an dieser Stelle nicht ins Detail gegangen werden, aber der Arm der Kriminalität reicht weiter als zunächst angenommen. Die Story bleibt diesbezüglich aber sehr vorhersehbar und schmälert das Gesamtbild leicht.

Donnie Yen mal anders

Als Action-Thriller darf es in The Prosecutor natürlich nicht an entsprechenden Szenen fehlen. Der zu Drehbeginn sechzigjährige Donnie Yen inszenierte einen Großteil seiner Stunts selbst, was manchen Szenen wirklich zugutegekommen ist. Problematisch ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass die Choreographien teilweise wild und gar hektisch zusammengeschnitten wurden. Manche Auseinandersetzungen enden sogar so abrupt, dass der Eindruck gewonnen werden könnte, der 117 Minuten lange Film wäre um brachiale Momente erleichtert worden. Tatsächlich gibt es nur wenige Szenen, die an Donnie Yens Glanzzeit erinnern, wie der Zuschauer sie womöglich aus der Ip-Man-Reihe kennt. Stattdessen ist der Hauptdarsteller des Films eher in einer ruhigen, selbstbewussten und positiv eingestellten Rolle zu sehen. Ebenfalls im Film zu sehen sind Sänger Zhāng Zhìlín und Komiker Xǔ Guānwén, die das Schauspielensemble hervorragend ergänzen. Positiv ist auch die audiovisuelle Gestaltung des Action-Thrillers. Das Bild ist in der Blu-ray-Variante knackscharf und die meist düster angehauchte Musik unterlegt die kühlen Bildfarben besonders gut während der Gerichtsverhandlung. Hinter den Erwartungen zurück bleibt das Bonusmaterial, das in unter einer Viertelstunde abgefrühstückt ist und leider keinen hohen Mehrwert für The Prosecutor bietet. Schade!

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Schon länger habe ich keinen chinesischen oder zumindest dem Hongkongkino entsprungenen Film mit Donnie Yen in der Hauptrolle gesichtet. Dementsprechend habe ich mich sehr auf ein Wiedersehen mit der Schauspiellegende gefreut. Altersbedingt können mich seine Choreographien aber nicht mehr überzeugen, was aber zumindest teilweise auch am miesen Schnitt während der Kloppereien liegen könnte. Dafür bekomme ich Donnie Yen jedoch in einer Rolle vorgesetzt, die ihn als sympathischen Helden für das Gute klassifiziert. Auch das mag ein wenig ausgelutscht sein, funktioniert für meine Bedürfnisse aber ausgezeichnet. Da sehe ich auch gerne darüber hinweg, dass Teile der Handlung meilenweit vorhersehbar sind. Dennoch gefällt mir gerade die mehrstufige Gerichtsverhandlung sehr. Durch die aufkommende Dynamik entsteht zudem keine Langeweile, da sich der Film immer mal wieder in andere Richtungen entwickelt. Wer nicht unbedingt die besten Choreographien erwartet, aber dennoch actionreiche Szenen und einen eher ruhigen Donnie Yen sehen will, kommt mit The Prosecutor aber voll auf seine Kosten.

Vielen Dank an Plaion Pictures für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von The Prosecutor!

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