Review: Child of Light

Child of Light (1)Das Erwachsenwerden wird in Spielen häufiger thematisiert. Während wir in Ni no Kuni: Der Fluch der Weißen Königin einen kleinen Jungen verkörpert haben, schlüpfen wir dieses Mal in die Haut einer kleinen Prinzessin, die den Werdegang einer Königin unfreiwillig verfolgt.

Child of Light (2)Um die Jahrhundertwende zum zwanzigsten Jahrhundert lebt die kleine Aurora zusammen mit ihrem Vater in Österreich. Dieser ist ein Herzog, der seine Gattin vor einigen Jahren zu Grabe tragen durfte. Aurora ist sein ein und alles, doch wie das in einer Märchenbuchgeschichte fast immer der Fall ist, gibt es auch eine böse Stiefmutter. Eines Abends schläft Aurora ein, doch wird sie aus diesem Traum so schnell nicht mehr aufwachen. Sie findet sich im fantasievollen Königreich Lemuria wieder. Die ersten Schritte sind schnell getan. Auf zweidimensionalen Ebenen bewegen wir uns durchweg durch Lemuria, beobachten dabei die aufregende Fauna und Flora des Landes. In Nebelschwaden gehüllt ist sogar ein Riese in der Ferne zu sehen. Die Idylle ist jedoch schnell vorbei. In einer Höhle treffen wir auf ein gefräßiges Wolfstier. So schnell wir die Höhle betreten haben, verlassen wir sie auch wieder. Die Erkundungstour wird zu einem Abenteuer und unser erster Begleiter ist schnell gefunden. Ein Glühwurm bietet uns unsere Hilfe an, die wir doch dankend annehmen. Mit der Hilfe des Glühwurms ist es nämlich möglich, dunkle Höhlen zu erhellen oder Licht-und-Schatten-Rätsel zu lösen. Das erste Rätsel ist schnell gefunden und rasch gelöst. Hätten wir es doch lieber gelassen, denn die nun offene Tür führt uns tief in einen Schrein, wo wir zugleich ein Schwert aus dem Stein ziehen dürfen.

Auf ins Gefecht

Child of Light (3)Mit dem Schwert bewaffnet offenbart sich uns auch schon das Genre des Spiels. In den ersten Spielminuten macht Child of Light den Eindruck, dass es ein Action-Adventure sei, doch mit dem Schwert in der Hand greifen uns auch schon die Monster der Spielwelt an. Feindkontakt ist gleichgesetzt mit dem Öffnen eines Kampfbildschirms. Während auf der linken Seite die Heldin beziehungsweise später auch die Helden Platz nehmen, schauen uns von der rechten Seite des Bildschirm die Monster an. Über ein Auswahlrad, welches uns immer wieder an die Paper-Mario-Reihe erinnert, wählen wir die entsprechenden Kommandos aus. Das dürfen wir jedoch nur, wenn der entsprechende Charakter auch an der Reihe ist. Auf dem Bildschirm ist unten ein Balken zu sehen, der in Wartezeit und Vorbereitungszeit aufgeteilt ist. Während wir warten, können wir keinerlei Aktionen ausführen. An der Schwelle der beiden Zeiten wählen wir dann das Kommando aus, welches dann eine unterschiedlich lange Vorbereitungszeit mit einbezieht. Werden wir währenddessen von Gegnern getroffen, und das passiert vor allem in der zweiten Spielhälfte leider viel zu häufig, wird das Kommando unterbrochen. Das heißt außerdem, dass wir wieder darauf warten müssen, bis wir die Wartezeit hinter uns lassen. In unseren Augen hätte man den Kämpfen mehr taktischeren Tiefgang spendieren müssen.

Illustre Truppe

Child of Light (4)Während wir am Anfang nur alle paar Jubeljahre auf einen neuen Charakter treffen, kommen wir später fast in jeder Spielstunde in den Genuss neuer Persönlichkeiten. Ein Mäuserich auf der Jagd nach dem großen Geld und seiner Jugendliebe, ein magiebegabter Zwerg mit einem berlinerischen Akzent, eine Gauklerin und ein Narr, die vom Zirkus ausgeschlossen werden und auch die Stiefschwester von Aurora wollen sich unserer Gruppe anschließen. Während wir die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Charaktere wirklich gutheißen, so sehr stört es uns, dass sich ihre Fähigkeiten vor allem gegen Ende doch zu sehr ähneln. Auch hier hätte man dem Titel deutlich mehr Spieltiefe zugutekommen lassen müssen. Immerhin motiviert es, die Charaktere immer wieder aufs Neue mit neuen Spezialfähigkeiten auszustatten. Für jeden Stufenaufstieg erhalten wir einen Fähigkeitspunkt, den wir auf einem Fähigkeitsbaum relativ frei verteilen dürfen. Es gibt bei jedem Charakter mehrere Äste, die wir entweder stringent verfolgen dürfen oder stückweise ausbauen. Diese Entscheidungsfreiheit freut uns sehr, da wir die Charaktere so nach unseren Vorlieben ausbauen können. Ebenso lassen sich die Helden mit Edelsteinen ausstatten, die ihnen unterschiedliche Fähigkeiten geben. Wer viele Klunker sammelt, darf sie jederzeit zu stärkeren Edelsteinen verarbeiten. Grundsätzlich nett!

Durchschnittliches Gameplay

Child of Light (5)Das Manko des Features ist jedoch, dass wir nur im Ausrüstungsmenü erfahren, welche Werte die Edelsteine mitbringen. So wechseln wir andauernd zwischen den Menüs, was mit der Zeit nervig sein kann. Da Child of Light auf dem normalen Schwierigkeitsgrad keine allzu große Herausforderung ist, kann man das Feature fast schon außer Acht lassen. Ebenso fragen wir uns, welche Daseinsberechtigung Tränke haben. Bis kurz vorm Finale haben wir die Tränke unberührt gelassen. Wer trotzdem Wert auf die eigentlich wertvollen Utensilien legt, sollte mit offenen Augen durch Lemuria schreiten. Sammelwütige werden an jeder Ecke fündig. Während wir dabei mit dem linken Analog-Stick Aurora bewegen dürfen, können wir über den rechten Stick den Glühwurm frei in der Gegend herumschwirren lassen. Wer den Titel auf der Wii U spielt und es intuitiver (und in den Kämpfen effektiver) mag, kann den eingangs erwähnten Glühwurm auch mittels Touchpen bewegen oder einen zweiten Spieler mit einer Wii-Fernbedienung ausrüsten. Das Gameplay von Child of Light ist zwar durchschnittlich, doch entschädigt der Titel dafür mit einer europäisch wirkenden Märchenwelt, in der auch amerikanische und asiatische Einflüsse zu finden sind, und mit einem Soundtrack, den wir vor lauter melancholischschöner Flöten- und Klavierklängen nicht mehr so schnell vergessen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Wii-U-Fassung): Als ich das erste Mal von Child of Light gehört habe, bin ich schon ein wenig neugierig geworden. Der Grafikstil ist wirklich schön und auch die dazugehörige Musik stimmt mich zugleich fröhlich und etwas wehmütig. Am Ende sind meine Gefühle jedoch etwas gemischt, denn so schön ich die Erzählstruktur der Geschichte finde (sie wird fast ausschließlich in (einfachen) Reimen vorangetrieben), so sehr wünsche ich mir, dass man diese Liebe auch dem restlichen Spielanteil geschenkt hätte. Das Gameplay ist mittelmäßig, denn sowohl die Action-Adventure-Anteile, als auch die Kämpfe des Rollenspielaspekts, harmonieren einfach nicht gut miteinander. Zwölf Stunden kann der Titel dann aber doch bei Laune halten, da das Aufstufen der Charaktere und das Sammeln der verschiedenen Utensilien (auch wenn man sie im Endeffekt doch nicht braucht) einfach sehr motiviert. Wer sich von einer schönen Optik und toller Musik blenden lassen möchte, darf sehr gerne zu Child of Light bekennen – diese Aufgabe erfüllt der Titel nämlich mit Bravour. Wer aber neben einer fantasievollen und tiefgehenden Geschichte auch inhaltlich überzeugt werden möchte, wird bei Child of Light wohl trotz hoher Erwartungen eher nicht fündig werden.

Jonas‘ Fazit (basierend auf der Wii-U-Fassung): Das märchenhafte Abenteuer besitzt neben der künstlerischen Oberfläche leider nicht ganz die Spieltiefe und Komplexität, die es bräuchte, um mit anderen Rollenspielen verglichen werden zu können. Das einzigartige Gewand, in welches das Spiel gesteckt wurde, macht das dafür alle Male wieder wett. Dabei bin ich ein großer Fan des rundenorientierten Gameplays, das durch den manipulierbaren ATB-Balken eine ganz eigene Note verpasst bekommen hat. Denn der echte Kampf wird durch diese taktische Raffinesse am unteren Bildschirmrand ausgetragen und gewinnen wird nur derjenige, der stets die Kontrolle über alle Figuren auf dem Bildschirm besitzt. Dank des entspannten Schwierigkeitsgrads, fiel es mir dafür aber leichter, die künstlerische Gestaltung zu genießen. Dazu zählt auch der wunderbare Soundtrack mit Ohrwurmcharakter, durch den ich mich selbst bei abgeschalteter Wii U in die traurig-schöne Atmosphäre von Child of Light zurückversetzen kann. Auroras Abenteuer ist daher ein entspanntes Rollenspiel mit Wohlfühlfaktor, an dem sich auch Genre-Verfechter heranwagen dürfen.

Vielen Dank an Ubisoft für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Child of Light!

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