Review: Kokoro Connect (Vol. 3)

Nachdem Kokoro Connect neun Jahre lang in Japan verweilen musste, hatte Kazé Anime mit den deutschsprachigen Fans Ende 2021 endlich ein Erbarmen. Mitte Dezember 2021 erschien die dritte und letzte Ausgabe, die die Anime-Serie zu einem leicht rührseligen Ende führt.

Die leidliche Erfahrung, bei einem Liebesgeständnis einen Korb zu bekommen, hat sicher jeder schon einmal in seinem Leben gemacht. So ergeht es in der ersten Szene der dritten und letzten Volume der Anime-Serie Kokoro Connect Protagonist Yaegashi Taichi. Obwohl auch Nagase Iori Gefühle für ihn hat, fühlt es sich für sie falsch an, seine Freundin zu sein. Schuld daran dürfte vermutlich die neue Aufgabe sein, die ihnen Gegenspieler Herzsame auferlegt. Auch die anderen drei der insgesamt fünf Freunde bleiben von Herzsames perfidem Spiel nicht unberührt. Aoki Yoshifumi, Inaba Himeko und Kiriyama Yui leiden ebenfalls unter dieser Situation. Nach dem Körpertausch, der in der ersten Volume ähnlich wie in der Anime-Serie Yamada-kun & the 7 Witches abgearbeitet wurde, und der Verjüngungskur in der zweiten Ausgabe, steht dieses Mal die Emotionsübertragung auf dem Programm. Soll heißen, dass die Emotionen beziehungsweise Gedanken eines Freundes an all die anderen Charaktere gleichzeitig übertragen wird. Das führt regelrecht zu unangenehmen Situationen, denn nicht immer ist das, was eine Person sagt, auch das, was sie eigentlich denkt. Entsprechend wird die Freundschaft der fünf Oberschüler, die den Kulturforschungsklub bilden, auf die Probe gestellt. Geheimnisse sind inzwischen ein Luxus, die sich die Freunde nicht leisten können.

Probleme über Probleme

Wie schon die ersten 13 Episoden sind auch die letzten vier Folgen von Kokoro Connect das Abbild einer Charakterstudie, die zum persönlichen Vergnügen von Herzsame durchgeführt wird. Dass der Zuschauer daran teilhaben darf, ist ein netter Nebeneffekt. So erfährt dieser peu à peu mehr über die Persönlichkeiten. Der Zuschauer kann sowohl in den heiteren und lustigen Momenten als auch in den melancholischen Situationen mit den Figuren mitfiebern. Grundsätzlich ist das bis zum letzten Abspann nicht schlecht umgesetzt. Der Mystery-Part um Herzsame und Co kommt allerdings zu kurz. Viele Fragen, die dem Zuschauer vielleicht auf der Zunge liegen, bleiben unbeantwortet. Hier wäre für Animationsstudio Silver Link sehr viel mehr möglich gewesen, auch wenn das Finale trotz allem sehr berührt. Hinzu kommt, dass die Freunde ein weiteres Problem lösen müssen. Gotō Ryūzen, ihr Lehrer, wird neue Aufgaben im nächsten Schuljahr in der Verwaltung der Yamaboshi-Oberschule übernehmen. Neben dem Kulturforschungsklub betreut er derzeit auch den Jazzklub, weshalb ihm die Aufgaben über den Kopf zu wachsen scheinen und er sich für einen Klub entscheiden muss. Also liegt es an den fünf Freunden, ebenso eine Lösung für dieses Problem zu finden. So bleibt es ebenfalls im Finale überaus turbulent und natürlich recht spannend für den Zuschauer.

Parallele Gestaltungsmaßnahmen

In visueller Hinsicht bauen die letzten vier Episoden auf dem Grundgerüst auf, dass die erste und zweite Volume errichtet haben. Die urbanen Umgebungsgrafiken und auch Hintergründe wirken sehr realitätsnah, wenn sie für die Anime-Serie natürlich stark überzeichnet sind. Mit dem schulischen und städtischen Setting gibt es genügend Raum, in dem sich die Figuren entfalten können. Auch die Farbgebung, die durch den mittlerweile angebrochenen Winter zwischen kühlen Farben in Außenbereichen und der durchgehend wärmenden Kolorierung in Innenräumen wechselt, entsteht eine optische Parallele zur Gefühlswelt der Charaktere. Mit der einprägsamen Musik von Misawa Yasuhiro, die die Situationen passend unterlegt, ist die Anime-Serie auch unter auditiven Gesichtspunkten ein Muster, das schablonenartig auf die Handlung und die Charaktere gelegt werden kann. Ebenfalls gefallen die Synchronfassungen auf Deutsch und Japanisch. In beiden Sprachversionen hauchen die Sprecher den ihnen zugeteilten Charakteren reichlich Leben ein, sodass auch hier Heiterkeit und Melancholie dynamisch Hand in Hand gehen. Leider kommt all das beim Bonusmaterial nicht ganz so gut zur Geltung. Digitale Boni gibt es bedauerlicherweise nicht. Laut Herstellerangaben erhält der Käufer stattdessen jedoch zwei physische Artcards und auch ein Booklet zum Durchblättern.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Kokoro Connect setzt in jeder einzelnen Volume neue Akzente. So ist es auch in der dritten Volume. In den letzten vier Episoden der Anime-Serie müssen sich die Charaktere mit der Emotionsübertragung auseinandersetzen. Diese führt zu tiefgründigen Problemen, die die Freundschaft der fünf Protagonisten belastet. Nach wie vor entpuppt sich die Serie als Charakterstudie, die nicht nur für den Antagonisten Herzsame, sondern auch für den Zuschauer interessant ist. Wer sich auf die Serie einlässt, muss sich auch gerne mit diversen Persönlichkeiten mit mehreren Facetten beschäftigen wollen. Die eigentliche Handlung dreht sich um profane Dinge, die so auch schon aus vielen anderen Slice-of-Life- und Coming-of-Age-Geschichten bekannt sind. Der Mystery-Aspekt um Herzsame kommt zu kurz und hätte zum Abheben von anderen Werken deutlich stärker beleuchtet werden müssen. Dennoch ist Kokoro Connect eine angenehme Anime-Serie, die dank ihrer unterschiedlichen Akzente mehrere Nachmittage gut unterhält. Daran ändert auch der Abschluss der Anime-Serie nichts.

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Kokoro Connect (Vol. 3)!

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