Mit der fünfzehnten Serienbox ging die Anime-Serie Detektiv Conan kurz vor Weihnachten am 17. Dezember 2020 in die nächste Runde. Dieses Mal liegt der Fokus auf Erzählungen mit den Detective Boys und Professor Agasa Hiroshi, der so gut wie immer mit im Schlepptau ist.
Ein wenig ulkig ist die Erzählstrategie der Anime-Serie Detektiv Conan schon. Nachdem sich zuletzt mehr als die Hälfte der Episoden der vierzehnten Serienbox der Haupthandlung gewidmet haben, schlagen die Folgen der fünfzehnten Volume in die andere Richtung aus. In den 26 enthaltenen Episoden gibt es bis auf zwei kurze Anspielungen in einer Doppelfolge keinerlei Verweise auf die Männer in Schwarz und ihre mysteriöse Organisation. Somit könnten sämtliche Episoden dieser Ausgabe problemlos übersprungen werden, da essentielle Inhalte nicht verpasst werden können. Trotzdem sollten Fans dies aufgrund der teils herausragenden Qualität der Geschichten nicht machen und werden es vermutlich alleine aus Prinzip nicht tun. Schließlich entfaltet sich der Mythos einer langlebigen Anime-Serie wie Detektiv Conan aus vielen kleinen Details, die sich mosaikartig zu einem atmosphärischen Gesamtbild zusammensetzen. Im Mittelpunkt der Erzählung steht nach wie vor die titelgebende Spürnase Edogawa Conan, der noch unter seinem richtigen Namen als siebzehnjähriger Schülerdetektiv Kudō Shin’ichi von besagten Männern in Schwarz mittels eines Giftes geschrumpft wurde. Als Conan löst er verdeckt zahlreiche Mordfälle und die nehmen in Japans Hauptstadt Tōkyō und auch auf dem Land einfach nicht ab. Nach wie vor hat Conan also alle Hände voll zu tun.
Bekanntes Muster in Tōkyō und um Tōkyō herum
An den Umständen der Morde hat sich nur wenig geändert. Aus niederen Beweggründen wie Eifersucht oder Gefühlen wie Leidenschaft werden die Taten begangen, die Conan auflösen muss. Im Fokus der Ermittlung steht vor allem der Tathergang, die Gründe dahinter werden anschließend auch gerne von den entlarvten Tätern selbst in aller Ausführlichkeit erläutert. Auch nach vierhundert Episoden macht es in der fünfzehnten Serienbox von Detektiv Conan immer noch sehr viel Spaß, mitzurätseln, wie der Mord oder die weniger schweren Taten wie Entführung oder Diebstahl, von denen es ebenfalls ein paar gibt, geschehen konnten. Neben ausgelutschten Mordinstrumenten wie der allseits berühmten Angelschnur kommen in den vorliegenden Episoden auch weniger gebräuchliche Konzepte wie der Einsatz von Gift und dessen Erzeugern zum Tragen. Auch wenn Tōkyō als zentraler Handlungsort mit seiner urbanen Umgebung das bekannte Bild der Anime-Serie abliefert, geht es wie für Detektiv Conan gewohnt auch ins Umland. Unter anderem reist Conan mit seinen Freunden Kojima Genta, Tsuburaya Mitsuhiko und Yoshida Ayumi, sprich den Detective Boys, unter anderem in die Präfekturen Gunma und Okayama. Mit dabei, auch bei jedem Angelausflug, ist Professor Agasa. Dass die kleine Haibara Ai dabei ebenfalls ihre Auftritte und Momente hat, ist klar.
Abwechslungsreich erzähltes Gesamtpaket
Ebenfalls zur Geltung kommen Mōri Kogorō, der Detektiv, der seine Fälle dank Conan im Schlaf löst, und seine Tochter Ran. Der Polizeiapparat wird vor allem durch Inspektor Megure Jūzō, seinem ständigen Begleiter Takagi Wataru und dessen große Liebe Satō Miwako in den Episoden der fünfzehnten Serienbox vertreten. Ein besonders Schmankerl dürfte allerdings der Auftritt von Kaitō Kid sein, der in zwei Episoden den sagenumwobenen Edelstein Blue Wonder aus den Händen von Suzuki Sonokos Onkel Jirokichi stehlen will und dabei einen atemberaubenden Freiluftspaziergang hinlegt. Mit Geistergeschichten, einem nahezu synchronen Doppelmord, einem lang erwarteten Videospiel, das zu reichlich Durcheinander führt, mysteriösen Codes und einem Versteck im Gebäck bietet die fünfzehnte Volume von Detektiv Conan darüber hinaus jede Menge Abwechslung. Die erzählten Ereignisse fühlen sich fast durchweg sehr hochwertig an und machen Laune. In allen restlichen Belangen hat sich in der Anime-Serie von TMS Entertainment nur wenig getan. Lediglich bei der technischen Gestaltung wird der Eindruck erweckt, dass die Zeichnungen qualitativ etwas besser ausfallen als in den letzten Serienboxen. Als Bonus gibt es traditionsgemäß nur ein Booklet mit Episodenguide, der zumindest all die tollen Geschichten der Serie kurz und bündig auf den Punkt bringt.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf den Episoden 384 bis 409 der Serie): Nachdem sich die Anime-Serie Detektiv Conan in der vierzehnten Volume vor allem auf die Rahmenhandlung des von Aoyama Gōshō gezeichneten Werks konzentriert hat, verfällt sie in der fünfzehnten Volume erneut in den alten Trott. Bezüge zur eigentlichen Geschichte sind derart rar gesät, dass ein Zuschauer, der nur die wichtigsten Folgen mitbekommen möchte, die ganze Ausgabe getrost auslassen kann. Für beinharte Fans kommt das aber nicht in Frage, da jedes auch noch so unwichtig erscheinende Detail zählt. Qualitativ sind die in den Episoden erzählten Geschichten aber durchaus hochwertig. Sie sind im richtigen Tempo und mit der passenden Dosis Dramaturgie derart spannend erzählt, dass die Zeit beim Anschauen wie im Flug vergeht. Zudem gelingt es der Serie auch nach über vierhundert Episoden zum Mitraten zu animieren, wer den nun der Mörder, Entführer oder Dieb ist. Auch der von der Serie bekannt charmante Humor trägt zum flüssigen Erlebnis bei. Fans der Serie dürfen abermals bedenkenlos zugreifen.
Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Detektiv Conan (Box 15, Episoden 384–409)!