Mit Dragonball erschuf Akira Toriyama ein Franchise, das auch noch mehr als zwanzig Jahre später ein wichtiger Teil der Anime- und Manga-Welt ausmacht. Ende September erschienen erstmals in einer Box alle vier bisher veröffentlichen Dragonball-Filme in Deutschland.
Die Legende von Shenlong besagt, dass auf der Erde sieben magische Kugeln existieren, die eine sagenumwobene Kraft innehalten. Jener, der alle sieben der sogenannten Dragonballs auf dem Planeten findet und zusammenträgt, darf den Drachen Shenlong rufen und sich von ihm einen beliebigen Herzenswunsch erfüllen lassen. Das lässt sich die junge Bulma kein zweites Mal sagen, als sie von den Kugeln erfährt und sich auf die Suche nach den restlichen Dragonballs begibt. Ihre Reise führt sie unter anderem ins Gebirge, wo sie auf den Einsiedler Son Gokū trifft, dem ebenfalls einer der Dragonballs gehört. Son Gokū möchte die Glitzerkugel allerdings nicht ohne weiteres hergeben, da sie ein Andenken an seinen Großvater darstellt, doch Son Gokū willigt ein, ihr den Dragonball zu leihen. Fortan suchen sie gemeinsam nach den verbliebenen Kugeln und an dieser Stelle weicht der erste von vier Filmen von der uns bekannten Handlung der Anime- beziehungsweise Manga-Vorlage ab. Normalerweise wäre es Prinz Pilaw, der sich der Heldentruppe entgegenstellen würde, doch in Die Legende von Shenlong bekommen es die Freunde mit König Gurumes zu tun, der ebenfalls die Dragonballs in seine Hände bekommen möchte und sich damit die schmackhafteste Delikatesse der Welt wünschen möchte. Die witzigen Ideen der Serie sind auch in diesem Film definitiv vertreten.
Handlungsabweichungen
Nicht nur der allseits bekannte Dragonball-Humor ist im ersten, wie auch in den folgenden drei Filmen vertreten, sondern auch Schlüsselmomente der Serie. Son Gokū meistert somit beim Zusammentreffen mit Muten Rōshi die Kampftechnik Kame-Hame-Ha. Außerdem treffen die beiden selbstverständlich auf Oolong oder Yamchu. Im zweiten Film namens Das Schloss der Dämonen, beginnen Son Gokū und Krillin ihre Ausbildung beim Herrn der Schildkröten und müssen für den Lüstling zunächst eine schlafende Prinzessin im weit entfernten Schloss der Dämonen ausfindig machen und diese zu ihrem Lehrer bringen. Als sich dann auch noch Bulma mit dem Rest des Gespanns auf den Weg zum Schloss macht, ist Ärger bereits fest vorprogrammiert und die beiden angehenden Schüler müssen alles tun, um ihre Freunde aus den Klauen der Fieslinge zu befreien. Son Gokūs erstes Turnier, so der Titel des dritten Films, erzählt vom ersten Kampfsportturnier, an dem Muten Rōshis Schüler teilnehmen. Allerdings ist hier nicht die Rede vom großen Turnier, das alle drei Jahre auf der Papayainsel ausgefochten wird, sondern von einem Turnier fernab der bekannten Storyline, die dann auch einmal mehr von der eigentlichen Vorlage stark abweicht. So herrscht hier im Königreich Mifan der kleine Chao-Zu, der vom Herrn der Kraniche, Tenshinhan und Tao Baibai vom Thron gestürzt werden möchte.
Achtung: Japanische Originalfassung!
Während die ersten drei Filme bei uns bereits vor einigen Jahren auch in deutscher Sprache erschienen sind, ist die Veröffentlichung des vierten Streifens eine Premiere in hiesigen Gefilden. In Der Weg zur Macht beginnt das Abenteuer wieder von Neuem, sprich Bulma trifft auf Son Gokū und die restliche Bande muss erst einmal kennengelernt werden. Von Prinz Pilaw ist aber auch in diesem Film weit und breit nichts zu sehen, stattdessen bekommen es die Helden hier direkt mit der Red-Ribbon-Armee zu tun, die ebenfalls die Dragonballs in die Finger bekommen möchte. Der Grund für ihr Bestreben hat sich auch im Film nicht verändert, Dragonball-Fans dürfen nun genüsslich schmunzeln. Eines macht der vierte Film aber anders, als die drei Vorgänger, denn ihm widerfuhr keine deutsche Synchronisation! Bei so manchem anderen Anime könnten wir das zwar durchaus verstehen, aber Dragonball ist einfach ein zu wichtiges Kulturgut der Szene, als dass man es so missachten könnte. Das ist sehr schade und wer die Abkürzung für eine Originalfassung mit Untertiteln auf der Packungsrückseite nicht kennt, wird wohl oder übel stark verärgert sein. Immerhin kommen die drei anderen Filme mit einer durchgehend deutschen Tonfassung daher, die durchgehend auch gut gelungen ist. Da hier nicht auf die Originalsprecher der Serie zurück gegriffen wurde, mangelt es den Filmen gelegentlich auch an Authentizität und das obwohl die Sprecher zu den ihnen zugeteilten Rollen passen und wirklich sehr ähnlich wie die deutschen Originale klingen.
Vier Anime-Klassiker in einer Box
Die deutschen Tonspuren liegen des Weiteren im Tonformat Dolby Digital 2.0 vor, selbiges gilt laut Anzeigen auch für die japanische Originalfassung. Allerdings klingt der Originalton teilweise wie eine Monotonspur, sowie stumpf und verunreinigt. Letzteres gilt aber nicht mehr beim vierten Film, dieser klingt deutlich angenehmer als seine Vorgänger. Untertitel gibt es bei jedem der vier Filme, allerdings nur in Deutsch bei eingeschalteter Tonspur in Japanisch. Die Untertitel können in diesem Falle auch nicht ausgeschaltet werden. Jeder Film liegt im Übrigen im 4:3-Bildformat vor, wobei Der Weg zur Macht mit zusätzlichen schwarzen Balken am oberen und unteren Bildschirmrand daherkommt. Das spricht zwar nicht unbedingt für die Qualität, doch diesen Film kann man so auch wunderbar auf einem Breitbildfernseher genießen. Optische Anpassungen wurden bei den Dragonball Movies 1 – 4 nicht vorgenommen, alle vier Toei-Animation-Werke liegen auf den Datenträger unverändert zum Anschauen bereit. Die vier Filme haben in aufsteigender Reihenfolge eine Laufzeit von 47, 42, 43 und 79 Minuten. Bonusmaterial sucht man in dieser Box allerdings leider vergeblich – es befinden sich keine Trailer, Dokumentationen oder sonstiges auf den vier DVDs, auch im stabilen und hübsch gestalteten Schuber befindet sich kein Booklet oder sonstiges. Schade, hier hätte die Box einige Negativpunkte wieder gutmachen können. Dragonball-Fans kommen (sofern sie die ersten drei Filme nicht besitzen) um einen Kauf nicht herum, ansonsten reicht ein Import des vierten Films (dann aber vermutlich ohne Untertitel) aus. Auch wenn die Handlung manchmal schon mehr oder weniger stark aus der Storyline ausschlägt und Fans vor den Kopf stoßen könnte, sind diese vier Anime-Klassiker trotzdem mehr als nur einen Blick wert.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der DVD-Fassung): Dragonball ist neben ein paar anderen wichtigen Titeln mein absoluter Liebling unter den Animes. Die Geschichte von Son Gokū und seinen Freunden hat mich bereits als Jugendlicher auf RTL 2 jedes Mal aufs Neue bezaubert. Die Serie hat mich damals sogar so mitgerissen, dass ich mir jede einzelne Episode auch auf VHS aufgenommen habe, selbiges gilt übrigens auch für die Nachfolgeserie Dragonball Z – was da an unnötigen Summen zusammen gekommen sind, ich möchte gar nicht mehr daran denken! Nachdem ich Dragonball jetzt bestimmt seit mehr als neun Jahren nicht mehr aktiv geschaut habe, freute ich mich natürlich sehr über die DVD-Veröffentlichung der vier Filme, die ich allesamt noch nicht gesehen habe. Leider muss ich aber sagen, dass die Filme bei weitem nicht die Klasse der Serie erreicht, was nicht einmal an der antiquierten Aufmachung, sondern eher handlungsbedingt schwachen Qualität liegt. Sicherlich werden alle wichtigen Momente der jeweiligen Handlungszeit in den Filmen mit aufgegriffen, doch mir gefallen die starken Abweichungen überhaupt nicht. So arbeitet General Blue auf einmal für Chao-Zu und die Red-Ribbon-Armee ist auf einmal so aggressiv, obwohl sie ihre Feinde noch nicht einmal genau kennt. Lässt man diese und andere Unsinnigkeiten allerdings aus, erhält man mit den vier Filmen ansehnliche Klassiker, die Fans von Dragonball zumindest einmal gesehen haben sollten. Ich freue mich derweil auf die Veröffentlichung der Dragonball-TV-Serie, die bereits für das Jahr 2012 geplant ist. Dann kann ich meine Videokassetten auch endlich in Rente schicken!
Vielen Dank an Anime Virtual für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Dragonball: Movies 1 – 4!