Mit Armour of God beziehungsweise Der rechte Arm der Götter, wie der Film hierzulande in alternativer Schreibweise heißt, legt Jackie Chan zusammen mit Eric Tsang die Grundlage für eine Trilogie, die inhaltlich an westliche Erfolge wie die Indiana-Jones-Reihe anknüpfen soll.
Dass dieses Unterfangen 1986 nicht ganz geglückt ist, ist kein Geheimnis. Anstatt aus Jackie Chan einen Archäologen zu machen, hat man es bei den Qualitäten des Schauspielers, sprich komödiantische Auftritte und Martial-Arts-Einlagen belassen. So wirkt die Story des Films in den ersten Minuten bereits sehr aufgesetzt. Der Abenteurer Jackie hat erfahren, dass in Afrika das Schwert einer sagenumwobenen Rüstung versteckt ist. Gehuldigt wird das Artefakt von einem afrikanischen Stamm. Jackie kann den Stamm überlisten, das Schwert abluchsen und mit Hilfe eines Propellerflugzeugs knapp entkommen. In einem Auktionshaus wird die Waffe unter den Meistbietenden versteigert – nicht ganz ohne Hilfe von Jackies Komplizen, der den Preis des Relikts in die Höhe treibt. Bei seiner Rückkehr ins Hotel erhält Jackie Nachrichten von einem alten Freund, bei dem es um Leben und Tod geht. Dessen Freundin, die zudem Jackies Exfreundin ist, wird von der Sekte des Materialismus gefangen gehalten und verlangt für ihre Auslieferung im Gegenzug die titelgebende Rüstung Gottes. Da diese aus fünf Teilen besteht, bekommt man als Zuschauer die Hoffnung, dass dies der Auftakt zu einer Reise um den Globus ist. Weit gefehlt, denn drei Rüstungsteile befinden sich bereits ganz in der Nähe und es müssen nur die zwei verbleibenden Teile gesucht werden, wie es den Anschein macht.
Irgendwo im Nirgendwo
Obwohl der Film mit einer Laufzeit von 98 Minuten Länge ausreichend für eine Schatzsuche gestreckt ist, wird es dazu nicht kommen. Warum beide Freunde zusammen mit der Tochter eines Antiquitätensammlers durch Europa reisen, wird nicht so ganz klar. Auf einmal erfährt man als Zuschauer nur, dass die Sekte die Aushändigung der Rüstungsteile verlangt und das auf einem Marktplatz irgendwo im Nirgendwo. Schließlich gelingt den drei Freunden sich zunächst unbemerkt in die Burg, dem feindlichen Unterschlupf, einzudrängen. Durch die Tollpatschigkeit seines Kumpels und der ungehorsamen Begleitung hat es Jackie durchweg nicht leicht, sich gegen die Widersacher zu wehren. In der ersten Hälfte des Films sind es zumal Verfolgungsjagden, die einen Großteil der Action und der Spannung ausmachen und lassen Chans Kampfkünste nicht zur Geltung kommen. Somit plätschert der Film mit seiner Handlung, bei der nie richtig geklärt wird, ob die Feinde jetzt die anderen beiden Teile der Rüstung haben oder nicht, einfach vor sich hin. Erst zum Ende fährt der Film ein Angebot von wirklich tollen Szenen auf. Hier agiert und springt Chan über Tische, Stühle und Bänke, wirbelt mit einem brennenden Balken umher und droht zum Schluss sich mit Dynamit unter seiner Weste in die Luft zu sprengen. Alles mit einem Augenzwinkern und viel Humor!
Achtziger-Jahre-Klassiker
In diesem Punkt beweist der Film auch, dass sich nicht nur asiatische Kampfkünstler unter Ihresgleichen prügeln können. Die westlichen Mönche der Sekte schlagen ebenfalls zu, doch erreichen sie allerhöchstens das Niveau der Statisten aus den Filmen mit Bud Spencer und Terence Hill. Erst im Finale treten mit vier afroamerikanischen Amazonen vier Kämpferinnen auf, die Chan ansatzweise gewachsen sind. Passend zu diesem Thema können wir ebenfalls sagen, dass Armour of God – Der rechte Arm der Götter mit einem Soundtrack ausgestattet ist, der an die Tugenden der Filme mit den beiden italienischen Haudraufs anknüpft. Aber auch die Action-Filme der Achtziger Jahre werden musikalisch gewürdigt. Der Titelsong High Upon High, tatsächlich gesungen von Jackie Chan, steht stellvertretend für diese Zeit der tollen Musik. Die Aufbereitung des Bildes des Films ist in der Digital Remastered Dragon Edition auf Blu-ray übrigens gut gelungen. Zwar sieht man hier und da ein paar Unreinheiten und wenige wackelige Kamerafahrten, doch das gehört zu der Zeit, in der der Film erstanden ist fast schon zu der künstlerischen Gestaltung dazu. Die aktuelle Veröffentlichung erscheint auf Blu-ray hierzulande erstmals ungekürzt. Szenen, die damals fehlten, sind natürlich nur in Kantonesisch enthalten. Beide Tonfassungen liegen leider nur in verschiedenen Formaten vor.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Ich finde es sehr schade, dass heutzutage nur das typische Jackie-Chan-Programm, welches im Fernsehen fast nur aus Mr. Nice Guy und Rumble in the Bronx besteht, abgespielt wird. Dabei hat Jackie Chan in seiner Karriere so viele Filme gedreht und in ihnen mitgespielt, doch leider scheinen diese für das deutsche Publikum nicht gedacht zu sein. Deshalb freue ich mich, dass nun endlich seine Klassiker auf Blu-ray und dazu auch in einer guten Qualität, sowie ungeschnitten, erscheinen. Armour of God – Der rechte Arm der Götter erzählt mir eine austauschbare Geschichte mit den typischen auswechselbaren Stereotypen und zugegeben – bis die Action beginnt, vergehen gut und gerne sechzig bis siebzig Minuten. Man hätte die Geschichte sicherlich sehr viel besser erzählen und mehr Martial-Arts-Einlagen einbauen können, doch so freut sich vor allem das westliche Publikum über die eine oder andere Verfolgungsjagd und einige akrobatische Einlagen des Kampfkünstlers. Selbst wenn es deutlich bessere Filme mit Jackie Chan gibt, kann man sich Armour of God – Der rechte Arm der Götter guten Gewissens anschauen. Langweilig wird der Streifen nämlich fast nie und entschädigt mit einem tollen Finale!
Vielen Dank an Splendid Film für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Armour of God – Der rechte Arm der Götter!