Review: Captain Toad: Treasure Tracker

Captain Toad - Treasure Tracker (1)Als Kapitän Toad zum ersten Mal 2007 im Nintendo-Wii-Titel Super Mario Galaxy als kleine Nebenfigur erschien, ahnte wohl niemand, dass der kleine Held sieben Jahre später sein eigenes Videospiel erhalten würde. Wir haben Captain Toad: Treasure Tracker durchgespielt.

Captain Toad - Treasure Tracker (2)Nach den Abenteuern im Weltraum hat sich Kapitän Toad ins Pilz-Königreich aufgemacht. In den entlegensten Winkeln des Reiches sucht er zusammen mit Toadette die sagenumwobenen Power-Sterne. Als Toadette an der Spitze einer verfallenen Ruine einen der glänzenden Sterne entdeckt, klettern die beiden frohen Mutes hinauf. Als sie den Stern jedoch beanspruchen wollen, taucht der riesige Vogel Wingo aus dem Nichts auf und krallt sich den Stern – samt Toadette, die den Stern einfach nicht loslassen will. Die Geschehnisse kommen ins Rollen. In der Haut des titelgebenden Kapitän Toads machen wir uns auf, um unsere Freundin aus den Fängen des Riesenvogels zu befreien. Unterwegs hält uns das aber nicht davon ab, Juwelen, Münzen und Power-Sterne zu sammeln. Die Handlung von Captain Toad: Treasure Tracker reißt wie erwartet keine Bäume aus, reicht aber vollkommen aus, um uns in die Spielwelt in Windeseile einzuführen. Schade ist nur, dass das Spiel in drei Episoden unterteilt ist und jede Episode mit einem ähnlichen Plot aufwartet. Wir müssen uns also während der ganzen Spielzeit mehrmals sehr ähnliche Zwischensequenzen anschauen, die in den meisten Fällen auch nicht abgebrochen werden können. Das geht selbst dann nicht, wenn wir ein bestimmtes Ziel in einem Level verpassen und wir dieses nur kurz zur Wiederholung spielen wollen.

Auf zur Schatzsuche!

Captain Toad - Treasure Tracker (3)Eine Oberwelt gibt es nicht wirklich. Die Levels wählen wir über ein Buch aus, in welchem wir von links nach rechts und von rechts nach links blättern können. Das ist unübersichtlich, da wir unsere Lieblingslevels so ständig mühsam suchen müssen. Haben wir uns aber erst einmal für einen Level entschieden, kann das Spiel mit seinen Inhalten punkten. Jedes Level besteht in der Regel aus einem abgetrennten Bereich, in dem wir uns mit Captain Toad frei bewegen können. Hindernisse tauchen auf in Form von Gegnern, Blöcken und natürlichen Begrenzungen in der Architektur des Levels. Ziel in jedem Level ist, den Power-Stern zu ergattern. Haben wir einen Level beendet, erhalten wir für dieses noch eine Spezialaufgabe. Da müssen wir beispielsweise eine bestimmte Anzahl an Münzen sammeln, unentdeckt vor patrouillierenden Shy Guys bleiben oder unbeschadet ans Ziel gelangen. Manchmal müssen wir auch einen verborgenen Goldpilz finden. Fakt ist, dass diese Aufgaben uns motivieren. Zum einen, um jedes Level noch gründlicher abzusuchen und zum anderen, um neue Rekorde aufzustellen. Da Kapitän Toad nicht wie Klempner Mario über Kampffähigkeiten verfügt, werden die Spielabschnitte dadurch manchmal auch zu einer kleinen Herausforderung. Wer aber mit Ruhe an die Sache herangeht, wird merken, dass der Titel sehr leicht ausgefallen ist.

Der Auftritt der Rüben

Captain Toad - Treasure Tracker (4)Um Abwechslung ins Spiel zu bringen, finden wir gelegentlich ein paar Items, mit denen wir das jeweilige Level bestehen können oder müssen. Mit der Doppelkirsche können wir einen Klon des Kapitäns erstellen und Rätsel lösen, die wir nur mit zwei oder mehreren Duplikaten angehen können. Mit dem Hammer zerstören wir klassisch zu einer aufgepeppten Melodie aus Donkey Kong einen Block nach dem anderen – oder entledigen uns arglistigen Gumbas, wenn mal wieder keine Rübe mehr im Boden wächst, die wir dem Gegner wie in Super Mario Bros. 2 aka Yume Kōjō: Doki Doki Panic an den Kopf pfeffern könnten. Tiefgründiger wird das Rätsellösen, wenn wir die Level-Architektur verändern müssen. Da reicht es manchmal aus, leicht ins Mikrofon zu pusten, um ein paar Plattformen über einen See aus Lava erscheinen zu lassen oder wir tippen Blöcke auf dem Wii U GamePad an, um diese umzupositionieren oder sie als Fahrstuhl zu missbrauchen. Hin und wieder hilft auch das nicht und wir müssen im wahrsten Sinne des Wortes am Rädchen drehen und auf einmal ändert sich die Hälfte der Stage und gibt den Weg zu neuen Mysterien des Levels frei. In einigen wenigen Levels düsen wir auch mit einer Lore durchs Geschehen, schauen uns dann mit dem Touchscreen um und schießen Rüben auf alles, was irgendwie danach aussieht, von uns getroffen werden zu wollen.

Tropfen auf den heißen Stein

Captain Toad - Treasure Tracker (5)Das klingt zwar alles sehr abwechslungsreich, doch in der Praxis wiederholen sich sämtliche Mechanismen relativ schnell. Auch der Fakt, dass es gerade einmal nur zwei Bossgegner gibt, die sich abwechselnd die Klinke in die Hand drücken, fällt negativ auf. Natürlich gibt es auch Bonuslevels, die den Spielumfang leicht erweitern und den Rätselalltag auflockern, doch kann das nicht über die sehr kurze Spieldauer von circa neun bis zehn Stunden hinwegtrösten. Ein wichtiger Punkt bei einem Rätselspiel ist vor allem die eingehende Bedienung. Die Steuerung funktioniert grundsätzlich tadellos. Das Problem ist die Kontrolle über die Kamera. Die will von uns ständig nachjustiert werden. Während das manchmal von den Entwicklern so gewollt ist und wir auch begrüßen, stört sie in anderen Fällen extrem. Besonders in einem speziellen Spielmodi, über den wir euch hier nichts verraten wollen, fällt das auf, da wir hier so unter Druck stehen, dass es mehr als kompliziert ist, gleichzeitig den Charakter zu bewegen und ungelogen alle zwei Sekunden die Kameraperspektive manuell zu ändern. Optisch ist den Köpfen von Nintendo EAD Tōkyō ein großer Wurf gelungen. Das Spiel sieht fantastisch in HD aus und steht Super Mario 3D World in Nichts nach. Musikalisch bietet der Titel auch den einen oder anderen Ohrwurm – und das hilft über so manche Wiederholung sehr hinweg!

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit: Als Kapitän Toad in Super Mario 3D World wiederkehrte, ahnte ich noch nicht, welche geniale Spielidee hinter dem Minispiel steckte. Schnell wünschte ich mir eine richtige Umsetzung des Minispiels als vollwertiges Spiel – wie wohl viele andere auch, denn plötzlich kündigte Nintendo unerwartet Captain Toad: Treasure Tracker an. So schnell es nur möglich war, legte ich die Disc ins Laufwerk meiner Wii U und startete mit dem Abenteuer, welches ich mir schon ein ganzes Jahr wünschte. Leider, und anders kann ich es nicht sagen, hat mich der Titel allerdings mittelstark enttäuscht! Das liegt nicht daran, dass ich nicht erkenne, dass man sehr viel Herzblut ins Spiel gesteckt hat, sondern eher daran, dass sich die Mechanismen im Spiel zu stark wiederholen. Das beginnt bei der Aufteilung in Episoden, die mit ähnlichen Zwischensequenzen nerven und endet bei gerade einmal zwei verschiedenen Bossgegnern. In meinen Augen hätte dem Spiel eine leicht längere Entwicklungszeit wirklich gut getan, denn so gerne ich die Rätsel im Spiel löse, so schnell wird mir auch langweilig, weil sich Captain Toad: Treasure Tracker immer nur sporadisch etwas Neues wagt. Einzig und allein der Einsatz fast immer anderer Umgebungen kann davon mehr als gut ablenken. Nach circa neun Stunden kommt das Spektakel auch abrupt zu einem Ende und ich frage mich abermals, warum man den Titel unbedingt Ende 2014 beziehungsweise Anfang 2015 veröffentlichen musste. Selbst vom angekündigten amiibo-Support, sieht man zum aktuellen Zeitpunkt absolut nichts. Es darf nicht passieren, dass jetzt auch noch Nintendo Spiele leicht unfertig auf den Markt wirft. Wer bereits das Minispiel in Super Mario 3D World liebte, wird sicherlich auch sehr viel Spaß mit Captain Toad: Treasure Tracker haben, doch ein Überraschungshit wurde der Titel nicht.

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Captain Toad: Treasure Tracker!

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