Review: Parasyte

Mutationen mussten in populärkulturellen Werken schon sehr oft als eine bösartige Bedrohung innerhalb der Story herhalten. Der japanische Film Parasyte aus dem Jahr 2014 macht es sich allerdings zur Aufgabe, Mutationen von beiden Seiten der Medaille zu beleuchten.

Zu Beginn des Films wird die Frage aufgeworfen, ob es weniger Waldbrände geben könnte, wenn nur noch die Hälfte der Menschheit leben würde. Dieser Ansatz macht deutlich, dass eines der zentralen Elemente die Dezimierung der Bevölkerung ist. Eines Nachts tauchen aus dem Meer nämlich seltsame Kreaturen auf, die sich durch die Stadt schlängeln und in die Häuser und Wohnungen von ahnungslosen Menschen kriechen. Es handelt sich dabei um parasitäre Lebensformen, die durch menschliche Körperöffnungen schlüpfen, um Kontrolle über ihren neuen Wirt übernehmen zu können. So ist in den ersten Szenen des Films bereits zu sehen, wie ein Familienvater mutiert und wenig später seine Frau umbringt und auf kannibalische Art und Weise verspeist. Anders sieht es jedoch bei Oberschüler Izumi Shin’ichi aus. Da Shin’ichi zum Einschlafen Musik hört, muss der Parasit seinen Weg durch seine Nasenlöcher ebnen, sodass das Eindringen prompt bemerkt wird und da er durch Shin’ichis raschen Reflexen nicht in sein Gehirn vordringen kann, reift dieser in seinem Arm heran. Einen Tag später bemerkt er schon, dass er nicht mehr die vollständige Kontrolle über seine rechte Hand hat und beginnt tatsächlich, seine Schulkameradin und Freundin Murano Satomi auf offener Straße zu befummeln. Damit dies nicht wieder passieren kann, sucht er im Internet nach Hilfe.

Menschenfresser

Diese obskure Geschichte legt die Grundlage für die Filmhandlung, die von Vornherein auf zwei abendfüllende Filme ausgelegt ist. Bevor Shin’ichi im Internet (nicht) fündig wird, bildet sich plötzlich ein Auge auf seiner rechten Hand und wenig später auch noch ein Mund, der mit ihm kommunizieren will. Das Wesen stellt sich als Migī (inspiriert durch das japanische Wort migi, zu Deutsch „rechts“) vor und erklärt ihm, dass er zwar ein Parasit sei, doch nicht mehr in sein Gehirn vordringen kann, weshalb sie jetzt in Symbiose leben müssten. Migī will alles über die Menschen erfahren, lernt innerhalb weniger Stunden Japanisch und nötigt seinen Wirten zu allem Übel dazu, mit ihm Nachmittage in der Bibliothek zu verbringen. Noch dazu kommt, dass Migī keinerlei Ahnung von seinen Artgenossen hat, sie aber dennoch spüren kann. Als sie sich in ein chinesisches Restaurant schleichen, machen sie Bekanntschaft mit einem Kannibalen beziehungsweise einem Menschen, der durch seinen Parasiten zu diesem Verhalten gezwungen wird. Immer mehr Menschen werden bestialisch verstückelt und verspeist oder verschwinden spurlos von der Bildfläche. So auch mit einem Naturwissenschaftslehrer an Shin’ichis Oberschule, der von Tamiya Ryōko ersetzt wird. Diese gehört auch zu den Parasiten, birgt aber ein Geheimnis, das sich in abweichendem Verhalten äußert.

Künstliche Parasiten

Welches Geheimnis das nun ist und warum Shin’ichi gemeinsam mit Migī in ihr parasitäres Netzwerk aufgenommen werden, verraten wir an dieser Stelle nicht. Es sei jedoch gesagt, dass die Handlung dank ihrer Pläne durchgehend unterhaltsam ist und 109 Minuten lang mit ein paar Überraschungen und Wendungen punkten kann. Wer sich auf Parasyte einlässt, kommt zwar durchaus in den Genuss von interessanten Charakteren, einer spannenden Story und cleveren Ideen, muss sich aber definitiv im Klaren darüber sein, dass ein paar Handlungsstränge so ausgelegt sind, um erst im Nachfolgefilm gelüftet zu werden. Unter optischen Gesichtspunkten kann der Film mit einem klaren Bild in der Auflösung von 1080p punkten. Auf Spezialeffekte kann bei Parasyte selbstverständlich nicht verzichtet werden. Während manche Szenen durchaus ansprechend umgesetzt sind, wirken vor allem die Nahaufnahmen bei Migī gerne etwas zu künstlich. Auf der akustischen Seite kann der Film mit dem japanischen Original punkten. Die deutsche Synchronisation ist zwar nicht schlecht, doch von der Tonspur in DTS HD Master Audio 5.1 erwarten wir eine bessere Klangqualität. Manchmal wirkt der Ton in der deutschen Fassung nämlich etwas dumpf. Wer Japanisch versteht, freut sich darüber, dass die Untertitel abgeschaltet werden können. Bonusmaterial liegt auf der Disc nicht vor.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Parasyte ist ein spannender Film, der mich mit seinen interessanten Charakteren und vor allem der spannenden Handlung, in der es nicht wenige Wendungen oder Überraschungen gibt, überzeugt hat. Sowohl die Action-Szenen, als auch der zum Teil vorhandene (zynische) Humor sprechen mich durchaus an. Schade finde ich nur, dass sich die Charaktere nicht sonderlich gut weiterentwickeln und eher in ihren Denkmustern verharren. Hier bin ich gespannt, ob der zweite Film die Lösung sein kann. Da ich die Manga-Vorlage von Iwaaki Hitoshi nicht kenne, kann ich an dieser Stelle zwar nichts zur originalgetreuen Umsetzung sagen, doch ist der Film auch ohne die Kenntnisse zu jeder Zeit verständlich. Fans von Science-Fiction-Filmen mit Horror-Anleihen oder all jene, die ihre Manga-Helden in einer Realverfilmung sehen möchten, dürfen gerne zuschlagen.

Vielen Dank an Eye See Movies für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Parasyte!

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