Review: Invaders of the Rokujōma (Vol. 1)

Abgedrehte Anime-Serien brauchen selbst im Land der aufgehenden Sonne Mut seitens der kreativen Köpfe hinter dem Projekt. Die zwölfteilige Reihe Invaders of the Rokujōma kann mit durchgeknallten Charakteren und einer irren Handlung zumindest im Auftakt punkten.

Im Mittelpunkt der Handlung von Invaders of the Rokujōma steht der junge Oberschüler Satomi Kōtarō. Zu Beginn des ersten Oberschuljahrs zieht er in seine erste kleine Wohnung, die ihm nur fünftausend Yen kostet. Wer die Mietkosten in Japans dicht besiedelten Ballungsräumen kennt, weiß sehr gut, dass dies ein Spottpreis ist. So gelingt es ihm seinen Vater, der derweil in einer Junggesellenbude absteigen kann, finanziell zu entlasten. Kaum hat er seinen ersten Tag an der neuen Oberschule hinter sich gelassen, nimmt die Geschichte der Anime-Serie ihren Lauf. Plötzlich taucht ein Geist auf, der sich als die verstorbene Higashihongan Sanae entpuppt. Da ihr zu Lebzeiten die Wohnung gehörte, denkt sie erst gar nicht daran, sie mit dem neuen Mieter zu teilen. Ein Streit entbrennt, der von der auf einem Besen „fliegenden“ Cosplayerin Nijino Yurika jäh unterbrochen wird. Sie behauptet, dass böse Kräfte auf dem Weg zur Wohnung sind, um diese zu okkupieren. Damit ist die Rahmenhandlung von Invaders of the Rokujōma aber noch lange nicht abgeschlossen, da noch weitere Personen Interesse an der Wohnung bekunden. Aus der Unterwelt steigt Kurano Kiriha empor, die den Schrein, der damals am Ort des Gebäudes stand, neu errichten will, um die Erde zu erobern. Theiamillis Gre Fortorthe hingegen ist eine intergalaktische Prinzessin und hat ähnliche Ziele.

Fünf Freunde

Ein Genie muss man wirklich nicht sein, um sich solch eine durchgedrehte Story auszudenken. Dennoch muss Takehaya, so der Künstlername des Autors, sehr viel Mut bei der Light-Novel- und Manga-Vorlage aufgebracht haben, zumal die Lösung des Problems nicht mit Spuk, Magie, Robotern oder Karate gelöst werden kann. Kasagi Shizuka, Freundin von Kōtarō und Besitzerin der Wohnungsanlage, kann die Geschichte zwar nur schwerlich glauben, verbietet es allen Parteien aufgrund des Krachs jedoch, ihren Konflikt friedlich beizulegen. Wenig später entscheiden sich die ungleichen Akteure, ihren Streit per Kartenspiel und Co beizulegen und so darüber zu entscheiden, wer schlussendlich in der Wohnung bleiben darf. Das klingt zwar danach, dass die Geschichte sehr schnell zu einem Ende gebracht werden könnte, doch wird ihre Idee stets durch (un)vorhergesehene Ereignisse unterbrochen. Mal müssen sie im Wettkampf beziehungsweise im Schulmarathon gegeneinander antreten und mal entscheiden sie sich dafür, einen Tag am Strand zu verbringen, um die Streitigkeiten kurzzeitig zu vergessen. Je mehr sie jedoch zusammen unternehmen, desto enger schweißen sie zusammen und umso komplizierter erscheint die Konfliktlösung. In einer Folge müssen die frischen Freunde beispielsweise trotz ihrer Rivalität Sanae aus den Klauen durchtriebener Geisterjäger befreien.

Serienhalbzeit

Es wurden sehr viele Ideen in Invaders of the Rokujōma verarbeitet, sodass sich die Anime-Serie aus dem Jahr 2014 stets frisch und unterhaltsam anfühlt. Fraglich ist jedoch, ob es dem Produktionsteam gelingt, die Geschichte in sechs weiteren Episoden zu einem Abschluss zu führen, obwohl die Manga-Reihe von 2013 bis heute weitergeführt wurde. Zu oft haben wir erlebt, dass dieser Spagat gut ausgeht. Auf der technischen Seite ist Invaders of the Rokujōma nur halbwegs geglückt. Viele Szenen und Kamera-Einstellungen wirken in der Auflösung von 1080p und im bildschirmfüllenden 16:9-Format zwar wirklich hervorragend, doch nicht selten stören uns diverse Animationen oder Charakterzeichnungen, die nicht gänzlich mit dem Stil des restlichen Werks konform gehen. Unter akustischen Gesichtspunkten bietet die Anime-Serie einen angenehmen Soundtrack, der die meist heiteren und selten nachdenklichen Momente gut unterlegt. Hinzu kommen gelungene deutsche und japanische Synchronsprecher, die den Charakteren Leben einhauchen. Digitales Bonusmaterial liegt auf der Blu-ray Disc nicht vor. Auf der offiziellen Homepage von Kazé Anime verspricht der Publisher jedoch ein zwanzigseitiges Booklet. Dieses stand uns zum Testen aber nicht zur Verfügung. Wir gehen aufgrund unserer Erfahrung mit Kazé Anime aber davon aus, dass es qualitativ hochwertig ist.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Wenn eine Anime-Serie versucht, eine überdrehte Handlung mit irrwitzigen Charakteren zu inszenieren, dann geht das nicht immer gut aus. In der ersten Episode von Invaders of the Rokujōma hat mir die Serie aber sehr gut gezeigt, wie spaßig ein Anime auf dieser Grundlage sein kann. Umso erschrockener war ich, als meine Auffassungsgabe nach der ersten Episode peu á peu nachließ. Die Geschichte hat wirklich das Potenzial, interessant, spannend und unterhaltsam zu sein. Leider gelingt der Anime-Serie dies nur im Ansatz. Das mag auf der einen Seite daran liegen, dass die Hälfte der Serie mit der sechsten Episode bereits erreicht wurde und auf der anderen Seite, dass die Story sich noch nicht gänzlich entfalten konnte beziehungsweise der Auftakt schon alles Wesentliche behandelt hat. Dennoch bin ich gespannt darauf, wie die Geschichte beziehungsweise die Verteilung der Wohnung in der zweiten und somit leider auch schon letzten Volume ausgehen wird.

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Invaders of the Rokujōma (Vol. 1)!

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