Im dritten Band von Inspector Akane Tsunemori wurde endlich der Gegenspieler des Teams rund um die titelgebende Inspektorin enthüllt. Obwohl die vierte Ausgabe diesen Handlungsstrang aufgreift, entwickelt sich die Story in eine völlig andere Richtung. Von Jägern und Gejagten ist hier nur am Rande etwas zu bemerken, viel mehr beschäftigt sich die Geschichte mit einem neuen Fall. Dieser steht zwar ebenso mit Bösewicht Makishima Shōgo in Verbindung, nutzt die Gelegenheit jedoch, um die Kehrseiten des Sibyl-Systems aufzudecken. Nach wie vor fragen sich Tsunemori und ihr Team, wie es möglich gewesen sein konnte, dass der Dominator den Psycho-Pass von Makishima nicht korrekt erkannt hat und Tsunemoris Freundin im Eifer des Gefechts deshalb getötet wurde. Einige Zeit nach dem tragischen Verlust für die Hauptfigur der Manga-Reihe, betritt eine mit einem Helm maskierte Person eine Apotheke – sie fordert Medikamente, die sie nur auf Rezept und bei ungetrübtem Psycho-Pass erhalten würde. Da sich das Personal weigert, die Medizin auszuhändigen, wird es von der Person unbehelligt ermordet. Kurz darauf geschehen in der Stadt weitere Verbrechen von Personen, die ebenfalls mit Helmen maskiert sind. Auch sie können unbestraft ihren Schandtaten nachgehen. Wie das im Rahmen des Sibyl-Systems möglich ist, versuchen die Ermittler herauszufinden.
Schöne neue Welt
Schwerpunktmäßig werden im vierten Band die Lücken im System des Überwachungsstaates aufgedeckt und thematisiert. Ähnlich wie schon im dritten Band von Inspector Akane Tsunemori wird ein Bezug auf die vergangenen Jahrzehnte gesucht und die gegenwärtigen Fehler in Zusammenhang mit der Vergangenheit gesetzt, in der das System noch nicht existierte. Dieser Ansatz, dass Vertrauen in die Gesellschaft nur durch das Sibyl-System aufrechterhalten wird, fördert die Tiefgründigkeit der Handlung enorm und lässt auch den Leser darüber nachdenken, inwieweit er sich von Regierungen überwachen oder bevormundet lassen will. Aufgeteilt ist der vierte Band in insgesamt fünf Kapiteln, von denen jeder Abschnitt circa vierzig Seiten in Anspruch nimmt. Ausgenommen davon ist das letzte und unnummerierte Kapitel, dass in die Rahmenhandlung zwar integriert werden kann, jedoch losgelöst von der momentanen Storyline steht. Das typische Flair des Mangas von Miyoshi Hikaru bleibt im vierten Band erhalten: Kompromisslos illustriert die Inspector-Akane-Tsunemori-Reihe eine dystopische Szenerie, die sich ursprünglich durch das Gesetz zu einer Utopie entwickeln sollte. Mit jeder Seite festigt sich der Eindruck, dass es aus dieser Welt kein Entkommen gibt. Dies gilt zu guter Letzt auch für den Leser, der durch die spannende Erzählweise erneut gefangen genommen wird.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der ersten Auflage): Für Fans der Anime-Serie Psycho-Pass gibt es auch beim vierten Band von Inspector Akane Tsunemori kaum etwas Neues zu erleben. Stets bleibt der Manga der Anime-Serie treu. Das ist wie schon bei den ersten drei Ausgaben der Manga-Reihe nichts schlimmes, schmälert aber den Mehrwert für Kenner der Vorlage. Im Falle dessen, dass die Anime-Serie vorher noch nicht konsumiert wurde, kann Inspector Akane Tsunemori jedoch ein umwerfendes Erlebnis sein. Die spannende Handlung, die eine moralische Frage nach der anderen aufwirft, zieht den Leser magisch in ihren Bann. Schade ist an diesem Punkt der Handlung nur, dass das Finale des dritten Bandes eher rudimentär aufgegriffen wird und zur Nebensache im neuen und damit immer noch verbundenen Kriminalfall verkommt. Wer sich daran nicht stört, wird auch mit dem vierten Band viel Spaß haben!
Vielen Dank an Kazé Manga für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Inspector Akane Tsunemori (Band 4)!