Nachdem im Oktober 2017 die erste Volume von Fairy Tail im deutschsprachigen Raum von Kazé Anime veröffentlicht wurde, reichte der deutsche Publisher die zweite Ausgabe schon im Januar 2018 nach, die die Geschichte um die titelgebende Magiergilde nahtlos fortführt.
Am Ende der ersten Volume wurden Natsu Dragneel, Lucy Heartfilia, Erza Scarlet und Co mit einem mächtigen Feind konfrontiert. Gemeint ist damit ein zerstörerischer Riese, der alles in der Nähe in Schutt und Asche legen könnte, wenn er nicht aufgehalten wird. Dieser Kampf wird in den vorliegenden Episoden nahtlos fortgeführt. Nach wie vor steht der Riese unter dem Einfluss der ominösen Element Four, die allesamt besiegt werden müssen, damit die Magie des riesigen Feindes gebrochen werden kann. Den Autoren gelingt es wunderbar, diesen Handlungsstrang zu einem zufriedenstellenden Ende zu erzählen. Danach verfällt die Serie allerdings wieder in den gewohnten Trott von vielen kleineren Geschichten, was diesmal aber nicht ganz so dramatisch ins Gewicht fällt, wie noch bei der ersten Volume von Fairy Tail. So steht vor allem der Wiederaufbau der Gilde im Mittelpunkt der Erzählstruktur, um die sich die anderen Handlungsstränge ranken. In dieser Zeit versuchen die Charaktere unter anderem die vergangenen Geschehnisse zu verdrängen, in dem sie beispielsweise ein Theaterstück aufführen. Da Natsu über Feuerkräfte verfügt, darf er hier den Drachen mimen, was sehr gut zum durchgeknallten Humor der Serie passt. Wenn sich die Charaktere anfauchen, sich streiten, über Situationen lachen oder sich anderweitig amüsieren, wird es in keiner Minute langweilig.
Heilloses Tohuwabohu
Fairy Tail verkommt jedoch auch in der zweiten Volume zu keinem humorvollen Abgesang, denn die erzählten Geschichten sind teilweise ganz schön tiefgründig und setzen sich mit den einzelnen Charakteren und ihrer Vergangenheit clever auseinander. So blickt die Anime-Serie in die Kindheit von Natsu, in der seine beschränkten Lesefähigkeiten thematisiert werden. An anderer Stelle wird Lucys Beziehung zu ihrer Mutter konkretisiert, da ihre Freunde auf der Suche nach ihr in ihrem Zimmer eine ganze Menge nicht abgeschickter Briefe finden, in denen Lucy über ihre Erlebnisse bei Fairy Tail berichtet. Sie macht sich starke Vorwürfe, da die Gilde ohne sie nicht so in Mitleidenschaft gezogen wäre. Gildenmeister Makarov Drea überlegt sich hingegen, sein Amt zu räumen, in den Ruhestand zu gehen und einen Nachfolger zu suchen. Da seine Schützlinge jedoch abermals die halbe Stadt zerstören, kommt er wiederum zu der Erkenntnis, dass es vielleicht doch keine gute Idee ist, als Gildenmeister zurückzutreten. Zu allem Überdruss wird auch noch die kleine fliegende Katze Happy entführt, sodass die Magier der Gilde auch hier eingreifen müssen. Am interessantesten dürften aber wohl die Entwicklungen sein, die Loki und Erza betreffen. Diese sind kaum bis gar nicht vorhersehbar und zeigen sehr gut, dass die Anime-Serie die Erwartungshaltung der Zuschauer übertrifft.
Stimmungsvolles Gesamtbild
Am technischen Grundgerüst hat sich im Vergleich zu den vorherigen Episoden gar nichts geändert, denn nach wie vor beträgt die Auflösung 1080p im bildschirmfüllenden 16:9-Format. Fairy Tail präsentiert sich vor allem mit satten Farben, die wunderbar zur wahnwitzigen Story passen. Die Charaktere sind schön gezeichnet, auch wenn die Animationen teilweise etwas zu einfach wirken. Dennoch harmonieren die Figuren wunderbar mit dem mittelalterlichen Handlungsort Fiore; vor allem in besagter Theaterszene greift diese Symbiose. Hinzu kommt eine sehr schöne Musik, die dank dem Einsatz von Flöten oder Fiedeln zum Mitsummen einlädt, ab der 36. Episode dürfen sich Fans sogar über ein neues Intro inklusive eines neuen Songs freuen. Sowohl die deutsche als auch die japanische Synchronisation liegen im Tonformat DTS-HD Master Audio 2.0 vor. Beide Tonspuren können mit tollen Sprechern aufwarten, die die meist ganz schön übertriebenen Situationen sehr, sehr stimmungsvoll untermalen. Im digitalen Bonusbereich winkt ein wirklich sehr sympathisches Synchronspecial mit den deutschen Sprechern, das circa zwanzig Minuten unterhalten kann. Als physische Beilage gibt es zwei Postkarten und ein überschaubares Booklet mit einem Episodenguide zu allen enthaltenen Episoden. Ausgeliefert wird die zweite Volume in einer schmucken Box, die der Box der ersten Volume optisch und haptisch in Nichts nachsteht.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Fairy Tail hat von seinem Charme in der zweiten Volume nichts verloren. Nach wie vor erzählt die Anime-Serie von A-1 Pictures und Satelight eine spannende Geschichte, die mit reichlich übertriebenem Humor unterlegt ist, aber dennoch mit ernsten Angelegenheiten aufwarten kann. In diesem Zusammenhang ist positiv anzumerken, dass der begonnene Handlungsstrang am Ende der ersten Volume der Serie angenehm zum Abschluss gebracht wird und die nachfolgenden Geschichten sich alle um die zerstörte Gilde und deren anschließendem Wiederaufbau ranken. Hinzu kommen gelungene Rückblicke in die Vergangenheit der Charaktere oder in die Tiefen ihrer Seele. Auch wenn manche Übergänge innerhalb der Handlung etwas holprig gestaltet sind, ist die Serie jedoch auch in den Episoden 25 bis 48 wieder eine Empfehlung für, je nach Sehgewohnheit des Zuschauers, wenige bis viele entspannte Nachmittage oder Abende.
Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Fairy Tail (Box 2, Episoden 25-48)!