Review: Black Butler II (Vol. 1)

Obwohl die erste Staffel der Anime-Serie Black Butler mit einem befriedigenden Abschluss endete, führte A-1 Pictures das Franchise im Jahr 2010 mit einer zweiten Staffel fort, die die Ereignisse am Ende der ersten Staffel zunächst bewusst kaschiert und dann eigens aufarbeitet.

Zu Beginn der ersten Episode der zweiten Staffel scheint ein neuer Hausherr und auch ein neuer Butler im Mittelpunkt der Erzählung zu stehen: Alois Trancy wird als der Abkömmling eines Adelsgeschlechtes dargestellt, der über ein riesiges Anwesen verfügt. Seine Diener, allen voran sein überaus sorgfältiger Butler Claude Faustus, erleichtern ihm Tag für Tag sein Leben. Allerdings handelt es sich bei dem jungen Grafen um einen kleinen Tyrannen, denn er behandelt die Dienerschaft mehr schlecht als recht, dem Dienstmädchen Hannah Anafeloz reißt er aus einer Laune ein Sehorgan heraus, weil sie ihm in die Augen gesehen hat. Alois Onkel Arnold Trancy kann nicht glauben, dass es sich bei diesem Bengel um seinen Neffen handelt, weshalb er mit einem Priester versucht, das möglicherweise falsche Spiel zu entlarven. In der darauffolgenden Nacht wird es noch mysteriöser, denn während eines starken Regenschauers klopft ein vermummter Mann mit einem Koffer an der Tür, der um eine Übernachtung bittet. Neugierig lassen Alois und Claude den Mann herein, der sich nach wenigen Augenblicken als Sebastian Michaelis zu erkennen gibt. Kenner der ersten Staffel wissen, dass sich hierbei um den titelgebenden schwarzen Butler handelt, der im Dienst von Ciel Phantomhive steht – und genau dessen lebloser Körper befindet sich in der ganzen ersten Folge in Sebastians Koffer.

Gelungene Charakterisierung neuer und bekannter Figuren

Wie dieses seltsame Aufeinandertreffen der Hausherren und der Butler in die Geschichte der Anime-Serie, die mit der zweiten Staffel übrigens nicht mehr auf einer Manga-Vorlage basiert, eingeordnet werden kann, ist in den darauffolgenden elf Episoden dieser Volume einzig und allein die Aufgabe des Zuschauers. In der zweiten Folge von Black Butler II ist Ciel wieder der viel zu ernste und neunmalkluge Bengel, wie der Zuschauer ihn aus der ersten Staffel kennen- und vielleicht sogar liebengelernt hat. Mit gelegentlich eingespielten Rückblenden und einer dazu schrittweisen Annäherung an den Handlungsstrang um Alois und Claude, setzt sich die Story mit der Zeit wunderbar zu einem sehr stimmigen Mosaik zusammen. Leider werden in diesem Zusammenhang einige Punkte nur spärlich erläutert, sodass der eine oder andere Zuschauer Verständnisprobleme haben könnte, um die Verbindungen zwischen beiden Charakteren zu sehen. Positiv ist hingegen anzumerken, dass Alois, Claude und Hannah keine austauschbaren Nebenfiguren sind und vor allem in den letzten Folgen dieses Episodenpakets genauso stark wie die Hauptfiguren charakterisiert werden. Insbesondere Alois’ Vergangenheit, die ebenfalls durch Flashbacks dargestellt wird, macht ihn zu einer der interessantesten Figuren des Franchises. Hier beweist A-1 Pictures sehr gut, dass sie die Anime-Serie auch ohne Manga-Vorlage formen können.

Rundum gelungene Fortführung

Bis zur letzten Minute der zwölften Episode, die sogar mit einem runden Ende punkten kann, bleibt es durchweg spannend. Durch die Einführung von Claude wird die Mythologie um den Teufel von einem Butler, wie sich Sebastian häufig selbst bezeichnet, weiter ausgebaut, was zur Glaubhaftigkeit des fantasievollen Szenarios im viktorianischen London beiträgt. Auch viele bekannte Nebenfiguren wie Elizabeth Midford oder Soma Asman Kadar haben in der zweiten Staffel ihre gebührenden Auftritte. Selbst der schrullige Tanaka kann den Zuschauer in einer einzigen Szene zum Lachen bringen. Humorvoll ist die zweite Staffel deswegen aber nicht, es ist nach wie vor eine düstere und teils makabre Serie, die nur so an den Bildschirm fesseln kann. Dementsprechend sind die Handlungsplätze, die in der Auflösung von 1080p im bildschirmfüllenden 16:9-Format gruseln oder begeistern sollen, vor allem mit Braun- und Grautönen ausstaffiert. Selbiges gilt auch für die Charaktere, deren Hautton meistens auch noch sehr blass wirkt. Die Animationen mitsamt ihrer Kamerafahrten funktionieren in dieser Season ebenso gut. Beide Tonspuren können mit toller und klarer Musik punkten, die sich vor allem auf Klavierklänge stützt. Die gut ausgewählten deutschen Sprecher überflügeln sogar die japanischen Synchronsprecher. Zwei Booklets, die jedoch weitgehend einen zweigeteilten Episodenguide mit wenigen Zusatzinformationen umfassen, winken als physischen Bonus.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Black Butler endete offen und auch beim Anschauen der ersten Episoden der zweiten Staffel ist es nicht wirklich verwunderlich, dass der Cliffhanger zunächst kaschiert und auch danach nur lose aufbereitet wird. Zwar wird das Ereignis von Episode zu Episode erläutert, so richtig erklärt wird in Black Butler II aber nichts. Die Serie spielt mit Mysterien, die sich der Zuschauer am liebsten selbst erschließen soll und gerade deshalb ist es so spannend, die interessante Geschichte mit ihren facettenreichen Charakteren zu verfolgen. Obwohl der Übergang von der ersten zur zweiten Staffel nur am Rande thematisiert wird, gibt es ansonsten nur wenige Lücken oder zumindest Stellen, die sich beim ersten Ansehen womöglich nicht jedem Zuschauer erschließen. Black Butler II ist unterm Strich – und das trotz fehlender Manga-Vorlage – eine sehr gelungene Fortsetzung, über die sich jeder Black-Butler-Fan freuen dürfte. Bleibt zu hoffen, dass die zweite Volume der zweiten Staffel an der Qualität der ersten Ausgabe heranreichen wird.

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Black Butler II (Vol. 1)!

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