Review: Tōkyō Ghoul: The Movie

Seit 2011 bezaubert das Tōkyō-Ghoul-Franchise sowohl als Manga als auch in Anime-Form weltweit viele Fans. Im Jahr 2017 folgte dann eine Realfilmumsetzung, die auf der Story der Vorlage basiert und sich schnell zu einer der besten Anime- und Manga-Verfilmungen mauserte.

Seit langer Zeit leben in der Welt von Tōkyō Ghoul gefährliche Wesen, die so genannten und titelgebenden Ghule, parallel zu den Menschen. Zwar weiß in Japans Hauptstadt Tōkyō die Bevölkerung von den Ghulen, doch da die sich als menschliche Wesen tarnen, ist es ihnen nicht so einfach möglich, sie zu entlarven. Im Mittelpunkt des gegenwärtigen Szenarios steht Kaneki Ken, der schon etwas länger ein Auge auf die hübsche Kamishiro Rize geworfen hat. Sein guter Freund Nagachika Hideyoshi kann Kens Schüchternheit nicht mehr ertragen und sorgt dafür, dass sich Ken und Rize näherkommen und verabreden. Die beiden Turteltauben verbringen zu zweit einen äußerst schönen Nachmittag in einem Café in Tōkyō und genießen anschließend einen gemeinsamen Spaziergang. Als sich die beiden umarmen und verabschieden wollen, erlebt Ken eine böse Überraschung: Rize beißt ihn in die Schulter und entpuppt sich somit als ein Ghul. Ken versucht aus der Situation zu fliehen, Rize nimmt daraufhin sofort die Verfolgung auf, wodurch es zu einem sehr einseitigen Kampf kommt. Wie durch ein Wunder stürzt im Eifer des Gefechts ein Stahlgerüst über Rize zusammen, wodurch Ken schwer verletzt überleben kann. Einige Zeit später wacht er in einem Krankenhaus wieder auf und erfährt dort, dass Rize gestorben sei, ein Teil ihrer Organe allerdings in seinen Körper transplantiert werden musste, damit er weiterleben kann.

Kampf ums Überleben

Mit diesem erzählerischen Kniff gelingt es Regisseur Hagiwara Kentarō, ähnlich wie Ishida Sui mit der Manga-Vorlage, einen interessanten Charakter zu zeichnen, der sich in einer sehr düsteren Welt zurechtfinden muss. Dadurch, dass in Kens Körper neue Organe schlummern, entwickelt er sich mehr und mehr selbst zum Ghul. Typische Nahrung ist für ihn auf einmal ungenießbar und den immer größer werdenden Hunger kann er nicht stillen, da er dafür auf die Jagd nach Menschen gehen müsste. Nachdem sein neues Leben zu einer Qual geworden ist, lernt er nach einer Weile die zunächst feindselige, später aber freundliche Kirishima Tōka kennen. Diese arbeitet im Café Anteiku, das von Yoshimura geleitet wird. Bei beiden Figuren handelt es sich um Ghule, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, sich um Ghule zu kümmern, die sich nicht in der Welt orientieren können. Mit bestimmten Kaffeesorten können die Ghule hier überleben, ohne dass sie nur einen Menschen töten müssen. In Ruhe und Frieden können die Ghule so aber nicht leben, da die Commission of Counter Ghoul sämtliche Ghul-Aktivitäten überwacht und gnadenlos jeden „Menschenfresser“ töten, der ihnen vor die Augen kommt. Mado Kureo und Kōtarō Amon, zwei Ermittler, sind auf der Suche nach zwei Ghulen, die blöderweise im Café Anteiku Zuflucht suchen, wodurch Ken und Tōka ins Blickfeld von Kureo und Amon geraten und zur Zielscheibe der Ermittler werden.

Eindrucksvolle Realfilmumsetzung

Hauptsächlich basiert der Film auf den Inhalten, die in der ersten Anime-Staffel stattgefunden haben, klammert aber die eine oder andere Figur und kleinere Nebenhandlungsstränge aus, um die Laufzeit von zwei Stunden konsequent für eine stringente und spannende Geschichte zu nutzen. Sowohl die facettenreichen Charaktere als auch das Szenario selbst wurden in der Realfilmumsetzung gut eingefangen, sodass Kenner der Vorlage alle Orte und Figuren sofort wiedererkennen. Selbst einige Kameraeinstellungen wurden aus dem Anime übernommen, beispielsweise wenn Kureo und Amon durch die Gänge der Kommission stapfen. Auch die Spezialeffekte, die hauptsächlich die Fähigkeiten der Ghule ausdrücken, kommen Kennern sofort bekannt vor. Diese wirken im knackscharfen Bild zwar ansehnlich, doch hätten sie für eine Kinoproduktion noch etwas hochwertiger ausfallen dürfen. Unterlegt werden die ganzen Szenen mit eindrucksvoller Musik, die die düstere Stimmung jederzeit aufrechterhält. Obwohl die Schauspieler optisch gut zu ihren Rollen passen, dauert es jedoch eine ganze Weile, bis sich der Zuschauer an sie gewöhnt hat. Die Dramatik ist im japanischen Originalton dennoch jederzeit spürbar. Wer sich für die deutsche Synchronisation entscheidet, wird bekannte Sprecher wie Peter Flechtner und Co positiv aufnehmen. Als Bonus winkt auf der Disc eine heitere und interessante Frage-und-Antwort-Runde mit dem Regisseur, während ein Poster in physischer Form beiliegt, mit dem Fans des Franchises ihr Zimmer leicht verschönern können.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Nach dem Anschauen des Films lässt sich sagen, dass sich die lange Wartezeit auf die Realfilmumsetzung von Tōkyō Ghoul sehr gelohnt hat. Regisseur Hagiwara Kentarō hat die Vorlage wirklich gut und zu weiten Teilen auch originalgetreu umgesetzt, was sogar an einzelnen Kameraeinstellungen zu erkennen ist. Zwar haben es nicht alle Elemente in den Film geschafft, die die erste Staffel der Anime-Serie so sehenswert gemacht haben, doch die Reduzierung aufs Nötigste zeigt einmal mehr, wie gut sich die Bestandteile des Animes oder des Mangas eignen, um daraus einen abendfüllenden Spielfilm zu gestalten, ohne dabei das Szenario zu überarbeiten oder die facettenreiche Darstellung der wichtigsten Charaktere zu verändern. Tōkyō Ghoul: The Movie richtet sich daher nicht nur an die Kenner der Vorlagen, die sich allerhöchstens an Kleinigkeiten stören könnten, sondern auch an jene Zuschauer, die nur einen packenden Action-Fantasy-Horror-Film erleben wollen. Hagiwaras Werk mausert sich so zu einer der wohl besten Anime- und Manga-Verfilmungen, die unbedingt nach einer Fortsetzung schreien!

Vielen Dank an Kazé Movie für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Tōkyō Ghoul: The Movie!

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