Review: Dragon Ball Super (Vol. 1, Episoden 1–17)

Als am 19. November 1997 auf japanischen Fernsehgeräten zum letzten Mal der Abspann der Anime-Serie Dragon Ball GT flimmerte, ahnte wohl niemand, dass es bis Mitte 2015 dauern sollte, bis gänzlich neue Abenteuer mit Son Gokū und Anhang ausgestrahlt werden konnten.

Im deutschsprachigen Raum mussten Dragon-Ball-Fans sogar noch ein wenig tapferer als ihre japanischen Pendants sein, denn hierzulande wurde mit der Ausstrahlung erst zwei Jahre später begonnen, die Veröffentlichung auf Blu-ray Disc zog sich sogar bis Ende 2018 hin. Wer damit rechnet, dass es sich bei Dragon Ball Super um eine Fortsetzung von Dragon Ball GT handelt oder zumindest nach dem Ende von Dragon Ball Z spielt, irrt sich gewaltig. Stattdessen hat sich der Autor der Manga-Vorlage gedacht, die Geschichte von Dragon Ball Super in den zehnjährigen Zeitsprung kurz vor Ende der Serienhandlung von Dragon Ball Z zu packen. Toriyama Akiras Gedanke ist äußerst gewagt, zumal auch neue Figuren auftreten, auf die im Finale von Dragon Ball Z logischerweise nicht eingegangen werden konnte. Ob der Anime-Serie der Spagat gelingt, die zehnjährige Erzähllücke zu schließen, kann an dieser Stelle noch nicht beantwortet werden. Sehr wohl ist es jedoch möglich, die Erzählweise der ersten siebzehn in dieser Volume enthaltenen Episoden einzuschätzen. Vier Jahre nachdem Majin Bū die Erde terrorisiert hat, ist endlich wieder Frieden eingekehrt. Dementsprechend behandeln die ersten Folgen von Dragon Ball Super vor allem Gokū und seine Freunde beziehungsweise wie ihr Leben sich seither entwickelt hat. Am Horizont ist aber bereits der nächste Feind zu sehen.

Typischer Dragon-Ball-Charme

Bei diesem Widersacher handelt es sich um Birusu, den Gott der Zerstörung. Wer neben den Serien des Franchises auch die Filme im Blick hat, wird diesen Charakter sehr wohl aus Dragon Ball Z: Kampf der Götter und Dragon Ball Z: Resurrection ’F’ bereits kennen. Ähnlichkeiten gibt es auch in der Erzählstruktur, denn der vorliegende Handlungsstrang orientiert sich inhaltlich an den Eckpunkten des erstgenannten Films. Ein paar Zuschauern dürfte diese Entscheidung womöglich negativ auffallen, doch wer die Filme noch nicht gesehen hat, kommt in den Genuss einer durchaus interessanten Geschichte. Diese kann mit vorhersehbaren Wendungen zwar nicht gerade überraschen, punktet dafür jedoch mit umso witzigeren Momenten. Insbesondere wenn es um den Verzehr von Mahlzeiten geht, sind Birusu und sein Begleiter Uisu nicht mehr zu halten. Je exquisiter oder deliziöser ein Gericht ist, desto eher ist es nicht vor ihnen sicher. Von solchen Szenen ist der Auftakt der Anime-Serie durchzogen – und auch alle Fans von Lüstling Muten Rōshi, der aufbrausenden Chichi oder Großmaul Misutā Satan kommen voll auf ihre Kosten. Grundsätzlich wird jeder der zahlreichen Charaktere auf angemessene Art und Weise ins Rampenlicht gerückt. Hauptsächlich beschränkt sich die Handlung jedoch auf Gokū, der immer noch nicht an die Grenzen seiner Kräfte gestoßen ist.

Wenig pompöser Kampf der Götter

Einen Großteil der Story nimmt der Kampf zwischen Gokū und Birusu ein: Obwohl der Gott der Zerstörung seinen Kontrahenten Gokū bei ihrer ersten Begegnung in Sekundenbruchteilen krankenhausreif schlägt, entsteht im Handlungsverlauf eine Legende um den ominösen Super-Saiyajin-Gott, der die Auseinandersetzung zwischen den beiden anreichert. Um welchen Mythos es sich dabei handelt und wie dieser erweckt werden kann, sollte der Zuschauer aber mit eigenen Augen erleben. Ganz so pompös wie die Kämpfe aus Dragon Ball Z ist der Kampf der Götter überraschenderweise nicht. Erklärt wird das insofern, dass es unter Birusus Würde wäre, gegen einen unterlegenen Gegner mit voller Kraft zu kämpfen. Optisch gibt es im bildschirmfüllenden 16:9-Format und in Full-HD-Auflösung daher nur ein paar Hingucker, wenn hier und da mit effektreichen Techniken gekämpft wird. Schade ist auch, dass die Animationsqualität stark nachgelassen hat: Viele Bewegungen wirken unfreiwillig komisch. Unter akustischen Gesichtspunkten lässt Dragon Ball Super in DTS-HD Master Audio 2.0 auch zu wünschen übrig. Manche Musikstücke erinnern wunderbar an Dragon Ball Z, andere Tracks fühlen sich unpassend an, beispielsweise wenn chinesische Melodien bei diversen Nebensächlichkeiten aus den Lautsprechern trällern. Unterm Strich bleibt ein gutes Seriendebüt, das sich in den folgenden Episodenpaketen aber noch arg verbessern muss, um alte Stärke zu zeigen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Zwei Jahrzehnte lang mussten Dragon-Ball-Fans auf eine Fortsetzung in Serienform warten. In der ersten Volume von Dragon Ball Super wird thematisch zwar der Film Dragon Ball Z: Kampf der Götter behandelt, inhaltlich wird dieser jedoch stark mit vielen neuen Szenen erweitert. Das Wiedersehen mit Son Gokū wird in den ersten Minuten sicherlich jedem zusagen, mit der Zeit fallen aber ein paar negative Punkte auf, die vermeidbar gewesen wären. Damit ist absolut nicht die Adaption der Filmhandlung, die bewusst für die Serie übernommen wurde, gemeint. Viel eher stört es, dass der erste große Kampf nicht ansatzweise die Qualität der vorherigen Kämpfe aus Dragon Ball Z erreicht, was hier und da auch an den etwas schwachen Animationen liegt. Im direkten Vergleich und unter Berücksichtigung des technischen Fortschritts wirkt Dragon Ball Super nicht ganz so rund wie die Vorgängerserie. Auch dass an manchen Stellen unpassende Musik ausgewählt wurde, schmälert die eigentlich tolle Atmosphäre, die sich vor allem über den typischen Humor des Franchises hervorragend identifiziert. Das Seriendebüt lässt sich zwar auch mit diesen Defiziten immer noch 17 Episoden lang genießen, in den nächsten Ausgaben muss sich Dragon Ball Super aber unbedingt noch einmal steigern.

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Dragon Ball Super (Vol. 1, Episoden 1–17)!

 

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