Review: Metro Exodus

Videospiele setzen vermehrt auf eine offene Spielwelt in der wir die Möglichkeit haben, die Umgebung ganz nach unserem Geschmack zu erkunden. Nun springt auch Metro erstmals wortwörtlich auf den Zug auf und verabschiedet sich von den unterirdischen Bahnstationen.

Metro wurde gerade durch seine Schlauchlevel und die dadurch entstandene beengte, düstere Atmosphäre bekannt, die stets eine Grundangst in vielen Spielern hervorbringt. Politische Intrigen, mutierte Kreaturen und die Stimmen vergangener Leben haben in Kombination mit den düsteren Tunneln der Metro eine Welt geschaffen, die auch ohne offenes Gelände zu beeindrucken weiß. Nun soll es für Artjom an die verstrahlte Oberfläche quer durch Russland gehen – von Moskau über die Sumpfgebiete, die kaspische Wüste, den dichten Wäldern bis hin zum Meer vor der Küste des Landes. Dabei ist die offene Spielwelt nicht vergleichbar mit den uns bekannten Open-World-Spielen, sondern eine gekonnte Mischung aus Abschnitten in denen wir uns offen bewegen können, um unser Ziel zu erreichen. Jeder Abschnitt spielt in einer anderen Region innerhalb Russlands, so dass auch die Umwelteinflüsse eine wichtige Rolle spielen und sich auch die Tier- und Gegnerwelt der Umgebung anpassen. Mit der Aurora, einem alten Zug aus früherer Zeit, bereisen wir die verschiedenen Abschnitte und auf den Weg hin zum Ozean lernen wir neue Freunde, Feinde und die ewige Weite Russlands kennen. Obwohl es nicht daran klingt, dass die Entwickler die bekannte Atmosphäre der Serie so noch einmal zu gestalten, lässt sich vorweg sagen, dass ihnen dieser Spagat durchaus gelungen ist.

Offen heißt nicht gleich unbegrenzt

Als bekannt wurde, dass Metro Exodus eine offene Spielwelt bekommt, waren viele Fans der Serie äußerst skeptisch. Schnell kann eine offene Spielwelt trostlose und langweilige Momente mit sich bringen, in denen der Spaß am Spiel verloren geht. Äußerst selten schaffen es Spiele wie die Titel der Fallout-Reihe, eine offene Welt mit automatisch generierten Ereignissen zu füllen, die für überraschende und unvorhersehbare Aktionen sorgen. Streng genommen ist Metro Exodus aber alles andere als ein Open-World-Spiel. Aufträge und Ziele werden noch immer strikt vorgegeben, sodass wir uns weiterhin via Karte orientieren, wohin wir als nächstes müssen. Die Areale sind wesentlich weitläufiger als es noch in den Vorgängern der Fall war. Die Metro war stets eng und eine natürliche Limitierung des Spielfeldes. Nun wird uns eine scheinbar offene Welt vorgesetzt, in der sich unser Protagonist relativ frei bewegen kann. Wir können unsere Ziele quasi von allen Himmelsrichtungen erreichen, wobei wichtige Punkte eigentlich nur einen Eingang besitzen und uns daher wieder in ein Schlauchlevel werfen. Wie wir jedoch zu unseren Missionen kommen, ist uns überlassen. In nicht zu weitläufigen Gebieten können wir nebenher die Umgebung erkunden, wichtige Sachen entdecken und in einem Abschnitt sogar Fahrzeuge nutzen, um von einem Punkt zum anderen zu gelangen.

Dunkle Atmosphäre bei Tageslicht

Um die offene Spielwelt so bedrohlich wie die Metro wirken zu lassen, haben die Entwickler einige interessante Aspekte eingebaut. So gibt es einen Tageszyklus und gerade bei Nacht werden einige Areale so düster, dass wir die Hand vor den Augen nicht sehen. Hier sind wir auf das kleine Licht der Taschenlampe angewiesen. Zudem erscheinen die mutierten Kreaturen bei Nacht häufiger und sind weitaus aggressiver. Zudem passieren unerwartete und äußerst unheimliche Dinge während der Dunkelheit. So wandern beispielsweise Kugelblitze nahe eines Elektrowerkes wie Lebewesen herum, die bei Nacht äußerst gut sichtbar sind oder ferner sind Geräusche zu hören, deren Distanz schwer abzuschätzen ist und wie eine stetige Bedrohung wirken. Tagsüber hingegen wirkt das Spiel eher ereignislos und wir sehen hier und da mal Kreaturen herumschleichen, die wir aber schon auf Distanz sehen und umgehen können. Wer sich im Dunkeln fürchtet, hat die Möglichkeit, sich an einem gemütlichen Plätzchen schlafen zu legen und zu warten, bis der nächste Morgen anbricht. Folglich geht etwas Potenzial verloren, da die Nächte eine Atmosphäre mitbringen, die die Reihe schon in den vorherigen Episoden auszeichnet. Atmosphärisch sind aber auch die Konversationen mit den Nicht-Spieler-Charakteren in der Aurora, die ein typisches Flair der Metro mit sich bringen.

Entscheidungen mit Auswirkungen

Zwischen den einzelnen Arealen, die wir in Metro Exodus bereisen, befinden wir uns in der Aurora, wo wir mit unserem Team reden, Waffen warten oder einfach nur Gesprächen lauschen können. Während dieser Zeit kommen die bekannten Momente der Metro wieder hervor. So können wir unseren Kameraden beim Musizieren lauschen, alte Kriegslieder austauschen oder die Zeit schlicht mit unserer Freundin verbringen. Entscheidungen, die wir im Spiel treffen, haben ebenfalls eine Auswirkung auf die Stimmung im Innern des Zuges. Unser Verhalten in den Missionen, gerade im Umgang mit unseren Gegnern, haben direkte Auswirkungen auf das Überleben einzelner Charaktere im Spiel. Diverse Nebenmissionen hingegen können die Stimmung der Truppe erhöhen. So können wir zum Beispiel in einer Mission eine Gitarre aufnehmen und schon haben wir im Zug Gesang und Gelächter. Besonders interessant ist auch, dass uns nicht alle Feinde gleich feindlich gesonnen sind. In einigen Momenten lohnt es sich die Waffe einzustecken und schon können wir einfach an anderen Menschen vorbei gehen, ohne für Ärger zu sorgen. Auch solche Aktionen haben einen maßgeblichen Anteil daran, was mit unserer Crew im Verlauf des Spieles passieren kann beziehungsweise wird.

Bekanntes Problem mit der künstlichen Intelligenz

Die Kulisse ist, wie schon in Metro: Last Light, trotz teilweise offener Spielwelt und einiger kleinen Mängel atemberaubend schön und grafisch auf einem sehr guten Niveau. Auch die Steuerung ist sehr präzise und macht eine Menge aus ihren Möglichkeiten. Leider sorgt die künstliche Intelligenz dafür, dass eine sonst sehr gute Steuerung nahezu nichtig gemacht wird. Oft könnten wir eigentlich die Umgebung für uns nutzen, um unsere Gegner schleichend zu betäuben oder um diese zu umgehen, was so aber leider nicht klappt. Während wir im Vorgänger unsere Feinde aus dem Dunkeln mit der Taschenlampe anleuchten konnten uns diese uns nicht gesehen haben, ist in Metro Exodus alles ins Gegenteil umgewandelt worden. Unsere Gegner sehen uns häufig, ohne dass wir uns bewegen, in den dunkelsten Ecken und aus weitester Distanz, was in einigen Passagen das Schleichen unmöglich macht. Dabei scheint es keine Rolle zu spielen, ob wir uns am Tag oder in der Nacht in eine Festung unserer Feinde schleichen. Selbst wenn wir die Gegner nicht sehen, kommt es häufig vor, dass diese uns schon gesichtet haben und sofort den Alarm auslösen. Dies führt dazu, dass wir die Schnellspeicherfunktion zu häufig benutzen und mehrmals einige neue Versuche unternehmen müssen, nur um an einem Gegner vorbeizuschleichen ohne ihn töten zu müssen.

Geschrieben von Axel Gutsmiedl

Axels Fazit (basierend auf der PC-Fassung): Metro Exodus behält das Feeling der Vorgänger bei und macht den Namen der Bücher alle Ehre. Auch mit dem Ansatz der teilweise offenen Spielwelt ist der Entwickler einen Schritt gegangen, der sich neu anfühlt und gleichzeitig nicht zu gewagt ist. Alteingesessene dürften sich freuen, dass die offene Spielwelt nicht die Oberhand gewinnt und weiterhin die Geschichte den wichtigsten Part im Spiel einnimmt. Auf Details der Story soll aus Spoiler-Gründen an dieser Stelle nicht eingegangen werden, aber die Handlung ist, mit Ausnahme einiger kleinen Schwächen, wirklich hervorragend. Einzig die deutsche und englische Synchronisation ist in meinen Ohren stark verbesserungswürdig, was bei den Vorgängern aber ebenfalls schon so war. Wer sich jedoch auf die Atmosphäre einlässt, lauscht einfach nur den Stimmen und den Gesprächen unserer Partner, so kommt doch das bekannte und beklemmende Gefühl der Metro auf. Es handelt sich mit Metro Exodus um einen würdigen Nachfolger, der vieles richtig macht und nur wenig falsch.

Vielen Dank an Deep Silver für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Metro Exodus!

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