Review: Schwarzesmarken (Vol. 1)

Zwischen 2010 und 2014 erschien in Japan die Light Novel von Autor Uchida Hiroki. Im Jahr 2015 folgte ein Computerspiel, woraufhin 2016 eine Anime-Serie von Regisseur Watanabe Tetsuya folgte. Die erste von zwei Volumes der Serie erschien Ende 2019 in Deutschland.

In den ersten Minuten der Anime-Serie Schwarzesmarken wird dem Zuschauer verdeutlicht, dass es sich hierbei um ein Werk handelt, das auf ein unverbrauchtes Szenario setzt. Nach der kurzen und knappen Einführung, ist sich der Zuschauer dem Setting bewusst. So spielt Schwarzesmarken 38 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, genauer gesagt in der Deutschen Demokratischen Republik. Die Teilung Deutschlands ist allerdings nicht alleiniger Dreh- und Angelpunkt der Handlung, denn die Serie vermischt in ihrer Exposition Realität mit Fiktion. Unter anderem wird darauf hingewiesen, dass die Menschen 1967 auf der Oberfläche des Mondes Kontakt mit der außerirdischen Lebensform Beta aufgenommen haben. Einige Jahre später ist es den Aliens gelungen, auf der Erde zu landen. Ausgehend von Südostasien hat sich der Feind bis nach Europa vorgekämpft. Sechs Kilometer von Frankfurt an der Oder entfernt, kämpft die 666. TSF-Kompanie der nationalen Volksarmee gegen die Beta. So gilt Ostdeutschland respektive die DDR als letzter Wall von Europa. Die Regierung nutzt diese Stellung aus, verschärft die Überwachung durch die Staatssicherheit, sodass die Soldaten bedingungslos für ihr Land kämpfen müssen. In Schwarzesmarken ist der letzte Funken Glauben erloschen, wodurch sich ein aussichtsloses oder gar trostloses Szenario entwickelt.

Politik und Science-Fiction

Dies ist vor allem daran zu erkennen, dass im Fokus der Geschichte der Kampf zwischen den Menschen und der außerirdischen Lebensform steht. Gekämpft wird an der Front im Cockpit von so genannten Balalaikas. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Instrumente, sondern um große Kampfmaschinen, die im Genre auch als Mechas bezeichnet werden. Wer Anime und Manga wie Aldnoah.Zero bereits kennt, dürfte sich in Schwarzesmarken von der ersten Folge an zurechtfinden. Unter technologischen Gesichtspunkten sind diese Gerätschaften jedoch so ziemlich das einzige, was – abgesehen vom durchweg spürbaren Science-Fiction-Einschlag – den Entwicklungsstand der frühen 1980er-Jahre entspricht. An anderen Stellen agieren die Charaktere unter anderem mit Computern, die in diesem Jahrzehnt tatsächlich existierten. Mitten im Kampfgeschehen behandelt die Handlung der Anime-Serie den Werdegang von Leutnant Theodor Eberbach. Aus Furcht vor dem Regime beugt er sich stets den Befehlen und hinterfragt sie nicht. Erst als die junge Frau Katia Waldheim in sein Leben tritt, ändert sich seine Einstellung gegenüber seiner Position. Bei Waldheim handelt es sich um ein früheres Mitglied der Bundeswehr, das zu Beginn der Handlung zur DDR überläuft. Dies führt jedoch dazu, dass die Staatssicherheit mehr und mehr auf die Kompanie aufmerksam gemacht wird.

Erwachsene und düstere Thematik 

Auch im Hintergrund entwickeln sich verschiedene Handlungsstränge, von denen oftmals nur in Dialogen etwas erwähnt wird. Der Zuschauer erfährt somit auch davon, dass verschiedene Individuen die Einheitspartei der DDR stürzen wollen. Schwarzesmarken überzeugt mit einer ernsten Thematik, die gesellschaftliche und politische Fragen aufwirft und teils sogar selbst beantwortet. Da passt es nur allzu gut, dass das actionreiche und emotionale Geschehen im bildschirmfüllenden 16:9-Format an vielen Stellen mit diffusem Licht unterlegt ist. Dies heißt aber im Umkehrschluss, dass besonders bei einem gesunden Abstand zum Fernseher ein leicht verschwommenes Bild vom Zuschauer wahrgenommen wird und das Bild gefühlt auf DVD-Qualität mindert, auch wenn die Auflösung von 1080p bei der Blu-ray-Fassung meist gut genutzt wird. Von den Animationsstudios Liden Films und Ixtl wäre hier aber deutlich mehr zu erwarten gewesen. Immerhin passen die von Elements Garden und Evan Call komponierten Musikstücke, die die Szenen im Tonformat DTS-HD Master Audio 2.0 recht stimmungsvoll unterlegen. In puncto Synchronisation überzeugt sowohl die deutsche als auch die japanische Tonspur mit passenden Sprechern. Als digitale Boni gibt es ein Clean Opening und Ending obendrauf. Liebhaber von physischem Material erfreuen sich an einem 20-seitigen Booklet.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Schwarzesmarken überzeugt in erster Linie mit einem recht unverbrauchten Szenario. So findet die Story der ersten sechs Folgen der Anime-Serie weitestgehend in der DDR statt, wobei das Kampfgeschehen vor allem im Winter auf schneebedeckten Feldern stattfindet. Allgemein ist die Farbgebung sehr kühl, was zur erwachsenen und düsteren Atmosphäre passt. Neben dem Schicksal von einer Handvoll Charakteren dreht sich in Schwarzesmarken auch vieles um das Militär und die Politik des Landes. Es werden gesellschaftliche und politische Fragen aufgeworfen, was die Serie für das erwachsene Zielpublikum vielseitiger macht. Allerdings gelingt es der Geschichte nicht, so etwas wie einen Spannungsbogen zu entwickeln. Handlungstechnisch bleibt die Serie weitgehend auf demselben Niveau und bietet nur sehr wenige Höhen und Tiefen. Dieser Umstand sollte sich in der zweiten und damit letzten Volume unbedingt ändern.

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Schwarzesmarken (Vol. 1)!

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