Review: Ratchet & Clank: Rift Apart

Im Jahr 2002 begann mit Ratchet & Clank der Siegeszug des gleichnamigen Duos auf der PlayStation. Seitdem hatten die beiden Helden Auftritte auf sämtlichen Sony-Konsolen. Bis auf die Neuinterpretation des Debüts ist es in den letzten Jahren allerdings still um sie geworden.

Ihre letzten Heldentaten liegen in Ratchet & Clank: Rift Apart einige Jahre zurück. Dennoch jubelt ihnen das Volk bei einer Parade wohlwollend zu. Ratchet und Clank erinnern sich an ihre Abenteuer und nehmen uns gleich mit. Die Nostalgie endet jäh mit einem Angriff vom durchgedrehten Doktor Nefarious. Ihm gelingt das Unvorstellbare: Er stiehlt den Dimensionator, den der kleine Roboter Clank in mühevoller Schweißarbeit repariert hat. Damit öffnet er einen Dimensionsspalt, mit dem er in eine Parallelwelt gelangt. Lombax Ratchet und Clank reißt es direkt mit. Dabei werden die beiden voneinander getrennt, weshalb das auf ungefähr fünfzehn bis zwanzig Stunden ausgelegte Abenteuer aus verschiedenen Blickwinkeln geschildert wird. Einerseits erleben wir die Geschichte aus der Sicht von Ratchet, der sich auf die Suche nach Clank macht. Andererseits lernen wir die toughe Rivet kennen, die sich Clank annimmt. Sie ist ebenfalls ein Lombax – und deshalb ganz verwundert, dass es außer ihr noch jemanden ihrer Spezies geben soll. Ratchet lernt auf einem fernen Planeten die Roboterdame Kit kennen, die das Gegenstück zu Clank bildet. Ihr versteht schnell, wie der Hase in dieser Parallelwelt läuft. Deshalb muss sich auch Doktor Nefarious mit seinem Pendant konfrontiert sehen – nur hat dieses die Galaxis schon unterworfen und sich fies zum Imperator gekrönt.

Liebevolle Charaktere mit charmantem Humor

Storytechnisch hebt sich Ratchet & Clank: Rift Apart selbst für ein an Teenager gerichtetes Spiel stark von anderen Titeln des Genres ab. Das Action-Adventure verleiht den Figuren regelrecht Tiefgang, verpasst ihnen ihre ganz eigenen Motivationen und verknüpft selbst ihre Schicksale gekonnt miteinander. Es macht Spaß, mehr über die vier Helden herauszufinden und ihnen dabei zu helfen, die beiden Dimensionen zu retten. Trotz der ernsten Lage vergisst das Spiel seinen Humor nicht, der durchaus zum Geschehen passt, es aber bei Weitem nicht ins Lächerliche zieht. Wer an den sehr schwachen Humor von Immortals: Fenyx Rising denkt, kann bei Ratchet & Clank: Rift Apart aufatmen. Zwar zaubert uns nicht jeder Spruch ein Lächeln ins Gesicht, doch sind die Witze einfach charmant und liebevoll den Rollen zugeschrieben. Dazu gehören dann auch Nebenfiguren wie Qwark. Selbst die beiden Antagonisten funktionieren auf diese Art und Weise bis zum Abspann großartig. Bis auf das leicht offen gelassene Ende, das uns nach der furiosen Entwicklung dahin ein wenig enttäuscht zurücklässt, kann uns das Spiel bestens unterhalten. Das liegt allerdings nicht nur an den comichaften Figuren und der liebevollen Geschichte, sondern auch am durchweg flotten Gameplay und der überaus dichten Atmosphäre, bei dem die PlayStation 5 ein echtes Grafikfeuerwerk abliefert.

Vollgepackt mit tollen Sachen

Ab einem bestimmten Zeitpunkt im Spiel können wir die abwechslungsreichen Planeten ähnlich wie in Star Wars: Jedi – Fallen Order frei anwählen. Das heißt, dass wir zwischen Ratchet und Rivet wechseln und das Abenteuer parallel erleben. Neue Planeten werden aber erst dann freigeschaltet, wenn die Story bei beiden Protagonisten entsprechend fortgeschritten ist. Einmal auf einer Planetenoberfläche angelangt, erleben wir in teilweise offenen, weitgehend aber sehr linearen Gebieten das Geschehen aus der Third-Person-Perspektive. Wir laufen durch die Levels, hüpfen über Abgründe oder auf Plattformen und greifen im Nahkampf oder mit geballter Schusswaffenkraft die Gegner an. Während die Sprungpassagen unserer Meinung nach höchstens angemessen, aber nicht herausragend sind, gefallen uns die Schießereien schon sehr viel besser. Mittels Fadenkreuz visieren wir die Feinde an und hallten den Finger am Abzug. Besonders toll ist hierbei die schier unglaubliche Waffenauswahl. Mit den im Kampf oder aus Kisten erbeuteten Schrauben können wir bei Misses Zurkon, einer in regelmäßigen Abständen auftauchenden Waffenhändlerin, neue Wummen erwerben. Granat- und Raketenwerfer, Pistolen oder Scharfschützengewehre sind da noch die klassischsten Modelle. Roboterhunde, die sich durch den Boden bohren oder In-Pixel-Verwandler sind da schon ganz andere Kaliber.

Schnelle und aufgeladene Feuergefechte

Dadurch, dass jede Waffe nur über begrenzt Munition verfügt, die durch das Zerstören von Kisten oder einem Einkauf bei Zurkon wieder aufgeladen werden muss, wechseln wir ständig die Waffen durch. Beim Tausch bleibt das Spielgeschehen im Übrigen eingefroren. So müssen sich auch jene Spieler, die sich noch nicht an Third-Person-Shooter herangewagt haben, keine Angst davor haben, bei der taktischen Überlegung abgeknallt zu werden. Mit dem überall in der Spielwelt versteckten Edelmetall Raritanium haben wir zudem die Möglichkeit, die Knarren aufzurüsten und anschließend noch mehr Schaden zu verursachen. Die flüssigen Kämpfe ziehen uns richtig in den Bann und lassen uns einfach nicht los. Wir fühlen uns wie im Rausch und fragen uns, warum selbst Spiele wie der turbulente Blockbuster Uncharted 4: A Thief’s End in dieser Disziplin nicht an Ratchet & Clank: Rift Apart herankommt. Ihr seht schon: Das Spiel legt die Messlatte für künftige Action-Adventures richtig hoch. Ähnlich gut wie die Schatzsuche in der Uncharted-Reihe funktioniert das Erkunden der Spielabschnitte. Neben dem wertvollen Raritanium haben es auch noch fünfundzwanzig goldene Schrauben, zwei Handvoll Teddybären, zehn Roboter und jede Menge Ausrüstungsgegenstände ins Spiel geschafft. Wer alles im Spiel entdecken will, dürfte um die zwanzig Stunden beschäftigt sein.

Stimmungsvolles Freudenfest

Unter optischen Gesichtspunkten kann Ratchet & Clank: Rift Apart mit hochauflösenden Texturen, hübschen Lichteffekten und seiner knallbunten Farbpalette überzeugen. Je nach an die PlayStation 5 angeschlossenem Fernseher haben wir die Möglichkeit, das Spiel in verschiedenen Anzeigemodi zu spielen. Dies beschränkt sich jedoch vor allem auf die Anzahl der Bilder pro Sekunde, die Auflösung und das Hinzuschalten von Raytracing. Einzelne Details lassen sich diesbezüglich nicht bearbeiten. Dennoch sieht das Spiel selbst in Full-HD beeindruckend aus und läuft ohne einen Einknick der Bildwiederholrate. Insomniac Games gelingt grafisch der ganze große Wurf. Auch die Musikuntermalung aus der Feder der Komponisten Mark Mothersbaugh und Hokoyama Wataru untermalt die auch so schon dichte Atmosphäre stimmungsvoll, obwohl ihre Tracks leider nicht langfristig im Gedächtnis bleiben werden. In puncto Synchronisation reißen die deutschen Sprecher akustisch aber noch einmal einiges heraus. Negativ fällt hier lediglich auf, dass vor allem Imperator Nefarious nicht immer „lippensynchron“ spricht. In puncto Betonung gibt es bei keinem Sprecher etwas zu beanstanden. Stören tut uns fast nichts. Lediglich ein Game-Breaking-Bug am Anfang des Spiels und ein Absturz, bei dem wir die Konsole vom Stromnetz trennen mussten, zeigen, dass eine etwas gründlichere Qualitätskontrolle den Titel noch einen kleinen Funken besser gemacht hätte, als er ohnehin schon ist.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit: Mit dem titelgebenden Heldenduo Ratchet und Clank hatte ich bisher noch keinen Kontakt. Ratchet & Clank: Rift Apart stellt entsprechend meine erste Berührung mit dem Franchise dar. Von der ersten Minute an hat mich das Action-Adventure von Insomniac Games überzeugt. Die Story ist spannend, die Charaktere charmant und das Universum wirklich liebevoll gestaltet – und dann spielt sich der Titel auch noch so verdammt gut! Zwar habe ich die meisten Sprungpassagen schon in anderen Spielen und das meistens auch noch besser erlebt, aber vor allem die Feuergefechte sind ein echter Spaß! Hier flitze ich hin und her, ballere auf alles, was mir vor die Flinte läuft, wechsle von einer Sekunde auf die andere zu einer anderen Waffe und nutze das Terrain einfach voll aus. Hinzu kommt, dass das Aufstöbern der Collectibles ebenfalls gut funktioniert. Für manche der sammelbaren Gegenstände haben die Entwickler die Perspektive wirklich gut ausgenutzt, damit ich auch kurz vor dem Endboss noch einen Grund habe, auf die verschiedenen Planeten zurückzukehren. Ich hoffe sehr, dass die Entwickler die Helden nicht schon wieder in die Pause schicken. Vor allem Rivet und Kit sind für mich zwei tolle Figuren, die noch unbedingt ihr eigenes Abenteuer verdienen.

Vielen Dank an Sony Interactive Entertainment für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Ratchet & Clank: Rift Apart!

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