Review: Lupin III. – TV-Special Collection

Bereits vor der Ausstrahlung der französischen Fernsehserie Lupin im Januar 2021 war klar, dass die Marke dadurch frischen Aufwind bekommt. Dies war auch Kazé Anime bewusst, die den titelgebenden Meisterdieb in der Lupin III. – TV-Special Collection ins Rennen schickt.

In Japan ist Lupin III. schon seit den 1960er-Jahren ein Thema. Hierzulande ist die Marke in dieser Form weniger bekannt. Am ehesten dürfte wohl der Film Das Schloss des Cagliostro aus dem Jahr 1979 ein Begriff für Anime-Fans sein, zumal bei diesem Film Miyazaki Hayao Regie geführt hat. Des Weiteren wurden 2006 die vier in dieser Kollektion enthaltenen Filme schon einmal auf DVD veröffentlicht. Bei diesen fürs Fernsehen entstandenen Filmen handelt es sich aber nicht um die Anfänge, sondern bereits um den fünften, sechsten, siebten und achten Serienteil, die zwischen 1993 und 1996 entstanden sind. Bisher gibt es die ersten vier und auch die nachfolgenden Werke noch nicht in einer deutschen Fassung. In Anbetracht der sehr hohen Qualität aller vier enthaltenen Filme ist das wirklich bedauerlich. Schon der erste der vier vorliegenden Fernsehfilme zeigt, dass das Konzept zeitlos ist und jede Menge Spaß bereitet. In Der Höllentrip von Regisseur Ōsumi Masaaki von 1993 ist Arsène Lupin III. mal wieder auf der Flucht, doch darf ihn sein ewiger Kontrahent, der bei der Internationalen kriminalpolizeilichen Organisation arbeitende Inspektor Zenigata Kōichi, nicht mehr verhaften. Seit drei ganzen Jahren gelang es ihm nicht, Lupin zu schnappen. Mit dieser kurzen Exposition stellt der Film klar, dass Lupin anscheinend ein wahrhafter Meisterdieb ist.

Nervenkitzel bis zur letzten Minute

Anhand dieser Ausgangslage beginnt der titelgebende Höllentrip jedoch erst, denn während sich Zenigata im Alkohol ertränkt, soll stattdessen ein von Interpol beauftragter Profikiller die Jagd auf Lupin eröffnen. Damit sich Lupin und sein Komplize Jigen Daisuke den Profikiller Keith Hayden vom Hals schaffen können, helfen sie Zenigata dabei, die terroristische Gruppe Shot Shell zu stellen, wodurch Zenigata wieder mit dem Fall betraut werden könnte. Um das Ziel zu erreichen, bringt Lupins ewige Liebe Mine Fujiko die Kernphysikerin Karen Kowalski von der Universität Moskau in Sicherheit. Sie schließen sich zusammen, um das russische Unterseeboot Iwanow zu stehlen, um die Aufmerksamkeit von John Klause, dem Anführer von Shot Shell, zu erwecken. Auch Lupins Freund, der Samurai Ishikawa Goemon XIII., ist mit von der Partie. Deutlich an Tiefe gewinnt der Film dadurch, dass es zwischen Jigen und Kowalski eine Verbindung gibt, die sich auf die Vergangenheit der beiden Figuren bezieht. Fraglich ist jedoch, warum in Der Höllentrip noch das Komitee für Staatssicherheit existiert, obwohl klar gesagt wird, dass der Ostblock zusammengebrochen ist. Dies ist aber nur eine Kleinigkeit, die nicht sonderlich stark ins Gewicht fällt. Der Höllentrip ist dennoch ein sehr spannender und vor allem unterhaltsamer Film, der neunzig Minuten lang durchweg unterhält.

Schätze und Weltherrschaftspläne

Regisseur Okuwaki Masaharu zauberte 1994 den Film Der goldene Drache aus dem Ärmel. Anlässlich des vierhundertsten Todestages von Ishikawa Goemon, einem Räuberbandenanführer aus dem 16. Jahrhundert, wird ein Kabuki-Stück aufgeführt. Diese Aufführung lässt sich sein fiktiver Nachfahre selbstverständlich nicht nehmen. Auf einmal tauchen Shinobi auf, die Ishikawas Schwert stehlen wollen. In dieses Tohuwabohu werden auch Lupin und Jigen hineingezogen. Hinter dem Angriff steckt der chinesische Mobster Chen Zhenzhong, der in Hongkong die Strippen zieht. Auch Mine schmeißt sich auf ihre eigene Art und Weise an den Mobster heran, um ihm Informationen über einen Schatz zu entlocken. Gemeinsam erfahren sie von Chen, dass sich auf der 1912 gesunkenen Titanic eine Drachenskulptur befindet, die bereits Lupins Großvater nicht stehlen konnte. Entsprechend kapern sie vor der Küste der kanadischen Insel Neufundland ein Unterseeboot, um den Schatz zu bergen. Abseits dessen sucht Ishikawa in den Bergen nach einer Schriftrolle, die laut seiner Jugendfreundin Kikyō von immenser Bedeutung für jenen ist, der über die Drachenfigur verfügt. Selbstverständlich ist die Suche nach der Skulptur und der Schriftrolle mit vielen Hindernissen verbunden. Allen voran Chen will beide Schätze für seine Weltherrschaftspläne in die Hände bekommen.

Freund und Feind

In Der Schatz des Harimao von Regisseur Dezaki Osamu aus dem Jahr 1995 ergattert Lupin zu Beginn der Geschichte eine wertvolle Bärenfigur. Der Meisterdieb Harimao hat im Zweiten Weltkrieg in Malaysia die Engländer um mehrere Milliarden erleichtert. Wo sich das Geld beziehungsweise der Schatz befindet, kann aber nur jener herausfinden, der neben der Bärenfigur auch über die Affen- und Adlerskulptur verfügt. Es heißt, dass Sir Archer in London ein Experte auf dem Gebiet sein soll, da er während des Zweiten Weltkriegs als ein Soldat in Malaysia gedient hat. Mine hat den Braten bereits gerochen und sich bei Archer und seiner Enkelin Diana eingenistet. Aufgrund hoher Schulden müssen sie für finanzielle Unterstützung mit dem undurchsichtigen Anwalt Russel zusammenarbeiten. Kurz nachdem die zweite Figur entdeckt wird, tauchen plötzlich auch noch Neonationalsozialisten auf, die ebenfalls Interesse am Schatz haben. Um dem von Führerin Helma Frodit angeführten Gegner zuvorzukommen, schließen sich Lupin und Archer zu einer Einheit zusammen. In der Zwischenzeit wechselt Mine, die mittlerweile Russels Spiel durchschaut hat, plötzlich die Seite. Hier zeigt sich, dass die Lupin-III.-Filme über bestimmte Merkmale verfügen, die sich von Film zu Film in gewisser Weise ähneln. So hat Mine keine Probleme, ihre Verbündeten einfach auszuwechseln.

Diamantenfieber

Der letzte Film im Bunde ist Der Diamant der Dämmerung aus dem Jahr 1996, für den sich Regisseur Sugii Gisaburō verantwortlich zeigt. Von seinem alten Freund Dolune erhält Lupin eine Hälfte des ominösen Diamanten der Dämmerung. Der Edelstein soll, zusammen mit der anderen Hälfte, der Schlüssel zum Schatz des nahezu ausgerotteten Stamms der Gelt sein. Lupins Reise führt ihn nach Marokko, wo er sich zum einen mit den letzten Überlebenden des Stammes zusammenschließt, und zum anderen mit der peitschenschwingenden Sadachiyo anlegt. Diese ist, wie jeder Gegenspieler von Lupin, hinter demselben Schatz her. Die Story spielt sich jedoch im Gegensatz zu den vorherigen drei Filmen, die den Handlungsort öfters wechseln, fast ausschließlich in Marokko ab. Schlimm ist das aber nicht, da das Szenario für den Zuschauer so oder so exotisch bleibt und ein Abenteuer verspricht, das mit Wüstensand und der peitschenden Antagonistin ein wenig an die Indiana-Jones-Reihe erinnert. Wie schon Der Höllentrip weisen Der goldene Drache, Der Schatz des Harimao und Der Diamant der Dämmerung eine Laufzeit von neunzig bis einundneunzig Minuten auf, wodurch sich eine Gesamtspielzeit von sechs Stunden ergibt. Alle Filme haben genau die richtige Länge für alle Uhrzeiten und werden auch beim mehrfachen Ansehen weder langweilig noch langwierig.

Spionagefilm-Einflüsse

Obwohl der Zuschauer vor dem Ansehen auf den Gedanken kommen könnte, dass sich die Abenteuer von Lupin wie typische Gaunerfilme anfühlen, ist dies in Wahrheit nicht der Fall. So orientieren sich die Filme neben Indiana Jones an James Bond. Vor allem die Spionagefilme haben einen großen Einfluss auf Lupin III. gehabt. Unter anderem spionieren sich die Figuren aus, hetzen sich in Verfolgungsjagden ab, erleben brenzlige Situationen mit sehr viel Explosionen und liefern sich Schusswechsel. Ebenfalls mit dabei sind Verkleidungen und die dazugehörigen Gesichtsmasken, um die leicht hinters Licht zu führenden Untergebenen der Antagonisten zu täuschen. Die Antagonisten sind in der Regel selbst größenwahnsinnig, streben nach der Weltherrschaft und haben meistens eine Schwäche für Frauen, was Mine natürlich ausnutzen kann. Hinzu kommt, dass immer wieder neue Bündnisse geschmiedet werden und Mine nicht die einzige ist, die zum eigenen Vorteil agiert. Dass James Bond ein Vorbild ist, wird besonders in Der Schatz des Harimao mehr als deutlich, wenn Mine plötzlich einen Wagen der Marke Aston Martin und eine Walther PPK betrachtet. Sir Archer behauptet sogar von sich, dass seine Geheimdiensttätigkeiten als Vorlagen für James Bond herhalten würden, was ihm in gewisser Weise zu einer Interpretation von Autor Ian Lancaster Fleming macht.

Schlagfertiger Humor

Auch Gadgets, bei denen sich zum Beispiel Funkgeräte in Feuerzeugen oder Taschenlampen in Ringen verstecken, sind Anleihen an Qs Erfinderwerkstatt. In gewisser Weise taucht in jedem Film auch eine weibliche Rolle auf, die quasi den Stellenwert des so genannten „Bond Girls“ innehält. Wie die James-Bond-Filme sind auch die Lupin-III.-Filme nicht frei von Humor. Dieser wird meist subtil über Dialoge, schnelle Wortspiele und Wortwitze transportiert. Der Humor kommt dabei aber keinesfalls ohne sarkastischen Unterton aus. Manchmal sind die Sprüche sogar bewusst albern und regelrecht überzeichnet gehalten. Ein wenig aus der Zeit fallen aus heutiger Sicht die erotischen bis sexuell plumpen Anspielungen, wenn Lupin bewusst oder unbewusst an bestimmte Körperstellen der weiblichen Figuren greift. Es wird aber weitgehend nicht toleriert. Lupins Verhalten wird meistens unmittelbar bestraft, sodass die Quittung im wahrsten Sinne des Wortes Schlag auf Schlag ausgestellt wird. Allerdings ist es fraglich, was das ständige Entblößen von Brüsten im Film Der Diamant der Dämmerung eigentlich soll. Nur selten ist dies für die Story irgendwie von Bedeutung. Schade ist auch, dass die Kollektion ohne Bonusmaterial auskommt. Gerade Making-ofs, Interviews mit den vier Regisseuren oder andere Einblicke in die Produktion wären interessant gewesen. Auch in physischer Form enttäuscht die Filmsammlung in dieser Hinsicht trotz der schmucken Box.

Bekannte deutsche Synchronsprecher am laufenden Band

In puncto Synchronisation gefällt die deutsche Fassung außerordentlich gut. Lupin wird in allen vier Filmen von Peter Flechtner gesprochen, der hier wahrhaftig eine seiner besten Synchronarbeiten abliefert. Vor allem da die deutsche Texten sehr salopp übersetzt worden sind, geht das Konzept auf. In einer Szene stehlen Lupin und Jigen ein Motorrad. Während der Besitzer des Bikes leer ausgeht, drückt Lupin dessen Begleiterin ein wenig Geld in die Hand, die daraufhin kein Auge mehr für ihren Freund hat. Lupin kommentiert dies in der deutschen Fassung damit, dass „sie doch keine Lust aufs Kornfeld hat“. In gewisser Weise wurde die deutsche Fassung fürs deutsche Publikum zugeschnitten, denn in Japan dürfte wohl kaum jemand Jürgen Ludwig Drews Schlagerversion des Songs Let your Love flow kennen. Abgesehen davon ist es erstaunlich, wie viele bekannte deutsche Sprecher für die Synchronisation engagiert worden sind. Jigen wird beispielsweise von Tilo Schmitz, Mine von Ghadah Al-Akel und Ishikawa von Peter Reinhardt gesprochen. In weitere Rollen sind auch Heike Schroetter, Bernd Vollbrecht oder Jörg Hengstler zu hören. Bei der japanischen Version sind hingegen der 1995 verstorbene Yamada Yasuo und Kurita Kan’ichi in der Rolle von Lupin zu hören. Beide Sprachfassungen sind auf ihre eigene Art und Weise gut und wirklich zu empfehlen.

Universelle Themen und klare Rollenverteilung

Beide Tonspuren liegen in DTS-HD Master Audio 2.0 vor und haben einen guten Klang. Das kommt der Musik von Komponist Ōno Yūji zugute, die den vier Abenteuern auf ganzer Linie Atmosphäre einhaucht und entfernt an Klassiker wie Dragon Ball erinnert. Das Bild liegt bei allen vier Filmen, da sie fürs Fernsehen erstellt worden sind, altersbedingt nur im 4:3-Format vor. Dennoch ist die Auflösung höher und da die Datenraten enorm sind, liegt ein jeder Film auf einer einzelnen Blu-ray vor. In Der Höllentrip kommt es hier und da noch zu ein wenig Filmkorn und Bildflimmern, doch heben sich diese Defizite mit der Zeit auf und sind in den anschließenden Filmen kaum bis gar nicht mehr zu beanstanden. Interessant ist, dass in Der Schatz des Harimao auch mit geteilten Bildschirmen gearbeitet wird, um so direkt zwei an unterschiedlichen Orten gleichzeitig ablaufende Handlungen zu zeigen. So oder so können alle vier Filme auf ihre eigene Art und Weise eine bestimmte Dynamik entwickeln, die nicht nur mit der Bildgestaltung und Bildsprache, sondern auch mit dem Inhalt zusammenhängen. Alle vier Filme der Lupin III. – TV-Special Collection funktionieren gut, da jedem Zuschauer sofort die Rollenverteilung klar wird und danach bei jedem Film einfacher fällt. Aufgrund der universellen Verständlichkeit kann ein jeder Zuschauer sofort Spaß mit den Filmen haben.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Bisher hatte ich noch keine Gelegenheit, mich in irgendeiner Weise mit dem Lupin-III.-Franchise zu befassen. Nach dem Ansehen der Lupin III. – TV-Special Collection kann ich jedoch mit Fug und Recht behaupten, dass die vier enthaltenen Filme der Kollektion ein wirklich guter Einstieg in die Reihe sind. Die Handlung, die sich stets um einen besonderen Schatz an exotischen Orten dreht und dabei jedes Mal ein gleiches Muster aufweist, ist leicht zu verstehen und auch die Figuren sind schnell verinnerlicht. Hinzu kommen einige Anspielungen an Indiana Jones und James Bond, was mir als Fan der beiden Franchises natürlich sehr gelegen kommt. Optisch stoßen die Filme trotz ihres Alters auf Gegenliebe bei mir, denn die handgezeichneten Bilder sind wirklich ein Augenschmaus. Ebenso können mich die wunderbaren Melodien von Komponist Ōno Yūji verzaubern, die die einzelnen Filme von Anfang bis Ende stimmungsvoll unterlegen. Wer ein wenig etwas für Meisterdiebe, Kunsträuber, Geheimagentenfilme und größenwahnsinnige Antagonisten übrig hat, kommt hier voll auf seine Kosten. Ich habe jedenfalls sehr viel Spaß mit den vier Filmen der Sammlung und kann die Lupin III. – TV-Special Collection daher wärmstens empfehlen!

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Lupin III. – TV-Special Collection!

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