Als die 167. Episode der Anime-Serie Inuyasha im Jahr 2004 über die japanischen Fernsehbildschirme flimmerte, mussten Fans ganz stark sein. Der Manga war noch nicht abgeschlossen und das Ende der Serie folgte deshalb erst vier lange Jahre später als The Final Act.
In vier Jahren kann sich vor allem in der schnelllebigen Medienlandschaft sehr viel verändern – und genau diesen Einflüssen kann sich auch das Finale der Anime-Serie Inuyasha nicht entziehen. Auch wenn sich an der Ausgangslage der Geschichte nichts geändert hat, so fallen an so manchen Stellen Veränderungen im Erzähltempo auf. So werden der Halbdämon Inuyasha, die fünfzehnjährige Mittelschülerin Kagome, die Dämonenjägerin Sango mitsamt ihrer Nekomata Kirara, der buddhistische Mönch Miroku und der kleine Fuchs-Yōkai Shippō Schlag auf Schlag in neue Geschichten geworfen. Diese entwickeln sich teilweise über die Episoden hinweg, haben aber in jedem Falle eine essentielle Bedeutung für den Rest der Handlung. Die Eröffnung der siebten und damit leider auch letzten Serienbox von Inuyasha beginnt damit, dass die Windherrscherin Kagura und der durchtriebene Abkömmling Hakudōshi den von Naraku eingesperrten Mōryōmaru befreien, um sich dem Juwel der vier Seelen bemächtigen zu können und damit Naraku hintergehen. Die letzten Folgen der Serie entpuppen sich in vielerlei Hinsicht als Endspiel für Narakus Untergebene. Dass er ihnen ihren Verrat nicht durchgehen und auch die blind agierende Kanna regelrecht in ihr Verderben rennen lässt, zeigt einmal mehr, wie gefährlich Naraku eigentlich ist – und dass nicht nur für die Heldengruppe.
Charakterentwicklungen
Um ihren Erzfeind Naraku besiegen zu können, müssen alle Figuren eine abschließende Entwicklung durchleben. Inuyasha, der inzwischen sehr viel bedachter für seine Freunde eintritt, erlernt beispielsweise weitere Angriffstechniken, die auf gleich zwei neue Verwandlungsformen seines Schwertes zurückzuführen sind. Ein wenig ähnlich ergeht es auch Inuyashas Bruder Sesshōmaru, der Inuyasha nicht nur besser lernt zu akzeptieren, sondern in einer Episode auch für seinen Schützling Rin eintreten muss. Auch Kagome wirkt im abschließenden Handlungsbogen wesentlich erwachsener und agiert noch häufiger mit ihrem Bogen. Gegen Ende hat sie zudem mit ihren schwindenden Kräften zu kämpfen, die für Naraku selbstverständlich ein gefundenes Fressen sind. Um Miroku aus einer brenzligen Situation zu retten, muss Sango ihren Knochenbumerang opfern – und ihn anschießend erneuern. Letzteres funktioniert jedoch nur mit Mirokus Zutun. Dieser nimmt aus Liebe zu Sango sogar eine Medizin ein, damit ihm Vergiftungen durch Miasma keine Schmerzen mehr bereiten. Zudem muss er sich peu à peu mit der Ausbreitung seines Windlochs in seiner Hand auseinandersetzen. Seine Zeit scheint endgültig abzulaufen. Wie die einzelnen Figuren ihre Schicksale meistern, soll nicht verraten werden. Dennoch sei gesagt, dass alle Geschichten auf ein einziges großes Ziel hinauslaufen.
Technischer Wandel
Auch wenn es anfänglich etwas schwierig zu sein scheint, sich auf das deutlich höhere Erzähltempo einzulassen, ist die Story dennoch sehr gelungen. Sie hält sich nicht mehr mit Nichtigkeiten auf und so gut wie jede Szene hat eine tiefere Bedeutung. Das heißt aber zugleich nicht, dass in der siebten Volume von Inuyasha kein Platz für Humor ist. Nach wie vor gibt es jede Menge bissige Kommentare, dezente Anspielungen, flotte Sprüche und ein bisschen Slapstick, um das Geschehen hier und da dezent aufzulockern. In technischer Hinsicht hat sich die Serie hingegen stark gewandelt. Auf der einen Seite liegen die letzten 26 Episoden durchgehend im 16:9-Bildformat vor. So bleibt auf dem Bildschirm deutlich mehr Platz für die Action, von der es in der siebten Volume nicht genug geben kann. Auf der anderen Seite ist der Serie jedoch deutlich mehr anzumerken, dass sie fast nur noch am Computer entstand. Vor allem während der Rückblenden zu den ersten Episoden fällt der Qualitätsunterschied zu den gezeichneten Hintergründen deutlich auf. Überaus gelungen sind aber nach wie vor beide Synchronfassungen. Auch dass durchgehend auf die bekannten Melodien gesetzt wird, ist positiv anzumerken. Als Bonus gibt es in digitaler Form ein 46-minütiges Making-of respektive zwei Interviews mit Ulrike Jenni und Dominik Auer zu den deutschen Synchronarbeiten. In der Box selbst liegen zwei Postkarten mit Unterschriften der beiden Synchronsprecher bei. Eine nette Geste!
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Auch wenn mir die Anime-Serie durchgehend gut gefällt, so ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Geschichte mittendrin ein paar Hänger hat und sich hier und da zu sehr mit Nichtigkeiten aufhält. Da ist es meiner Meinung nach nur sinnvoll gewesen, die Ausstrahlung im Jahr 2004 erst einmal zu unterbrechen und auf den Abschluss der Manga-Reihe zu warten. Animationsstudio Sunrise ist dieser Spagat geglückt, denn das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. So ist das Erzähltempo hoch und in so gut wie jeder Szene passiert etwas, das für die weitere Geschichte oder gar für das furiose Finale von Belang ist. Auch dass jeder Charakter abschließend noch eine Entwicklung durchmachen und gar über sich und seine Fähigkeiten hinauswachsen muss, um sich Naraku in den Weg stellen zu können, ist ein wunderbares Motiv. Lediglich die Hintergründe und so manche Animationen wirken für mich etwas zu aufgesetzt. Das ist jedoch eine Entwicklung, die die Serie nach den anfänglich wundervoll gezeichneten Episoden aufgrund des technischen Fortschritts innerhalb der 2000er-Jahre durchmachen musste und daher am Ende der Geschichte nicht wirklich überraschend kommt. Nichtsdestotrotz stellt Inuyasha für mich eine wunderbare Anime-Serie dar, die Hand und Fuß, Anfang und Ende, liebevolle Charaktere, humorvolle Einlagen und abenteuerliche Eskapaden bietet, an die ich mich noch sehr lange erinnern werde. So wie ein Großteil der Serie ist auch dessen Ende ein wahrhafter Genuss!
Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Inuyasha (Box 7 – The Final Act, Episoden 1–26)!