Review: Inuyasha – The Movies

Noch bevor die Anime-Serie Inuyasha bei Kazé Anime auf Blu-ray Disc veröffentlicht wurde, erschienen zumindest die Filme im Oktober 2018 zeitgleich auf dem HD-Medium und der peu à peu betagten DVD. Die vier fürs Kino gedachten Werke liegen in einer Komplettbox vor.

Alle vier Kinofilme haben gemein, dass sie auf dem bekannten Konzept der Anime-Serie aufbauen. So basieren die vier Filme auf der Serienhandlung, in der die fünfzehnjährige Mittelschülerin Higurashi Kagome aus der Gegenwart plötzlich im Mittelalter landet. Dort schließt sie Bekanntschaft mit dem Halbdämon Inuyasha, der Dämonenjägerin Sango, ihrer Nekomata Kirara, dem buddhistischen Mönch Miroku und dem Fuchs-Yōkai Shippō. Durch ein Missgeschick ist das Shikon no Tama in dutzende Juwelensplitter aufgesprungen, denen die Gruppe hinterjagt. Im ersten Film, Inuyasha: Affections touching across Time, der am 16. Dezember 2001 in japanischen Lichtspielhäusern anlief, ist dies ebenfalls der Fall. Menōmaru, ein chinesischer Dämon, der zusammen mit seinem Vater Hyōga vor zweihundert Jahren gegen Inuyashas Vater Tōga im Kampf unterlag, wird durch einen der Juwelensplitter wieder zum Leben erweckt. Er schwört Rache und beginnt zusammen mit seinem Gefolge Hari und Ruri Inuyasha und seine Freunde zu bekämpfen und sie teilweise gegeneinander auszuspielen. Die titelgebende Zuneigung, die die Zeit überbrückt, verknüpft den Kampf gegen Menōmaru mit den Gefühlen zwischen Inuyasha und Kagome. Auch Inuyashas von den Toten auferweckte Liebe Kikyō mischt sich ein. Sesshōmaru, Jaken und Rin treten am Rande der Handlung auch auf.

Alte und neue Feinde

Der zweite Film, der am 21. Dezember 2002 in japanischen Kinos seine Premiere feierte, beginnt für jene, die die Serie bereits beendet haben, sehr unerwartet. Inuyasha und dem Rest der Truppe gelingt zu Beginn von Inuyasha: The Castle beyond the Looking Glass, ihren Gegenspieler Naraku zu besiegen. Daraufhin entsteht ein Machtvakuum, das die legendäre Prinzessin Kaguya füllen möchte. Um dieses Ziel zu erreichen, instrumentalisiert sie Narakus nun herrenlose Dienerinnen Kanna und Kagura. Kaguya verlangt nach fünf besonderen Gegenständen, die sich unter anderem im Besitz von Inuyasha oder Sangos kleinem Bruder Kohaku befinden. Mehr oder weniger werden die Helden in Kaguyas Machtergreifung involviert und ziehen erst getrennt und später gemeinsam in den Kampf. Hinzu kommt das mulmige Gefühl beim Zuschauer, dass Naraku vielleicht doch noch nicht besiegt sein könnte. Ein Jahr nach dem zweiten Kinofilm erschien am 20. Dezember 2003 der dritte Teil der Reihe. Inuyasha: Swords of an honorable Ruler dreht sich um das sagenumwobene Schwert Sō’unga, das einst Inuyashas und Sesshōmarus Vater gehörte. Das Schwert ergreift Besitz von jedwedem seiner Träger und bringt diesen dazu, Kriege anzuzetteln und Tod über die Welt zu bringen. Nur die beiden Schwerter Tessaiga und Tenseiga können der Macht von Sō’unga Einhalt gebieten.

Spannung von der ersten bis zur letzten Minute

Entsprechend müssen sich Inuyasha und Sesshōmaru im dritten Film verbünden, um gegen ihren übermächtigen Feind zu bestehen. Dass die beiden Dickköpfe davon aber nichts halten, dürfte jedem Fan der Anime-Serie oder des Mangas von Takahashi Rumiko bewusst sein. Im vierten und leider letzten Kinofilm der Reihe, Inuyasha: Fire on the Mystic Island, der am 23. Dezember 2004 erstmals über japanische Leinwände lief, werden auf einer mysteriösen Insel Hanyō geopfert, aus denen die Shintōshin ihre Macht ziehen. Inuyasha und Co wollen diese Praktik ein für alle Male beenden und begeben sich auf das magische Eiland, das nur alle fünfzig Jahre erscheint. Auch Sesshōmaru und Kikyō leisten ihren Beitrag. Inhaltlich sind alle vier Filme, wie es den Beschreibungen schon zu entnehmen war, unabhängig voneinander zu betrachten. Sie erzählen alle ihr eigenen Geschichten und können auch jeweils als kleinerer, aber nicht weniger spannender Handlungsbogen innerhalb der Anime-Serie gewertet werden. Dies liegt insbesondere an der Laufzeit der Filme, die auf vier bis fünf Episoden aufgeteilt werden könnte. Jeder der vier Inuyasha-Filme eignet sich besonders gut, ihn an einem verregneten Nachmittag oder einem gemütlichen Abend anzuschauen. Inhaltlich bieten die Filme spannende Ansätze, die nicht langweilig sind. Sie unterhalten somit von Anfang bis Ende.

Einordnung in die Anime-Serie

Auch eine Einordnung in die Serienhandlung ist problemlos möglich und ergibt aufgrund der Thematik definitiv Sinn. Der rund einhundertminütige Film Affections touching across Time spielt beispielsweise nach der 54. Episode. The Castle beyond the Looking Glass umfasst 99 Minuten und kann nach der 95. Episode angesehen werden. Allerdings sei gesagt, dass eine Kanonisierung hier nicht ganz möglich ist, da in diesem Film Hōjō Akitoki seinen ersten Auftritt hat, aber erst später in der Serie eingeführt wird. Ebenfalls schwierig, aber nicht unmöglich fällt die Einbindung in den Kanon bei Swords of an honorable Ruler aus. Im 99 Minuten langen Film, der nach der 136. Episode angeschaut werden kann, gibt es mit Sō’unga plötzlich ein weiteres Schwert, das Tōga seinen Söhnen hätte vererben können. Ein Schwert, das in der Serie zu keinem Zeitpunkt erwähnt wird. Das wirkt etwas aufgesetzt, fällt aufgrund der spannenden Thematik nach wenigen Minuten aber nicht mehr ins Gewicht. Fire on the Mystic Island ist von allen vier Filmen mit gerade einmal 88 Minuten der kürzeste Streifen. Auch er lässt sich problemlos in die Handlung einordnen. So spielt er zwischen der 167. und damit letzten Episode der ursprünglichen Serie und der ersten Folge von Inuyasha: The Final Act. Die Serie beeinflussen die Filme kaum bis gar nicht, sie bereichern aber definitiv die Story.

Gehaltvoller Augenschmaus

Unter visuellen Gesichtspunkten können die vier Filme mit schönen und erinnerungswürdigen Bildern punkten. In Affections touching across Time stapft Kagome unter anderem durch den Schnee vor dem Schrein der Familie Higurashi. Die dargestellte Kälte passt in dieser Situation zu der emotionalen Lage von Kagome. Auch die Ruhe vor dem Sturm in The Castle beyond the Looking Glass kann mit einem entspannenden Bad in einer heißen Quelle eingefangen werden, bei der sowohl mit Reflektionen auf der Wasseroberfläche als auch mit Transparenzeffekten gearbeitet wurde. Hinzu kommt eine fantastische Lichtstimmung, die die Atmosphäre weiterhin verdichtet. Am Grab von Izayoi, Inuyashas Mutter, wird in Swords of an honorable Ruler ebenfalls ein schönes Bild eingefangen, das mit seiner saftigen Graslandschaft, dem Baum im Vordergrund und den Bergen im Hintergrund eine beruhigende Wirkung auf den Zuschauer hat. In Fire on the Mystic Island befinden sich die Charaktere hingegen wiederkehrend in einem schattigen Wäldchen, das nur vom Licht der herumschwirrenden Glühwürmchen erhellt wird. Diese Szene hat einen traurigen Hintergrund, der in der Geschichte aufgearbeitet wird. Während die Einstellung beim ersten Besuch der Helden beim Zuschauer ein wohliges Gefühl hervorrufen kann, hat es beim zweiten Besuch den gegenteiligen Effekt.

Bekannte Melodien und neue Musik

Auch in allen weiteren technischen Belangen können die vier enthaltenen Filme im bildschirmfüllenden 16:9-Format in der Auflösung von 1080p punkten. So begeistern einmal mehr die Animationen, die absolut flüssig dargestellt sind. Während es in der Anime-Serie über den Produktionszeitraum hinweg ein dramatisches und wendungsreiches Auf und Ab gibt, zerschlagen die abendfüllenden Filme die schlimmsten Befürchtungen von der ersten Minute von Affections touching across Time bis zur letzten Minute von Fire on the Mystic Island. Auffällig ist, dass in den Inuyasha-Filmen die Sterbeszenen definitiv drastischer als in der Serie ausfallen. Eine Figur verschluckt sich durch ihr eigens auferlegtes schwarzes Loch beispielsweise selbst, ein anderer Charakter wird hingegen zweigeteilt. Auch die Sprache fällt mit dem einen oder anderen Sprichwort in geringem Maße vulgärer aus als es in der Serie tatsächlich der Fall ist. Die Akustik im Tonformat DTS-HD Master Audio 5.1 kann mit der Bildqualität durchweg mitziehen. So wird an vielen Stellen auf den Soundtrack der Serie zurückgegriffen, aber auch neue Tracks haben ihren Weg in das Universum geschafft. Diese fügen sich nahtlos in das Gesamtbild ein, sodass die dichte Atmosphäre nicht getrübt, sondern stattdessen quasi schon im Vorbeigehen bereichert wird. Das ist einfach nur wunderbar!

Bessere Synchronisation als in der Serie

Gegenüber der Anime-Serie fallen die Filme in puncto deutscher Synchronisation deutlich authentischer aus, denn weitestgehend werden sämtliche japanischen Begriffe korrekt ausgesprochen und betont. Das liegt daran, dass die Synchronisation der Filme im Gegensatz zur Serie in reger Zusammenarbeit mit dem Inuyasha-Fanprojekt entstanden ist. In der Retrospektive wirkt es im Jahr 2021 daher noch unglaublicher, dass die deutsche Nachvertonung der ausstehenden Episoden im Jahr 2018 nicht in ähnlicher Weise entstanden ist. Auch wenn die ausgebliebenen Folgen klar einen Sprung nach Vorne gemacht haben, zeigen gerade die vier Filme, wie eine nahezu korrekte Synchronarbeit auszusehen hat. Interessant ist, dass bei der deutschen Synchronisation der Filme auch die japanische Höflichkeitssprache Einzug gehalten hat. So hängen die Charaktere die Anrede als Suffix an den Namen ihres Gesprächspartners an, wodurch eine größere Nähe oder Distanz zwischen den Akteuren geschaffen wird. Während in der japanischen Originalfassung ausschließlich die Sprecher aus der Serie zu hören sind, gibt es bei der deutschen Version einen kleinen Unterschied, der aber nicht sonderlich stark ins Gewicht fällt. So wird die Nebenfigur Kanna in den Filmen nicht mehr von der gewohnten Sprecherin Sonja Reichelt vertont. Stattdessen tritt Kathrin Gaube ans Mikrofon.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Inuyasha gehört für mich zu den schönsten Anime-Serien, die ich jemals gesehen habe. So konnte ich es mir nicht nehmen lassen, zum Abschluss der Geschichte in die vier Kinofilme hineinzuschauen. Enttäuscht werde ich bei diesen definitiv nicht. Sie erzählen jeweils für sich einen kleineren Handlungsbogen, der aufgeteilt auf mehrere Episoden genau in dieser Form in der Anime-Serie hätte behandelt werden können – mit dem Unterschied, dass die Filme ein durchgehendes Leinwandvergnügen bieten, mit dem ich mir einen Nachmittag oder einen Abend vertreiben kann. Hinzu kommt, dass die Filme mit ein paar Zusatzinformationen sogar die Serienhandlung bereichern, was mir sehr gut gefällt. So sind die vier Abenteuer nicht nur spannend, sondern auch noch sehr interessant gestaltet. Ebenfalls mag ich die visuelle Umsetzung der Filme. Sowohl bildgewagte Szenen als auch flüssige Animationen punkten in allen vier Filmen. Selbiges gilt für die Musik, die auf die bekannten Melodien aus der Serie zurückgreift, aber hier und da dennoch eigene Akzente setzt. Schade ist für mich nur, dass die Box mit den vier Filmen keinerlei Bonusmaterial bietet. Vor allem Hintergründe über die verbesserte deutsche Synchronisation im Vergleich zur Serie hätten das Gesamtpaket ordentlich bereichert. Nichtsdestotrotz bleibt mir nur noch zu sagen, dass sich kein Fan von Inuyasha die Box mit den vier Filmen entgehen lassen darf – genauso wie den Rest der wirklich tollen Anime-Serie.

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Inuyasha – The Movies!

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