Review: Psycho-Pass: SS – Sinners of the System

Psycho-Pass gehört zu den durchdachtesten und intelligentesten Anime-Serien der letzten Jahre. Seit 2012 wird das Psycho-Pass-Universum regelmäßig mit neuen Geschichten, Figuren und Hintergründen erweitert. Psycho-Pass: SS – Sinners of the System ist da keine Ausnahme.

Psycho-Pass: SS – Sinners of the System erzählt drei Fälle aus der Sicht diverser Figuren, die in der Anime-Serie möglicherweise zu kurz kommen. Aufgeteilt sind diese drei Fälle auf drei Filme, von denen die ersten beiden Teile eine Laufzeit von jeweils sechzig Minuten, und die dritte Episode eine Länge von achtundsechzig Minuten aufweist. Ursprünglich sind diese drei Geschichten in Japan einzeln im Monatstakt zwischen Januar und März 2019 veröffentlicht worden. Im deutschsprachigen Raum erschienen die drei Filme als Bundle im Juli 2020 auf einem einzelnen Datenträger. Der erste Fall, Schuld und Sühne, spielt im Tōkyō des Jahres 2117. Das Team um Inspektorin Shimotsuki Mika und Vollstrecker Ginoza Nobuchika fängt zu Beginn des Films die latente Verbrecherin Yasaka Izumi. Diese schnappt bei der Festnahme aus zunächst unerklärlichen Gründen über. Anscheinend ist sie von Medikamenten abhängig. Wie die Ermittler feststellen, arbeitete sie früher als Therapeutin im Forschungsgefängnis Sanctuary in den verschneiten Bergen der Präfektur Aomori im Norden der Insel Honshū. Aus diesem Grund wird sie dahin überstellt, flieht jedoch erneut vom Ort des Geschehens. Hinzu kommt, dass die Erfragung für Shimotsuki und Ginoza erschwert wird. Währenddessen findet Inspektorin Tsunemori Akane in Tōkyō wichtige Informationen über die Einrichtung heraus.

Militär und Politik

Für Shimotsuki und Ginoza ändert sich das Ziel insoweit, dass sie plötzlich Yasaka und ihren Neffen beschützen müssen. Die Bedrohung ist jedoch umfangreicher als es zunächst scheint, wodurch die Handlung plötzlich politische Züge annimmt. Auch der zweite Film kann auf die politischen Merkmale nicht verzichten. First Guardian findet zeitlich im Jahr 2112 statt. Im Fokus der Story steht der Soldat Sugō Teppei, der während eines Militäreinsatzes in Südostasien seinen Freund und Kameraden Ōtomo Itsuki verliert. Drei Monate gilt Ōtomo als gefallen. Als plötzlich und unerwartet das Verteidigungsministerium in Tōkyō angegriffen wird, kann Ōtomo als Täter identifiziert werden. Da dieser inzwischen als Zivilist gilt, ist das Amt für öffentliche Sicherheit für den Fall verantwortlich. Inspektorin Aoyanagi Risa und Vollstrecker Tomomi Masaoka untersuchen den Fall, wobei Ōtomos Frau Rin befragt wird. Auch Sugō fällt unter Verdacht, in Verbindung mit dem angeblich Verstorbenen zu stehen. Ōtomo wird von seinen Vorgesetzten angewiesen, die Interessen des Militärs zu vertreten. Spätestens an dieser Stelle wird klar, dass das Militär ein dunkles Geheimnis verbirgt, das erst einmal ans Licht gebracht werden muss. Ähnlich wie beim zweiten Fall behandelt auch der dritte Film von Psycho-Pass: SS – Sinners of the System, Jenseits von Liebe und Hass, das Ausland.

Dystopische und dichte Atmosphäre

Im Mittelpunkt des dritten Falls steht der ehemalige Vollstrecker Kōgami Shinya, der sich im Jahr 2117 von Südostasien in die Vereinigten Königreiche Tibet-Himalaya begibt. Dort arbeitet er als Söldner, rettet Flüchtlinge vor Angriffen und lernt die junge Halbjapanerin Tenzing Wangchuk kennen. Sie möchte an den Mördern ihrer Eltern Rache üben und bittet Kōgami darum, sie in der Kampfkunst zu unterrichten und ihr Japanisch beizubringen. Der Film konzentriert sich deutlich stärker als die anderen beiden Teile auf die zwischenmenschlichen Beziehungen der Figuren. Des Weiteren thematisieren die Filme typische Elemente, die auch in der Anime-Serie angesprochen oder zumindest angedeutet werden. Beispielsweise geht es im ersten Film um das kollektive Denken, das blind erfolgt. Unterdrückung von Individuen und das gewissenlos und kühl agierende Sibyl System bleiben hierbei unangetastet. Auch was es bedeutet, isoliert vom der Rest der Gesellschaft als ein latenter Verbrecher zu leben und Gefahr zu laufen, jederzeit ein Verbrechen zu begehen, wird anhand von Masaoka im zweiten Film ganz besonders hervorgehoben. Wie bisher gelingt es dem Franchise auch in den drei Filmen von Psycho-Pass: SS – Sinners of the System vortrefflich gut, das Szenario mit vielen Hintergründen auszustaffieren. Die Atmosphäre verdichtet sich so nur umso mehr.

Optisch opulente Oberfläche

Da ist es wirklich schade, dass die drei Filme von Psycho-Pass: SS – Sinners of the System auf Bonusmaterial verzichten. Weitere Hintergründe in Making-of- oder Booklet-Form hätten die Filme insofern bereichert, dass sie sich auch nach dem Ansehen weiter ins Gedächtnis einbrennen. Dennoch gelingt dies den drei Filmen auch so sehr gut, denn Animationsstudio Production I.G. zaubert paralysierende Hintergründe auf den Bildschirm, die als dystopisches Setting herhalten. Vor diesen Hintergründen hebt sich das hübsche Charakterdesign ab, das nicht ohne bezaubernde Animationen auskommt. Wenn Haare im Wind wehen, zwei Figuren miteinander mittels Schlägen und Tritten kämpfen und dabei ein Schneesturm wütet, ist das genauso atmosphärisch als wenn polierte Oberflächen in Innenräumen bereits die Situation spiegeln, Regentropfen gegen eine Scheibe prasseln oder sich Luft durch einen Düsenantrieb erhitzt. Explosionen sehen zwar atmosphärisch aus, heben sich aber leider oft zu stark vom restlichen Bild ab. Komponist Kanno Yūgo gelingt es wie in der ersten und zweiten Staffel das Geschehen mit den passenden Melodien zu unterlagen. Auch bei den deutschen und den japanischen Synchronsprechern gibt es nichts auszusetzen. Lediglich die deutsche Tonspur beim ersten Film stößt mit zu lauter Musik und zu leisen Stimmen bitter auf. Bedauerlich.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Seit vielen Jahren bin ich ein großer Fan des Psycho-Pass-Franchises. Mir gefällt die sehr dystopisch dargestellte Welt mitsamt dem Kriminalfilmansatz unglaublich gut. Ausschlaggebende Neuerungen gibt es in den drei enthaltenen Filmen von Psycho-Pass: SS – Sinners of the System zwar nicht, doch finde ich es gut und vielleicht sogar auch notwendig, dass sich die drei einstündigen Filme jeweils auf bestimmte Nebenfiguren konzentrieren, die zum Beispiel in der Anime-Serie zu kurz kommen. Während die ersten beiden Filme, Schuld und Sühne und First Guardian, noch nach dem altbekannten Ermitteln funktionieren, hebt sich der dritte Film als Action-Thriller maßgeblich davon ab. Schlimm ist das aber nicht, da der dritte Teil Einblicke in das Leben außerhalb Japans gibt, wo das Sibyl System bekanntlich nicht greift. Auch optisch und akustisch sind die drei Teile fantastisch. Hier stehen die drei Filme der Serie in absolut nichts nach. Alle drei Filme gehören in meinen Augen zum Pflichtprogramm für Fans des Franchises. Bleibt nur zu hoffen, dass die dritte Staffel der Anime-Serie nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt.  

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Psycho-Pass: SS – Sinners of the System!

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