Review: Big Brain Academy: Kopf an Kopf

2005 und 2007 erschienen die ersten beiden Teile der Big-Brain-Academy-Reihe für den DS und die Wii. Seither galt das Franchise als tot. Im Dezember 2021 wollte es Nintendo noch einmal wissen und veröffentlichte Big Brain Academy: Kopf an Kopf weltweit für die Switch.

Viel zu simpel und viel zu kurz! So und nicht anders krächzten in den 2000er-Jahre wohl die meisten Pressestimmen, wenn sie über Big Brain Academy und Big Brain Academy für Wii geurteilt haben. Eigentlich hätte Nintendo diese Kritik zu Herzen nehmen müssen, doch ähnlich dürfte auch der Tenor zu Big Brain Academy: Kopf an Kopf ausfallen. Dabei beginnt das Spiel so vielversprechend! Sobald wir den Titel gestartet haben, müssen wir uns zunächst ein Profil erstellen. Wir basteln uns einen kleinen Avatar zusammen, der uns fortan am unteren linken Bildschirmrand zujubelt. Außerdem dürfen wir unseren Geburtstag eintippen und damit unser Alter angeben. Ebenfalls möchte das Spiel beim Personalisierungsvorgang von uns wissen, welcher Tätigkeit wir jeden Tag nachgehen. Auch unser Lebensmotto scheint einen Einfluss auf den Schwierigkeitsgrad des Spiels zu haben. Zumindest vermuten wir dies, denn Big Brain Academy: Kopf an Kopf verrät uns an keiner Stelle, nach welchen Algorithmen die Denkaufgaben überhaupt funktionieren. Wer will, kann auch ein Häkchen am Profilpunkt „Kinder“ setzen, um lediglich einfache Aufgabe zu erhalten. Jüngere Nutzer dürfte diese Option freuen. Sind wir mit unseren Entscheidungen nicht zufrieden, können wir die Einstellungen im Hauptmenü jederzeit anpassen und den Schwierigkeitsgrad somit leicht modifizieren.

Einprägen und Mitdenken

Haben wir unser Profil erstellt, werden wir auch schon in den bitteren Alltag der Akademie entlassen. Im Hauptmenü stehen uns hierzu drei entscheidende Menüpunkte zur Auswahl. Unter „Übung“ können wir eine aus insgesamt zwanzig Aufgaben wählen. Diese Aufgaben sind aufgeteilt auf die fünf Kategorien Vision, Memoria, Analyse, Algebra und Piktura. Jede der fünf Kategorien verfügt über vier Aufgaben, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Bei den Übungen unter „Vision“ geht es vor allem darum, verschiedene Bildelemente korrekt zu erkennen. Beispielsweise müssen wir bei einer Abbildung, die sich automatisch Stück für Stück aufdeckt, ein Tier erkennen und richtig aus vier Auswahlmöglichkeiten benennen. Bei einer anderen Übung geht es wiederum darum, in einem abgedunkelten Bereich lauter Tiere, den wir nur begrenzt einsehen können, die am häufigsten vorhandene Tierart zu wählen. Ein weniger schwieriger ist es da schon, einen von drei Bildausschnitten richtig ins Gesamtwerk einzuordnen, wo sich die Elemente auch noch bewegen. Bei den Aufgaben von „Memoria“ geht es wiederum darum, sich Zahlenfolgen oder Abbildungen zu merken und diese korrekt wiederzugeben. Auch eine Art Hütchenspiel mit Vogelkäfigen ist mit von der Partie, was wir auf Knopfdruck auch beschleunigen dürfen, wenn wir besonders mutig sind. Echt spaßig!

Erkennen und Kombinieren

Entscheiden wir uns für eine Übung aus dem Bereich „Analyse“, werden wir hingegen mit Aufgaben konfrontiert, bei denen wir die Lage richtig einschätzen müssen. Unter anderem müssen wir die korrekte Anzahl an abgebildeten und teilweise verdeckten Würfeln angeben oder aus der Aufgabenstellung die richtigen Abbildungen als Antwort herleiten. Die Übungen aus der Kategorie „Algebra“ beschäftigen sich wenig überraschend mit Zahlen. Wir müssen verschiedene Elemente richtig zusammenzählen oder die Zeitangabe auf einer Uhr unter Angabe der zurück- oder vorzustellenden Minutenanzahl verändern. Bei den Aufgaben, die unter „Piktura“ gelistet sind, müssen wir wiederum Silhouetten identifizieren oder sogar ein dreidimensionales Objekt aus einer anderen Perspektive wiedererkennen. Für jede Übung stehen uns sechzig Sekunden Zeit zur Verfügung. Nach und nach werden die Denkaufgaben immer kniffliger und werden aufsteigend in die Bereiche Kinder, Anfänger, Fortgeschrittene, Könner, Experten und Elite gegliedert. Bewältigen wir eine Problemstellung richtig, erhalten wir Punkte. Liegen wir falsch, werden uns Punkte abgezogen. So setzt sich nach einer Minute unser Gehirnwert zusammen, der unsere Leistung zum Ausdruck bringen soll. Haben wir überall eine Goldmedaille errungen, erhalten wir schwierigere Super-Varianten der Übungen.

Verpuffender wissenschaftlicher Ansatz

Wollen wir unseren Gehirnwert mit dem eines anderen Spielers messen, wählen wir aus dem Hauptmenü den zweiten Menüpunkt aus. Hierbei handelt es sich um den „Geist-Kampf“, der quasi einen Mehrspielermodus suggeriert. So spielen wir zeitversetzt gegen andere Spieler und haben ebenso Zugriff auf bestimmte Statistiken, um uns darüber hinaus mit anderen Spielern zu vergleichen. Wirklich notwendig ist das aber nicht, zumal Nintendo für dieses Feature eine kostenpflichtige Nintendo-Online-Mitgliedschaft voraussetzt. Trotz allem lässt sich Big Brain Academy: Kopf an Kopf bei jeder Übung auch im Multiplayer-Modus angehen. Zu zweit klappt das sogar wunderbar an einer Switch im portablen Betrieb. Bei mehr als zwei Spielern empfehlen wir klar, den Titel zur besseren Übersicht am Fernseher zu spielen. Inwiefern sich der Gehirnwert tatsächlich mit Spielern unterschiedlichen Alters oder geistiger Entwicklung vergleichen lässt, sei an dieser Stelle dahingestellt. Nintendo gibt leider auch hier keinerlei Einblicke, wie eine richtige Antwort tatsächlich gemessen wird. Hier verschenkt Nintendo sehr viel Potenzial, zumal ein ähnliches Problem auch das 2020 neu aufgelegte Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging plagt. Den wissenschaftlichen Ansatz hätten die Entwickler ruhig ausbauen oder ausformulieren dürfen. So bleiben die Übungen leider eine reine Spielerei.

Etwas Motivation trotz geringem Umfang

Beim dritten Menüpunkt handelt es sich um den „Test“, der die ultimative Herausforderung in Big Brain Academy: Kopf an Kopf ist. Hier werden uns fünf zufällige Übungen, jeweils eine aus den fünf Kategorien, vorgesetzt. Am Ende werden die errechneten Gehirnwerte addiert. Ziel ist es, irgendwann den Gehirnwert des Professors zu schlagen. All das klingt unglaublich spannend, ist es aber nicht. Die meisten Ziele dürften schnell erreicht sein und spätestens nach einer Stunde Spielzeit wiederholen sich die Aufgaben lediglich. Wer motiviert ist, immer und immer wieder neue Bestleistungen aufzustellen, bleibt dran, um nicht nur Goldmedaillen, sondern auch die teils extrem schwierigen Platinmedaillen zu sammeln. Es macht uns sehr viel Spaß, auch nach Tagen ein weiteres Mal die Software zu starten, doch im Grunde erleben wir hierbei nichts Neues. Wir schalten zwar der Reihe nach neue Kleidungsstücke und auch Accessoires für unseren Avatar frei, doch darüber hinaus bietet das Spiel nicht viel. Da kann auch der verspielte Comic-Look nicht viel reißen. Auch die angenehme Musikuntermalung kommt schnell an ihre Grenzen. Zu guter Letzt möchten wir anmerken, dass sich der Titel über die Knöpfe umständlich spielt. Wenn ihr euch trotz der Mankos auf Big Brain Academy: Kopf an Kopf einlassen wollt, nutzt dafür unbedingt den Touchscreen im Handheld-Modus.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit: Big Brain Academy: Kopf an Kopf ist ein Spiel, das so viel besser sein könnte. In meinen Augen verspielt Nintendo das Potenzial des Titels vor allem mit seinem geringen Umfang und der etwas umständlichen Knöpfchensteuerung, die im Vergleich zur Nutzung des Touchscreens klar den Kürzeren zieht. Gerade einmal zwanzig Denkaufgaben sind in meinen Augen zudem einfach viel zu wenig, zumal ich nicht einmal individuelle Einstellungen vornehmen kann. Trotzdem kann ich nicht leugnen, dass die zwanzig enthaltenen Übungen sehr abwechslungsreich sind und sowohl mit ihrem Aufbau als ihren Aufgabenstellungen gefallen. Auch der Test ist eine sehr spaßige Angelegenheit, da ich mich hier noch mehr anstrengen und verbessern kann als in den anderen Aufgaben. Trotzdem finde ich es bedauerlich, dass ich für die Daten anderer Spieler im Geist-Kampf, obwohl ich theoretisch gar nicht online spiele, zwangsweise eine Online-Mitgliedschaft benötige. So oder so bleibt der Umfang des Spiels gering und spätestens nach einer Stunde Spielzeit macht sich das repetitive Gameplay bemerkbar. Immerhin verfügt der Titel über einen Offline-Mehrspielermodus, weshalb ich das Spiel künftig immerhin aus diesem Grund hin und wieder noch einmal hervorkramen werde. 

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Big Brain Academy: Kopf an Kopf!

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