Fans der Anime-Serie Wise Man’s Grandchild mussten Ende 2020 sehr stark sein, denn die dritte und letzte Volume erschien erst im Februar 2021. Auch wenn die Handlung zu einem Ende kommt, bleibt das Finale leider deutlich hinter seinen Möglichkeiten zurück. Schade!
Storytechnisch schließt die neunte und damit erste Episode der dritten und letzten Volume an die Ereignisse der Folgen der zweiten Ausgabe von Wise Man’s Grandchild an. Protagonist Shin Wolford und Sizilien von Klode haben sich ihre Gefühle gestanden. Auch wenn ihre zwischenmenschliche Beziehung innerhalb der bisherigen Entwicklung der Anime-Serie nur am Rande thematisiert wurde, steht als nächstes auch schon ihre Verlobung an. Neben den nächsten Schritten in der Entwicklung ihrer Beziehung, erfindet Shin im Vorbeigehen das Telefon als magischen Gegenstand, um auch über weite Entfernung mit seinen Verbündeten sprechen zu können. Ebenfalls ist Levitationsmagie als neues Fortbewegungsmittel wichtig für die Akteure, die sich in den Krieg gegen die Teufel stellen müssen, die die benachbarten Länder des Königreichs Earlshide in Schutt und Asche legen. Neben diesem finalen Kampf gibt es auch einen Einblick in die Vergangenheit von Antagonist Oliver Schtrom. Dadurch bekommt der Zuschauer ein deutlich besseres und vor allem nachvollziehbares Bild für die Taten, die er sich bereits geleistet hat und am Ende der Geschichte noch leisten wird. So oder so geben sich in Wise Man’s Grandchild ernsthaftes Storytelling und humorvolle Einsätze die Klinke in die Hand. Das Isekai-Werk ist damit auch zum dritten Mal bis zuletzt unterhaltsam.
Traditionell gestaltetes Gesamtbild
Unter optischen Gesichtspunkten kann die Anime-Serie auch in der dritten Volume nicht viel reißen. So wirken zwar die Umgebungsgrafiken und auch die weitläufigen Hintergründe sehr schön, doch hilft das beim detailarmen Charakterdesign nicht viel. Hin und wieder wirken diese wie ein Fremdkörper im bildschirmfüllenden 16:9-Format in Wise Man’s Grandchild. In der Auflösung von 1080p passen dafür immerhin die Animationen und die Effekte ins Gesamtbild, auch wenn hierzu gesagt werden sollte, dass diese Aspekte hinter den Erwartungen zurückbleiben. Die fehlenden Einzelheiten in der optischen Gestaltung kaschieren diesen Eindruck jedoch insofern, dass dieses Manko kaum bis gar nicht auffällt. In puncto Musik ist dem Komponisten Ōtani Kō, der sich auch schon für das Videospiel Shadow of the Colossus verantwortlich zeigte, zwar nicht der große Wurf gelungen, doch passen die atmosphärischen Melodien hervorragend zu der dargestellten Geschichte. Insbesondere im Rückblick in der zehnten Episode ist der Soundtrack im Tonformat Dolby Digital 2.0 sehr stimmungsvoll. Auch die Synchronisation weiß einmal mehr zu überzeugen. Während in ernsten Situationen die deutschen Synchronsprecher punkten, ist in den humorvollen Szenen klar der japanische Originalton zu bevorzugen. Beide Tonspuren von Wise Man’s Grandchild gehen in Ordnung.
Kurzweilige Einblicke ins Booklet
Wie schon bei den ersten beiden Volumes liegt der dritten Volume ein 42-seitiges Booklet bei. In diesem findet sich zunächst ein Episodenguide, der den Inhalt der vier enthaltenen Folgen kurz und bündig zusammenfasst. Auch die Verantwortlichen für das Storyboard, die Regie und das Drehbuch werden in diesem Zusammenhang erwähnt und geben so einen Einblick in die Arbeitsteilung bei Animationsstudio Silver Link. Im Anschluss folgen Artworks der Figuren, die sie in verschiedenen Posen zeigen. Kurze Beschreibungen erklären ein paar Hintergründe zu den Charakteren, könnten aber ausführlicher sein. Das Heftlein wirkt aber dennoch hochwertig, was vor allem an den kräftigen Druckfarben liegt. Leider gilt das nicht ganz für die Verpackung an sich, denn auch wenn sie auf den ersten Blick wirklich schön und auch haptisch angenehm wirkt, macht sie dennoch einen etwas labbrigen Eindruck – selbst dann, wenn der Schuber eingeschoben ist. Nichtsdestotrotz kann der Sammler seine drei Ausgaben so nun schick im Regal präsentieren, wofür die Nummerierung der Volumes an der Seite hilft. Schade ist jedoch, dass es wie schon bei der ersten und der zweiten Volume kein digitales Bonusmaterial gibt. Vor allem Einblicke in die Umsetzung von der Light Novel oder dem Manga hin zum Anime von Wise Man’s Grandchild wäre durchaus interessant gewesen.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Wise Man’s Grandchild ist eine spaßige Serie, die mich an verregneten Nachmittagen durchaus unterhalten kann. Allerdings erzählt sie keine Geschichte, die sich für ewig in mein Gedächtnis einbrennen wird. Der Krieg gegen die Teufel ist zwar spannend inszeniert, doch habe ich derlei Kampfeinsätze schon dutzende Male in Anime-Serien und Videospielen gesehen. Lediglich der Rückblick, der selbst dem stereotypischen Bösewicht eine nachvollziehbare Hintergrundgeschichte gibt, sticht aus der Erzählweise heraus. Trotzdem weiß die Serie zu unterhalten, da sie mit ihren Ideen die Grenzen des Isekai-Genres sprengt. Beispielsweise ist die Erfindung des Telefons in einer Fantasy-Welt ein großer Spaß für alle Beteiligten. Inszenatorisch bleibt jedoch alles beim Alten. Technische Fortschritte innerhalb der Anime-Serie gibt es nicht und das macht auch die dritte Volume einmal mehr klar. Bedauerlich ist auch, dass es kein digitales Bonusmaterial gibt. Das physisch beiliegende Booklet ist nur eine schwache Entschädigung. Unterm Strich ist Wise Man’s Grandchild für Genre-Fans sehenswert und auch darüber hinaus dürfte die Anime-Serie ein paar Fans finden. Ein Must-see ist die Serie aber leider nicht geworden.
Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Wise Man’s Grandchild (Vol. 3)!