Während die ersten drei Volumes der vierten Season von My Hero Academia im Jahr 2021 veröffentlicht worden sind, hat Kazé Anime die vierte Ausgabe kurzerhand im Januar 2022 auf den Markt geworfen. Diese nimmt ein wenig das Tempo aus der spannenden Erzählung.
My Hero Academia hat den Handlungsstrang der ersten drei Episodenpakete im Grunde zwar abgeschlossen, doch gibt es immer noch ein paar lose Enden, die noch fortgeführt werden müssen. Sowohl die Superschurken als auch die Superhelden haben große Verluste hinnehmen müssen. Bösewicht Overhaul hat seine Fähigkeit verloren, genauso wie Tōgata Mirio alias Lemillion. Sir Nighteye hat darüber hinaus sein Leben gelassen, obwohl er seine und die Zukunft seiner Mitstreiter anders gesehen und interpretiert hat. Entsprechend muss Sir Nighteyes alter Freund Yagi Toshinori respektive All Might um ihn trauern. Selbst einen Einblick in die Beerdigung erhält der Zuschauer, um das Endgültige zu demonstrieren. Auch Superhelden sind nicht vor dem Tod gefeit, was die einzelnen Figuren ein weiteres Mal ein gutes Stück vermenschlicht und greifbarer macht. Trotz allem ist es den Helden am Ende gelungen, Overhaul den Garaus zu machen und die kleine Eri retten, bei der es sich um die Enkelin des Yakuza-Chefs der Shie Hassaikai handelt. Seit den Vorfällen muss sie sich im Krankenhaus erholen. Da sie ihre Spezialität genannte Superkraft nicht kontrolliert einsetzen kann, sollte sie möglichst nicht im labilen Zustand besucht werden. Eines Tages fragt sie jedoch nach Mirio und Protagonist Midoriya Izuku. Sie möchte mehr über ihre Retter wissen.
Höfliche Verbrechen
Um Eri ein Lächeln ins Gesicht zaubern zu können, was sie offenbar nie gelernt hat, wollen Izuku und Mirio sie zum anstehenden Schulfest einladen. Überschattet wird das Fest von einem neuen Feind. Tobita Danjūrō, der unter seinem Pseudonym als Gentle Criminal sein Unwesen treibt, stellt sogenannte Strafttatenvideos ins Internet. In seinen Filmchen zeigt er, wie er Straftaten begeht und diese mit wohl an den Haaren herbeigezogenen Informationen legitimiert. Beispielsweise bezichtigt er eine Konbini-Kette, selbst straffällig geworden zu sein. Trotz allem bleibt er bei seinem Vorgehen immer höflich, hegt aber auch Ansprüche an seine Opfer. Unter anderem verlangt er die Kassierer, die Eintausend-Yen-Scheine jeweils in Zehnerbündel zusammenzuschnüren. Schlussendlich plant er, sich in der Yūei-Oberschule für sein nächstes aufsehenerregendes Video in Stellung zu bringen. Dort bereiten Izuku und seine Freunde ihren Auftritt als Band vor. Diese Szenen sind super witzig gestaltet und zeigen, dass das Leben auch an der Yūei-Oberschule für alle Schüler weitergehen muss. My Hero Academia ist sowohl in der japanischen Originalfassung als auch in der guten deutschen Synchronisation in derlei Szenen passend. Wer sich einmal auf den abstrusen Humor und die durchgeknallten Charaktere einlässt, wird so schnell nicht aus dem Lachen kommen.
Qualitativ hochwertiger Humor
Ein anderer Fall von übertriebenem Humor ist ein Einblick in den Sonderkurs für jene Helden, die die vorläufige Lizenz noch nicht ergattern konnten. Sie müssen in einer Folge dutzende Kinder einer Grundschule für sich gewinnen. Dass diese altersgemäß ihre Vorbilder an allen Körperstellen berühren wollen, wie Brüllaffen herumschreien und sogar Worte in den Mund nehmen, die womöglich selbst der Zuschauer in diesem Alter so nicht verwendet hat, ist für alle Beteiligten eine Geduldsprobe. Der Zuschauer darf sich schlapplachen. Der Ausbau von Hintergründen zu den Charakteren ist in allen Folgen ein hervorragender Bonus. Audiovisuell steht die Anime-Serie in Tradition zu den vorherigen Volumes. So überzeugen die Folgen mit vielen bunten Farben, einem fantastischen Charakterdesign, tollen Animationen und illustren Ideen beim Humor im bildschirmfüllenden 16:9-Format und in der Auflösung von 1080p. Die Musik erklingt in beiden Tonspuren in DTS-HD Master Audio 2.0. Digitale Boni gibt es leider erneut nicht. Dafür liegt in physischer Hinsicht eine kleine Character Card, ein Sticker und ein Booklet bei. Dieses bietet auf zwanzig Seiten viele Illustrationen, ein Interview mit den japanischen Synchronsprechern und einen kurzen und knappen Episodenguide. Wie die meisten Kazé-Anime-Produkte wirkt auch My Hero Academia in diesem Punkt hochwertig.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Nachdem sich die Anime-Serie My Hero Academia in den letzten Episodenpaketen von einer Folge zur nächsten immer mehr gesteigert hat, fühlt sich die vierte Ausgabe wieder etwas ruhiger an. Die Figuren müssen sich erholen, neue Kräfte tanken und teilweise auch wieder zueinander finden. Es gelingt Animationsstudio Bones mit Fingerspitzengefühl, die Charaktere zu vermenschlichen. Ob das nur die Ruhe vor dem Sturm ist, wird sich zeigen. Mit Gentle Criminal gibt es immerhin schon einen neuen Antagonisten, der ebenfalls wieder eigene Akzente für die Serie setzt. Allen voran kann die vierte Volume aber gerade deshalb überzeugen, da der Humor ganz neue Höhen erreicht. Wer sich auf die vorliegenden fünf Folgen einlässt, bei dem bleibt mit Sicherheit kein Auge trocken. Ich freue mich auf jeden Fall weiterhin, wie schon bei den letzten Episodenpaketen, auf die fünfte und leider auch schon letzte Volume der vierten Season.
Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von My Hero Academia – 4. Staffel (Vol. 4)!