Review: Splatoon 3

Als einer der ersten Switch-Spiele veröffentlichte Nintendo im Juli 2017 den zweiten Teil der Splatoon-Reihe für die hauseigene Hybridkonsole. Im September 2022 wurde die Reihe mit Splatoon 3 fortgeführt – inklusive neuer Stärken, aber leider auch alten Schwächen.

Um das Jahr 2015 überraschte Nintendo mit ein paar neuen Franchises binnen eines kurzen Zeitraums. Zu diesen Spielen zählte auch der Third-Person-Shooter Splatoon, der mit unkonventionellen Spielideen für Furore sorgte. Innerhalb von sieben Jahren hätte sich die Reihe durchaus weiterentwickeln können. Neben ein paar neuen Spielmodi blieb das Gameplay im zweiten Teil jedoch unberührt. Selbiges lässt sich auch über Splatoon 3 sagen, denn wer die beiden Vorgänger gespielt hat, darf nicht viele neue und sich von der Masse abhebenden Inhalte erwarten. Unser persönlicher Höhepunkt und selbst für Einzelspielerenthusiasten ein möglicher Kaufgrund stellt der Story-Modus dar. Dieser ist rund fünfzehn Stunden lang und enthält viele clevere Ideen, die wir so eher in einem Super Mario Odyssey erwarten würden. Damit meinen wir nicht einmal die Geschichte, denn die ist wie auch das zitierte Abenteuer des schnauzbärtigen Klempners eher schmückendes Beiwerk. Es sind die abwechslungsreichen wie innovativen Missionen, in die die Einzelspielerkampagne gegliedert ist. Auf einer auf mehrere Inseln aufgeteilten Spielwelt halten wir nach gullideckelartigen Öffnungen Ausschau und stellen uns im Anschluss in instanzierten Gebieten verschiedenen Aufgaben. Die Bandbreite an Missionen ist durchaus groß und zu alledem unglaublich erinnerungswürdig.

Reichlich abwechslungsreiche Einzelspielerkampagne

So gibt es in Splatoon 3 intelligent aufgebaute Levels, in denen wir uns mit Pistolen, Flinten und Scharfschützengewehren verschiedenen Gegnern stellen müssen. Oft reicht es zwar aus, bis ans Ziel am Ende des Levels zu gelangen, aber der Weg dorthin ist mit sehr unterschiedlichen Herausforderungen gepflastert. In einem Level müssen wir uns beispielsweise durch ein Labyrinth vorkämpfen, um an dessen Ende einen Schalter umzulegen. Daraufhin bäumt sich die einst horizontale Struktur auf, sodass wir uns nun vertikal bis an die Spitze des Labyrinths vorkämpfen müssen. Da wir seit dem ersten Teil der Reihe einen Inkling verkörpern, sprich tintenfischartige Kreaturen in humanoider Gestalt, ist das Problem schnell gelöst. Statt scharfer Munition schießen wir nämlich erneut mit Farbe – und in Farbe lässt sich als Tintenfisch selbst an Wänden nun mal wunderbar abtauchen. In anderen Levels müssen wir hingegen auf Schienen fahren und dabei verschiedene Objekte abschießen. Manchmal wird uns unsere Ausrüstung auch ganz weggenommen oder unser Farbvorrat begrenzt. Selten bekommen wir es zudem mit großartig inszenierten Bossgegnern zu tun. Dadurch, dass wir manche Levels auch mit anderen Waffen angehen können, wird es echt nicht langweilig. Zudem bereitet die große Varianz an Waffen, zu denen auch Farbroller gehören, gut auf den Multiplayer-Modus vor.

Teilweise unausbalancierter Schwierigkeitsgrad

Für abgeschlossene Levels erhalten wir Fischeier, die wir unserem kleinen Begleiter Salmini, einem fischartigen Wesen, zum Futtern geben können, damit dieser pelzartige Strukturen auf den Inseln auflösen kann. So arbeiten wir uns nach und nach zum großen Finale vor. Überall auf den Inseln finden wir zudem versteckte Sammelgegenstände wie das begehrte Anchovium, mit dem wir unserem Inkling im Story-Modus Upgrades verpassen können. Diese sind jedoch nur in der Hubwelt und im großen Finale einsetzbar, wofür sich die Jagd auf die Collectibles immens lohnt. Je mehr Levels wir erfolgreich und vollständig abschließen, desto mehr Informationen erhalten wir über die recht interessante Hintergrundgeschichte. Zu viel wollen wir darüber jedoch nicht verraten. Es sei nur so viel gesagt, dass die Vorgeschichte sehr spannend ist und sich das Vervollständigen zum Befriedigen der Wissbegier lohnt. Allerdings müssen wir in diesem Zusammenhang auch deutlich sagen, dass der Weg dorthin kein Zuckerschlecken ist. Ein Großteil der Levels von Splatoon 3 lässt sich beim ersten Versuch abschließen, doch gibt es manche Missionen, bei denen wir auch nach vierzig oder fünfzig Versuchen verzweifeln. Der Schwierigkeitsgrad des Spiels schwankt hier somit enorm zwischen Kindergeburtstag und einer Einladung zu einer Schießerei, bei der wir aber nur ein Messer mitbringen.

Experimentierfreudige Charakterformung

Kernstück des Spiels ist wie seit dem ersten Teil auf der Wii U der Mehrspielermodus. Dieser kommt ungefähr mit denselben Modi aus und bietet wie eingangs bereits erwähnt kaum Überraschungen. Auf zwei vierköpfige Teams aufgeteilt liefern wir uns hitzige Schusswechsel in unterschiedlichen Arenen. Ziel des Spiels ist aber nicht, möglichst viele Abschüsse zu liefern. Diese sind nur Mittel zum Zweck, um den Gegner kurzzeitig außer Gefecht zu setzen. Stattdessen müssen wir möglichst viele horizontale Flächen in unserer Teamfarbe einfärben. Sehen wir also Flächen, die in der Farbe des Gegners erstrahlen, sollten wir diese schleunigst übermalen. Wer nach Ablauf der Zeit die meisten Flächen in seine Farbe getaucht hat, gewinnt die Partie. Es hagelt Erfahrungspunkte, die sowohl unsere allgemeine Stufe als auch unsere Ausrüstungsgegenstände pushen. Während unsere Stufe am Ende nur aussagt, wie oft wir Splatoon 3 bislang gespielt haben und damit eigentlich ohne Belang ist, schalten sich bei Kopfdeckungen, Shirts und Schuhen mit der Zeit neue Boni frei. Beispielsweise verstärken sich so unsere Sekundärwaffen wie Granaten, unsere Spezialfähigkeiten oder unsere Attribute wie die Widerstandsfähigkeit beim Eintauchen in fremder Farbe. Die Möglichkeiten sind vielfältig und laden in Splatoon 3 sogar noch  nach vielen Stunden zum Experimentieren ein.

Kompetitive und kooperative Mehrspielermodi

Um für die Standardkämpfe gefeit zu sein, können wir uns in den Läden der Hubwelt mit neuer Kleidung und frischen Waffen eindecken. Haben wir je nach Anzahl an Siegen und Niederlagen in den Kämpfen mindestens die zehnte Stufe erreicht, haben wir Zugriff auf den zweiten großen Aspekt des Mehrspielermodus. In den so genannten Anarchiekämpfen können wir im Rang aufsteigen und wieder fallen. Hier geht es jedoch nicht darum, möglichst viele Flächen auf dem Schlachtfeld zu füllen. Stattdessen müssen wir Muscheln in einen gegnerischen Korb werfen, einen fahrbaren Turm mit Farbe beschießen, um ihn auf unsere Seite zu ziehen, oder einen bestimmten Punkt auf der Karte einnehmen und verteidigen. Diese Ideen sind nicht neu und spielen sich für unseren Geschmack etwas behäbig und nicht einsteigerfreundlich. Anfänger dürften hier also ordentlich zu knabbern haben. Deutlich besser gefällt uns der aus Splatoon 2 zurückkehrende Salmon Run, in dem wir kooperativ mit drei anderen Spielern zusammen arbeiten müssen. In eine nach außen offenen Arena gepfercht, müssen wir uns drei Wellen an Salmoniden, den namensgebenden Gegnern, erwehren. Für stärkere Bossgegner, die sich darunter mogeln, erhalten wir goldene Fischeier, die wir sammeln und zur Basis bringen müssen. Hier ist Splatoon 3 deutlich spaßiger und tatsächlich süchtigmachend.

Probembehafteter Mehrspielermodus

Obwohl all das ziemlich gut klingt, krankt der dritte Serienteil wie schon seine beiden Vorgänger an den gleichen Problemen. Beispielsweise können wir bei keinem Modi auswählen, auf welcher Karte wir ins Gefecht starten möchten. Auch das Auswechseln einer Waffe ist während einer Schlacht nicht möglich. So können wir uns absolut nicht auf das laufende Geschehen einstellen, wenn wir gerade von drei Gegnern mit Farbrollern überrannt oder von zwei Feinden mit Scharfschützengewehren immer wieder aufs Neue abgeschossen werden. Es würde doch so viel Spaß machen, das Kampfgetümmel dynamisch zu halten. So stellt sich oft, wenn natürlich nicht immer, schon nach der Hälfte der Schlacht heraus, wer am Ende wohl als Sieger aus dieser hervorgehen wird. Splatoon 3 nutzt seine Möglichkeiten vorne und hinten nicht aus. Selbiges gilt auch für die unterbundene Kommunikation mit anderen Spielern. Wir können zwar über das Steuerkreuz des Pro Controllers respektive den Richtungstasten im Handheld-Modus kurze Befehle geben, die zumindest im Salmon Run nützlich und verständlich sind, doch alle anderen Modi sind einfach zu komplex für dieses System. Ein Sprachchat würde Wunder wirken – und damit meinen wir nicht die Smartphone-Applikation von Nintendo. Mit Freunden können wir uns deutlich besser wie Skype, Discord und Co unterhalten.

Verbindungsabbrüche in Massen

Wäre das alles selbst für den größten Nintendo-Fan noch irgendwie verzeihlich, so kann es im Jahr 2022 einfach nicht sein, dass eines der größten Unternehmen der Welt seine Kunden mit der Peer-to-Peer-Technologie konfrontiert. Bei acht Spielern, die an einem Match teilnehmen, funktioniert diese zum wiederholten Male nicht gut. Bei fast circa zehn Stunden, die wir im Online-Modus verbracht haben, wurde die Verbindung unzählige Male getrennt. Ein Fehler bei der Datenübertragung hier und ein Spieler, der das Match plötzlich verlässt, dort. Bei solchen Spielern wird der Kampf zwar als Niederlage gewertet, aber welche Nachteile das tatsächlich für ihn hat, verrät uns das Spiel nicht. Schlimmer ist jedoch, dass die ehrlichen Spieler keine Entschädigung bekommen. Besonders wenn das Match schon ein bis zwei Minuten lief, sollte es kein Problem sein, Erfahrungspunkte oder Fischeier für die Teilnahme auszuschütten. Warum es aber auch nicht möglich sein soll, den fehlenden Platz mit einer vom Computer gesteuerten Spielfigur zu besetzen, ist uns schleierhaft. Wem die ständigen Verbindungsabbrüche beim Vorgänger schon auf die Nerven gingen, wird bei Splatoon 3 auf ähnliche Probleme stoßen. Wenn eine Partie von Splatoon 3 aber erst einmal von Anfang bis Ende läuft, so kann diese bis auf die oben bereits genanten Defizite unglaublich viel Spaß machen.

Fortsetzung mit wenig Liebe

Einen weiteren Teil der Online-Erfahrung macht übrigens das so genannte Splatfest aus, bei dem sich die Teilnehmer für eines von drei Teams entscheiden müssen. Bei dem am 25. und 26. September 2022 stattgefundenen Splatfest ging es zum Beispiel um die Frage, ob der Spieler lieber Werkzeuge, Nahrung oder Freizeitartikel mit auf eine Insel nehmen will. Daraufhin bilden sich verschiedene Teams, die online für Punkte gegeneinander antreten. Neu ist hierbei die Möglichkeit, in der zweiten Phase des Splatfests in drei Teams gegeneinander anzutreten. Zu besagtem Testzeitpunkt am 26. September konnte ein solches Match bei uns aber nicht zustande kommen. Da dieser Modus unverständlicherweise nur beim Splatfest aktiv ist, können wir diesen aktuell nicht bewerten. In fast allen anderen Belangen weiß Splatoon 3 jedoch zu überzeugen. Das kunterbunte Spektakel läuft bis auf Bereiche der Hubwelt durchweg flüssig und der Soundtrack ist vor allem in der Einzelspielerkampagne absolut gelungen. Bei der eher bekannten Musik im Mehrspielermodus können die Melodien hingegen eher nerven. Die Steuerung geht in Ordnung und lässt sich in den Optionen ein wenig personalisieren. Warum das aber nur in der Hubwelt oder außerhalb einer Online-Warteschlange möglich ist, ist etwas ärgerlich. Splatoon 3 hätte nach den beiden Vorgängern mehr Liebe verdient gehabt!

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit: Noch nie war ich ein großer Fan der Splatoon-Reihe. Durchaus hatte ich im ersten Teil noch meinen Spaß mit dem Mehrspielermodus. Dieser verflog allerdings schnell, als mir immer mehr die Defizite aufgefallen sind. Bei Splatoon 2, das nur zwei Jahre nach dem Debüt auf den Markt kam, sah es ähnlich aus. Entsprechend waren meine Hoffnungen groß, dass sich Nintendo bei Splatoon 3 deutlich mehr Mühe gibt. Zumindest im Bereich der Einzelspieler-Erfahrung ist es den Entwicklern gelungen, vielfältige Missionen und Levels aus dem Hut zu zaubern. Mit circa fünfzehn Stunden unterhält dieser Spielmodus auch deutlich länger als viele andere Genre-Vertreter. Dies muss ich Splatoon 3 wirklich zugutehalten, denn dieses Maß an Kreativität würde ich sonst nur bei einem Super-Mario-Spiel erwarten. Nichtsdestotrotz fallen gerade im Kernteil des Spiels, dem Online-Mehrspielermodus, wieder dieselben Defizite wie bei den ersten beiden Teilen aus. So kann ich nicht wählen, auf welcher Karte ich gerne spielen möchte. Auch während einer laufenden Partie, um mich auf das Kampfgeschehen dynamisch einstellen zu können, darf ich nicht meine Waffe wechseln. Ärgerlich sind wie eh und je die ständigen Verbindungsabbrüche, die gefühlt jedes zweite oder dritte Online-Match abbrechen lassen. Nintendo hängt der Zeit deutlich hinterher und Splatoon 3 ist ein Paradebeispiel dafür, wie es im Jahr 2022 nicht mehr zugehen darf. Wer nicht gerade Lust auf eine wirklich sehr gute Einzelspielerkampagne hat und noch dazu den Multiplayer-Aspekt des Vorgängers in- und auswendig kennt, wird trotz ein paar neuer Karten und kleineren Details nicht sehr viel Neues im Spiel entdecken. Für ein mögliches Splatoon 4, dann vermutlich auf einer neuen Hardware, muss Nintendo in Zukunft endlich umdenken.

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Splatoon 3!

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