Review: Milk inside a Bag of Milk inside a Bag of Milk and Milk outside a Bag of Milk outside a Bag of Milk

Manche Videospiele haben so prägnante Namen, dass wir sie uns leicht merken können – und auch dann, wenn der zweite Serienteil ähnlich verfährt. Komplizierter ist es nur, wenn gleich beide Spiele im Doppelpack erscheinen und sich so zum absoluten Zungenbrecher avancieren.

Wie es der Titel Milk inside a Bag of Milk inside a Bag of Milk and Milk outside a Bag of Milk outside a Bag of Milk erahnen lässt, besteht das Doppelpack einerseits aus Milk inside a Bag of Milk inside a Bag of Milk, im Folgenden Milk 1 genannt, und andererseits aus Milk outside a Bag of Milk outside a Bag of Milk, das wir fortan Milk 2 nennen. Vor der Veröffentlichung auf der Nintendo Switch erschienen beide Spiele einzeln für den PC. Sowohl bei Milk 1 als auch bei Milk 2 handelt es sich jeweils um eine Visual Novel, die die Geschichte eines Mädchens im Teenageralter erzählt. Unsere Aufgabe besteht in beiden recht kurzweiligen Erzählungen darin, dem Mädchen möglichst hilfreich zur Seite zu stehen. Ob wir überhaupt einen menschlichen Charakter mimen oder nur in den Gedanken des Mädchens auftauchen, ist lange Zeit unklar und selbst dann recht vage. Die Handlung beider Spiele, die zusammen eine Einheit bilden, thematisiert schwerwiegende soziale Probleme wie etwa häusliche Gewalt, Selbstmord oder mentale Gesundheit. Wer mit diesen Thematiken nicht umgehen kann, wird es schwer haben, einen Großteil der Dialoge von Milk 1 und Milk 2 zu lesen, zu verstehen und richtig in den Kontext einzuordnen. Es sind keine Spiele, die uns Spaß bereiten, sondern uns mal mehr und mal weniger kaschiert die Wahrheit vor Augen führen sollen.

Kurzweilige Visual Novels

Zur Erzählung wird der Einkauf einer Packung Milch im Supermarkt, dem Heimweg und das Ankommen zuhause genutzt. Nicht-Spieler-Charaktere werden als monsterartige Wesen dargestellt. Zusammen mit den monochromen Farbschemata und der bedrückenden Musik ergibt sich ein paralysierendes Zusammenspiel der künstlerischen Möglichkeiten, die gewissenhaft die labile Psyche des Mädchens ausdrücken sollen. Während wir Milk 1 im Grunde aus den Augen des Mädchens sehen, verlässt die Erzählung im zweiten Teil ihren Körper, sodass der Titel hier eher wie eine Visual Novel im Stile von Famicom Detective Club funktioniert. Das Gameplay beschränkt sich in beiden Spielen auf das Durchklicken von Dialogen, in denen wir nur marginale Entscheidungen treffen können. Helfen wir dem Mädchen in Milk 1 nicht oder sind unfreundlich zu ihr, kann es sogar zum vorzeitigen Spielende kommen. Milk 2 bietet ein paar Variationen mehr, die sich auch im Ende widerspiegeln. Im zweiten Teil gibt es darüber hinaus eine Stelle, die ein wenig an Point-and-Click-Adventures erinnert, das eigentliche Gameplay aber nur schwach tangiert. Sonderlich lang sind beide Spiele im Übrigen nicht. Während Milk 1 nach spätestens zwanzig Minuten sein Ende findet, ist Milk 2 mit vierzig Minuten fast doppelt so lang. Die geringe Spielzeit dürfte für Interessenten der größte Kritikpunkt sein.

Bewusst kurzweiliger Einblick in die Psyche

Zwar gelingt es beiden Spielen, das Mädchen zu genüge zu charakterisieren, aber ihre Umgebung bleibt durchgehend blass. Vermutlich ist all dies der kurzen Spielzeit geschuldet. Wären Milk 1 und Milk 2 umfangreicher, würde nicht nur das Innenleben des Mädchens, sondern auch ihre Welt außerhalb ihres Zimmers in der Wohnung mehr zur Geltung kommen. Wir erfahren nichts Genaueres über ihren Wohnort und auch ihre Familienverhältnisse werden lediglich angerissen. Allerdings sollte sich jeder vor Augen führen, dass genau dieser Aspekt für beide Spiele total unerheblich ist. Es geht um das Mädchen, ihr akutes Leiden und ihren Umgang mit Menschen und dem Spieler. Das Drumherum ist für die Spielerfahrung mit Milk 1 und Milk 2 komplett irrelevant. Wer mit diesem Ansatz die Story erleben möchte, wird bis auf seltene Schwächen im Script, das im Übrigen komplett auf Deutsch übersetzt ist, gar nicht enttäuscht werden. Dem russischen Entwickler Nikita Kryukov gelingt es mit Feingefühl, die tiefgreifenden Themen zu behandeln. Auch dass Kryukov vor Milk 1 und zwischen beiden Titeln Erfahrung mit Visual Novels gesammelt hat, ist beiden Spielen anzumerken. Wer sich auf das Doppelpack einlässt, bekommt in etwa einer Stunde Einmalspielzeit einen guten, wenn auch nicht umfassenden oder gar vergleichbaren Einblick in die Psyche eines Menschen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Nintendo-Switch-Fassung): Milk inside a Bag of Milk inside a Bag of Milk and Milk outside a Bag of Milk outside a Bag of Milk erzählen mit simplen Mitteln die Geschichte eines Mädchens, das an einer labilen Psyche leidet, hervorgerufen durch verschiedene Probleme innerhalb ihrer Familie. Beide Spiele des Doppelpacks erzählen eine zusammenhängende Story, die aber, wenn überhaupt, nur sekundär unterhalten soll, sondern viel mehr die sozialen Probleme einhergehend mit mentaler Instabilität aufwirft. Entsprechend bleiben auch nicht viele Möglichkeiten, das Gameplay mannigfach zu gestalten. Mehr als sich durch Dialoge klicken und wenige Entscheidungen zu treffen, wird nicht geboten. Auch dass beide Spiele zusammen eine Spielzeit von nur ungefähr einer Stunde aufweisen, dürfte nicht unbedingt jedem Spieler zusagen. Wer die Thematik allerdings interessant findet, kann durchaus einen Blick riskieren und in Form zweier Visual Novels einen guten Eindruck über die verbaute Thematik exemplarisch anhand des Lebens einer Spielfigur gewinnen.

Vielen Dank an Forever Entertainment für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Milk inside a Bag of Milk inside a Bag of Milk and Milk outside a Bag of Milk outside a Bag of Milk!

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