Einen Monat nach dem Seriendebüt von Rent-a-Girlfriend entschied sich Herausgeber Kazé Anime dazu, die zweite Volume zu veröffentlichen. Diese knüpft direkt an die Geschehnisse des ersten Episodenpakets an und intensiviert die komplizierten Beziehungen der Akteure.
Rent-a-Girlfriend setzt nach wie vor auf das gängige Konzept der Anime-Serie. In den ersten Episoden hat sich der Student Kinoshita Kazuya, nachdem er von seiner Freundin Nanami Mami verlassen wurde, eine Freundin auf Mietbasis besorgt. Hierbei handelt es sich um die Studentin Mizuhara Chizuru, die zugleich dieselbe Universität wie Kazuya besucht und auch dessen Nachbarin ist. Unglückliche Verkettungen der Umstände sorgen jedoch immer mehr dafür, dass Kazuyas Umfeld Chizuru als seine wahre Freundin ansieht. Vor allem Kazuyas Großmutter verliebt sich richtig in ihre kleine „Prinzessin“. Auch Kazuyas Freundeskreis ist davon überzeugt, dass Chizuru ein richtiger Glücksgriff für den Schwerenöter ist. Zu guter Letzt entwickelt sich bei Mami eine gewisse Eifersüchtigkeit. Sie merkt, dass es vielleicht doch nicht die richtige Entscheidung war, die Beziehung mit Kazuya zu beenden. Am Ende der ersten Volume sind Kazuya und Chizuru soweit, dass sie ihre Scheinbeziehung unter allen Umständen beenden müssen, bevor es noch komplizierter für alle Beteiligten wird. Ein klärendes Gespräch auf einer Fähre soll die nächsten Schritte einleiten, doch wie es der Zufall will, fällt Chizuru über Bord. In der ersten Szene der fünften Folge springt Kazuya hinterher und rettet sie. Dies sorgt dafür, dass Kazuya offenbar romantische Gefühle für sie entwickelt.
Alte Hindernisse und neue Probleme
Nach wie vor steht die Entwicklung von Kazuya im Fokus der Erzählung. Rent-a-Girlfriend versucht trotz der tragischen wie traurigen Ausgangslage die Story möglichst humorvoll zu erzählen. Diesmal steht beispielsweise der Ausflug in ein Onsen an der Tagesordnung. Zum Todestag seines Großvaters reist Kazuyas Familie dorthin und trifft, natürlich rein zufällig, vor Ort auf Chizurus Großmutter, mit der sich Kazuyas Großmutter inzwischen anfreunden konnte. Chizuru ist natürlich auch nicht weit und so müssen sie außerplanmäßig wieder die Masken aufsetzen, um ihre Liebsten nicht zu enttäuschen. Auch wenn sie weiter am Plan festhalten, dass sie sich ganz offiziell trennen müssen, stellen sie für sich Regeln auf, wie es für sie in Zukunft weitergeht. So soll sich Kazuya vor allem darauf konzentrieren, eine echte Freundin zu finden. Problematisch ist wiederum, dass Kazuyas Kumpel Kuribayashi Shun auftaucht und die beiden um ein Doppeldate zusammen mit seiner Freundin Sarashina Ruka bittet. Ausgerechnet Ruka ist es, die von allen Beteiligten sofort erkennt, dass Chizuru nicht Kazuyas echte Freundin, sondern nur eine Mietfreundin ist. Jetzt müssen die beiden nicht nur dafür sorgen, dass ihr Freundes- und Familienkreis die Wahrheit nicht kennt. Auch auf dem Campus soll nicht zirkulieren, wie Chizuru ihr Geld in Rent-a-Girlfriend verdient.
Zwischen Drama und Plumpheit
Während die Handlung mehr und mehr Fahrt aufnimmt und die Charaktere immer wieder in neue absurde Situationen schmeißt, schwankt die Inszenierung jedoch zwischen Überdramatisierung und Plumpheit. Die dramatische Gestaltung passt auch richtig gut zur Erzählweise, da die Serie stark mit Mimik und Gestik der Charaktere arbeitet. Auf diese Art und Weise gelingt es Rent-a-Girlfriend den Zuschauer bestens zu unterhalten. Die Plumpheit kommt in wenigen, wenn auch nicht zu vernachlässigbaren Szenen insofern durch, dass die Brüste der weiblichen Charaktere bewusst und unbewusst befummelt werden. Ob das für die Erzählung wirklich nötig ist, darf bezweifelt werden. Vor allem Szenen, die nicht von Bedeutung sind, kratzen mehr oder weniger am sonst positiven Gesamtbild. Apropos Bild: Sowohl das gelungene Charakterdesign als auch die Umgebungsgrafiken wirken wie aus einem Guss. Selbst im veralteten DVD-Format kann die Anime-Serie aus dem Jahr 2020 mit tollen Farben und Zeichnungen punkten. Das Tonformat Dolby Digital 2.0 ist ebenfalls ausreichend, um die Dialoge, Soundeffekte und inzwischen zu leichten Ohrwürmern avancierten Melodien auszudrücken. Digitales Bonusmaterial gibt es bei der zweiten Ausgabe nicht. Als physische Dreingabe liegt der Verkaufsversion aber immerhin noch eine Artcard bei, über die sich Fans freuen dürfen.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der DVD-Fassung): Obwohl das Szenario von Rent-a-Girlfriend in wenigen Episoden hätte ausgelutscht sein können, gelingt es der Anime-Serie auch in der zweiten Volume vortrefflich, die Geschichte mit neuen Ideen und unerwarteten Wendungen fortzuführen. Die Story verleitet den Zuschauer, gebannt am Bildschirm zu kleben und sich zu fragen, was als nächstes passieren wird – und immer dann, wenn die Handlung zu einem Ende kommen könnte, überrascht zum Beispiel das Auftreten neuer Akteure wie Sarashina Ruka. Auch dass sich Kazuyas Innenleben peu à peu zu einem Gefühlschaos entwickelt, spielt den jüngsten Entwicklungen in die Karten. Dies verkompliziert die Situation für alle Beteiligten nur noch mehr, macht das Anschauen aber zugleich wesentlich sehenswerter. Wer die Episoden der ersten Volume mag und nichts gegen diverse plumpe Inszenierungen hat, wird auch die vier aberwitzigen Folgen der zweiten Ausgabe von Rent-a-Girlfriend verschlingen.
Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Rent-a-Girlfriend (Vol. 2)!