Im April 2022 erschien die erste Ausgabe der Anime-Serie Vinland Saga beim Herausgeber Kazé Anime in hiesigen Gefilden. Auf die Fortsetzung mussten Fans nicht lange warten, da bereits im Mai 2022 das zweite Episodenpaket mit noch mehr Wikinger-Action folgte.
Schon in der ersten Volume gibt es einen essentiellen Zeitsprung, der für die Erzählung der Geschichte notwendig ist. So begleitet der Zuschauer den Protagonisten Thorfinn vor allem durch seine Jugend. Beginnend im Alter von sechs Jahren lernt er erst den unschuldigen Thorfinn kennen, wie er sich auf das Schiff seines Vaters schmuggelt, der in den Krieg zieht. Nach dem Tod des Vaters wird Thorfinn von dessen Mörder Askeladd großgezogen. Im Alter von zwölf Jahren wird er bereits als Brandschatzer von Askeladd und seinen Männern benutzt. Inzwischen ist die Anime-Serie im Jahr 1012 angelangt und Thorfinn ist mittlerweile 16 Jahre alt und damit nahezu zum Mann gereift. Abgezogen aus England versuchen Askeladd und seine Truppe in Frankreich neue Schätze zu plündern. So beginnt die zweite Ausgabe von Vinland Saga mit dem Erstürmen einer Festung am Fluss Loire. Thorfinn ist inzwischen ein todesmutiger Kämpfer, der einen Gegner nach dem anderen ins Jenseits befördert. So ist er inzwischen genau zu dem Menschen geworden, was sein Vater am liebsten gänzlich vermieden hätte. Seinen Rachegedanken hat Thorfinn in all dieser Zeit aber nie verloren. Ein Ziel der Handlung von Vinland Saga bleibt nach wie vor das Fordern eines Zweikampfes mit Askeladd, um Thors zu rächen. Ob dies Thorfinn den Frieden bringt, darf bezweifelt werden.
Schonungslose Darstellung des Kriegs
Wie so ein Zweikampf zwischen Thorfinn und Askeladd aussieht, kann der Zuschauer in der zweiten Folge der zweiten Volume sehen. Ebenfalls zu sehen ist, dass der Krieg ungeschönt dargestellt wird. Wenn Körperteile abgetrennt werden und ordentlich Blut vergossen wird, ist jederzeit die Aussage zu spüren, dass Krieg nur Leid kennt. Auch wenn hier und da natürlich von Ruhm und Ehre die Rede ist, findet de facto keine Romantisierung statt. Trotzdem hat die Anime-Serie von Studio Wit den Auftrag, den Zuschauer zu unterhalten. Dies gelingt ihr sowohl mit der schonungslosen Darstellung der Kämpfe, die definitiv keine Grenzen kennt, als auch mit den gut geschriebenen Dialogen. Jeder Charakter strebt in gewisser Weise nach Höherem und hat seine eigenen Ziele, vor allem aber muss es mehr und mehr davon sein. Handlungsbogen für Handlungsbogen arbeitet Vinland Saga verschiedene Schlachten ab, bei denen es mehr und mehr zu erobern und zu plündern gibt. Der nächste Zeitsprung führt die Wikinger im Jahr 1013 wieder zurück nach England. Allerdings stoppt die Invasion vor den Toren Londons, denn der Wikinger Thorkell ist offenbar übergelaufen und begrüßt Floki und die anderen Akteure bei der Überfahrt auf der Themse. Thorkell denkt nicht an Kapitulation und in die Hände von König Sven zurückzukehren. Der Krieg geht weiter und bringt Leid.
Vermischung von Geschichte und Kreativität
Wikinger und die nordische Mythologie sind aus der Populärkultur nicht mehr wegzudenken. Fernsehserien wie Vikings oder Spiele wie God of War aus dem Jahr 2018 zeigen gut, wie historische Fakten, mythologische Vorstellungen und kreative Ideen der Schöpfer Hand in Hand gehen. Basierend auf dem Manga von Zeichner Yukimura Makoto ist das Phänomen auch bei Vinland Saga zu erkennen. Historiker dürften sich an den vielen Freiheiten stören, doch wer mit einem Augenzwinkern an so manche Schlachten und Ideen herangeht, wird seine wahre Freude mit der Anime-Serie haben. Im bildschirmfüllenden 16:9-Format und in der Full-HD-Auflösung kann die Serie visuell glänzen. Die hochauflösenden Umgebungen und die detaillierten Charaktermodelle ergeben mit den flüssigen Animationen ein grandioses Gesamtbild. Hinzu kommen tolle und diesmal geradezu heroisch wirkende Musikstücke, die im Tonformat DTS-HD Master Audio 2.0 aus den Lautsprechern trällern. Bei der Vertonung gibt es ebenso nichts zu bemängeln. Vor allem die deutsche Synchronisation überzeugt mit Sprechern wie Torsten Michaelis und Nico Sablik auf ganzer Linie. Im Originalton gibt es dafür die lebende Legende Uchida Naoya und den Sprecher Uemura Yūto zu hören. Als Bonus erhält der Käufer neben einem 24-seitigen Booklet noch ein Poster und Sticker dazu.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Die erste Ausgabe von Vinland Saga legt eine gesunde wie gelungene Grundlage, die Lust auf mehr macht. Diese Lust kann die zweite Volume der Anime-Serie auf der einen Seite wunderbar stillen. Das Setting wird im Anime-Sektor einfach viel zu selten genutzt. Auf der anderen Seite macht jedoch auch das zweite Episodenpaket noch sehr viel mehr Lust auf mehr. Es macht einfach richtig Laune, dem Werdegang von Thorfinn zu folgen – und das obwohl die Serie alle Gegebenheiten gar nicht romantisiert, sondern ungeschönt darstellt. Auf einen Krieg folgt nur Leid und diese Aussage trifft Vinland Saga immer wieder. So feiern die Wikinger zwischen all den Leichen ihrer Feinde ihre Siege, betrinken sich und planen schon den nächsten Schlachtzug, was abartig und widerlich ist. Durch die unterschiedlichen Charaktere, die all ihre eigenen Ziele verfolgen, kann die Handlung so noch eine ganze Weile vorangetrieben werden. Vinland Saga gelingt es richtig gut, sich zu entfalten. So darf es in der dritten Volume gerne weitergehen.
Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Vinland Saga (Vol. 2)!