So wirklich kommt die Manga-Reihe Yōkai Watch nicht aus ihrem Tief heraus. Es ist schon der dritte Band in Folge, der nicht so wirklich zu überzeugen weiß. Das ist durchaus schade, da die Marke unglaublich viel Potenzial bietet. Im siebzehnten Band fährt der Manga in insgesamt elf Kapiteln auf insgesamt 194 Seiten das inzwischen gewohnte Programm ab. Das heißt im Klartext, dass Protagonist Nathan, sein Yōkai-Butler Whisper und der drollige Jibanyan Bekanntschaft mit unterschiedlichen Yōkai machen, die abermals jede Menge Schabernack treiben. Das Schließen von Freundschaften mit den Yōkai hat jedoch bereits in den letzten Ausgaben stark abgenommen. Obwohl der Leser nach Abschluss des Bandes bereits das 178. Kapitel betrachtet hat, ist Nathans Freundeskreis unter den Yōkai noch nicht einmal im dreistelligen Bereich. Beinharte Fans der Videospielvorlage, die schon hunderte Exemplare mehr kennen, dürfte das zu wenig vorkommen. Tatsache ist, dass eine eher überschaubare Anzahl sehr wohl dabei helfen könnte, die Geschichte bodenständiger zu gestalten. Allerdings nutzt Konishi Noriyuki, Autor und Zeichner des Mangas, diese Möglichkeiten nicht aus. Viel zu oft wirken Yōkai zufällig platziert, weil sie gerade gut in die Story passen. Das macht zwar einen guten Teil des Humors aus, doch leidet die Handlung inzwischen erheblich darunter.
Level-5s schlechter Umgang mit der Marke
Yōkai Watch ist dadurch immer noch kein schlechter Manga. Es macht sehr viel Spaß, in die abstrusen Situationen abzutauchen und einige Gags zünden sogar deutlich besser als die Jokes der letzten Bände. Beispielsweise passt plötzlich Nathans Haustürschlüssel in ein Schloss einer Tür, die er vorher noch gar nicht gesehen hat. Jibanyan und Whisper fallen hierbei fast vom Glauben ab. An anderer Stelle wird durch einen Angriff die Erdkugel in zwei Hälften gespaltet – und dann tauchen plötzlich auch noch Superhelden-Yōkai auf, die entfernt an Batman und Deadpool erinnern. All das macht den Manga, besonders für jüngere Leser, die empfänglich für diese Art von abgedrehtem Humor sein könnten, definitiv lesenswert. Am Ende bleibt jedoch die Frage, welches Ziel der Manga eigentlich erreichen will. Mehr und mehr kommt der Eindruck auf, als sei der Manga nur ein Begleitheft. So taucht mit Martin plötzlich ein Charakter auf, der im Videospiel Yōkai Watch 4 aus dem Jahr 2019 seinen ersten Auftritt hat. Zum Veröffentlichungszeitpunkt des Mangas am 4. November 2021 war das Spiel aber noch gar nicht außerhalb Japans erhältlich und ist es auch über ein Jahr später noch nicht. Darüber hinaus gibt es Randnotizen, die teilweise sogar Spoiler auf andere Werke des Franchises haben. Es ist eine Schande, wie Level-5 außerhalb Japans mit der Marke umgeht. Dafür kann der Manga zwar nichts, aber er leidet leider unter diesen Entscheidungen.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der ersten Auflage): Auch wenn der siebzehnte Band eine leichte Steigerung seit der letzten Ausgabe darstellt, ist die Yōkai-Watch-Reihe noch weit davon entfernt, an anfängliche Erfolge anzuknüpfen. Inzwischen läuft mit der Marke so viel schief, worunter der Manga erheblich leidet. Das ist in erster Linie Lizenzgeber Level-5 geschuldet, aber selbst ein Leser, der sich nicht für die Videospiele oder den Anime begeistert, sollte den Manga als ein selbstständig funktionierendes Werk wahrnehmen können. Das ist leider nicht oder eher gesagt nicht mehr der Fall. Zum wiederholten Male setzt der Manga entweder Wissen aus den Videospielen voraus oder erwähnt diese Fakten in Randnotizen, die eindeutig als Spoiler fungieren und auf Werke hinweisen, die außerhalb Japans oder zumindest noch nicht in Europa veröffentlicht wurden. Dem Manga kann dies nur halbwegs angekreidet werden. Es ist Level-5s Umgang mit der Marke, die Fans seit Jahren sauer aufstoßen. Es mag sein, dass Yōkai Watch außerhalb Japans nicht der große Erfolg beschert ist, aber wenn Teile der Marke so dem Ruf schaden, sollte sich der Lizenzgeber mit dem Autor der Vorlage zusammensetzen und über einen Richtungswechsel nachdenken. So gelungen der Humor in vielen Fällen ist, so sehr könnte die Story einen Aufschwung verdienen – und mit ihrer ursprünglichen Symbiose könnten die Leser der Yōkai-Watch-Reihe davon auch in Zukunft profitieren!
Vielen Dank an Kazé Manga für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Yōkai Watch (Band 17)!