1979 lief der abendfüllende Film Das Schloss des Cagliostro in den japanischen Kinos an. In Deutschland waren japanische Anime zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht so bekannt, weshalb es nicht verwunderlich ist, dass der Film hierzulande erst Mitte der 1980er-Jahre erschien.
Ältere Semester werden sich womöglich noch an den Gang ins Kino erinnern und vielleicht gar nicht mitbekommen haben, dass der Film hierzulande ursprünglich nur in einer geschnitten Fassung das Innere der Lichtspielhäuser erblickte. Es dauerte tatsächlich bis ins Jahr 2006, in dem der damals noch als Anime Virtual operierende Publisher Kazé Anime den Film vollständig ohne Schnitte auf DVD veröffentlicht hat, der zuvor unter anderem auch unter den obskuren Titeln Die Jäger des Cagliostro, Hardyman räumt auf und Hardyman schafft alle: Freiheit für Prinzessin Yasmin gehandelt wurde. 2011 wurde der fast einhundert Minuten lange Film, der im Übrigen die erste Kino-Regiearbeit von Miyazaki Hayao darstellt, zu guter Letzt auf Blu-ray Disc herausgebracht. Inhaltlich beschäftigt sich der Film mit der fiktiven Figur Arsène Lupin III., der an den gleichnamigen Gentleman-Gauner angelehnt ist, bei dem es sich um eine Romanfigur des französischen Schriftstellers Maurice Marie Émile Leblanc handelt. Zusammen mit seinem Komplizen Jigen Daisuke befindet sich der titelgebende Protagonist nach einem millionenschweren Raub auf der Flucht. Bei diesem Unterfangen lernt Lupin Prinzessin von Clarissa von Cagliostro kennen, die wiederum von dem mit ihr verwandten Graf Cagliostro verfolgt und im titelgebenden Gemäuer kurz darauf eingesperrt wird.
Spannendes Abenteuer mit tollen Charakteren
Graf Cagliostro will Clarissa ehelichen, damit die beiden Erblinien der Cagliostro wieder zusammengeführt werden, um ein mächtiges Reich entstehen zu lassen, über das er herrschen kann. Als Gentleman-Dieb kann Lupin das nicht zulassen. Des Weiteren handelt es sich bei dem erbeuteten Geld um Falschgeld, das aus dem Eigentum des Grafen stammt. So können Lupin und Daisuke im besten Falle zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Noch dazu tauchen mit Mine Fujiko und Goemon Ishikawa XIII zwei Bekannte von Lupin auf, die ihm bei seinem Unterfangen unterstützen. Auch der bei Interpol arbeitende Zenigata Kōichi ist mit von der Partie, wird er doch von Graf Cagliostro dazu benutzt, um Lupin beim Eindringen ins Schloss zu hindern. All dies wird unterlegt mit packender Musik von Komponist Ōno Yūji, durch die das Geschehen von der ersten bis zur letzten Minute spannend bleibt. Wer den Film in den 1980er-Jahren im Kino oder auf VHS gesehen hat, muss sich im Deutschen auf eine neue, aber professionelle Synchronisation einstellen. Sprecher wie Peter Flechtner als Lupin, Tilo Schmitz als Daisuke und Jörg Hengstler als Graf Cagliostro funktionieren richtig gut in dieser Kombination. Während die deutsche Fassung wahlweise in DTS-HD Master Audio 2.0 oder 5.1 vorliegt, steht der japanische Originalton in DTS-HD Master Audio 5.1 oder Mono zur Verfügung. Dolby Digital 2.0 und DTS-Master Audio 5.1 sind es im Französischen.
Detailreiches Abenteuer
Unter optischen Gesichtspunkten kann Das Schloss des Cagliostro wirklich auf ganzer Linie punkten. An jeder einzelnen Stelle ist zu erkennen, wie viel Liebe und Mühe Miyazaki und sein Team in den Film gesteckt haben. Die handgezeichneten Hintergründe, die detaillierten Umgebungen und die fein gezeichneten Charaktere mitsamt Schattierungen, Animationen und Effekten wirken wie aus einem Guss. Vor allem das titelgebende und in gewisser Weise italienisch beeinflusste Schloss mitsamt seinen architektonischen Merkmalen wie Säulen, Fresken, Kapitellen und Gemälden wirkt einladend und abschreckend zugleich. Es lockt sowohl den Zuschauer als auch die Protagonisten sprichwörtlich in die Falle. Darüber hinaus sind je nachdem mal adrett und mal vermummt gekleidete Charaktermodelle zu sehen, die bei den Figuren sofort erkennbar machen, welche Rolle sie verkörpern. Wie in kaum einem anderen Film gelingt es dem Klassiker, die wichtigsten Informationen auf einen Blick an den Rezipienten zu vermitteln. Kein einziger Blick auf das bildschirmfüllende 16:9-Format in der Auflösung von 1080p ist vergeudet. Heutige Produktionen können sich von diesem Film inspirieren lassen. Auch wenn der Film ohne Boni auskommt, ist Das Schloss des Cagliostro auch Jahrzehnte nach der Uraufführung auf Blu-ray Disc ein absolut sehenswertes Abenteuer.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Das Schloss des Cagliostro ist ein sehr schönes Abenteuer, das jeden Fan des titelgebenden Gentleman-Diebes ansprechen dürfte. So gilt der Film aus dem Jahr 1979 nicht umsonst seit jeher als Klassiker, denn die mitreißende Story, die illustren Charaktere, der charmante Humor und die gut dosierte, aber stets packende Action stehen für sich und ergeben in dieser Kombination einen herausragenden Film. Dazu kommen adrett gekleidete und reichlich animierte Charaktermodelle, die hervorragend ins titelgebende und nicht zuletzt detailliert gestaltete Schloss passen. Es mag ein Zeichen der Zeit sein, doch im Vergleich zu Jahrzehnte später entstandenen Werken kann der Film Das Schloss des Cagliostro mit seiner regen Handarbeit dermaßen beeindrucken, dass er auch heute noch ein fantastisches Werk abgibt. Alleine schon unter dem Gesichtspunkt, dass es sich hierbei um Miyazaki Hayaos erste Regiearbeit bei einem Kinofilm handelt, sollte das Werk von jedem Anime-Fan zumindest einmal im Leben in dieser würdigen Fassung gesehen werden.
Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Das Schloss des Cagliostro!