Kirby ist von Nintendos Switch nicht mehr wegzudenken. Mit Kirby’s Return to Dream Land Deluxe erschien im März 2023 das dritte große Jump-’n’-Run-Abenteuer mit dem Edelknödel in der Hauptrolle. Die erweitere Portierung von Kirby’s Adventure Wii begeistert auch heute.
Im kunterbunten Dream Land geht es mal wieder drunter und drüber. Kirby bekommt seinen Mund nicht voll genug und stibitzt König Dedede kurzerhand ein schmackhaftes Stück Erdbeertorte. Der Monarch lässt dies natürlich nicht einfach auf sich sitzen und nimmt zugleich die Verfolgung auf. Im Schlepptau folgt ihm sein getreuer Waddle Dee. Unterwegs ist es Meta-Knight, der sich der munteren Truppe anschließt, als plötzlich wie aus dem Nichts ein Raumschiff auf Planet Pop notlanden muss. Neugierig wie die vier Charaktere nun einmal sind, untersuchen sie das unbekannte Flugobjekt genauer und treffen dabei den Außerirdischen Magolor. Nachdem dieser aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht ist, wird er auch schon von der nächsten Wendung fast umgehauen. Funktionswichtige Bauteile seines Raumschiffes wurden über Planet Pop verstreut, zudem sind auch alle einhundertzwanzig Zauber-Zahnräder abhanden gekommen. Magolor bittet Kirby und seine Freunde darum, die Bauteile zusammen zutragen, damit er wieder in den Weltraum entschwinden kann. Das Unterfangen erweist sich aber als schwieriger als gedacht, denn die wertvollen Objekte haben sich die bekannten Bösewichter des Kirby-Universums klammheimlich eingesteckt und werden diese wohl nicht und vor allem nicht ohne Kampf in Kirby’s Return to Dream Land wieder herausgeben.
Abwechslungsreicher Planet Pop Star
Für Kirby beginnt abermals ein Abenteuer, doch dieses Mal muss er es nicht alleine bestehen. Wir reden hier aber nicht von den tierischen Begleitern, die unter anderem aus Kirby’s Dream Land 2 bekannt sind, sondern von den eingangs erwähnten Charakteren. König Dedede, der hierzulande auch als König Nickerchen bekannt war, Waddle Dee und Meta-Knight schließen sich Kirby bei der Suche an. Die Reise führt uns in die entlegensten Ecken des sternförmigen Planeten, wo sehr abwechslungsreiche Welten auf uns warten, die allesamt nach leckeren Schlemmereien benannt sind. Hier erwarten uns saftige Graslandschaften, felsige Gebirgsketten, Blätterwälder, sonnige Strände, verschneite Landstriche, dunkle und mit Lava überfüllte Höhlen oder gefahrenvolle Fabriken, die einem Donkey Kong Country entsprungen sein könnten. Dieser Abwechslungsreichtum wird nicht nur in den verschiedenen Spielabschnitten geboten, denn der kugelrunde Held setzt vor allem auf seine seit Kirby’s Adventure genutzte und altbekannte Fähigkeit des Einsaugens – und diese macht jede Menge Spaß! Wir dürfen nach Lust und Laune so gut wie jeden erdenklichen Feind, der uns plötzlich vor den Mund läuft, aufsaugen und uns deren fantastischen Spezialfähigkeiten bedienen. Schlucken wir einen Schwerkämpfer runter, dürfen wir ebenfalls mit einem Schwert wie wild herumwirbeln.
Mächtiges Repertoire an Spezialfähigkeiten
Damit hört das Repertoire an Spezialfähigkeiten natürlich noch nicht auf. Wir haben ebenfalls die Möglichkeit, mit einem Zauberstab eingemauerte Bombenblöcke zum Explodieren zu bringen oder mit einem scharfen Bumerang Seile zu durchschneiden. Außerdem dürfen wir Feuer spucken, Gegner einfrieren oder in bester Indiana-Jones-Manier mit einer Peitsche auch entfernte Items packen. Zudem treffen wir gelegentlich auch auf mächtigere Wesen, die uns ebenso mächtige Spezialfähigkeiten verleihen, allerdings nur temporär. Unser Schwert wächst da schon mal auf eine überdimensionale Größe an und vernichtet nicht nur mehrere Gegner auf einen Streich, sondern kann auch gleich vorgeschriebene Stücke der eigentlichen Level-Architektur ausradieren. Mit einem riesigen Hammer können wir ähnliches verrichten und mit einem auf dem Bildschirmabschnitt frei kontrollierbaren Zauberball aktivieren wir spezielle Schalter, um geheime Wege freizulegen. In der Form eines riesigen Schneeballs können wir dann ach schon mal ganze Gegnerhorden überrollen und setzen uns dann auch auf die Spitze eines brodelnden Vulkans – nicht etwa, um uns selbst zum Schmelzen zu bringen, sondern um eines der immer wiederkehrenden geheimen Zugänge zu einer anderen Dimension zu öffnen.
Das Tor in eine fremde Dimension
Es erwartet uns hier eine Wand, die von einem Bildschirmrand zum nächsten gleitet. Dieser immer näherkommenden Wand müssen wir entkommen, um nicht zerquetscht zu werden und die verschiedenen Hindernisse des Levels aus dem Weg zu räumen. Oft liegen auch große Blöcke herum, die wir nur aus der Welt schaffen können, wenn wir sie verstärkt aufsaugen. Während wir auf der Wii die quer gehaltene Wii Remote schütteln, reicht auf der Switch ein einfacher Knopfdruck. Abschließend können wir diese Objekte ausspucken, die uns daraufhin den Weg bis zu einem festen Stück der Level-Architektur bahnen. Am Ende lassen sich jeweils zwei Zauber-Zahnräder finden, die wir nach dem Kampf gegen den ständig gleichen, aber durchaus unterschiedlich reagierenden Zwischengegnertyp erhalten, sofern wir siegreich aus der Auseinandersetzung herausgehen. Sollten wir verlieren, müssen wir den geheimen Spielabschnitt wieder von vorne angehen. Die restlichen Zauber-Zahnräder sind übrigens mal mehr und mal weniger gut in den eigentlichen Levels versteckt. Wenige Zahnräder können wir beim ersten Spielen des Levels übrigens nicht immer bekommen, da für diese gute Reflexe gefragt sind, weil wir für jene Objekte meistens auch nur eine Gelegenheit bekommen. Das zieht das Spiel an wenigen Stellen zwar unnötig in die Länge, doch das erneute Betreten der Level von Kirby’s Return to Dream Land Deluxe unterhält genauso wie der erste Besuch.
Freizeitbeschäftigung auf dem Raumschiff
Je mehr Zahnräder wir im Spiel sammeln, desto mehr Optionen erlangen wir im Raumschiff. Das heißt, wir erhalten unter anderem Zugriff auf Minispiele. Entweder wir treffen eine Zielscheibe mit Wurfsternen in einem japanisch anmutenden Szenario oder wir ballern wie verrückt mit einer Laserpistole auf Roboter, die berühmten Kirby-Persönlichkeiten nachempfunden sind, beispielsweise dem Koch Kawasaki. Neu in der Deluxe-Version ist ein kleiner Park, in dem wir auch gänzlich neue Minispiele bestreiten dürfen. In den Trainingsräumen dürfen wir nach Lust und Laune die verschiedenen Spezialfähigkeiten ausprobieren und gegen eine Trainingspuppe einsetzen. Sinnvoller sind schon die Challenges, in welchen wir jeweils eine ausgesuchte Spezialfähigkeit ausführen und einen vorgeschriebenen Parcours in einer knapp bemessenen Zeitspanne ablaufen müssen. Dabei müssen wir möglichst jeden Gegner besiegen und viele Münzen sammeln, die uns Punkte auf unser Konto schreiben, doch Obacht! Für jede Feindesberührung und sonstige Verletzten verlieren wir wertvolle Punkte. Hier zählen also nur gute Ergebnisse, was besonders Vielspieler freuen und vor allem fordern dürfte. Wer in jeder Disziplin eine Goldmedaille einstecken möchte, muss sich in Geduld üben und öfters ein und denselben Parcours immer wieder angehen, da einige Stellen recht knackig ausfallen.
Mehrspieleroptionen
Der Titel richtet sich in erster Linie aber natürlich nicht an Vielspieler. Vielmehr möchte das sehr einsteigerfreundliche Spiel mit seinem Mehrspielermodus auf sich aufmerksam machen. Zu fast jedem Zeitpunkt dürfen bis zu drei zusätzliche Spieler mit in das Geschehen ein- oder aussteigen. Für jeden Spieleinstieg wird ein Leben abgezogen, bei jedem Spielausstieg wird ein Leben hinzuaddiert. 1-ups sollten wir im Spiel sowieso mehr als genug finden. Im Gegensatz zur Wii-Fassung werden Leben auf der Switch gespeichert. Bei jedem Neustart des Spiels können wir also mit der exorbitanten Anzahl an Versuchen starten. Unsere Mitspieler haben jedenfalls die Möglichkeit, in die Rolle von König Dedede, Meta-Knight, Waddle Dee oder gar in einen andersfarbigen Kirby zu schlüpfen. Jeder Charakter kann in der Deluxe-Fassung übrigens eine Maske tragen. Fans finden hier sicherlich sehr schnell ihren persönlichen Favoriten! Wir müssen allerdings dazu sagen, dass der Vierspielermodus nicht so amüsant wie die Rangelei in New Super Mario Bros. U ausfällt. Trotzdem ist die Mehrspieleroption eine willkommene Abwechslung, die besonders bei Anfängern auf Gegenliebe stoßen wird. Optisch besticht Kirby mit hübschen Grafiken, die dabei an ältere Teile der Reihe erinnern, etwa an den Super-Nintendo-Klassiker Kirby’s Fun Pak oder auch den Nintendo-64-Ableger.
Leichte, aber durchweg angenehme Kost
Der Soundtrack ist zwar immer schön zu hören, gehört aber im Vergleich nicht zum Besten, was die Serie zu bieten hat. Während bei Kirby und das extra magische Garn Optik und Sound miteinander kombiniert sind, sich sogar gegenseitig ergänen, trällern die Melodien im jüngsten Teil zwar wunderbar vor sich hin und überzeugen uns auch mit neuen Tracks, doch es fehlen hier und da bekannte Melodien der klassischen Teile, an die sich Kirby’s Return to Dream Land offensichtlich anlehnen möchte. Hier hätten Komponisten und Entwickler deutlich mehr herausholen können. Genauso wenig verstehen wir, warum auch der Deluxe-Variante von vornherein keine Schwierigkeitsgrade spendiert wurden. Nintendo sollte es gut genug wissen, dass es mehrere Spielergruppen gibt, die unterschiedlich gefordert werden möchten. Im gesamten Testzeitraum haben wir übrigens kein einziges Mal den Game-Over-Bildschirm gesehen. Erst nach dem einmaligen Durchspielen erhalten wir Zugriff auf einen fordernden Spielmodus, der sich aber in sonstigen Belangen kaum vom ursprünglichen Spiel unterscheidet. Gelungen ist übrigens der Epilog, der nach dem Abspann freigeschaltet wird. In diesem spielen wir Magolor, der seine Kräfte verloren hat. Kirby-Fans, die das Wii-Original noch nicht gespielt haben, sollten zuschlagen. Für Kenner gibt es aber nur wenige Gründe, erneut zum Spiel zu greifen.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Nintendo-Switch-Fassung): Mit Kirby’s Adventure Wii respektive Kirby’s Return to Dream Land habe ich bereits 2011 das Kirby-Spiel bekommen, was ich mir schon seit Nintendo-64-Zeiten gewünscht habe. Neben vielen anderen Serienteilen ist auch Kirby’s Return to Dream Land einen Blick wert, weist aber dieselben kleinen Probleme auf wie das Wii-Original. Kirby-Titel sind nämlich nicht gerade für ihre knackigen Schwierigkeitsgrade bekannt, doch nach all den Jahren würde ich mir wirklich mal wünschen, dass sich die Entwickler mal etwas trauen oder zumindest einen einstellbaren Schwierigkeitsgrad in das Spiel integrieren. Es kann doch einfach nicht sein, dass ich erst nach dem ersten Durchspielen Zugriff auf so etwas erlange. Obwohl mich dies zwar stark ärgert, ärgert es mich noch mehr, dass man auf bekannte Melodien der Klassiker an vielen Stellen verzichtet hat. Zwar hört man schon mal beliebte Tracks, doch diese reduzieren sich auf ein Minimum. Trotzdem hat mir die musikalische Untermalung besonders in den letzten Levels sehr gut gefallen, was das ganze wieder wettmacht. Wer bunte Abenteuer mit sympathischen Spielcharakteren mag und nichts gegen einen zu leichten Schwierigkeitsgrad einzusetzen hat, wird von Kirby’s Return to Dream Land begeistert sein. Kenner des Originals freuen sich über einen etwa zwei Stunden langen Epilog und neue Minispiele, die aber kaum einen erneuten Kauf rechtfertigen dürften.
Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars zu Kirby’s Return to Dream Land Deluxe!